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Amts- md AizeMtktt für den Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. des »Jllustr. Unterhaltungsbl.' u. der Humor. Beilage »Seifen blasen' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Milk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 30 Pf. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. 49. Jahrgang. Donnerstag, den 13. November 12. öffentliche Sitzung des Stadtverordneten-Collegiums Areilag, den 14. Wovemver 1902, Abends 8 Wr im Sitzungssaal« des Rathhauses. Eibenstock, am 12. November 1902. Der Stadtverordneten-Vorsteher. G. Diersch. 1) Bestimmung der Mittel zur Deckung einiger bereits bewilligter Ausgaben. 2) Erwerbung eines Grundstückstheiles am Neutherwege. 3) Beschlußfassung wegen Anstellung eines städtischen Bausachverständigen. 4) Desgleichen wegen der Feier des 50jährigen Jubiläums der städtischen Sparkasse. 5) Uebernahme einer aus der Anlage von ordnungsmäßigen Fußwegen auf der Haupt straße entstehenden bleibenden Verbindlichkeit. 6) Festsetzung der Baufluchtlinie für die Schneebergerstraße. 7) Legung der Wasserleitung nach dem Grundstücke Parzelle Nr. 476, Besitzer Hr. Bau meister Bochmann-Zschorlau. 8) Fußwegherstellungim Jahre 1903 betr. 9) Bearbeitung des Bebauungsplanes für die Grundstücke an der Earlsbaderstraße. 10) Wahl der Wahlgehilsen für die diesjährige Stadtoerordnetenwahl. 11) Beschlußfassung wegen Herstellung einer Eisbahn. Hieraus geheime Sitzung. Huerlreiöereien. Während die rechtsstehenden Parteien bestrebt sind, die zweite Lesung des Zolltarif» im Reichstage zu cincin gedeihlichen Ab schluß zu bringen, damit an der Hand der Reichstagsbeschlüsse geprüft werden könne, aus welchem Wege eine annehmbare Ver ständigung mit den verbündeten Regierungen über das Tarifwerk sür die dritte Lesung herbeizuführcn ist, wüthet die Linke mit allen Mitteln einer zügellosen Opposition gegen das Zustandekommen der Tarifvorlage. Eine sachliche Fortführung der Debatten er- scheint nahezu ausgeschlossen, so lange die Quertreibereien der Obstruktionisten ungehindert ihre Wirkung auSznüben im Stande sind. Da» Vorgehen der vereinigten Parteien der Linken ist un sachlich, da natürlich weder die Dauerreden sozialistischer Leuchten, welche vom Hundertsten in» Tausendste schweifen, noch die nament lichen Abstimmungen einen andern praktischen Zweck haben können, al» den Gang der parlamentarischen Geschäfte aufzuhalten und die Tarifvorlage zu verschleppen. Daß in der Thal nur partei politische Taktik die treibende Kraft bei den Vorstößen der Linken ist, lassen mancherlei Anzeichen erkennen. So verdient es ange merkt zu werden, daß die großen freisinnigen Blätter Berlin« in ihren politischen Auslassungen an dem Tarife keinen guten Faden lassen und seine baldigste Preisgabe verlangen, gleichzeitig aber — häufig in derselben Nummer — im Börsenthcile von einer Auf besserung der Kurse und einer Belebung der Umsätze reden, wenn wieder einmal Nachrichten vorliegen, die der zwischen den Regier ungen und der Rechten schwebenden Verständigungs-Aktion günstige Aussichten eröffnen. Die Börse beurtheilt demnach den Nutzen de» Zolltarifs in seiner Umgestaltung al« ersprießlich, während die Börsenpresse ihn als ein völlig unbrauchbares Instrument sür neue Vertragsocrhandlungen lieber heute al« morgen zu den Todten werfen möchte. Der Obstruktionstaktik aber kann man nicht einmal nach rühmen, daß sie den kriegführenden Parteien selbst zum Heile ausschlagen wird. Die Axt, welche die Tarifvorlage nach dem Willen der Linken zu Fall bringen soll, bedroht nämlich, wie nicht zu verkennen, nicht nur die Wurzeln de« gesammten Parlamen tarismus, sondern auch die eigenen Schutzhüllen der Demokratie. Letztere pocht mit Eifersucht auf den ungeschmälerten Fortbestand aller Rechte der Volksvertretung gegenüber der Regierungsgewalt, treibt aber dabei ein gefährliche« Spiel, indem sie es den ver antwortlichen Organen in jeder Weise erschwert, den unerläßlichen Verwaltungspflichten nachzukommen. Wenn der Gesetzgeber auch bei andern Gelegenheiten, beispielsweise bei wichtigen EtalSfragcn, durch die Steinwürsc der Minderheit an einer ordnungsmäßigen Erledigung seiner Aufgaben verhindert wird, dann könnte einmal ein Zeitpunkt kommen, wo die praktischen Konsequenzen au« dem jüngst von Wien au« verbreiteten Worte de» Reichskanzlers ge zogen werden: »In Deutschland hat die Macht de« Parlaments eine Grenze an der größer» Macht der Monarchie!' Für da« sinnlose Wüthen der Linken ist es jedenfalls charakteristisch, daß sic selbst nicht wahrzunehmen scheint, wie sie im Begriff ist, den Ast abzusägcn, auf welchem sie sitzt. Tagesgeschichte. — Deutschland. Die Vorgänge im Reichstage bieten gegenwärtig ein beschämende« Schauspiel dar. Am Sonn abend mußte wieder einmal Beschlußunsähigkeit festgestellt werden. Am Montag wurde die zweite Lesung de« Zolltarif-Gesetze« fort gesetzt. Die Sitzung dauerte nur drei Stunden. Ihr ganzer Inhalt bestand au» namentlichen Abstimmungen. Es handelt sich bei dem Z 5, der die zollfreien Gegenstände in 14 Nummern auszählt, um eine ganze Anzahl socialdcmokratischer Anträge und um Anträge der Abgg. Gothein (Freis. Vgg.) und vr. Müller- Meiningen (Frs. Vpt.s. Bei den ersten vier namentlichen Ab stimmungen schwankte die Zahl der anwesenden Abgeordneten zwischen 224 und 2>9. Die gegen die Anträge stimmende Mehr heit de« Centrum« und der Rechten betrug rund IM. Bei der fünften namentlichen Abstimmung hielt auch die Mehrheit nicht mehr Stand. ES stimmten nur noch >91 Abgeordnete, darunter 149 mit Nein und 42 mit Ja. Die Sitzung wurde gegen 4 Uhr abgebrochen. — Alle Versuche, politische Motive dem Besuch de« Kaisers in England zu unterschieben — die »Daily New«' und andere Londoner Zeitungen fabuliren von dem Wunsch einer »Gegenleistung' für die englisch - portugiesischen Abmachungen —, werden an den Berliner amtlichen Stellen al« durchaus unglaubwürdig zurückgewicsen. Ebenso müßig erscheinen andererseits die Betrachtungen der englischen Presse, ob Deutsch land es aufrichtig meine mit der Freundschaft und den Grund satz der gegenseitigen Achtung anerkenne. Solche Erörterungen sichren ja doch zu keinem praktischen Ergebniß, oder allenfalls dazu, daß auf deutscher Seite die Gründe der Entfremdung erörtert werden, wa« ohne unliebsame ReminiSccnzcn nicht mög lich ist. Der Kaiser hat, auch nach unbeeinflußten Berichten, eine sehr herzliche Ausnahme gefunden. Das ist gewiß geeignet, vorhandene Sympathien zu stärken und Antipathien gegen Eng land zu mildern. Die Herstellung eines guten Einvernehmen« zwischen Volk und Volk muß der auSgleichendcn Zeit überlassen bleiben. — Zu der jetzt vielfach erörterten Hastpflichtfrage für den Fall, daß Kinder durch Spielen mit Schieß gewehren Unheil anrichtcn, hat nach einer Mittheilung der Zeitschrift »Da« Recht' das Reichsgericht nachfolgenden RechtS- satz ausgestellt. »Wenn ein Vater das Spieien seiner Kinder und deren Genossen mit Schießgewehren duldet und nach seinem Bildungsgrad im Stande ist, die Gefährlichkeit de« Schießens für die im angrenzenden Grundstück sich aufhaltenden Personen zu erkennen, so genügt er seiner Aufsichtspflicht nicht; e« ist nicht erforderlich, daß er sich den Eintritt gerade aller derjenigen Thal sachen vergegenwärtigen konnte, die in Verbindung mit dem von ihm geduldeten Schießen den Unfall herbeigcsührt haben." — Der berühmteste Vertreter der französischen medizinischen Wissenschaft auf der Internationalen Tuberkulose-Konferenz zu Berlin, Professor Brouardel, hat auch nach seiner Rückkehr zu Hause gepriesen, wie Deutschland in der B e k ä m p s u n g der Tuberkulose gerade durch seine Arbeitcrvcr sichern ngs- Gesetzgebung am weitesten fortgeschritten sei. Einem Ver treter de» „Matin" gegenüber hob Prof. Brouardel hervor, in Deutschland werde der Kampf gegen die Tuberkulose nicht blo« durch hohe Persönlichkeiten mit der Kaiserin an der Spitze ge führt, sondern auch durch die Versicherungsanstalten. Im Deutschen Reiche sei bekanntlich die Versicherung gegen Krank heit, Unfall, Invalidität und Aller obligatorisch; die Ver sicherungsanstalten hätten enorme Einnahmen und verwendeten einen Theil davon zur Errichtung von Sanatorien sür schwind süchtige Arbeiter, deren es schon 83 gebe, und welche bereit« unbestreitbare, ausgezeichnete Erfolge aufwiesen. Allerdings sei da» eine „interessirte' Philanthropie, weil die staatliche Ver sicherung finanziell besser dabei wcgkommt, wenn sie schwind süchtige Arbeiter im AnsangSstadium heilt, al« wenn sie ihnen, nachdem sie arbeitsunfähig geworden, längere Zeit Rente zahlen muß. »Unsere Nachbarn sind also, sagte vr. Brouardel, uns vorau«, wenigstens was den Kamps gegen die Tuberkulose bei Erwachsenen angeht. Dagegen treffen wir mehr Vorsorge für schwindsüchtige Kinder ... Ich hoffe, wir werden bald dahin gelangen, e» den Deutschen gleich zu thun.' — Oesterreich-Ungarn. Die Armecverwaltung Oestcr- reich-Ungarn« hat ihre al« aussichtslos erkannte erste Wehr» Vorlage, durch welche die Erhöhung de« PräsenzstandcS der Armee um 60 OVO Mann bei Gelegenheit der Forderung sür die Neubesetzung der Haubitzbatterien ganz nebenbei bewirkt werden sollte, zurückgezogen und an deren Stelle ein ordentliches Rekru- tirungSgesetz eingebracht. Der Gesetzentwurf nimmt eine Erhöhung de« gemeinschaftlichen Rekrulenkontingent« um 22 000 Mann in Aussicht, wa» bei der dreijährigen Dienstzeit eine Vermehrung der Präsenzstärke um 66 000 Mann bedeutet ; ferner sollen die österreichische Landwehr um 4500 und die ungarische (Honved) nm 3000 Mann verstärkt werden. Außerdem sieht die Vorlage die Heranziehung der diesjährigen Ersatzreservc in der Zahl von 6000 Mann zur Bedienung der neuen Haubitzbattcrien vor, so zwar, daß je ein Drittel dieser Ersatzrescrvisten in den nächsten beiden Jahren zur vorzeitigen Entlastung kommen soll. — Rußland. Einer der einflußreichsten Männer, der Oberprokurator des heiligen Synod, PobedonoSzew, will zurück treten. Er hat. wie der »Köln. Ztg.' au» Peter-burg gemeldet wird, mit Rücksicht ans sein hohe» Alter und seinen Wunsch, seine letzten Lebensjahre in Ruhe zu verleben, um Enthebung von seiner Stellung gebeten. Kaiser Nikolaus habe da» Gesuch bewilligt. Man erwartet zu Neujahr die amtliche Bekanntgabe. Al» sein 'Nachfolger wird da« Mitglied de« ReichSrathe« Gras Sergiu« Scheremetjew genannt. — England. Sandri n gh a in, N. November. Wie nunmehr festgesetzt ist, wird Kaiser Wilhelm am Sonnabend Vormittag I l Uhr von Wolferton abreiscn und sich nach Lowther Castle, dem Sitz de» Earl of LanSdowne, begeben, wo der Kaiser um 7 Uhr Abends eintrifft. Heute früh begaben sich die Maje stäten und die Gäste auf die Rcbhuhnjagd. Da» Frühstück wurde in einem Zelt eingenommen. Für morgen ist eine große Jagd partie in Aussicht genommen. — London, 10. November. Im Unterhaus fragt Denny (k.) Cranborne, ob ihm bekannt sei, daß britische Truppen verstärkungen auf einem subventionirten deutschen Post dampfer nach Berber« geschickt würden. Cranborne erwidert: Ja, c« werden Verstärkungen nach dem Somalilande nut dem ersten verfügbaren und für diesen Zweck geeigneten Dampfer abgesandt. — Italien. Rom, 10. 'November. Die »Agenzia Stefani" meldet: In der Angelegenheit der Seeräuberei im Rothen Meere ist ein Abkommen zwischen Italien und der Türkei auf folgenden Grundlagen abgeschlossen worden: Alle in der Umgebung von Midi eingeschlossenen Seeräuber-Schaluppen werden zerstört oder dem Kommandanten Arnone auSgcliefert. Die türkischen Behörden werden diejenigen Seeräuber, welche türkische Untcrthancn sind, exemplarisch bestrafen. Die von Arnone bezeichneten Seeräuber, welche nach der italienischen Kolonie Erythräa zuständig sind, werden von der Pforte binnen zwei Monaten nach Massauah ausgeliefert. Die Pforte verpflichtet sich, in Zukunft die Seeräuberei mit der größten Energie zu ahnden. An die Familien der beiden in Midi gctödtclen See leute wird eine Entschädigung von 15 000 Francs bezahlt; für die bereits früher geschädigten italienischen Unterthanen in der erythräischen Kolonie wird eine Zahlung von >9 600 Francs ge leistet. Die Segelschiffe au« Erythräa genießen künftig seitens der Türkei dieselbe Behandlung wie die Schiffe der meistbegünstig ten Nationen. In Folge de« vorstehenden Abkommen« hat die italienische Negierung den Kommandanten Arnone angewiesen, sich wegen schleuniger Durchführung desselben mit den Lokalbchördcn ins Benehmen zu setzen. Sodann wird Arnone mit den seinem Befehle unterstehenden Schiffen sowie mit den den Seeräubern wcggenommenen Schaluppen nach Massauah zurückkehren. — Spanien. In Spanien ist wieder einmal eine M i ni st e r k r i si S auSgcbrochen. Ministerpräsident Sagasta hat dem König da« EntlassungSgesuch de« gesammten KabinetS überreicht. Der König hat Sagasta erklärt, er werde hinsichtlich der Vertrauensfrage seine Entschließung treffen. Die Kortes stellen ihre Sitzungen bi» zur Lösung der Krisi« ein. Neber den Grund der Krisi« meldet »Wolffs Bureau": Die Hauptschwierig keit bildet die Vorlage, betreffend da« Rekrulenkontingent, welche die Kammern vor dem 31. Dezember d. I. genehmigen müssen. — Portugal. Au» Portugal wird über eine Armee- Kundgebung politischen Charakter« berichtet. Nach dem Madrider »Imperial' ist die portugiesische Armee unzufrieden über den Gang der Staatsgeschäfte, und gewisse, sehr hervor ragende Offiziere sind entschlossen, zum öffentlichen Wohl, wie sie sagen, eine militärische Kundgebung zu veranstalten, um dadurch die Politiker zu nöthigcn, gerechter zu handeln. Der portugiesi sche Kriegsminister hat Maßnahmen getroffen, um die Kundgebung zu verhindern, aber e« erscheint fraglich, ob diese Maßregeln wirksam sein werden. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. In der letzten zahlreich besuchten Ver sammlung de» hiesigen Ev. Arbeiterverein» sprach Herr Sattlermeistcr Müller im Anschluß an eine Schrift de» be kannten Pfarrer« Naumann über den „Werth der Schwachen sür die Gesammtheit'. Bei der Wichtigkeit dieser Grund frage sür eine richtige Auffassung der socialen Fürsorge lohnt e» sich schon, auf den entwickelten Gcdankengang näher einzugchen. Die Menschheit, so führte der Referent au», ist mehr geneigt, von Len Helden und Uebermenschen zu reden, al» den Blick der großen Masse zuzuwenden und vollend» der alleruntersten Schicht der Bevölkerung, die man nur für überflüssig und für einen Krebsschaden der VolkSwirthschaft anzusehen gewohnt ist. Also es soll geredet werden von Allen denen, die der öffentlichen Für sorge anhcimfallen, von den hilflosen Kranken, Krüppeln, Ver kommenen, Landstreichern und den großen Schaaren derer, au« denen sich hauptsächlich da» große Kontingent der Verbrecher zu rekrutiren pflegt. Freilich wer nur einigermaßen der Lehre de« Christenlhum« in seinem Herzen Raum gegönnt hat, wird auch in diesen Aermsten noch solche erblicken, welche dazu berufen sind, Gotte» Kinder zu heißen, und wird es nicht mit der christlichen -Nächstenliebe vcreinbarlich finden, wenn solche einfach ihrem leib