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soo rischen Straße»-Anfalk Älf sich ttör schlich vor» gVeb«habe. Geämwärt'ig schreibt di« .»T A V.": LdbSiä ssi eh» Mann von tadellosem Lekensiwandek, ein tapferer Offizier, der für Italien gefochten, und auf der Straße meuchlings angefallen worden, weil er den Zorn und die Furcht der bei der Tabacksmonopol-Verpachtung Betheiligten erregt habe. Um ihn der Zeugen zu berauben, klagte man dürfe der Mitschuld an der Simulation an, das Gericht führte als Belastungszeugen einen bankerotten Schneider und liederliche Frauenzimmer an, die sich einander widersprachen und aussagten, Lobbia habe blos zum Vergnügen Pistolen losgeschossen rc., während hundert ehrenwerthe Zeugen den Mörder hatten ent fliehen sehen. Aber darauf durste das Gericht nicht« -geben, weil der Finanzminister Cambrah-Digny nebst chltdn seinen Collegen eine Verurtheilung Lobbia's zu 'nöthig brauchten. Sonst hätte ja der gedungene Meuchelmörder vor Gericht gestellt werden müssen und es wäre an den Tag gekommen, daß die Mi nister in der Tabacksfrage ungeheuer« Betrug verübt hatten, wie Lobbia sie angeklagt, daß Cambray-Digny Hem großen Reichthum versprochen, der Lobbia im Duell erschießen würde rc. — Wenn diese Darstellung richtig ist — und die neuesten Vorgänge scheinen cs zu beweisen — dann führen allerdings in Italien gemeine Seelen das Ruder und welcher Schluß ist dann auf die sittlichen Zustände eines Staates und Volkes gerechtfertigt, dessen Regierung moralisch so weit nieder ist! Frankreich. Die Thronrede, womit Napoleon HI. Anfangs dieser Woche den gesetzgebenden Körper eröffnete, -zeichnet sich durch ein so — vielleicht nur gleiß- nerisch! — glänzendes Gewand aus, wie man es .selten bei derartigen officiellen Actenstücken findet. Der Inhalt ist in der Hauptsache folgender: Im Eingänge versicherte der Kaiser, es sei nicht leicht, in Frankreich den richtigen Gebrauch der Freiheit festzustellen; die Gesellschaft habe seit Kurzem bedroht geschienen, aber der gesunde Sinn des Volkes bereits einen Umschlag bewirkt. Die Verwirrung dürste aber nicht länger dauern. Das Land wolle die Freiheit, vereint mit Ordnung. Für die Ordnung bürge er, die Kammer möge ihm die Freiheit retten helfen. Zwischen Umsturz und Stillstand sei ein ruhmvoller Platz. Als Verbesserungen werden vorgeschlagen: Wahl der Bürgermeister durch die Stadlräthe; in Lyon und in den Vorstädten von Paris durch das allge meine Stimmrecht, in Paris selbst durch den gesetzgeben den Körper; Bezirksräthc sollen eingesetzt, der Volks- unterricht verbessert, die Gerichtskosten vermindert werden. Eben so unterliege die Zollgesetzgebung einer Prüfung. Die Ueberschüsse betrügen 30 Mill. Fr. Die auswärtigen Verhältnisse seien befriedigend, Jeder mann wünsche den Frieden, von Rom sei ein Werk der Versöhnung zu hoffen. Endlich geschieht noch der Pacific-Bahn und des Suez-Canals Erwähnung und eine Berufung an die Vaterlandsliebe der Ab geordneten schließt die Rede. Die „Patrie" schreibt: Niemals ist der Kaiser bei der Kammercröffnung mit solchem Enthusiasmus begrüßt worden als heute. Die Worte: „Ich bürge ftp dis Ordnung" — riefen Ml Men Seiten BsMÄezrtzguqM hervor , Md «S Schluffe der Rede folgtet» lebhafte Zurufe. Vermischtes. — AuS Meiningen schreibt man unterm 29. No vember: Das Werrathal ist zum größten Theile von Hochwasser überschwemmt und infolge dessen die Verbindung mit Mellrichstadt, Römhild rc. unter brochen. Die gewaltig daherbrausenden Wasser massen gewähren einen großartigen Anblick. In Wasungen sind 6 Personen, darunter 3 Kinder, in einem Hause, mit dem Bergen der in den Keller räumen und im Parterre befindlichen Gegenstände beschäftigt, vom Wasser überrascht worden und er trunken. . — Das große Loos in der Lotterie des Ulmer Münsters (20,000 fl.) hat der Lehrer Gehrer iu Niederroth (Baiern) gewonnen. — In den Kupferminen am oberen See bei Boston in Amerika ist ein Kupferblock gefunden worden, der 1000 Tonnen schwer und 2 Millionen Francs werth ist. — Der lange gesuchte Leichnam von Kinck Va ter ist bei Belfort gefunden worden. Traupwann hat auf den Rath seines Vertheidigers Lachaud um fassende Geständnisse abgelegt. Kinck, den Vater, will er mit Blausäure vergiftet haben, die er sich selbst fabricirt hätte (doch soll man an der Leiche zwei Wunden, eine auf der Brust und eine auf der Wange, constatirt haben). Gustav Kinck hätte er zwei Tage früher, als die übrigen Mitglieder der Familie, getödtet, nachdem er ihn unter dem Vor wande, sein Vater habe in Pankin ein Häuschen ge kauft, dort hingelockt hätte. Was die anderen Opfer betrifft, so hätte er in einer ersten Fahrt die Mut ter und die beiden jüngsten Kinder auf den Schau platz der That gebracht, wo er zuvor Schaufel und Hacke an einer ihm bekannten Stelle vergraben hätte. Hier hätte er zuerst die Mutter angegriffen und kampfunfähig gemacht, dann die beiden Kleinen ge tödtet und der Mutter den Gnadenstoß gegeben, hierauf die anderen Opfer herbeigeholt und diese er stickt. Er brauchte dann dreiviertel Stunden, um sämmtliche Leichen unter die Erde zu bringen. Es scheint, daß er ohne Mitschuldige gehandelt hat. — Aus Turin vom 28. Nov. meldet ein Tele gramm der „Pr.": Seit dem 24. d. ist der Verkehr auf der Fellffchen Mont-Cenis-Bahn durch Schnee fall unterbrochen. Bei San Martino hat eine Lawine, 300 Meter lang, 4 Meter hoch, einen Zug und in der Nacht vom 25. d. eine neue Lawine abermals 45 Passagiere verschüttet. Der Schnee auf der ganzen Linie ist von 1^ bis 2 Meter tief, die Straße nach Brianyon unfahrbar. Am 27. Nachts ist ein Theil der Reisenden in Susa ange kommen ; dieselben mußten durch fünf Lawinen theils getragen, theils in Schlitten befördert werden. Die ostindische Post ist in Grancroce verblieben. - AuS Neapel, ebenfalls vom 28.' November, meldet die „Pr", daß der Vesuv wieder in Thätigkeit ist und weiße, mit Asche vermischte Rauchwolken ausstößt.