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-'-Ä l 1874 Mittwoch, den S. Mai, LS -W diesrr Fr, eine zu wenigste Hoch ein Politische Weltschau. Konnten wir vor acht Tagen a^ dieser Stelle den Schluß des Reichstags melden, so sei heute ein kurzer Rückblick auf die Verhandlungen desselben ge stattet. Die Reichhaltigkeit der Ergebnisse steht hinter keiner früheren Session zurück und beruht weniger in dem weiten Umfange der Vorlagen, als vielmehr in der großen Bedeutung derselben. Wir nennen als solche: das Militärgesetz, das Preßgesetz, Las Reichspapiergeldgesetz und das Reli gionsdienergesetz. Beim Militärgesetze hatte, so lange darüber parlamentarisch verhandelt wurde, sich alles Interesse bei der Präsenzziffer erschöpft, während der übrige Inhalts des Gesetzes mehr in den Hintergrund ge treten war. Offenbar haftete aber der Präsenzziffer ein mehr politisches als institutionelles Interesse an und, nachdem die politische Erregtheit nachgelassen, wird nach und nach die Bedeutung des organi satorischen Inhalt des Gesetzes hervortreten, des ersten, Welches überhaupt eine gesetzliche Basis für diese hochwichtige Angelegenheit geschaffen hat. Beim Preßgesetze waren die Gegensätze an- ' fänglich so groß, daß man fast hülle glauben können, eine Verständigung möchte zu den Unmöglichkeiten gehören. Das Verdienst der Reichstagsverhandlungen besteht darin, daß das Gesetz von den neuen polizei lichen Erschwerungen und Hindernissen, welche der deutschen Presse durch den Entwurf bereitet werden sollten, gereinigt worden ist. Für Preußen beseitigt es außerdem die Zeitungscautionen und die Zeitungs stempelsteuer; es schließt somit einen mehrjährigen Streit des preuß. Abgeordnetenhauses mit der Regierung. Das Reichspapiergeldgesetz regelt in prak tischer Weise eine Frage, deren Gegenstand zu den letzten Resten gehört, welche aus dem früherenZustande staatlicher Zerrissenheit in Deutschland auf uns gekom men find. Deshalb mußten nothwendig die Interessen der Einzelstaaten auf einander platzen und das Zustande kommen einer principiellen Lösung ist, wo es sich um den Ausgleich solcher Interessen handelt, kaum zu erwarten. Wenn nun auch gerade nicht die beste Lösung ge gefunden worden ist und namentlich e Ausgabe von Papiergeld provisorisch hat zugestand«« werden müssen, so ist el größerer Nebelstand der Vergangenheit «änzigster Jahrgang. Iss. xc- Mßkr, abgeschlossen und für die Zukunft die Einheit auch auf diesem Gebiete hergestellt. Der Reichstag hatte gewissermaßen eine Ehrenschuld einzulöscn, da die Regierungen bei ihrer früheren Zustimmung zum Mnzgesetz sich für die angemessene Regelung der Papicrgeldfrage auf den billigen Sinn des Reichstag verlassen hatten. Mit Rücksicht auf diese Ehren pflicht fühlte sich denn auch der Reichstag veranlaßt, weit über das hinaus zu gehen, was er sonst wohl gewährt haben würde. Dieses Zusammenwirken von Reichstag und Reichsregierung ist übrigens ein günstiges Zeichen dafür, daß auch andere Fragen, bei welchen die Interessen der einzelnen Reichsländer in'S Spiel kommen (z. B. Bankfrage), durch billiges Entgegenkommen auf beiden Seiten ihre Lösung finden werden. - Das Religionsdienergesetz hat seine beson dere Bedeutung darin, daß es den Einzelstaaten die " Waffen in die Hand giebt, um den Kampf gegen Rom mit Aussicht auf Sieg durchzuführen. Das Reich drückte damit seinen Willen aus, ganz und voll in den Kampf , einzutreten, welchen sein größter Staat gegenüber einer dem deutschen BolkSthum feindlichen Macht aufgenommen hat. Durch da neue Reichsgesetz soll keineswegs die Luft der Re gierung am Kampfe angcfacht, sondern vielmehr durch die Gewährung der Mittel zur Abwehr unge rechtfertigter Angriffe die Herbeiführung eine- FriedenSschlusseS beschleunigt werden, der nur nach , einem vollständigen Siege des Staates über die Verächter seiner Gesetze möglich ist. In der Haltung des gesammten österreichischen CleruS ist seit der Unterredung des neu eruannteu päpstlichen Nuntius Iacoboni mit dem Kaiser Franz Joseph insofern eine gewisse Veränderung eingetreten, als jene schroffe anfängliche Opposition gegen die konfessionellen Gesetze einer mehr passiven Beobach tung gewichen ist. Von Rom aus soll — und die- ist bezeichnend für die Politik der Eurie dem öster reichischen Staate gegenüber — die Weisung er gangen sein, unter Wahrung de» principiellen Stand punktes sich in die neu geschaffene Situation zu finden. Der Vatikan hofft m einer glücklichen Stunde-Pieder zu gewinne«, was er augenblicklich, den Verhältnissen und Zeitumstände« zum scheinbare« Opfer bringt. Deutschland auch nur entfernt, solche Loncessionrn zu machen, fällt der römischen Hierarchie , , für Bischofswerda, Stolpe« und Umgegend. Amtsblatt -e» Königlichen Gerichtsamtes «n- -es Kta-trathes zu Kischofswer-a. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mai, Mittwoch« und Gonnabend«, und kostet einschließlich »er «kou» oben»« erscheinenden „belletristische« Beilage" viertrljShrlich IS Rge. Inserate werden di« Dien «tag« und Freitag« früh v Uhr angenommen und kostet die gespaltene L«rpu«zeile «der deren Raum 1 Ngr.