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airrwrg MÜchuWrev, einrLonsörmität der beider- seitigrn Legislativen i« dieser wichtigen Angelegenheit herbrizuführm. Darnach scheint es, al» wolle auch die Wiener Regierung demnächst diese Vorlage bei der dortigen Reichsvertretung einbringen. In Italien ist der Posten eines Cultusminister» bereit» seit fünf Monaten unbesetzt. Dem Minister de» Innern, welcher da» Interim führt, wird die doppelte Last unbequem, besonders in diesem Augen blicke, wo einerseits die wenig befriedigenden Zustände der öffentlichen Sicherheit im ganzen Lande, anderer seits die bevorstehenden Neuwahlen seine volle Thätigkeit in Anspruch nehmen. So ist es denn nicht zu verwundern, daß er einen neuen Unterrichts minister sucht. Wenn man aber bisher die drei Namen: Bonghi, Messedaglia und Rudini aufs Tapet brachte, so ist die» ein sichere» Zeichen, wie fern die Besetzung der Stelle noch liegt, denn diese drei Männer wurden jedesmal in den letzten Jahren genannt, wenn eine Bacanz in jenem Zweige der .obersten Verwaltung ringetreten war. Zudem sträuben sich alle drei gegen die Uebernahme des Portefeuilles. Wenn in der französische »Hexenküche, genannt Nationalversammlung, die "Mnräge der Deputieren Perier und Genossen wegen Errichtung der Republik zur Verhandlung kommen werden, will Graf Chambord mit einem neuen Manifest vor das Volk vou Frankreich treten. Sein treuer -Knappe Lucien Brun wird dabei den Antrag auf Herstellung der Monarchie einbringen.' Die Wässer der Beredsamkeit werden dann zwischen Republikanern und Monarchisten hoch aufspritzen, aber an der Sachlage nichts ändern. Mac Mahon hat in seinem Tagesbefehl an die Armee nur zu deutlich gesagt: „die Mission, Ordnung und Frieden zu halten, welche mir auferlegt ist, gehört auch euch; wir »erden sie bis zum Ende erfüllen." Also Mac Mahon macht sich anheischig mit Hilfe der Armee die Ordnung sieben Jahre lang aufrecht zu erhalten und erklärt den Parteien deutlich und trocken, daß er keine Lust hat, sich von ihnen bei Seite schieben zu lassen. Wir glauben ihm dies auf's Wort. Es liegt nur zu offen zu Tage, daß aus dem gegen wärtigen Parteigewirr für Frankreich kein Heil erwachsen kann. Die Nationalversammlung gleicht einer Frucht, die man nicht rechtzeitig vom Baume gepflückt und welche nun langsam am Zweige ver fault. Fast scheint eS, als wolle Mac Mahon diesen Fäulungsproceß abwarten, bevor er den Arm erhebt, das Land durch einen Handstreich von diesem Anblick zu befreien. Kommt es zu diesem Hand streich, was kaum bezweifelt werden kann, wird Mac Mahon nicht unthätig dabei bleiben. Er verdankt seinen Namen, seine Würden und sein Vermögen der Dynastie Napoleon'« und obgleich jetzt Präsident der Republik, rechnen doch jene zuverlässig falsch, welche die alten bonapartistischen Sympathien in seinem Herzen erloschen wähnen. Die Maßregeln der Regierung gegen die Wühlereien der Bonapar- tisten sind Scheinmanöver; weil die Umstände ihn nöthigen, den Republikaner zu spielen, fügt sich Mac Mahon in die Rolle; aber in Wahrheit bleibt er, wa» er immer gewesen: ein williger Vasall der Dynastie, deren Brod er so lange gezeffru. Sobald der Augenblick da ist, der ihm gestattet, die Maske abzuwerfen, wird man sein wahre» Antlitz sehen und da» wird auch der Augenblick sein, in welchem Frankreick zum Kaiserreich zurückkehrt. Alle Mühe, die sich Graf Chambord giebt, den Thron seiner Väter einzunehmen, ist nach Lage der Dinge vergeblich. Aus Spanien hörte man seit geraumer Zeit nur wenig. Die neueste Nachricht vom Tod« de« General Couchs und von der Niederlage der Regie rungstruppen bei Muro unweit Estella lenkt die öffentliche Aufmerksamkeit wieder jenem unglücklichen Lande zu. Es ist ein harter Schlag, den es durch den Verlust Concha's erlitten, denn er war Spanien'» bester Feldherr. Hätte er die Carlisten nieder geworfen oder aus dem Lande getrieben, so würde es ihm als Sieger nicht schwer geworden sein, sein Wort und sein Schwert in die Waagschale der künftigen Entscheidung zu werfen. Freilich war er nicht Republikaner, obgleich er für die Republik sein Leben opferte. Als treuer Anhänger der vertriebenen Dynastie würde die Rückführung von Jsabella'S Sohn auf den spanischen Thron nur eine Frage der »Zeit-gewesen sein, wenn er gesiegt und das Leben behalten hätte. Ueber den Kampf selbst liegen jetzt einige nähere Angaben vor. Derselbe wurde am 25. Juni durch einen Vormarsch Concha's vom rechten Ufer des Egaflusses auf das linke eingeleitet. Wie seine Depesche vom folgenden Tage aus Abar- zuza berichtet, wurden am 26. die weiteren Beweg ungen durch Pie Verspätung einer Colonne aus .Otriza verzögert; erst qm Abend, als vie Carlisten 'sich schon sicher glaubten, erneuerte Concha seinen Angriff während eines furchtbaren Gewittersturmes, nahm zuerst das Dorf Zumenain und warf dann den Feind aus ven von acht Bataillonen besetzten Stellungen von Abarzuza und Zabal. Der Kampf dauerte eine Stunde. Die Nordarmee verlor gegen hundert Verwundete, jedoch nur wenig Todte, Concha bivouakirte mit seinen Truppen in den genannten Positionen. Am nächsten Tage aber trat eine un günstige Wendung ein. Ein Sturm auf die Höhen, welche Estella beherrschen, mißlang; Concha fiel; in seine Armee riß Verwirrung ein und der Rückzug war unvermeidlich. Der Verlust der Nordarmee, der anfangs auf 4000 Mann angegeben wurde, soll nach neueren Telegrammen nur 800 Mann betragen. Auch bestätigt es sich, amtlichen Berichten zufolge, daß die Armee kein Geschütz und kein Stück der Bagage verloren hat; dieselbe hält jetzt die Ort schaften Miranda, Arga, Aita und Tafalla besetzt und wird sich in zwei getrennten Corps formiren. Nach einer späteren Angabe hat sie ihre früheren Stellungen, Oteiza und Larraga behauptet, nur einige Abheilungen befanden sich in Tafalla. Der neue Oberstcommandirende, General Zabala, war am Dienstag in Tudela angekommen. — Der Bruder des Don Carlos, Don AlphonS von Bour bon, soll am Arm verwundet sein. Der Kaiser von Rußland hat am 6. Juli io Jugenheim die Rückreise nach St. Petersburg ange treten. Kaiser Alexander wird sich Über Weimar und Dresden, wo Se. Majestät den betreffende»