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M«r sächsisch« WrM'er, Wochenblatt Bischofswerda, Stolpen und IlmgMMd. Amtsblatt de» Königlichen Gerichtsamte» «ud des Stadtratheo zu Kifchofswerda. - "Dies« Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, MtttwockS und Sonnabends, und kästet etnschliesüch der Bonn» adendt erscheinenden „belletristischen Beilage" vierteljährlich IS 1kg». Inserate «erden bi« Dienstag« und FreitaU» früh 0 Uhr angenommen und kostet die gespaltene SorpuHeilt »der deren Siaum 1 Rgr. 39. Sonnabend, den 1«. Mai 11874. Die Kriegs-und Friedensftage. Eine der seltsamsten Blüthen des englischen Par lamentarismus ist das Jnrerpellationswesen, welches die Minister „zur Zeit und zur Unzeit" — wie der Apostel Paulus sagt — vor den Augen Englands und der ganzen Welt durch seine Ungenirtheit in nicht geringe Verlegenheit setzt. Freilich verstehen die Herren Minister an der Themse cs auch vor trefflicher als irgend einer ihrer festländischen College», unbequem« Anfragen mit nichtssagenden Antworten heimzuschicken. Ein bezeichnendes Beispiel dieser Art lieferte unlängst Graf Derby in der Antwort, welche er auf die Interpellation des Grafen Russell über den Stand der europäischen Kriegs- und Friedensfrage ertheilte. Gar nicht undeutlich wird in dieser Antwort dem alten Russell zu verstehen gegeben, daß ein Marr — nein, ein Lord mehr fragen kann, als zehn Minister zu beantworten im Stande sind. Derby beruft sich bezüglich der Stimmung zwischen Deutschen und Franzosen lediglich auf das, was Jedermann wissen kann und auch wirklich weiß. Er führt da« WortMvltke'S über die Nothwendigkeit einer min destens fünfzigjährigen Kriegsbereitschaft Deutschlands an und umschreibt mit glücklicher Ironie eine Aeußeruvg Cannings dahin, daß er, Derby, einen neuen Krieg so spät als möglich wünsche. Was England aber im Fall? eines FrirdenSbrucheS thun oder lassen würde, das vermeidet er bestimmt zu sagen und ver sichert dabei in liebenswürdigster Weise: er habe zwar gegen die Verlegung der zwischen den euro päischen Mächten über die Erhaltung des Friedens geführten diplomatischen Korrespondenz nichts einzu wenden, müsse dieselbe jedoch unterlassen, well sie vcn anderen Beteiligten unangenehm sein könnte. Kurz, Graf Russell und die übrige Welt sind nach dieser. Antwort picht klüger, als sie vorher es waren. In der Thal konnte auch nur rin englischer Lord solche Antwort nicht voraussehen. Ein never Friedensbruch zwischen Deutschland und Frankreich ^ denu ein anderer kann nicht in Frage genommen werden — hängt nicht blos vom Stand der . beiderseitigen Kriegsbereitschaft ab, solcher» noch, viel wesentlicher vom Stande. her Allianzenftagr. Auch Mr. wisse», daß jeder franzö sische Trommelschläger :sk guh wie jeder, französische > Marschall Mach - Räxwche: Mrsftt. - Aber »ix he- , Mruamidjuxuljigst« Jahrgang. zweifeln es sehr stark; daß irgend eine französische Regierung sich ohne den Rückhalt mächtiger Allianzen in einen neuen Krieg mit Deutschland wagen wird. Die Möglichkeit solcher Bündnisse gegen Deutsch land ist natürlich nicht abzuleugneu, die Wahrschein lichkeit derselben aber äußerst gering und so wird'» im schlimmsten Faste wohl bei dem Dictum Cannings bleiben. Mit anderen Worten: es wird uns Deutschen eine gründliche Vorbereitung für alle Fälle gestattet sein, in denen es Frankreich gelüsten sollte, sich mit oder ohne Alliirte neue Prügel zu holen. Darin mag aber Carl Blind Recht haben, wenn er der „Dresdn. Presse" über die von Russell angeregte Interpellation schreibt: „Der greise Whig- Staatsmann, der gern den Frieden befestigen möchte, gleicht einigermaßen Denen, welche bei einer öffentlichen Versammlung unaufhörlich „„Ordnung! Ordnung!"" schreien und dadurch ihr gut Theil zur Unordnung beitragen." Freilich ist Ruffel nicht mehr am Ruder, um Unordnung anfädeln zu können, was er sehr gut selbst weiß ; aber er liebt es, wie manche andere von der politisch« Bühne abgetretene Größe, sein liebes „Ich" der Welt wieder einmal in Erinnerung zu bringen. Und das hat er ja wohl erreicht. . -7 Deutsche-Reich, Bischofswerda, 15. Mai. Der gestern Rächt gegen 11 Uhr hier wahrgenommene große Feuerschein hatte seinen Ursprung in Leulwitz. Es sind daselbst das Fröde'sche Bauergut; ferner die Gehöfte des dortigen Stellmachers, sowie des Schneiders Reu mann gänzlich niedergebrannt. Die Entstehungs ursache ist noch «vermittelt. Der Bestand an TranSpor1.mi.kM< bei , den kgl. sächsischen StaatSessmbiHum?. 'Mir.' 'M Schluffe des Jahres 1873 folgender : 1) 446 Loco- tiveu, darunter 52 Eilzug«- und 101 LastzslgS- Maschinen, im AnschaffungSwerthe, von 6,500,000 Thlr.; der Preis einer Lccomoiive schwankt zwischen 11,000 und 17,000 Thlr.; ihr Gewicht ist.durch- schnittlich 600 Centuer. . 2) Tmder siyd; 34d vor handen, sie kosten zusammen 730,000 Thlr.,. das SM 1400 bis 3000 Thlr., daS.DmchschflittSM'cht eine»-Tender« betrM'LM^EmMe».-'^ D' M-Ae- sämmtzahl der Hn-sauevwagen betrLgt 101S>^Klft