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?26 die deutsche selbst nichk ausgenommen, schon voll» ständig mit dm neuesten Krupp'schen Stahlkanonen versehen, so daß Oesterreich bei seiner Reform sich nicht zu überstürzen braucht, sondern den wirthschaft- lichen Zuständen der Monarchie einige Rechnung tragen kann. In Frankreich hielt die Permanenzcommission der Nationalversammlung vorige Woche wieder eine Sitzung. In derselben gelangten mehrere Inter pellationen zur Beantwortung und brachten zunächst die Deputirten Mahh und Picard von der Linken die Maßregeln gegen die Presse zur Sprache, indem sie sich über das parteiische Verfahren der Regierung beklagten. Der Minister des Innern v. Chabaud- La-Tvur erwiderte darauf, daß er mit Mäßigung, aber mit Festigkeit sich der gesetzlichen Mittel bedienen werde, um die Regierung gegen Angriffe zu verthei- digen. — Der Justizminister Thailhard machte da rauf die Mittheilung, daß der Prozeß gegen die an der Entweichung Bazaine's betheiligten Personen am l4. September vor dem Gerichtshöfe in Grasse (Depar tement der Seealpen) eröffnet werden würde. Der legitimistische Deputirte de la Bouillerce interpellirte dann die Regierung, ob sie ein französisches Kriegs schiff an die Mündung des Bidaffoa senden werde. Der Minister des Innern erklärte im Namen seines College» des Auswärtigen, daß Frankreich, nachdem die Anerkennung der spanischen Regierung von fast allen europäischen Mächten im Princip angenommen worden sei, sich den übrigen Mächten angeschlossen habe. Er habe keine Kenntniß davon, ob die Re gierung Kriegsschiffe an der spanischen Nordküste kreuzen lassen werde, doch wolle sie jeder Interven tion in die inner» Angelegenheiten Spaniens fern bleiben. Die Stationirung einer Trnppenabtheilnng bei Bonry - Madame habe mir den Zweck, Grenz- überichreitungen der Carlisten zu verhindern. - Auf eine Anfrage des legitimistische» Deputirten d'Aboville, ob die spanische Regierung die Erklärung des Be lagerungszustandes in den französischen Grenzdepar tements gefordert habe, erwiderte der Minister, daß dieses Verlangen nicht gestellt worden sei. Hierauf gaben die legitimistischen Deputirten die Erklärung ab, daß sie ihren Protest gegen die Anerkennung der spanischen Regierung wiederholen müßten, womit die Sitzung geschlossen Kurde. Vom spanischen Kriegsschauplätze sind nur einige Streifzüge der Carlisten zu verzeichnen, wobei sie Eisenbahnen zerstörten, zwei Städte — Haro und Calahorra — plünderten und einige Abtheilungen Freiwilliger als Gefangene mitschleppten. Dafür hat der Oberbefehlshaber der Nordarmee den Car listen bei Tuho große Verluste zugefügt. Wichtiger ist jedoch, daß das kleine Puhcerda die heftigen An griffe der Carlisten mit außerordentlicher Tapferkeit abschlug. — Der Graf Chambord hat an seinen Neffen Don Carlos ein Schreiben gerichtet, worin er dessen gottgefällige Unternehmungen belobt und seine frommen Wünsche für den Erfolg der guten Sache ausspricht. Die Königin von England ist fern in den schottischen Hochlanden, der Thronfolger in Berlin, die Thronfolgerin in Kopenhagen, die Minister sind auf dem Lande oder in der Fremde, die Politik ruht daher ganz und gar. Don inneren Angelegenheiten nehmen vorzugsweise die StrikeS und die mit diesen zusammenhängenden Ausgleichsversuche in den Koh- lenbezirken die Aufmerksamkeit in Anspruch. Als Einberufungstermin des nächsten Reichstages ist der „D. R- C." zufolge nunmehr der 13. Octbr. definitiv in Aussicht genommen worden. Die Gesammt - Ausprägung an ReichSgsld- münzen belief sich bis zum 22. August auf 1,062,983,780 Mark. An Reichs-Silbermünzen wurden bis dahin 30,734,724 Mark 20 Pfennige, an Reichs-Nickelmünzen 3,911,536 Mark 20 Pfg. und an Reichs-Kupfermünzen 1,043,392 Mark 57 Pfennige ausgeprägt. Die neuen silbernen Fünfmarkstücke, welche der Reichstag im Widerspruch mit dem Münzgesetz neben dem goldnen Fünfmarkstück beschlossen hat, werden dieser Tage in den Verkehr gelangen. Was dagegen die Einziehung der alten Münzen betrifft, so wird sich dieselbe nunmehr auch auf die Zweigulden- und sodann auf die Zweithalerstücke ausdehnen. In Straßburg ist nunmehr die Verordnung, welche die deutsche Sprache als obligatorische Unter richtssprache in den Elementarschulen einführt, nun auch auf die höheren Töchterschulen und Mädchen- pensionate ausgedehnt worden, jedoch mit einigen Beschränkungen. Der König von Würtemberg und der Kron prinz von Deutschland haben sich in Heilbronn be grüßt, nachdem der König dahin gekommen war. Bei dem Festmahl, welches zu Ehren des Kronprinzen stattfand, brachte König Karl, wie dem „Dr. I." berichtet wird, folgenden Toast aus': „Ich lade die Festgäste ein, auf das Wohl, unseres Kaisers unv seines Sohnes des deutschen Kronprinzen zu trinken." Der deutsche Kronprinz erwiderte diesen Toast mit folgenden Worten: „Ich trinke auf das Wohl des Königs von Würtemberg, welcher ein Land regiert, das die deutsche Treue in seiner ganzen Geschichte erprobt hat. Mit aufrichtigster Freude habe ich bewährt gefunden, daß mit dem Worte „„Hier gut Würtemberg allerweg"" zugleich dem geeinigten Deutschland eine Stätte bereitet ist, in welcher nach dem erhabenen Beispiele des Königs dem Reiche Treue gehalten wird." Bon den beiden Führern der österreichische» Nordpol-Expedition, den Capitänen Payer und Weyprecht, sind von Wardöc in Norwegen Tele gramme mit kurzen Angaben ihrer Erlebnisse in Wien eingegangen. Die Telegramme sind zwar sehr verstümmelt, doch geht Folgendes daraus her vor: Das wohlausgerüstete Schiff „Tegethoff" ward im August 1872 vom Eise eingeschlossen und mit diesem nordwärts bis zum 79,,, Grade getrieben. Im Sommer 1873 versuchten sie während 5 Monaten das Schiff frei zu bekommen, doch vergeblich, das selbe war durch Eispressungen 7 Fuß gehoben. Im Herbst 1873 wurde nördlich des 80. Grades ein ausgedehntes Land entdeckt. Das Schiff wurde dem Lande bis auf 3 Seemeilen nahe getrieben, mehrfache Landreisen zu Schlitten unternommen und interessante Entdeckungen über das »euentdeckte Land gemacht. Eine Begrenzung desselben wurde