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M. Vacek. 2t; gerechnet 1 ), der grössere Theil der Eppelsheimer Reste zu M. angustidens zu rechnen sei. Wie aber Kaup nachgewiesen, gehören auch die eben erwähnten Fragmente Jugend-Exemplaren von M. longirostris an. Welche Gründe es waren, die Kaup später bewogen, inseinen 1857 herausgegebenen „Beiträgen“ 2 ) von der richtigen Deutung der Verhältnisse abzugehen und seine Art M. longirostris einfach unter M. arvernensis zu subsumiren, darüber lässt uns die eben citirte Abhandlung vollständig im Unklaren, da Kaup mit keinem Worte dieses Umstandes näher gedenkt. Sie beweist nur, wie schwankend die Vorstellungen von den einzelnen Mastodon-Arten noch zu dieser Zeit selbst für einen eingeweihten Kenner wie Kaup waren, und wie gross das Verdienst Falconer’s war, durch seine fast zu gleicher Zeit erschienene Abhandlung 3 ) in das Chaos differenter Meinungen Ordnung gebracht und die drei Arten M. angustidens, M. longirostris und M. arvernensis von einander wohl unterschieden zu haben. Falconer timt dieses hauptsächlich nach der Form der Backenzähne und der Ausbildung der Symphyse. In letzterer Beziehung scheint es aber, ist die auf M. longirostris bezugnehmende Charakteristik der Symphyse auf einen Rest basirt, dem man bei näherem Studium keineswegs ohne Vorbehalt Giltigkeit zuerkennen darf. Das Unterkiefer-Stück im Darmstädter Museum, auf welches sich Falconer bezieht, und welches Kaupp (Tafel XIX. Oss. foss.) abbildet, zeichnet sich vor allen bisher bekannt gewordenen Mastodonten- Unterkiefern durch zwei Eigenthümlichkeiten aus. Zunächst durch eine grosse Divergenz der beiden Horizontal- Aeste nach hinten, so dass die beiden Zahnreihen nach vorne stark convergiren. Eine solche Convergenz entspricht aber durchaus nicht der Stellung der Molar-Reihen, wie wir sie bei den Proboscidiern im Allgemeinen beobachten können, sie entspricht auch nicht der Stellung der Molar-Reihen im Oberkiefer von M. longirostris, wie sie Kaup selbst (Tafel XVI 1. c.) zeichnet. Ein fernerer, ganz einzig dastehender und von Falconer (1. c. pag. 34) besonders hervorgehobener Charakter ist die stufenartig aufbiegende untere Contour des Kiefers, durch welche derselbe gerade in der Gegend des vorderen Alveolar-Randes am schmälsten wird, an welcher Stelle man doch sonst überall bei Mastodon-Unterkiefern die grösste Breite beobachtet. Es dürfte vielleicht zur Klärung der Verhältnisse beitragen, wenn man sich bei Beurtheilung der abweichenden Charaktere des besprochenen Unterkiefers an die eigenen Angaben Kaup’s über die Genesis des Kiefers erinnert. Kaup führt nämlich (Oss. foss pag. 84) an, dass die Bruchstücke, aus denen er den Kiefer zusammengesetzt und die er auch getrennt in der Isis (1832 Tafel 11) abgebildet, räumlich w T eit von einander getrennt im Sande aufgefunden worden seien, trotzdem aber die Bruchflächen sehr gut zu einander gepasst hätten. Wenn man auch die Zusammengehörigkeit der Stücke nicht anzweifeln will, bleibt doch zu erwägen, ob dieselben wie Kaup anführt, mit grosser Genauigkeit aneinanderpassten, so dass man durch die Anfügung die natürlichen Verhältnisse wiedergegeben hat, zumal da die beiden obenerwähnten abweichenden Charaktere solche sind, die sich durch eine weniger exacte Anfügung des Symphysenschnabels leicht erklären lassen. In dieser Auf fassung bestärken die Abbildungen Kaup’s, in denen man keineswegs die charakteristische schiefe Stellung des letzten Molars bemerken kann, wie sie auf Tafel III, Fig. 1 a, dieses Aufsatzes hervortritt. Vielmehr liegt dessen Kronenfläche bei derselben Stellung des Kiefers in der Horizontal-Ebene, während der vorletzte Zahn auffallend nach auswärts neigt. An allen Unterkiefer-Stücken von M. longirostris aus den Belvedere-Schichten des Wiener Beckens, welche man in den Wiener Sammlungen sehen kann, findet sich übereinstimmend die grösste Breite in der Gegend des vorderen Alveolar-Randes, und die untere Contour geht ganz allmälig in die untere Begrenzung des Symphisenschnabels über, so bei dem Tafel III abgebildeten und übereinstimmend an einem ziemlich vollständigen Unterkiefer eines erwachsenen männlichen Thieres in der Sammlung des k. k. polytechnischen Institutes. Das scheinbar etwas abweichende Verhältniss, tvelches der junge Kiefer Tafel I und II bietet, darf nicht beirren, da hier der dünne Alveolar-Rand abgebrochen ist, und man sich dessen Verlauf mit den Kronenbasen der Molar- Reihe zusammenfallend denken muss. Auch eine solche Divergenz der beiden Horizontal-Aeste nach hinten, wie sie an dem Darmstädter Unterkiefer auffallt, findet sich an keinem von den Wiener Unterkiefern von M. longirostris, sondern die Zahnreihen stehen so ziemlich parallel, wie sonst allgemein bei Proboscidiern. Leider war mir die Untersuchung des Originals im Darmstädter Museum nicht möglich, und ich wendete mich daher an Herrn Director Dr. v. Koch mit der Bitte, dasselbe auf obige Verhältnisse hin zu untersuchen. Herr Director v. Koch gibt in seiner Antwort, für welche ich ihm vielen Dank sage, die Möglich keit einer weniger exacten Anfügung der Symphyse zu. Hingegen sah ich im Münchener paläontologischen Museum einen Abguss des von Kaup in der Isis (1832. Tafel XI) abgebildeten Horizontal-Astes. An diesem ’) H. v. Meyer, Ueber M. arvernensis bei Eppelsheim. Nov. Acta Ac. Cur. Bd. XV, p. 2, 1831. 2 ) Kaup, Beiträge zur Kenntniss urweltl. Säugethiere. Heft HI, p. 19. s ) Falconer, On the species of Mastodon and Elephant. Quart. Journ. T. XIII, 1857.