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er an vielen Orlen Deutschlands festlich begangen und nunmchr begegnen sich Aller Gedanken in der Bevorzugung dieses Tages. Denn e« war der 2. September, der mit der Nachricht von der Waffen streckung bei Sedan und Napoleon'« Gefangennahme einen unerhörten Siegesjubel in allen deutschen Gauen hervorbrechen ließ. ES war der Tag, wo ganz Deutschland die Ahnung durchzuckte, der Sieg könne uns nicht Mehr entrissen werden und das längst ersehnte einige Vaterland sei gewonnen. Wer den Enthusiasmus dieses Tages heute vor vier Jahren erlebte, der sagte sich: ein solcher Moment kann nie vergessen werden; der Gedanke an ihn wird un« noch bis in'S späteste Alter über alle Sorge, allen Streit, alle Plage des Augenblicks erhebe«! Ja so ist es und so wird es noch lange, lange bleiben! Darum können wir so recht von Herzens Grunde an keinem anderen Tage die großen Erinnerungen des Krieges und Sieges feiern, als an dem Tage von Sedan! Freilich war der Krieg mit dem in der Geschichte beispiellosen Siege bei Sedan noch nicht zu Ende, aber nachdem am 2. September die einzige noch im freien Felde operircnde Armee Frankreichs capitulirt hatte, war ein erfolgreicher Ausfall der in Metz eingeschlossenen Rhein-Armee nicht mehr möglich. Denn, wenn sie sich mit unermeßlichen Opfern durch den Belagerungsring hindurchschlug, wer hätte sie, die doch nur auf eine ganz kurze Zeit verproviantirt sein konnte, vor dem Mangel schützen, vor der Ver nichtung durch die verfolgenden deutschen Armeen retten können! Mit dem Tag von Sedan ging also auch Metz dem sichern Fall entgegen und damit schied Frankreichs letzte diSciplinirte Armee aus dem Kreise der gegnerischen Widerstandskräfte. Was der Feind den deutschen Armeen noch entgegenwerfen konnte, waren schlecht vorbereitete, mehr oder weniger un- disciplinirte Massen, die allerdings Frankreich noch in gewaltiger Zahl aufbot, welche aber selbst gegen eine Minderzahl geübter, deutscher Truppen nichts auszurichten im Stande waren. So wurde mit dem Tage von Sedan doch eigentlich Alles entschieden.. Kein Unbefangener kann sich verhehlen, daß trotz aller schönen Vorsätze und trotz aller Prahlereien Frankreich die Kraft, die Einigkeit und Disciplin nicht wieder erreichen konnte, die es unter Napoleon III. besaß und die am 2. Septbr. 1870 zersplitterte. Frank- reich ist seit jenem Tage dis auf diese Stunde ein Chaos voll wider einander kämpfender Elemente geblieben. Wir können diesen Tag, der unserm anmaßenden, übermüthigen Gegner den Sturz, dem deutschen Volke aber die Gewißheit seiner Einigung und seiner Wiederherstellung in den alten nationalen Grenzen brachte, mit reinem Herzen begehen, denn nicht die Deutschen waren der angreifende Theil, nicht die Deutschen die Eroberungssüchtigen. Die Franzosen stürzten sich in den Krieg, weil sie nach der Rhein grenze und noch weiter trachteten. Napoleon war eS, der durch den Krieg und Sieg seine Dynastie für immer befestigen wollte. Die Vorsehung entschied anders, sie ließ den bedrohten, den angegriffenen Theil siegen, sie gab ihm die Macht, sich festere Grenzen zu schaffen und hinterlistig geraubte Städte und Landschaften wieder an sich bringen. ES ist eipeS großen und edcldenkendep.Volke» würdig, den Tag, da sich die Vorsehung ihm so sichtbar in ihrem Walten enthüllte, mit Dank zu begehen. Nicht eine Partei, nein das ganze Volk fühlt sich gedrungen, diesen Tag zu feiern und Golt seinen Dank darzubringen für das Große, das er an uns gethan. Preisen wir ihn cinmüthig, daß er unser herrliches Vaterland, welches durch die Un einigkeit seiner Fürsten und Stämme im Laufe der Jahrhunderte so schwere Demüthigungen erfahren^ wieder in alter Kraft und Einigkeit anfgerichtet und uns einen Tag hat schauen lassen, wo die helden- müthigen Söhne aus Süd--, Nord- und Mitteldeutsch land einig und stark den übermüthigen Megner deut scher Macht und Einigkeit niederwarfen, einen Tag, dessen Andenken uns alle Zeit erheben und ermahnen wird, mit vereinten Kräften nur die Einheit, Größe und Herrlichkeit des theucrn deutschen Vaterlandes zu suchen. An solchem Tage schweige jeder Partei hader. Wenn die Priester des Zeus in Olympia den Tag der großen Nationalspiele an der Furth des Alpheios auSgerufen hatten, dann begann bei Allen, die sich Hellenen nannten, für die Dauer des Festes eine Zeit der Waffenruhe. Freies Geleit führte die, welche der Feier beiwohnten, durch die Städte und Länder, die sie eben vorher vielleicht mit kriegerischem Einfall heimgcsuckt. In allem Zwie spalt, ver das parteisüchtige Volk der Griechen fast unaufhörlich in blutige Bürgerkriege verwickelte^ wurde die Heiligkeit des größten nationalen Festes in Ehren gehalten und das gezückte Schwert kehrte in die Scheide zurück, wenn die heilige Festzeit ge kommen war. Und so sei es fortan auch bei uns am Tage von Sedan. Die Anerkennung der spanischen Regierung durch Deutschland und Oesterreich ist-nunmehr voll zogene Thatsache. Die Bedeutung dieses Actes für Spanien selbst brauchen wir nicht mehr auseinander zu setzen. Wir können dem unglücklichen Lande nur wünschen, es möchten sich alle diese segensreichen Folgen einstellen, die mit Nothwcndigkeit daraus sich ergeben müssen, daß die Regierung von Madrid als die einzig gesetzliche des Landes anerkannt, das Haupt quartier Don Carlos aber als eine Ansammlung, gesetzloser Empörer gekennzeichnet ist. Rußland'« Bedenken zu beschwichtigen, ist allerdings für dem Augenblick der Diplomatie nicht gelungen. Das Cabinet von St. Petersburg ist der Meinung, daß für jetzt keine zwingende Veranlassung vorliege, aus seiner Reserve herauszutreten und von jenen konser vativen Traditionen abzuweichen, die stets den Leit stern der russischen Politik gebildet haben. Es spie len aber auch unverkennbar persönliche Motive in der russischen Politik mit. Rußland hatte gehofft, durch einen von ihm einberufenen und geleiteten internationalen Congreß die Führung von Europa- wieder zu erlangen, die es trotz aller Freundschaft für das deutsche Reich doch nur ungern in dessen Händen sah. Ueberdies wollte Fürst Gortschakoff seine lange diplomatische Laufbahn mit einem Werk abschließen und krönen, welches der europäischen Stellung des Czaarenreiche« zu Gute kommen mußte. Der Mißerfolg de« Brüsseler CongresseS^ welcher am 28. August sein rühmloses Ende erreicht^