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W Sitzung. Junghaus beantragte darauf den Ordnung-« ruf gegen Frtrser, welcher nach längerer Debatte unter Zustimmung de« Staatsministers Jolly «nv Der Abgeordneten Baar und Bluntschli vom Präsi denten auSgespröchen würde. Die ultramontanen Abgeordneten kehrten darauf in die Sitzung zurück, worauf die Debatte fortgesetzt wurde. Oesterreich. Pest, 13. Mai. In der heutigen Sitzung de» Abgeordnetenhauses beantwortete der Ministerpräsident Litt» die Interpellation des Abgeordneten Jranyi bezüglich des Depeschenwechsels zwischen dem Grafen von Beust und dem Herzog von Grammont im Juli 1870 dahin, daß die von dem „TempS" ver öffentlichte Note allerdings authentisch sei, daß die selbe aber keineswegs ein Schutz- und Trutzbündniß mit Frankreich bedeute. Diesfällige Versuche Frank reichs seien resultatlos geblieben, eine Convention sei niemals zu Stande gekommen. Der Passus bez. im Jahre 1869 gemachter Versprechungen beziehe sich auf den Austausch von Enunciationen zwischen beiden Mächten, wonach sie ohne gegenseitige vor herige Verständigung mit keiner anderen Macht ein Uebereinkommen treffen sollten. Die ungarische Re gierung habe von diesen Unterhandlungen keine Kenntniß gehabt, hätte aber auch keine Gelegenheit gehabt, ihren hieraus bezüglichen Entschluß geltend zu machen. Jranyi erklärte sich hiermit nicht zu frieden gestellt und verlangte, daß Graf von Brust vor die Delegationen zur Verantwortung gezogen werde. Das Abgeordnetenhaus beschloß hierauf, von der Antwort des Ministerpräsidenten Kenntniß zu nehmen. ' - Aus Graz wird amtlich gemeldet, daß sämmt- liche Bäche und Flüsse Steiermark« ausgetreten sind und größere Bodenfiächen überschwemmt haben ; eine theilweise Einstellung des BahuverkehrS wegen Be schädigung oder Gefährdung des Bahnkörpers habe stattgefunden. Schweiz. Der „Eidgenosse" theilt folgende Episode der Urner Landsgemeinde mit: Wie die lieben LandS- Ht dieses CantonS die Preß- und persönliche Frei heit verstehen, haben sie letzten Sonntag an der Lands gemeinde bewiesen. Ein Freund von un» besuchte dieselbe und versprach uns, Bericht über die Ver handlungen zu geben. Zu diesem Zwecke hatte er «» gewagt, sich mit dem Bleistift bewaffnet unter die freien Söhne Tell'S auf dem Ringe zu placiren. Als unser Reporter aber angefangen hatte von seiner Waffe Gebrauch zu machen und sich Notizen über die schönen Reden sammelte, da ging ein dumpfe» Rollen durch die Menge, das ein nahes Gewitter verkündete. ,He do", rief Einer, „woS het de z'schribe und ui» i de Zitige ume z'schleipfe ; 'S gohd niemer nid a, wo» wir verhondle. Uise mit em, ghiede uise!" Dieser Ruf wurde von der ganzen Umgebung cantonS- wappenmäßig unterstützt, so daß umer Freund sein Notizbuch einzustecken für gut sand und ruhig er widerte, er könne da- Schreiben auch bleiben lassen. Ein Anderer rief sogar den Herrn Londomme zu Hilfe: e« seien Böcke unter Ke Schafe grrathen; Der Ring müsse gesäubert werden. Da wurde e« «userrm Landsmann in der unmittelbaren Nähe dieser Preßknebelmänner unheimlich und er drückte sich, emen geeignetere» StantPunst aüffuchend, wo er duldsamere Lämmer aufzufinden hoffte, was Hm auch gelang. — (Der von den MtrntttontäneU' 'be herrschte Canton Uri hat sich mit ungeheurer Majorität gegen die BündeSrevision erklärt ) ' - Bern, 7. Mai. Die vorgestrige Nacht, in welcher bei starkem Reif das Thermometer gegen Morgen 3 Grad unter Null fiel, hat auch in den Wein bergen am Genfer See, welche bi« jetzt vom Frost verschont geblieben, großen Schaden angerichtet, ja, e» scheint fast, als ob das Unglück ein allgemeines ünd die diesjährigen Hoffnungen der Rebbrsitzer sv gut wie zerstört sind. — Seit heute ist der Gotthard- paß für Räderfuhrwerk geöffnet; der SiUiplonpaß ist es schon seit einigen Tagen. ' F r a n k r e i ch. In der am 13. Mai in Versailles stattgehabtey Sitzung der National-Dersammlung wurde der bis herige Präsident Buffet mit 360 von 387 Stimmen wiedergewählt. Die Linke enthielt sich der Abstimmung. Spanten. Madrid, 12. Mai. Baron v. Gravenegg verlangte energisch Genugthunng fiir die seitens des Pöbels gegen da» österreichische Consulat in Valencia verübten Excesse. Infolge de« rajcheo und nach drücklichen Einschreitens begab sich ein Adjutant de« Generalconsuls von Valencia in das Consulat und drückte vor dem Vicecousul Roho, sowie dem Com- mandanten des österr. Schiffes „Frundsberg" und einigen Officieren das tiefe Bedauern der Regierung über die Unruhen aus und versprach nach der Strenge des Gesetzes die Schuldigen zu bestrafen. Ho flau v. Amsterdam, 11. Mai. Die Feier des ^jäh rigen Regierungsjubiläums de» König« hat heute stattgefunden. Türkei. Bukarest, 13. Mai. Die Eisenbahn von Jassy nach Ungheni fft heute eröffnet worden. Durch die Vollendung dieser Bahn ist die Verbindung der rumänischen Eisenbahn mit dem russischen Eisen bahnnetz hergestellt. - Vermischtes. -- Zum Bau der Friedenskirche in Fröschweiler im Elsaß hat Kaiser Wilhelm 30,000 Franc» beigesteuert. — Aus Palästina kommen bedenkliche Berichte über drohende HungerSnoth infolge de« verflossenen harten Winters, der die ErnteauSsichten großentheil« vernicht« hat. Das Organ der „Tempelfreunde", die „Süddeutsche Warte", bestätigt au« Jaffa die traurigen Nachrichten. Fünf Schneefälle find während de» letzten Winters im jüdischen Gebirge vorgrkommen. Noch am 18. März war dasselbe mit einer Schnee decke bekleidet. Da da» Vieh im jüdischen Lande selbst im Winter unter freiem Himmel bleibt, so ist unter demselben infolge dieser Witterung-Verhältnisse eine Seuche ausgebrochen, welche 90 Proeent fort raffte; auch hat wegen der neuerding» anhaltenden Regengüsse die Sommersaat nicht bestellt werden können. — Wie Berliner Blätter melden, ist a« 21. v. M. ein recommandirter Brief von Pari« «ach