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Bischofswerda, Stolpen »nid Umgegend ^596. > Mittwoch, den 4. Deeember inen l z« «ds- t mir rg.Pf. Amtsblatt Leo Königlichen Gerichtsamtes «nL Les Ktadtrathe» zu Discholswerda Das preußische Abgeordnetenhaus hatte im Laufe voriger Woche wieder einmal zwei Sitzungen, deren Interesse weit über die Grenzen des Landes hinausreicht. Stehen Männer wie Reichensperger and Mallinkrodt auf der Tagesordnung als Antrags steller oder Interpellanten, dann wendet sich den Debatten eine erhöhte Aufmerksamkeit zu, denn es gilt, Zepge des Kampfes zu sein, der zwischen Staat und Kirche ungeschwächl fortdauert. Doch zur Sache! Da lebt in der Stadt Braunsberg der Gymnasial lehrer Ur. Wollmann, der den kühnen Sprung der deutschen Bischöfe vom altkatholischen in das un fehlbare Lager nicht mitmachte. Darob erzürnt, will ihn der Bischof von Ermland vom Amte entsetzen. Aber der Staat sagt: Ur. Wollmänn ist mein, er ist Staatsbeamter, nur ich kann ihn absetzen; ich würde ihn vom Amte bringen, wenn triftige Gründe Vorlagen, allein sein'Nichtglaube, sein Leugnen der Unfehlbarkeit läßt ihn in den Augen des Staates genau als denselben guten Katholiken erscheinen, wie der Bischof von Ermland einer zu sein sich dünkt. — Nun verlangte der Abg. Reichcnsperger: die StaatLregierung sollte unter „katholisch" nur noch „neukalholisch" verstehen, und „altkatholisch" straf rechtlich verfolgen, d. h sich zum Büttel des Bischofs von Ermland machen. Ging das Abgeordneten haus darauf ein, so war die Unfehlbarkeit sanctionirt und den Altkatholikcn die Kätholicitäl abgesprochen. Hierin lag die Falle, welche die Ultramontanm stellten. Aber das Haus erklärte: Wir haben keine Veranlassung, eine Entscheidung über die gegenwär tig die katholischen Kreise bewegenden dogmatischen Streitigkeiten zu fällen! Weiter verlangte in der darauffolgenden Sitzung der Abg Mallinckrodt, daß die Regierung jenes Re- script zurücknehme, durch welchen OrdcnSmitgliedern die fernere Thätigkcit in der Volksschule untersagt wird. Cultusminister Ur. Falk trat hierbei mit einer Entschiedenheit den Clcrikalen gegenüber auf, die je den Gedanken ausschließt, als wolle der Staat nicht Vielt Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwoch» und Sonnabend», und koket einschließlich der Sonn» adendt erscheinenden „belletristischen Beilage" vierteljährlich 12'Rg«. Inserate werden bi« Dienstag« «ad Freitag« , , . früh 8 Uhr angenommen. - enen von nnev Her- haben wir bejaht; wir scheuen uns nicht, auch so schweren Verhältnissen gegenüber zu treten, wie sie sich gegenwärtig entwickeln; schwere Verhältnisse, die sich zeigen im Auftreten der Bischöfe uud in ihrer Denkschrift, in der Bewegung, welche diese Denkschrift in die Gedanken des Volkes hinüberzu leiten bemüht ist, in den Agitationen des Mainzer Vereins, in den Wanderversammlungen, wo fort während davon geredet wird, daß das Recht und die Ehre der Kirche verletzt werde, während es sich nur darum handelt, dem Staate das Seine zu ge währen ; wo wir sehen, daß die Geistlichkeit an der Spitze derartiger Agitationen steht, daß heißblütige Kapläne vor allen Dingen sich nicht scheuen, in leidenschaftlichen Worten Gemüther, die des Wortes ganze Bedeutung nicht zu fassen vermögen; aufzu regen. Wir sind uns sehr wohl der Bedeutung des Kampfes bewußt; > ein Schritt in diesem Kampfe war die vom Antragsteller angefochtene Verfügung vom 15. Jnni dieses Jahres. Die Regierung steht der katholischen Kirche gegenüber gleich anderen Corporationen. Wenn die katholische Kirche sich dem Staatsgesetze beugt, so geschieht nur, was von ihr verlangt werden muß; unterwirft sie sich nicht, dann mag der Kampf entscheiden. Wir werden aber den Kampf nicht siegreich durchführen, wenn wir allein bleiben; wir brauchen das Land und darum bitte ich Sie, werfen Sie den Antrag des Abg. von Mallinkrodt ab und ^sprechen Sie Ihr Einverständniß mit der Verfügung pom.15. Juni aus. (Stürmischer langte und betätigte so „die UMrstntzung, welche es der Regierung im Kämpf' gegen ?ie Hierarchie ge währt. Ur. Fall hat den Kämpf zwischen Berlin und Rom als einen offenen, als solchen erklärt,, den man ungern angenommen habe, den die Regierung aber energisch durchzuführen entschlossen sei. Äss jetzt ist die Stellung der Regierung zu den Ultra montanen noch 'nie, auch vom Fürsten Bismark nicht, so entschieden acceiituirt worden. Eine solche scharfe Betonung that aber auch Noth. / , ' In Oesterreich fanden jetzt unter Vorsitz des energisch auf der betretenen Bahn weiter gehen. Kaisers Ministerberathungen über die -Frage der Der Kampf, sagte der Minister, ist uns aufgezwun- Wahlreform statt. Auch andere wichtige Dinge gen ; worden.' Wir haben uns die Frage vorlegen sollen gleichzeitig mit erledigt sein. — Ziemlich nx- müssen, ist der Kampf aufzunehmen? Diese Frage erwartet traf dieser Tage Graf Lonyay in Wyn Siebenundjwaazigster Jahrgang. . -