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nicht ein, weil sie sehr gut weiß , daß da« deutsche Staatsschiff nicht den Schwankungen und Klippen auSgeW ist, wie die alte Habsburger Monarchie. 'Der Justizausschuß de« italienischen Senat hat sich mit einer Stimme Majorität für die Bei behaltung der Todesstrafe ausgesprochen. Auf der Insel Sicilien nehmen die ohnehin schon sehr un sicheren Zustände durch die daselbst herrschende HungerSnoth den bedenklichsten Charakter an. Ein Commando von 10,000 berittenen GenSdarmen ist nach der Insel abgesandt worden, nicht um den Leuten den Hunger zu stillen, aber ihnen wenigstens die großen Räuberbanden vom Halse zu halten. In Frankreich dauern die Partei-Jntriguen fort und vor Zusammentritt der National-Versamm- lung ist es schwer, einen logischen Schluß aus dem Gesumme und Geschwirre aller Sensationsnachrichten zu ziehen. Auch darüber sind die Stimmen wider sprechend, ob Chambord in Versailles angekommen ist, oder nicht. Die Einen behaupten, die Anderen bestreiten dies. Warten wir also noch ein wenig ab. Lehrreicher als die müssigen Combinationen über dieses Parteiengezänk sind vie Steuerausweise des ersten Quartals dieses Jahres. Die indirekten Steuern zeigen eine Einnahme-Verminderung von mehr als einer Million. Diese Zahl ist ein unum stößlicher'Beweis für die Richtigkeit des Satzes, daß Frankreich wohl reich genug war, um, wie Napoleon HI. sagte, seinen Ruhm zu bezahlen, nicht aber kräftig genug, um die Folgen seiner Niederlage auf die Dauer zu ertragen. Im englischen Parlament hat Disraeli eS glücklich durchgesetzt, seinen Wählern die versprochene Ehrenschuld abtragen zu können. Die Controle über Bier- und Schnapsschänken ist dahin erweitert, daß die Polizeistunde für das flache Land auf Abends 11 Uhr und für die Städte über 10,000 Einwohner auf 11j Uhr festgesetzt wurde. „Du stolzes Eng land freue Dich"; anderwärts lacht man doch bloS über deine Freiheiten. Endlich, endlich kommt aus Spanien die Nachricht von einer Wendung der Dinge vor Bilbao. Die Carlisten sind aus allen ihren Stellungen ge worfen und concentrircn sich rückwärts, wie die neuere Strategensprache das Davonlaufen bezeichnet. Ein Madrider Blatt meldet sogar: Bilbao fei voll ständig entsetzt, Marschall Serrano und General Concha hätten unter ungeheurem Enthusiasmus ihren Einzug in die erlöste heldcnmüthige Stadt ge halten. Es wäre nicht nur dieser Stadt, sondern dem ganzen Lande zu gönnen, daß der carlistische Raubzug gründlich und für alle Zeit beseitigt würde. Jedenfalls bringen die nächsten Tage nähere Details über die Catastrophe vor und um Bilbao. Don Carlos speciell wünschen wir, daß er den Händen seiner Feinde nicht entwischen möge, damit er das Verbrechen sühne, was er an dem Lande begangen. Der schwedische Reichstag bewilligte für die Stabsoffiziere der gesammten Armee eine TheuerungS- zulage, aber nicht für dieses, sondern erst für das kommende Jahr. Auch recht nett. Der Kaiser von Rußland trat vorigen Sonn abend die von uns letzthin schon erwähnte Reise nach Berlin rc. an. ' Aus Berlin schreibt man unter« st: Mai: Nach den neuesten Dispositionen wird Se. Majestät der Kaiser am 7. Mai Abends zum Gebrauche der Cur nach Wiesbaden abreisen und daselbst bis zum 24. d. M. verweilen und dann am nächsten Tage bereits über Ems nach Berlin zurückkehren. — Se. Majestät der Kaiser von Rußland ist in Begleitung der Großfürsten Konstantin und Alexis und mit einem zahlreichen Gefolge, in welchem sich derHau»- minister Graf Adlerberg und der Oberkammerherr Fürst Dolgorukyi befinden, auf dem Ostbahnhofe in Berlin wieder eingetroffen. Wie verlautet, wird es möglich sein, das Reichs- preßgesetz schon in nächster Woche zu publiciren. Das Gleiche gilt von dem Kirchendienergesetz. Die Verlobung der Herzogin Maria von Mecklen burg-Schwerin mit dem Großfürsten Wladimir von Rußland ist am 3. Mai in Berlin proclamirt worden. Za dem Bundes-Schützenfeste der Schweiz, welches in diesem, dem 50. Jahre seines Bestehens, vom 19. bis 27. Juli in St. Galley gefeiert werden wird, haben die deutschen Schützen von dem Organi- sationS-Comite eine in sehr sympathischen Ausdrücken abgefaßte Einladung erhalten. Madrid, 3. Mai. Nach neuesten der Regie rung soeben zugegangenen Nachrichten ist die Ent setzung Bilbaos und der Einzug der Regierungs truppen in Bilbao nunmehr erfolgt. Die Besetzung Bilbaos durch die Regierungstruppen sand indeß nicht, wie die „Corresponzia" meldete, bereits am 1. d. MtS., sondern erst gestern Nachmittag 5j Uhr statt. Ein Extrablatt der amtlichen „Gaceta" ver öffentlicht zunächst ein Telegramm des Militärkom mandanten von Castro die UrdialeS, welches einfach den Einmarsch der RegierungStruppxn in Bilbao meldet. Nach einem andern Telegramme sind die Truppentheile des dritten Armeecorps gestern Nach mittag »4 Uhr in Bilbao eingerückt, Marschall Serrano wollte heute seinen Einzug daselbst halten. Die Carlisten suchten nach derselben Meldung ihren Rückzug nach Guipuzcoa zu bewerkstelligen, sie be fanden sich im Zustande vollständiger Desorganisation. Die Stadl Madrid hat gestern Abend iüuminirt, das Ayuntamiento begab sich zum KriegSmiuister Zabala und überbrachte ihm die Glückwünsche der Stadt zu den Erfolgen des Marschall» Serrano und der Armee. — Die „Gaceta" publicirt ferner ein amtliches aus San Martino vom . 25. April datirtes Dekret, durch welches alle Spanier, die am 31. December v. I. ihr 19. Lebensjahr vollendeten, zum aktiven Militärdienst cinberufen werden. — Der frühere zur Partei der Intransigenten gehörige De- putirte Santa Maria ist verhaftet worden. Ein Telegramm des Pariser Journal „Soir" aus Bayonne vom 2. Mai bestätigt die Nachricht von der Entsetzung Bilbaos Zwölf Kanonen und eine große Anzahl carlistischer Gefangener sind in die Hände der Regierungstruppen gefallen. Sachsen. -f Dresden, 3. Mai. Beide Kammern unserer Ständeversammlung nahmen vorige Wochd ihre durch den Reichstag unterbrochenen Arbeiten wieder auf. Die erste Kammer erledigte zunächst