Volltext Seite (XML)
Amts- M Anzchckatt für den Abonnemrnt viertelj. 1 M. 20 Ps. einschliehl. des .Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage .Seifen blasen' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. LS» Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. - -—-—- 49. Jahrgang. >> k-ia»— Sonnabend, den 20. Dezember Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 30 Pf. LAOS Im Handelsregister für den hiesigen Stadtbezirk ist auf dem neu angelegten Blatte 264 heute eingetragen worden: Firma: 18. Dezember 1902. »nacle, IILtvI Italklisu» in Eibenstock. Rechtsverhältnisse: 18. Dezember 1902. Lrnst Llkrsck Susak, Gastwirth in Kbenkack ist Inhaber. Eibenstock, den 18. Dezember 1902. Königliches Amtsgericht. Anschlagewejen betreffend. Das ««kleben und Anschlägen von Plakaten an den Häuser« «nd Mau ern hiesiger Stadt Wird hiermit untersagt. Freigegeben ist nur der öffentliche Anschlag von Anzeigen über Verkäufe oder Vermiethungen von Grundstücken und gewerb licher Ankündigungen an den betreffenden Grundstücken und Gewerbelokalen, sowie der Anschlag von Bekanntmachungen öffentlicher Behörden. Bei Benutzung der städtischen Plakatsäulen ist dem Stadtrache vor dem Anschläge ein Exemplar der Plakate überstchtswegen einzureichen. Stadtrath Eibenstock, den 18. Dezember 1902. Hesse. Müller. Die „amerikanische Hefayr". Die „amerikanische Gefahr" ist ein Schlagwort geworden, dem man i» der Erörterung der großen politischen und wirth- schaftlichen Fragen immer häufiger begegnet. Dieses Schlagwort süßt auf der unzweifelhaften Thatsache, daß die gewaltige Ent faltung der amerikanischen Energie auf wirthjchasllichem Gebiete ein Faktor ist, mit dem jede am Welthandel stark betheiligte Macht ernstlich zu rechnen hat. Die nähern Ursachen des ökonomischen Aufschwungs Nordamerikas wie die einzelnen Seiten de» amerikanischen WirthschastslebenS gründlich zu erforschen und die Resultate dieser Forschung der breiten Oeffcntlichkei« mitzn- theilen, erscheint demgemäß gerade auch für Deutschland als eine unabweisbare Pflicht. Es ist deshalb eine höchst erfreuliche Erscheinung, daß die Zahl der deutschen Beobachter amerikanischen Wesen» und Lebens immer mehr zunimmt, die da« Ergebniß ihrer Studien in Schriften niederlegen, aus denen unmittelbar die praktischen Lehren gezogen werden können. Hierhin gehört eine soeben erschienene Schrift aus der Feder de» Grasen Otto von Moltke, Mitglieder de» preußischen Abgeordnetenhauses, die in knappen Zügen auf Grund eigener Wahrnehmungen und eingehenden Studiums der Litteratur einige der wichtigsten Fragen des amerikanischen Wirth- schaftSlebcn« beleuchtet. Der Verfasser stellt sich die Aufgabe, in weitern Kreisen Deutschlands das Verständniß für die wirth- schaftlichen und politischen Verhältnisse jenseit des Ozean« zu fördern und hat diese Aufgabe mit geschickter Hand gelöst. Von besonderm Interesse erscheint seine Schilderung der Trusts, als deren Thpu« der riesige Stahltrust herauSgegriffc» wird. Man ersieht daraus, wie großartig die Organisation ist, die ihre ganze Thätigkeit auf die gewinnbringende Ausnutzung von Kapital und Arbeit konzentrirt. Gleichzeitig aber treten die großen Gefahren deutlich hervor, welche die Ansammlung kolossaler Kapitalien in wenigen Händen im Gefolge haben kann, wenn die Voraus setzung eine« entsprechenden gewaltigen Absätze« der Erzeugnisse einmal nicht mehr zutreffen sollte. Graf Moltke sieht in einer solchen Entwicklung, welche die lleberschwcmmunz de« Weltmärkte« mit den in Amerika nicht abgesetzten Erzeugnissen zur Folge hätte, die Hauptgefahr, die Europa von dem amerikanischen Wett bewerb zu fürchten hat. Der größere Theil der Schrift ist einer Betrachtung der Verkehrsmittel in Amerika gewidmet, deren hoher Entfaltung und planmäßigem Ausbau Gras Moltke mit in erster Reihe die wachsende Wettbewerbs-Fähigkeit der amerikanischen Industrie und Landwirlhschast zuschreibt. Obwohl der Verfasser keineswegs ge neigt ist, die Bedeutung dieser Dinge auch für Deutschland leicht zu nehmen, ist er doch weit entfernt, die Flinte in« Korn zu werfen. Im Gegentheil betont Gras Moltke mit aller Entschieden heit, daß wir Hilfsmittel genug haben, um, wenn einmal der Ansturm erfolgt, ihm zu begegnen. Dar unbefangene Urtheil wird sich der optimistischen Auf fassung de« Grasen Moltke entschließen müssen. Wirklich bedroh lich kann der Aufschwung Amerika« nur einem Volke werden, da» bei dem Anprall erlahmt, nicht aber einem Volke, da«, von einer Vorausschauen den WirthschaftSpolitik unterstützt, mit seinen Aufgaben wächst und den steigenden Anforderungen der Zeit den Entschluß entgegenstellt, auch ihrer Herr zu werden. Nicht erst de« amerikanischen Vorbildes hat e« bedurft, um in Deutschland Unternehmungen von Weltruf erstehen zu lassen, Unternehmungen, die in ihrer Art auch heute noch unerreicht sind. Dieser Umstand erscheint al« Bürgschaft für die Wettbewerbs-Fähigkeit unsere« Volke« in den kommenden Tagen verschärften Kampfe«, wofern neben dem Willen, sich zu behaupten, die Bereitwilligkeit, ohne Unterlaß zu lernen, vorhält. Tagesgeschichte. — Deutschland. Die Absicht de« Kaiser«, den Reichs kanzler Grafen Bülow zum Dank für die Durchdringung de« Zolltarif« in den Für st en stand zu erheben, wird verschiedentlich besprochen. Die .Hamb. Nachr." bemerken dazu: »Bismarck wurde bekanntlich erst Fürst, nachdem er durch seine Politik dem preußischen Heere drei Mal Gelegenheit gegeben hatte, siegreich durch da» Brandenburger Thor einzuziehen, dem preußischen Staate drei neue Provinzen verschafft, dann Elsaß-Lothringen zurück erworben und schließlich Kaiser und Reich hergestellt hatte. Nach diesem Präcedenz ist wohl anzunehmen, daß mit der Erhebung in den gürstenstand bei deutschen Reichskanzlern besonder« rigoros verfahren wird." — Andererseits schreibt die .Köln. Ztg.": »Die Thatsache, daß sich der Kaiser mit der Absicht getragen hat, den Reichskanzler Grafen Bülow in den Fürstenstand zu erheben, ist eine entschiedene Widerlegung derjenigen Gerüchte, die in der letzten Zeit mit Geflissentlichkeit auSgestrcut wurden und nach denen der Reichskanzler da« kaiserliche Vertrauen nicht mehr in dem früheren Maße besitzen sollte. Durch eine besondere Gnaden bezeugung, die der Monarch, den Einwendungen de» Grafen Bülow Folge gebend, allerdings nicht vollzogen hat, hat er deutlich zu erkennen gegeben, daß Gras Bülow heute noch der Mann seine« Vertrauens ist und daß die von ihm befolgte Politik, namentlich in Sachen de« Zolltarifs, sich der vollsten kaiserlichen Billigung erfreut. In diesem Sinne hat die unausgeführt ge bliebene kaiserliche Absicht die Bedeutung einer wichtigen Kund gebung, die namentlich nach der rechten Seite hin ihre Wirkung nicht verfehlen sollte." — In der letzten Reichstagssitzung ist auch das Gerücht er wähnt worden, daß wegen gewisser früher von der Regierung als unannehmbar erklärter Bestimmungen de« nun definitiv an genommenen ZolltarifgesetzcS und wegen gewisser Ungerech tigkeiten und .Unstimmigkeiten" — diese« ungebräuchliche Wort hat kürzlich der Staatssekretär des RcichSschatzamIS gemünzt — baldigst eine Novelle dem Reichstag vorgelegt werden dürfte. Der nationalliberalc Abg. Paasche bemerkte dazu: »Wenn der Herr Abg. Richter bereit« von einer Novelle gesprochen hat, die in Aussicht stände, so ist mir von einer solchen Novelle nichts bekannt, und ich glaube auch nicht, daß meine politischen Freunde geneigt wären, das Werk, wenn es eben vollendet ist, schon wie der resormiren zu wollen." ES kann, wie jetzt die „Nat.-lib. Korresp." ausführt, noch gar kein Gedanke daran bestehen, den Zolltarif, nachdem er soeben angenommen ist, materiell durch eine Novelle wieder zu ändern. Und die „Bert. Polit. Nachr." sagen: »Wir können auf da« Bestimmteste versichern, daß die Nachricht jeglicher Begründung entbehr«. ES ist zweifellos richtig, daß der Zolltarif-Entwurf der Regierung au« der Reichstags- Kommission mit manchem Schönheitsfehler herausgekommen ist. Wir wollen nur auf die Papierzölle sowie einige Textilzölle Hin weisen. Aber es ist berechtigter Grund zu der Annahme vor handen, daß cS sich ebenso, wie der Zolltarif in seiner jetzigen Gestalt eine vollständig genügende Bast« für Verhandlungen über den Abschluß von Handelsverträgen bietet, wohl ermöglichen lassen wird, bei diesen Verhandlungen auch die angedeutcten Fehler zu beseitigen. — Während die „Berl. Pol. Nachr." und die »Nat.-lib. Korr." die Einbringung der Börsengesctz-Novelle im Reichs tage noch für diese Session bestimmt in Aussicht stellen, will die »Neue Pol. Korr." an maßgebender Stelle erfahren haben, daß diese Meldung unzutreffend ist. »Einmal werden — so schreibt die genannte Korrespondenz — die EtatSberathungen geraume Zeit in Anspruch nehmen und dann harren noch einige kleinere Vorlagen in den Kommissionen der Erledigung, wie die über Börsengerichte für Kaufleute, an deren Einbringung und Zustande kommen ein erhebliche« Interesse vorliegt." — Letztere« wird in weiteren Kreisen bekanntlich auch der Börsengesctz Novelle beigc- messen. — Zur Eisenbahntarisrcform in Sachsen bemerkt die »Nat.-Ztg." u. A.: „Soviel wir wissen, ist man sich im preußischen Eisenbahnministcrium seit längerer Zeit darüber klar, daß die Tariffrage ihre Lösung auf dem jetzt in Sachsen geplan ten Wege finden muß. Man hielt nur den Zeitpunkt noch nicht für gekommen. Geht nun aber Sachsen auf dem bezeichneten Wege vor, so dürfte e« für die preußisch hessische Eiscnbahngemein- schaft gerathen sein, da« Beispiel alsbald zu befolgen, und den Schritt schon jetzt zu Ihun, von dessen Nothwendigkeit für eine spätere Zeit man sich hinlänglich überzeugt hat. Es ist zu hoffen, daß darnach auch die anderen Einzelstaaten nicht zurückstehen und allgemein ein einheitlicher vereinfachter Taris zur Durch führung kommen wird." — Oesterreich-Ungarn. Ein Besuch de« russischen Minister» der auswärtigen Angelegenheiten, Grafen Lambs dorff, in Wien steht bevor. Demselben muß ohne Frage eine große politische Bedeutung beigemessen weiden, wenn auch La» Wiener offiziöse .Fremdenblatt" bezüglich diese« Besuche« be schwichtigend erklärt, .daß dringende Veranlassungen zur Aus sprache über politische Grundfragen nicht vorlägen". Von anderen tonangebenden Wiener Organen, u. A. von der .Neuen Freien Presse", wird da« auch offen zugegeben und die Reise de« Grafen Lamb«dorff einerseits mit den Vorgängen in Makedonien, an dererseits aber mit den jetzt durch die Annahme de« Zolltarif« feiten« de« deutschen Reich-lag« für Oesterreich-Ungarn sowohl wie für Rußland in den Vordergrund tretenden handelspolitischen Fragen in Zusammenhang gebracht. — Einem Telegramm au» Wien zusolgc hat der Reichs- kriegsminister Freiherr von Krieghammer seine Ent lassung eingereicht. Al« Nachfolger wird mehrfach Feldmarschall leutnant v. Pietreich genannt. — Rußland. Ein Aktenstück von außerordentlicher Wich tigkeit ist die amtliche Miltheiiung de« Petersburger „Negierungs boten" über Rußlands Stellung zur makedonischen Frage. So nachdrücklich und unzweideutig hat Rußland bisher noch nicht seinen Willen verkündigt, daß es die -Ruhe auf dem Balkan nicht gestört sehen will. Die Kundmachung der Petersburger Regierung richtet sich nicht nur gegen das ge fährliche Treiben der makedonischen Ausschüsse, sic enthält auch an die Regierungen von Serbien und Bulgarien die ernste Mahnung, die gefährliche Agitation nicderzuhalten. Durch diese« entschlossene Eingreifen in die mit dem Frieden Europas leicht herzig spielende Bewegung hat sich Rußland den Dank aller Derer gesickert, die c« für einen unerträglichen Zustand halten, daß da« Schicksal eine« LandeStheilS von dem Ermessen einer gewissenlo« arbeitenden Abenteurergeseltschast abhänzt. Wenn dieser da« Handwerk gelegt ist, dann wird auch die Türkei die noch sehr unvollkommenen Verwaltungs-Zustände in jenen Län dern verbessern können. — England. 2m englischen Unterhause ist am Mittwoch wieder die venezolanische Angelegenheit zur Sprache gekommen, und Premierminister Balfour hat die Gelegenheit bk nutzt, um zur Kennzrichnung der Sachlage und der weiteren Ab sichten der verbündeten Mächte sehr wichtige Erklärungen ab zugeben. Die Engländer sind in dieser Hinsicht besser gestellt als wir, die wir doch bei der Sache ebenso interessirt sind wie sie, dennoch, wa» authentische Mittheilungen über die einzelnen Vor gänge in Venezuela und eine klare Darlegung des Sachverhalts betrifft, seit Veröffentlichung der Denkschrift de« Reichskanzlers aus die Erklärungen der englischen Regierung angewiesen sind. Wir erfahren durch die Rcve des Premierministers Balfour, daß die verbündeten Mächte, nachdem die Beschlagnahme der vene zolanischen Schiffe nicht zum erhofften Resultat gesührt, zur Blockade zu schreiten beabsichtigen, die von der deutsche» und englischen Streitmacht an verschiedenen Theilen der Küste ausgeführt werden wird. E« ist ferner, wie Balfour nochmal« bctheucrte, niemals die Absicht gewesen und auch jetzt nicht die Absicht der verbün deten Mächte, Truppen in Venezuela zu landen oder venezola nisches Gebiet zu besetzen, und dieser Punkt ist von dem englischen Premierminister wohl ganz besonders betont worden, um allen inländischen wie ausländischen Prcßtreibercien ein Ende zu ma chen, die darauf hinauSgehen, durch Hinweise auf die Möglichkeit einer Verletzung der Monroe-Doctrin die amerikanische Regierung au« ihrer reservirten Stellung hinauSzudrängcn. Im Nebligen stellte sich aber Balfour durchaus auf den Standpunkt, daß die verbündeten Mächte bei Ausführung ihrer ZwangSmaßregeln freie Hand beanspruchen können, wie er denn einerseits auf eine An frage de« Iren Healh, ob die amerikanische Regierung der Blockade zugestimmt, mit Entschiedenheit erwiderte: „Neutrale werden nicht befragt, wenn wir uns mit einer dritten Macht im Kriegs zustände befinden!" und andererseits auch die Frage de« Kon servativen Bowle«, ob irgend ein Unterschied zwischen Schiffen einer oder der anderen neutralen Nationen gemach« werden solle (d. h. natürlich der amerikanischen!) mit einem recht deutlichen .'Nein!" beantwortete. Auch den Kriegszustand mit Venezuela hat Balfour ohne Umschweife zugestanten, wenn auch diesem keine formelle Kriegserklärung vorauSgegangen. Nach dem gel tenden Recht ist eine Kriegserklärung auch für die Herbeiführung eine» Kriegszustände« durchaus nicht erforderlich, und in neuerer Zeit ist in vielen Fällen vor dem Ausbruch von Feindseligkeiten die Kriegserklärung unterblieben, so noch bei der letzten Expedition gegen China, bei der man allerdings noch bi« zum letzten Augen blick trotz aller Kämpfe sich sträubte, da» Wort .Krieg" anzu wenden. — Venezuela. Die italienische Gesandtschaft hat am Mittwoch Caracas verlassen. Der italienische Gesandte de Riva hat ein Ultimatum überreicht, in welchem er die Zahlung von >20000 Pfund Sterling verlangt; den Schutz der italie nischen Interessen wixd die amerikanische Gesandtschaft übernehmen. Von der spanischen und belgischen Gesandtschaft sind ebenfalls Noten an die venezolanische Regierung gerichtet, in welchen Letztere daran erinnert wird, daß Spanien und Belgien da« Recht der meistbegünstigten Nationen genießen und in dem Falle, daß die Forderungen der anderen Mächte bezahlt werden.