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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 13.11.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-11-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190211133
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19021113
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19021113
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1902
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Monat
1902-11
- Tag 1902-11-13
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Monat
1902-11
-
Jahr
1902
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lichcn und moralischen Elend überlassen bleiben solllen. Doch nicht ron diesen sittlichen und religiösen Betrachtungen soll die Rede jein — vom Standpunkt der christlichen Weltanschauung au« ist diese Frage gelöst — sondern es soll die Frage sein: Gebietet c« nicht eine reine 'NützlickikcllSerwiiguug Le« Staate«, Liese im Kampfe um« Dasein Minderwerthigen und Schwachen zu unterstützen und zu hallen? Scheinbar entspricht da« ent gegengesetzte Verfahren mehr dem Slaat«inleresse. Man schasse alle Armenunterstützung, durch welche solchen Leuten doch nicht definitiv geholfen werden kann und sie nur ihrem Elend unnütz erhalten bleiben, ab, dann stirbt diese Krankheit am wirthschafl- lichen Körper von selber au«, und da« geschieht schließlich auch zum Besten jener Unglücklichen selbst, deren elende« Dasein, deren Pein aus diese Weise verkürzt wird. Die Gesammtheit ist dann diese drückende Last lo« und die Hilfsgelder mögen wirklich cxistenz- und leistungsfähigen Personen zu Gute koinmen. Au« dieser Erwägung heraus — ihr bekanntester Bertreler ist Malthu«, aus den auch die volkSvcrdcrbliche Lehre vom Zweikindershstcm zurückgcht — wurde auch in England 1834 jegliche Armen unterstützung abgeschafst. Indessen die Folgen waren derartige, daß sic eine baldige Wiedereinführung geboten erschienen ließen. Richtig ist, daß die, welche, sei e« durch Schuld oder Noch, bis unter das Niveau der geordneten Existenz gesunken sind, nur in den seltensten Fällen — man rechnet 3"j„ — wirklich wieder aus ihre eigenen Füße gestellt werden können, da den meisten ihre sittliche Thatkraft verloren gegangen ist. Es ist auch richtig: diese Versunkenen gefährden unsere Gesundheit, schädigen die Moral der Gesammtheit. Aber was geschieht, wenn man nichts für sie lhut? Dann verdoppeln sich alle diese Schäden, dann hat man die Leute nicht hinweggcschafft, sondern sie noch ver zweifelter, noch verbrecherischer, noch anstcckungSsähiger gemacht, kurz ein Mangel an Hilfeleistung bedeutet ein noch weitere«, tieferes Herabsinken jener Elemente, die dann zu einer unheim lichen Gefahr für die ganze Bevölkerung anschwcllen können. Und so können jene >50 Millionen Mark, die ungefähr jährlich für Armenwesen ausgegeben werden, al« eine vielleicht noch zu kleine Versicherungsprämie betrachtet werden gegen noch uner meßlich größere Verluste. Und schließlich: erspart wird aus keinen Fall etwas, wenn diese Ausgaben auch gestrichen würden. Denn zehren vom Gesammteinkommen der Bevölkerung lhut schließ lich jede dieser Personen, sei cs nun in der Form des Bettels, des Diebstahls oder direkter Unterstützung, welche letztere dann jedenfalls noch viel billiger komm«. Aber in diesen Schichten stecken auch noch wirthschastliche Kräfte, die nutzbringend angelegt werden können. Und wenn ein Jeder von ihnen bei geeigneter Ver wendung auch durchschnittlich nur eine Tagesarbeit wöchent lich zu leisten im Stande ist, durch Iummircn dieser Kräfte würde schon eine ganz bedeutende Arbeitsleistung jährlich heraus kommen. Dazu kommt noch, daß in dieser Unterschicht ein großer Bestand von Kindern existirt, welche doch immerhin noch völlig brauchbare Menschen werden können, wenn sie nicht milsammt ihren Eliern von vornherein dem Untergang preiSgcgcben werden. — Vor Allem aber, wie schon Ansangs erwähnt, ist cs eine Forderung der Gerechtigkeit und des Wohlwollens, daß wir für alle unsere deutschen Volksgenossen ein Herz haben und dazu ge hört auch die unterste Schicht. Auch sic sollen noch ein Bewußt sein davon haben, daß anch sie zu unserem nationalen Staats wesen gehören und nicht die Empfindung der Verstoßenen haben, ein Gefühl, das sie nothwcndig moralisch abstumpfen und zu den gefährlichsten Feinden der Gesellschaft machen muß. — In der daraus folgenden Diskussion hob besonders der !. Vorsitzende und treibende Kraft in dem Verein, Herr Lehrer Schöne, die Pflicht des Einzelnen hervor, sich selbst vor derartigem Herabsinken zu bewahren. — Dresden, 8. November. Da« „Dresdner Journal" schreibt: Der am Jahresschlüsse bevorstehende Wechsel in der Person des Direktors der III. Abtheilung de« Ministeriums de« Innern, in der die Angelegenheiten von Landwirihschast, Industrie und Handel gemeinsam bearbeitet werden, hat den Anstoß ge geben, eine schon längst als nothwcndig empfundene Entlastung dieser Abtheilung vorzunehmen. Dabei ist auch die von ein zelnen Seiten angeregte Frage erwogen worden, ob vielleicht die Landwirthschaft dieser Abtheilung entnommen und einer selbst ständigen Leitung unterstellt werden könnte. Bei näherer Prüfung inußte dieser Gedanke schon um deswillen fallen ge lassen werden, weil gerade die Vereinigung von Landwirthschaft, Industrie und Handel unter einer Leitung die beste Gewähr für eine paritätische, ausgleichende Behandlung aller betheiligtcn Interessen bietet. Mit Genehmigung Sr. Majestät des Königs ist daher beschlossen worden, von den Angelegenheiten der bis herigen III. Abtheilung in der Hauptsache die Arbeiterver- sicherungSsachcn, Bcrgsachen, Eisenbahnsachen, elektrotechnischen Angelegenheiten, insbesondere Telephon- und Tclegraphensachen, sowie die Wasser- und Wegesachcn abzutrenneu und in einer besonderen delegirten Abtheilung IIIV zu vereinigen. Ein Bb- lhcilungSdireklor ist hierfür vorläufig nicht in Aussicht genommen. Vielmehr wird die Leitung der Geschäfte in der neuen Abthei lung III0 wie schon bisher in der I. Abtheilung unter der unmittelbaren Oberleitung des Ministers einem Vortragenden Rathc übertragen werden. — Chemnitz, II. November. In einem Hause der Jahnstraße verübte in der vergangenen 'Nacht ein 2 l jähriges Dienstmädchen Namens Agnes Plewnia aus Reinsdorf in Ober schlesien einen Mordversuch an ihrem früheren Geliebten, einem 25jährigen Slcinmetzgehilsen aus Werbach. Da« Mädchen brachte dem Manne mit einem Messer mehrere schwere, glücklicher weise aber nicht tödtliche Schnittwunden am Halse bei. Der Schwerverletzte wurde in das Stadlkrankenhaus überführt, die Thätcrin polizeilich fcstgenommen und im PolizeigefangenhauS in sicheren Gewahrsam gebracht. Verschmähte Liebe soll da« Motiv zur Thal sein. — Plauen i. V., II. November. Ein Vorkommniß, da« an den Fall Tröhncr erinnert, hat sich gestern während der Kontrolvcrsainmlung der Mannschaften des Beurlaubtenstande« hier ereignet. Der Mcnnonit Tröhner in der preußischen Armee weigerte sich bekanntlich au« religiösen Gründen, ein Gewehr an- zusassen. Er hat infolge dieser Weigerung in drei Fällen Festung«- strascn von zusammen 32 Monaten zu verbüßen gehabt und ist schließlich in eine Arbeiterabtheilung eingestellt worden, die keine Gewehre trägt. Al» während der gestrigen Kontrolversammlung die Mannschaften sächsischer Staatsangehörigkeit auf König Georg vereidigt werden sollten, weigerten sich zwei Leute, den Eid zu leisten. Sie sagten, ihre religiöse Ucberzeugung gestatte ihnen nicht, zu schwören und sie beriefen sich daraus, daß in der Bibel stehe: „Eure Rede sei ja, ja, nein, nein, wa« darüber Ist, da» ist vom Uebel." Tic Leute gehören offenbar der Sekte der Mennonilen an. — Grünhain. Ein geschichtlich denkwürdiger Tag für unsere Stadt war und wird bleiben der 8. November >632. Damal« wurde von feindlichen Truppen der Ort an verschiedenen Stellen angezündet. In einer Stunde standen die Kirche und das Kloster, die öffentlichen Gebäude und alle Bürgerhäuser bi« aus 5 kleine Häuser in Flammen. >00 Stück Vieh und 2 Menschen verbrannten mit. Der Chronist erzählt von dem Brand, daß da« Geprassel von dem Feuer auf dem Scheibenberg zu hören gewesen sei; und al« da» ganze Stävtlein einem ein zigen Feucrmeer glich, da hätten die feindlichen Trompeter ge blasen, al« hätten sic die Welt erobert. Erst nach 25 Jahren konnte wieder ein Gotte-Hau« gebaut werden. Die Stadt Grün hain war wie auSgestorben und völlig verarmt. Au« den im Jahre >643 wieder begonnenen Kirchennachrichten — die früheren sind bei dem großen Brand von >632 mit verbrannt, — geht hervor, daß im Jahre >643 nur 3 Kinder hier geboren wurden, nur 3 Paare getraut; auch sind nur 3 Personen ge storben. So entvölkert war die Stadt. Eine Erinnerung an jene schwere Zeit kann unserm Geschlecht nur heilsam sein. — Schneeberg. Die Fachschule für Sticker aus Hand maschinen gedenkt der Vogtländisch-Erzgebirgische Jndustrieverein bereits am I. Dezember in Schneeberg zu eröffnen. Das Königs Ministerium de« Innern gewährt für die Schule, durch die gute Sticker herangebilvct werden und durch die dem Mangel an Arbeitskräften überhaupt abgcholfen werben soll, einen erheb lichen Beitrag. Die Aufwendungen der hiesigen Stadt betragen sür die Schule jährlich ziemlich 1000 Mk. — Neudeck bei Werdau, 8. November. Vergangenen Mittwoch wurde im hiesigen SlaatSsorstrevier das Skelett eine« unbekannten Manne« gefunden und polizeilich aufgehoben. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat man c« mit einem Selbstmörder zu lhun, denn man fand in der Nähe de» Gerippes einen Strick am Baume hängend und unmittelbar daneben ein Paar Stiesel vor, die verniuthlich jenem Manne gehört haben. Sein Leichnam muß schon einige Jahre im Walde gelegen haben. — Adorf, 0. November. Nach Erbauung einer sehr kost spieligen Wasserleitung ist allein zur Verzinsung der Bau summe jährlich ein Betrag von 11 250 Mark auszubringen. In folge dessen hat der Stadtrath einen Tarif aufgestellt, nach dem das mit der Wasseruhr gemessene Kubikmeter Trinkwasser mit 50 Pfg. zu bezahlen ist. Außerdem sind sür einzelne Abnehmer Zuschläge vorgesehen, die jevoch wegen ihrer Höhe und Willkür lichkeit die Zustimmung der Stadtverordneten nicht fanden. Der Rath halte nämlich für Bäcker 20 Mk., für Fleischer und Schank- wirthe 30 Mk. und für Flaschenbier- und Mincralwasserhäudler 50 Mik. jährlichen Zuschlag zu den Wasserverbrauchskosten vor gesehen. — Lengenfeld. Bei der am Sonntag Mittag in der Leichenhalle stattgchabtcn gerichtlichen Leichenschau ist fcstgestellt worden, daß der Tod des verunglückten Maurers Schwabe in folge Erstickens cingetretcn ist, bei Maurer A. Hain Halswirbel bruch den sofortigen Tod herbeigeführt hat. An Letzterem sind außerdem noch verschiedene andere Verletzungen wahrnehmbar gewesen. — Die von der kgl. Staatsanwaltschaft an Ort und Stelle vorgenommcnen Erörterungen haben ergeben, daß der Graben beim Bau der Privatwasserleitung der Firma Baum- gärtcl 4,50 m tief und nur 8!> <:m breit war. Die Wände fielen steil ab und waren nicht abgcsteift. Die rechte Graben wand ist niedcrgegangen und hat die Arbeiter verschüttet und gctödtet. — P a p st l e i t h e n, 9. November. 'Nachdem am vorletzten Freitag (wahrscheinlich in der Annahme, das ReformationSsest werde auch von den sächsischen Grenzjägcrn streng und sorglos gefeiert) in der Nähe des sogenannten MähringSteichcS bei Faß- maunsreuth Bichschmugglern zwei starke Ochsen abgenommen worden sind, beträgt die Zahl der von dort der nächstgelcgenen Grenzoberkontrolle zugcführten, kontrcband gemachten Viehstücke in diesem Jahre beieilS 26. - Aus dem Vogtlande. Beim Hcrumkramcn in einem Kommodenkasten kam am Donnerstag dem einjährigen Söhnchen des Fabrikarbeiters Zeithammer in Magwitz eine alte Pistole in die Hände. Ehe die mit einer 'Näharbeit beschäftigte Mutter es verhindern konnte, entlud sich die Waffe und der Filzpfropfen drang dem unglücklichen Kinde oberhalb des Auges in die Stirn. Das Kind verschied wenige Minuten nach dem Unfall in den Armen der untröstlichen Mutter. — Weimar, >0. November. Das Schwurgericht ver- urthciltc heute den Angeklagten Arthur Bchucrt wegen Er mordung der Altwaarenhändlerin Frau Harz in Jena am 3. Juli d. I. zum Tode, wegen schweren Diebstahl« zu fünf Jahren Zuchthaus und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebenszeit, den zweiten Angeklagten Peter Foussc wegen MvrrcS zum Tode, wegen schweren Diebstahls zu drei Jahren Zuchthaus und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebenszeit. Der drille Angeklagte Goldschmidt au« Dresden soll zur Beobachtung seine« Geisteszustandes für sechs Wochen einer Irrenanstalt überwiesen werden. Lehnert wird sich nun mehr noch wegen de« Mordes an der Altwaarenhändlerin Lorh in Leipzig vor dem dortigen Schwurgericht zu verantworten haben. K. Ziehung 5. Klaffe 142. Königl. Sachs. Fundes - Lotterie gezogen am 8. November 1902. 5008 Mark aus Nr. irr«« 47880 84558 «9127. 2008 Mark aus Nr. 7298 7830 10272 10288 12962 21188 28821 28478 28082 28878 82880 8720« 44482 44887 47008 47888 58081 82547 82848 85810 85854 88878 88812 88828 75854 77100 78018 78880 88801 80008 81087 85588 85858 87488 88521 88777. >000 Mark aus Nr. 1175 7885 10284 I2II7 12818 I4I8I 14884 17850 18288 20275 21088 22888 28080 84088 38888 88154 40137 42851 48808 48438 48888 57315 81470 82848 83401 84888 87834 88887 7I0I8 78885 74584 78152 80188 80381 80850 80877 88238 80288 82778 83480 83587 88323 88848 88754 88828. 500 Mark aus Nr. 51 2342 2824 8583 10028 11808 15578 15828 18702 21787 23022 25045 28284 28828 28588 27813 20383 28445 81844 85701 85881 38118 40822 48328 47188 48702 52428 58205 8OO8I 80473 83858 85823 70572 71878 74888 77414 78240 78825 80802 88818 84103 84808 88804 88428 80854 82384 83185 83405 83575 83818 84082 87852 88878. 7. Ziehung, gezogen am >0. November 1902. 15 WO Mar« aus Nr. 24858 85887. <0 000 Mar« aus Nr. 28508 50857. 5000 Mark aus Nr. 48887 78810 81502. 2000 Mark aus Nr. 5251 I15I7 12884 17870 18488 20200 27822 28502 37085 37270 37452 40418 50378 58057 58288 58888 58547 83887 88881 88804 88588 70N3 73781 77188 88888 84408. 1000 Mark aus Nr. 8125 12343 12388 12858 14378 20515 21482 21818 2421I 24388 28455 28825 30872 82205 33587 85318 35847 38158 87177 38888 42II0 48847 52107 54717 58328 58507 58010 58252 58777 80087 60873 81182 81888 82858 83387 84423 87484 88788 88831 7I7OI 75808 78347 77871 77880 84078 85280 87881 88575 88885 82280 82822 500 Mar« aus Nr. 805 754 2181 4008 4847 5710 5870 7084 7880 8040 8778 II878 13748 18988 14218 14852 15082 15958 18381 18884 18332 18488 23889 24189 28802 27853 80944 81748 32100 32410 84025 39530 44173 44201 45558 47791 47999 48270 49102 49545 49818 50775 50888 51732 52252 58792 83877 88241 88831 71224 78181 74859 78425 78189 80018 83248 84834 88202 89391 89823 90488 91350 94440 95150 98195 98438. Volkjwirthschaftlich« Bedeutung der Unterhaltungs abende i» »er Handelsschule. „Mehr Licht!" soll Goethe auf dem Sterbelager aus gerufen haben. Würde er heute wiederkehren, der mit seinem klaren und praktischen Verstände alle Wissensgebiete durch drang, und dem wie Lessingdie größte Klarheit — Licht ist Klarheit — stets die größte Wahrheit war, er würde stauneu über die Lichtfülle in der gebildeten Welt; blenden würde ihn diese Lichtfülle aber noch nicht. Jene Phrase von Vein Kulturfortschritt ist, wenn auch eine soviel gebrauchte, so doch eine der Wahrheit entsprechende. Und doch muß auch für die Gegenwart der Ruf erschallen: „Mehr Licht!" Wieviel Dunkelheit noch, wieviel Unwissenheit! Goethe mit seinem praktischen Verstände ivürdc den Kopf schütteln, wenn er er fahren könnte, wieviel todtes Wissen in unseren modernen Lehranstalten aller Kategorien den Lernenden noch übermittelt wird, wie ihnen durch manche zu intensiv gelehrte Disciplinen der Blick für praktische Wissenschaften geradezu getrübt wird. Schulen — Fachschulen ausgenommen — find Bildungs anstalten, die nur Anregungen geben für späteres Studium der Wissenschaften und fürs Studium des Lebens; daher kann nicht alles Gelehrte vom Utilitätsprincip diktirt werden. Aber ganz entschieden muß zugestanden werden, daß das Utilitäts- princip auch im Schulunterricht zu seinem Rechte koinmen muß. Ein großer Theil unserer Volksgenossen hat noch recht wenig Kenntniß von einer für unsere gegenwärtige Zeit so unendlich wichtigen Wissenschaft, die erst das richtige Ver- ständniß für Zeitfragen eröffnet: von der Nalional-Oekonomie, der Volkswirthschaft. Volksivirthschaftliche Begriffe und Sy steme verstehen, das ist Volkswirthschaft als reine Wissenschaft, als Disciplin; aus der Summe dieser Kenntnisse aber heraus Kombinationen bilden, Nutzanwendungen für die Gegenwart mit ihren wirthschaftlichen Problemen und Streitfragen ziehen: das ist praktische Volkswirthschaft, wie sie jeder denkende Staatsbürger verstehen soll. Volksivirthschaftliche Kenntnisse übermitteln - nicht Begriffe und Systeme — mitzuarbeileu ain tieferen Verständniß von wichtigen Zeitfragen — das ist der Zweck der in den Unterhaltungsabenden der Handels schule zu haltenden Vorträge. Schon eine Reihe von Jahren bestehl für die Wintcrmonate die Einrichtung der Unterhaltungs abende, die sich, wie aus dem immer regen Besuch derselben zu erkennen war, einer großen Beliebtheit erfreuen. Die zu haltenden Vorträge sind nicht blos für Schüler, sondern für Jedermann, der Bildungsbedürfniß hat. Wie schon erwähnt, war der Besuch meist ein reger; doch haben sich immer noch Viele von diesen Vorträgen ferngehalten. Daher ergeht auch dieses Jahr an alle die, welche für wirthschastliche Zeilfragen Interesse haben und den Bestrebungen der hiesigen Handels schule wohlwollend und mit Verständniß gegenübcrstchcn, die ebenso dringende, als auch herzliche Einladung, diesen Vor trägen regelmäßig beizuwohnen. Die Einladung geht beson ders an die Herren, die Lehrlinge zur Schule schicken, und die noch nicht alle das gewünschte Interesse für die Vorträge bewiesen haben. Zahlreicher möchten auch noch die Eltern und anderen Angehörigen der Schiller erscheinen. Der Direktion der Handelsschule bereitet die Ausarbeitung der Vorträge sowohl, als auch das ganze Arrangement der Unterhaltiingsabende nicht kleine Mühe; schon aus diesem Grunde ist der Bestich dieser Unterhaltungsabende für gewisse Kreise Pflicht. Dieses Jahr sollen in den Vorträgen besonders unsere Kolonien Berücksichtigung finden, damit für unsere Kolonien und unsere Kolonialpolitik das richtige Verständniß gefördert wird. Es wird soviel gefabelt von unseren Kolonien, ohne daß sie gekannt werden; cs wird so scharf über Kolonial politik kritisirt, ohne daß man, weil eben genauere Kenntnisse über unsere Kolonien den Meisten fehlen, die Fehler dieser Politik sachlich beweisen kann. Der erste diesjährige Unterhaitnngsabend soll nächsten Sonntag, den 16. November, Nachmittags ö Uhr im Zeichen saale der Industrieschule stattfinden. Der Direktor der Handels- fchulc wird Vortrag halten über: „Unsere Kolonien sind ertragsfähig, dargethan an der wirthschastliche» Bedeutung von West-Ujambara." .1. Referat über öffentliche Sitzungen des Hemcinderattzs zu Schönheide. 1. Sitzung vvm >6. Oktober IM. Rach Mittheilung einiger geschäftlicher Angelegenheiten wird 1. vom Vorsitzenden zur Sprache gebracht da« geringe Verständniß, welches von der Arbeiterschaft gegenüber den Wohlthaten des Invalidität«- Versicherungsgesetzes bezüglich der Weiterversicherung weiblicher Per- sonen im Falle der Verheiralhung gezeigt werde. Bei der Zusicherung einiger Mitglieder de« Collegiums, auch ihrerseits nach Kräften aus- Ilärend wirken zu wolle», läßt man es vorläufig bewenden. 2. Kenntniß genommen wird u. von einer amtShauptmannschastlichen Ver fügung, inhaltS deren vom Erlöse sür da» alte Armenhaus 1500 MI. zum Stammvermögen zu schlagen sind, d. von einer Zusicherung der Forstverwaltung zur Unterhaltung de» vom Webersbergi nach Unter- stützengriin führenden Fußweges. 3. Mit der angeregten Aushebung der verlängerten Verkaufszeit in offenen Geschäften am Kirmeßsönntage erklärt man sich einverstanden, sofern die betheiligten Geschäftsleute Bedenken dagegen nicht erheben. 4. Zur Abrundung deS BclriebSfonds der Gemeindekassen auf 20000 Mk. werden 543 Mk. 24 Vfg. aus den laufenden Mitteln bewilligt. 5. Die Uebernahme der von den Herren Möckel und Wohlrab auf dem Areal« deS ehemaligen Gemeindeteichs hergestellten Bachwölbungs- arbeiten soll als undetenklich erklärt werden. 6. Die Herstellung einer Umfriedigung deS Krankenhausgrundstücks sowie die Erbauung eine» neuen Spritzenraumes in, Oberdorse wird Herrn Baumeister Berger aus Grund der eingereichten Kostenanschläge über tragen. 7. Genehmigung findet das im Entwurf« zum Vortrag gelangende neue Regulativ über die gewerbliche Fortbildungsschule. 8. Die zufolge der Ausstellung einer neuen Lokalschulordnuvg vorzu- nehmende Wahl von 12 Schulvorstandsmitgliedern findet in der Weis« Erledigung, daß mittelst Stimmzetteln die bisherigen Mitglieder aus die Zett bis Ende dieses Jahres gewählt werden. 9. Ein« sich mit Herstellung von Wasserleitungsanlagen beschäftigende Firma hat «ine Uebersichtskarte angesertigt, du geeignet ist, den Vor arbeiten zur Errichtung einer öffentlichen Wasserleitungsanlage sür hiesigen Ort als zweckmäßig« Unterlage zn dienen. Für den käuflichen Erwerb dieser Karle, zu tvelcher auch zwei generell bearbeitete Projekte gehören, bewilligt der Gemeinderath den Betrag von 300 Mk. 2. Sitzung vom b. November 1902. Der Gemeinderath nimm» 1. Kenntniß von dem befriedigenden Ausgange einer Verwaltungsstreitig, keit in einer Unterstützungssache, 2. der aussicht-behördlichen Bestätigung des neuen Gemeindeanlagen regulativ-, hat 3. Bedenken gegen die formell« Zutheilung de« Wiesenbaus«« Eat-Rr. 470 zum Armenverband Schönheide nicht zu erheben, beschließt 4. mit Stimmenmehrheit, aus Anstellung der Schloffersehesrau Schürer hier al» vierte Hebamme hinzuwirken, überweist ß5. ein Gesuch um Genehmigung zur Errichtung einer EiSbud« aus dem der Gemnnde gehörigen Wiesengrundftück« Nr. 580 dem Bauausschuß Mr Erledigung, saßt 8. wegen Neuwahl der Mitglieder der Steuer-Einschätzung«-Commission und des Gemeindewaisenrath» entsprechende Entschließung, genehmigt 7. den Entwurf zu einem neuen Regulativ über Erhebung der Befltz- veränderungsabgaben unter einer Abänderung, erklärt
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