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8sr das türkische Bad-et auf eine Schaldenläst von un gefähr LbO Million« Pfund Sterling gebracht wird. Jn^der Mao ist die finanzielle Lage der Türkei «ine äußerst trostlose ; die Staatsschuld wächst jedes Jahr um eine halbe Million Pfund Sterling. Da kann der Bankerott unmöglich noch lange auf sich warten lassen. Die moralische Fäulniß ist ohnehin unter Türken und Griechen längst krebsartig geworden. Ast vön den letzten Sultanen mehrfach versuchten Reformen nach europäischem Zuschnitt finden im Bolle kein« Boden und können im günstigsten Falle das politische Absterben der Türkei nur etwas ver zögern. Auf der anderen Seite tragen Vorgänge, wie her Massenmord in Povgoricza, wiederum dazu b«, den Verwcsungsproceß zu beschleunigen. ES wird sich schließlich nur darum handeln, wie die orientalische Frage gelöst werden soll und wer die Erbschaft anzutreten hat. Rußland hält sich in erster Linie für erbberechtigt ; ohne Zweifel werden sich aber noch andere Bewerber melden. Deutsches Reich. Thumitz, 5. Nov. In vergangener Nacht hat sich hier der 16jährige Schmiedelehrling Hoher unweit seiner Wohnung an einem kleinen Pflaumen baume erhängt. Jedenfalls ist Furcht vor den Folgen leichtsinniger Streiche die Veranlassung zu dem traurigen Selbstmorde gewesen. 2ß Umschau in der Lausitz, 5. November. Am 28. Oclbr. hat sich zu Großhennersdorf der 60 Jahre alte Tagelöhner Ziesche erhängt. — Zu Nie- derfriererSdorf ist am 1. d. die Scheune des Kretschams abgebrannt und hat dabei der Pachter feine fämmtlichcn Erntevorräthe und eine Partie Thierhäute verloren. — Der Consumvercin zu Oder witz, welcher ca. 600 Mitglieder zählt, hat die Ab sicht, eine eigene Bäckerei für seine Mitglieder zu errichten.— Am 4. d. wurde zu Bautzen der Ge burtstag Ihrer Maj. der Königin Carola durch eine Neveille der Militärmusik vor anderen Tagen aus gezeichnet. Löbau, 3. November. Gestern trat hier der sächsische Gemeindetag im festlich geschmückten Saale des „Wettiner Hofs" zu seiner Jahres versammlung zusammen. Der Vorsitzende, Stadt math Blume von hier, eröffnete die Versamm lung, die vom Stadtrath Grille im Namen der Stadt begrüßt wurde und hierauf zum ersten Gegenstand der Tagesordnung, der Gemeindesteuerfrage, überging. Hierüber referirte vr. Gen sei aus Leipzig, der in längerer Rede die hierüber auf gestellten Thesen empfahl. Diese wurden nach lebhafter Discussion, an der sich die Herren Bürger meister Hirfchberg (Meißen), Bürgermeister Kunatb (Oschatz), Bürgermeister Herrmann (Roßwein), Bürgermeister Erchenbrecher (Leisnig), Bürgermeister Müller (Trebsen), Gemeindevorstand Jnngmckel (Limbach) betheiligten, sämmtlich angenommen. — Der -weite Gegenstand der Tagesordnung betraf die Organisation' de» Genie i ndepe nsionSwesön«. Rrferend Bürgermeister Ludwig - Wolf (Großenhain) empfahl solgendi These«:' "" - - > l^nvü »Mchjldie-SteoWnUsoti»« deeVrrwaltüüg hervor-' Gemeinden angezeigr erscheinen, ihre Beamten in Hinsicht? der SristeaibedwMiW, den ShßarS.beawtw zleichtüftellea. 2. Jnrbff,adere verschafft dir Gründung eine« Pension«» raffenvetbande« den 'Gemeinden "chie Möglichkeit, ohne merkliche Belastung der einzelnen Gemeinde in ihrem eigenen, wie im Interesse ihrer Beamten da« Princip der Anrechnung der in verschiedenen Gemeinden verbrachten Dienstzeit anzunehmen. 3. Kür einen PensionScaffrnverband bildet da« Princip der Gegenseitigkeit die zweckmäßigste Grundlage. 4. Das Prineip der Gegenseitigkeit fordert di« Annahme eine« Beitragsmodus, welcher vermittelt, daß jede Ge- meinde nur nach dem ihr zukommenden Verhältnisse bri- gezogen werde und welcher verhütet, daß eine Gemeinde über Gebühr belastet werde. Se Zur Verhütung ungerechtfertigter Pensionirungen von Beamten und darin liegenden Mißbraucht der Verband«» easse, ist eine theilweise Heranziehung der pensionirenden Gemeinde zur Beamtenpensivn geboten. Nach langer Debatte wurden auch diese Thesen an genommen. — Ferner stand auf der Tagesordnung ein Antrag des Stadtraths in Dahlen, die Beschaff ung von Amtswohnungen für die Bürgermeister betreffend. Referent, Stadtrath Hendel aus Dresden^ war nicht anwesend. An dessen Stelle beantragte Adv. vr. Enzmann aus Chemitz, zur Tagesordnung überzugehen, was auch geschah. — Der letzte Punkt der Tagesordnung war ein Antrag, das Gemeinde feuerlöschwesen betreffend. Referent Stadtrath Blume führte aus, es sei die Pflicht der Gemein den, das Gemcindefeuerlöschwesen zeitgemäß zu ent wickeln, neben der Beschaffung der Löschmittel, die Einführung freiwilliger, beziehentlich für den Dienst zu bezahlender Feuerwehren zu betreiben. Das hohe Interesse, welches der Staat an der Gestaltung des Gemeindefeuerlöschwesens habe, rechtfertige die vom Staate zur Förderung des Gemcindefeuerlöschwesen» getroffenen Maaßregeln, lasse aber gleichzeitig weitere staatliche Maaßregeln zu dem gleichen Zwecke ge troffen, wünschen. Als solche Maaßregeln erkennt der sächsische Gemcindetag folgende an: t) Die Bestimmung, daß die nach § 3, II de« Regulativs, den Feuerwehrfond detr., vom 19. April 1873 behufs der Errichtung von Feuerwehren und deren vollständigere Ausrüstung bestimmten Beihilfen auch auf die Unter weisung der dessen bedürftigen Feuerwehren im Feuer löschwesen erstreckt werden; 2) eine Bestimmung, wonach der Standpunkt des Feuerlösch wesens in den Gemeinden maßgebend erklärt wird für die Festsetzung gewisser Leistungen an den Staat z. B. dergestalt, daß die für die Landesimmobiliarbrändversschc- rungscaffe zu erhebenden «randversicherungsbeiträge nach Maaßgabe der Beschaffenheit der örtlichen Feuerlöschein- richtungen in den Gemeinden verschieden (bei dem Vor handensein schlechter Feuerlöscheinrichtungen höher, bei dem Vorhandensein guter Feuerlöscheinrichtungen niedriger) classisicirt werden. Bride Bestimmungen wurden zum Beschluß erhoben. — In den neuen Vorstand wurden gewählt: Bürgermeister Hirschberg (Meißen), Bürgermeister Ludwig-Wolf (Großenhain), Handclskammersccretär vr. Gensel (Leipzig), Gemeindevorstand Jungnickel (Limbach), Stadtrath Blume hier. Im künftig« Jahr wird der sächsische Gemeindetag in Leisnig tagen. (Dr, Z.) Die Freimaurerlandrsloge in Sachsen, welche würdige und bedürftige Invaliden an» den Jahren 181L—1815 oder deren Wittwen und Waisen unter stützt; fordert alle Diejenigen, deöet, vergleiche« noch nicht unterstützte hilfsbedürftige Personenbekaitot sind, aus, solch« schriftlich bi» spätesten« p« .