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Ueber österreichische Mastodonten. 37 und gerade die stark vorgeschrittene Abnützung, durch welche die Hügel im Querschnitte erscheinen, setzt den eigenthümliclien Charakter der Zähne in’s klare Licht dadurch, dass man sieht, wie die äussexdich runzelige Beschaffenheit der Schmelzlage im innigen Nexus steht mit einer Riefung der Zahnsubstanz, ähnlich jener, die man bei den Stosszähnen von Mastodon allgemein beobachtet. Insoferne nun die Oberfläche der Zahnsubstanz der getreue Abguss der Zahnpulpe ist, von deren ursprünglicher Oberfläche aus der Zahn nach zwei Richtungen, das heisst durch Anlagerung der Schmelzsubstanz nach aussen und der Zahnsubstanz nach innen wächst, sieht man, dass der Charakter der Runzeligkeit schon im Keime des Zahnes selbst gegeben, also ein wesentlicher Charakter ist. Auf den Flanken der Hügel treten (Fig. 2 a, Tafel VII), da dieselben durch den Kauprocess schon stark geglättet erscheinen, die Runzeln weniger stark hervor. Die Thäler erscheinen auf der posttriten Seite viel tiefer und offener, was auch abgesehen von der schiefen Lage der Kaufläche, die bei allen Mastodon-Zähnen von der posttriten hinteren zur praetriten vorderen Ecke neigt, seine Giltigkeit behält. In eigenthümlicher Weise eingelenkt erscheint das letzte posttrite Halbjoch (Fig. 2 a, Tafel VII), das sozusagen nur ein Anhängsel seines Vordermannes bildet und mehr noch eine talonartige Ausbildung zeigt. Dessen praetriter Nachbar ist conform den übrigen Halbjochen gebaut. Die drei Wurzelpartien, welche in derselben Stellung auftreten, wie sie bei M. angustidens beschrieben wurde, sind sehr lang und schmächtig, und zeigen auffallender Weise nicht jene starke Bogenkrümmung nach hinten, wie man sie sonst allgemein bei Mastodon-Zähnen findet. Möglicherweise ist diese Abweichung bei dem in Rede befindlichen Reste nur eine Folge der Verdrückung. Die Wurzeln zeigen ferner einen dünnen, unregel mässig fein gerieften Cementüberzug, welcher jedoch nirgends in die Kronenthäler aufsteigt. Die Dimensionen sind durch die Figuren gegeben. Im Anschlüsse an diese Beschreibung des vorletzten oberen Molaren im Schädel-Fragmente von Bribir, der sich auffallend durch die Fältelung seiner Schmelzlage auszeichnet, will ich, um den Vei’gleich zu fördern, auf die Abbildung eines homologen aber glatten Zahnes von M. arvernensis verweisen, welche Falconer auf Tafel XII Quart. Jour. Geol. Soc. Vol. XIII. 1857 in Fig. 1 und 2 bringt, und welcher zeigt, dass sein Originale in den Dimensionen und deren gegenseitigem Verhältnisse, sowie auch in der Anordnung der Kronen-Eleinente gut mit dem Bribirer Reste übereinstimmt. Ebenso will ich andererseits nicht unerwähnt lassen, dass der Zahn von Bribir mit einigen Gypsabgüssen überraschend stimmt, welche ich im Züricher paläontologischen Museum zu sehen Gelegenheit hatte. Dieselben sind als M. dissimilis bezeichnet und nach Originalien des Lyoner Museums ausgeführt, so dass die Annahme wohl gerechtfertigt ist, dass dieselben jener Form entsprechen, die Professor Jourdan mit dem Namen M. dissimilis bezeichnet hat. Leider existirt meines Wissens keine nähere Beschreibung der Form, welcher man die Gründe ent nehmen könnte, die Prof. Jourdan veranlassten, dieselbe für nicht ident mit M. arvernensis zu halten. Es lässt sich nicht leugnen, dass zwischen dem Verhältnisse der Länge zur Breite, welches man an dem oben beschriebenen Bribirer Reste und den damit übereinstimmenden Zähnen des M. dissimilis, sowie auch der citirten Falconer- schen Abbildung einerseits und den analogen unteren Zähnen des M. arvernensis, die mir aus italienischen Ablagerungen in grösserer Anzahl vorliegen, andererseits beobachten kann, sich ein gewisses Missverhältniss hei'ausstellt, indem bei den Resten aus Italien auffallend die Länge überwiegt. Einen Unterschied in der Länge bemerkt man wohl bei zusammengehörigen letzten Molaren aus Ober-und Unterkiefer, aber nie bei den mittleren Backenzähnen, wo je zwei analoge aus Ober- und Unterkiefer stets in der Länge stimmen. Hingegen findet sich immer ein Unterschied in der Breite, die bei den unteren Backenzähnen in der Regel geringer ist, als bei den ihnen entsprechenden oberen. Mein Materiale ist leider nicht ausreichend, um in dieser Sache Aufklärung zu schaffen und muss es demjenigen überlassen bleiben, dem die Lyoner Reste zur Verfügung stehen, nachzuweisen, ob die Umgrenzung der Art M. arvernensis, wie sie Falconer gegeben, eine zu weite ist, und man daher Verschiedenerlei unter dieser Bezeichnung begreift. Die Wui-zel-Reste der beiden Stosszähne, welche an dem Bribirer Schädel-Fragmente erhalten sind, sind sehr beschädigt und verdrückt, so dass man nicht einmal den Querschnitt mit Sicherheit angeben kann. Die Oberfläche der Zahnsubstanz, wo sie sichtbar ist, zeigt fast gar keine Riefung und ist von einer etwa zwei Millimeter dicken Cementlage bedeckt. Nach Angaben Prof. Sismonda’s *) erreichen die Zähne von M. arvernensis ganz bedeutende Dimensionen (2'6 Meter Länge), zeigen am Alveolartheile einen beinahe kreis runden Querschnitt, der allmälig gegen die Spitze hin stumpf dreieckig wird und besitzen auf der nach innen und oben zu sehenden Seite ein Schmelzband. Letztere Angabe stimmt wohl schlecht mit dem analogen Falle bei M. angustidens, wo das Schmelzband die nach unten und aussen zu sehende, also gerade entgegengesetzte ‘) Sismonda, Osteografia di un Mast, angust. Mem. r. Acad. sc. di Torino Ser. II, Tom. XII, pag. 21.