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Nachdem 3H« Mqk. de» SAoM^n verlassen- be grüßte Htrr Bürgermeister Ritter rc. Sülz dieselSeu Namen- der Stadt, sowie alsdann Herr Gerichts- amtmann Schütze Ihre Maj. Namen» der versam melten Königl. Beamten und Amtslandschaft begrüßte. Eine Deputation der mitanwesenden Festjungfrauen hiesiger Stadt überreichten Ihrer Majestät der Königin rin Bouquet Mit kurzer aber inniger An sprache. Dem feierlichen Empfange wohnten außer den schon in vor. Nr. genannten Corporationen ferner die Geistlichkeit, das Lehrerkollegium, sowie noch viele andere angesehene Personen hiesiger Stadt und Umgegend bei. 3hre Majestäten verweilten ca. j Stunde am hiesigen Bahnhofe und unterhielten sich mit vielen zur Vor stellung befohlenen Personen in leutseligster Weise. Auch schritt Se. Majestät die Front des in Parade aufgestellten Bürger-Schützen-Bataillons, sowie die Front des Militärvereins ab und äußerte sich höchst wohlwollend über dieselben. Als Ihre Majestäten, welche durch ihre Freundlichkeit Aller Herzen entzückt hatten, den Extrazug wieder bestiegen, brachte Hr. Stadt verordnetenvorsteher E. Peisel mit einigen Abschieds worten verknüpft ein dreifaches Hoch aus, die Musik intonirte die Sachsenhymne und unter einem allge meinen enthusiastischen Hoch der Anwesenden fuhren Ihre Majestäten den getroffenen Reiscdispositionen gemäß ihrem Sommerresidenzschloß Pillnitz zu. U Bautzen, den 8. Juli. So ist er denn erschienen, der ersehnte und wohlvorbereitete festliche Empsangstag, an welchem das allverehrte Königspaar einzog in unsere Manern, um die wohlverdiente Huldigung zu empfangen. Welch' ein Hin- und Hergewoge in den schön geschmückten und reichlich beflaggten Straßen. Ein Ehrenbau prangte am äußeren Lauenthore, welcher mit verschiedenen Em blemen und den Aufschriften: Bautzens Gruß und Heil dem Königöpaare geziert war. Tausende von Menschen standen an diesem Ehrenbau, wo sich auch 18 weißgekleidete Ehrenjungfrauen, mit grünen Schärpen geschmückt, versammelt hatten, um ein Bouquet zu überreichen, Blumen zu streuen rc. Daselbst waren auch versammelt der Stadtrath, die Stadtverordneten, die evangelische und katholische Geistlichkeit und als gegen 5 Uhr die höchsten und hohen Herrschaften mit Gefolge ankamen, trat Herr Bürgermstr. Löhr vor und hielt eine gediegene An sprache, welche huldvolles Gehör und Erwiderung fand. Die unter dem Glockengeläute fortgesetzte Weiterfahrt glich einem Trinmphzuge. Die bei der Bürger schule aufgestellte Schuljugend im Festschmuck ge währte einen lieblichen Anblick und der Empfang im Land- oder Ständehause geschah von einer ständischen Deputation, von den Königl. Behörden und dem Offiziercorps. — Noch ist zu erwähnen, daß als Bürgermeister Löhr seine Ansprache mit einem drei- fachen Hoch auf da» hohe Königspaar geendet, die umstehende Menschenmenge begeistert mit einstimmte. — Gegen 6 Uhr fand Diner im Saale der Societät statt, wozu viele Einladtwgen ergangen waren. — Die nach 9 Uhr »«gebrannten Gasvorrichtungen, sowie die Illumination der Privathäusrr war wahr haft magisch und bei der Umfahrt der hohen und höchsten Herrschaften war dar BolkSgewoge und der Jubel ein unaufhörlicher. Auch der um 11 Uhr ttaMehä^e^ackMä Hnd hteft Gesangvereine schloffest den schöne» Festtqg herrlich ab. — Für Morgen gedenkt Ss. Maj. Rtn hiesigen Schießfeste, genannt die Schießbleiche, einen Ehren besuch abzustatten und einen Schuß in die Festscheibe zu thun. Darauf soll die Besichtigung de» Schlöffe», des Gymnasiums, der Bürgerschule und des Altrr- thumSmuseumS und gegen 12 Uhr die Abreise nach Löbau erfolgen. Der Empfang der hohen Herrschaften kann als ein in jeder Hinsicht gelungener genannt werden und das hohe Königspaar wird gewiß volle Befriedigung empfunden haben, bei der Ehre, die ihm zu Theil geworden und von der Liebe, die ihm Bautzen eben so wie Kamenz und überhaupt die ganze Lausitz entgegengebracht. „Dem König Heil!" Ueber den kurzen Besuch des Kaisers Alexander am 7. Juli bei unserm König Albert und deren Fahrt nach dem Sommerhoflager entnehmen wir dem „Dr. A." Folgendes. Kurze Zeit nach dem um 2 Uhr Nachmittag von Dresden nach Bodenbach abgelaffcnen Personenzuge, in dem sich sehr viele schaulustige Dresdner befanden, welche ist Nieder sedlitz abstiegen, folgte der kaiserlich russische Gala wagentrain, in welchem sich die hohen Herrschaften nebst ihrem Gefolge befanden. Wenige Minuten vor halb 3 Uhr brauste dieser Expreßzug zur ge nannten Haltestelle heran, welche durch zahlreiche Gensdarmerie und Gardereiter abgeschlossen und nach allen Richtungen umstellt war. Hierauf stimmte Stabstrompeter Wagner mit seinem gutgeschulten Chor die russische Nationalhymne an, um sich dann in Bereinigung mit einer combinirtcn Schwadron des Garde-Reiter-Regiments, aus welchem man die stattlichsten Mannschaften und besten Reiter als Ehrengarde commandirt hatte, an die Spitze der Königlichen Wagenreihe zu stellen. Außerdem schloß ein Reiterzug die glänzende Auffahrt als Arriere- garde. Nun ging'S im schärfsten Trabe über Zschachwitz nach Pillnitz hinüber. Es gewährte einen imposanten Anblick, die dichtgedrängte Cavalcade, welche die ersten vier Hokcarossen (in der ersten saßen die beiden Majestäten, in der zweiten Prinz Georg und der Kriegsminister) escortirten, auf dem schmalen Wege durch das erstgenannte Dorf jagen zu sehen. Am Gasthause von Zschachwitz freilich, wo der Communicationsweg die Dresden-Pirnaer Chaussee schneidet, wäre der erste vierspännige Wagen, in welchem eben der Kaiser und König saßen, beinahe umgeschleudert worden, denn das edle, ungemein feurige Viergespann (ganz dunkelbraune Raccpferde, sog. Jucker, welche allgemein für Rappen gehalten wurden), bog in so rasender Eile um die schmale Dorfgassenecke, an deren rechter Seite obendrein ein ziemlich tief ausgefahrenes Gleis sich befand, daß wenig zu einer ernsten Catastrophe fehlte. Doch der Kutscher parirte die unbändigen Thiere so ent schlossen und geschickt, daß die hohen Herren, welche im Gespräch begriffen waren, von dem ganzen Vor gänge gar nicht viel gemerkt haben dürsten, während die meisten der am Gasthofe stehenden Leute für den Augenblick nicht wenig erschrocken sich zeigtest. Es war dies ein kleines Vorspiel z« dein späteren Scheuen der Pferde drüben am rechten Elbufer, über welchen Vorgang in Dresden so mannichfache und