Suche löschen...
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 04.11.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-11-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190211049
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19021104
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19021104
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-11
- Tag 1902-11-04
-
Monat
1902-11
-
Jahr
1902
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
— Leipzig, 3V, Oktober. Gestern Abend brack» in der Wohnung de» Arbeiter« Wilhelm Guldenpfennig, in der 3. Etage de« Hintergebäude« im Grundstücke Hohe Straße 24 gelegen, aus noch unaufgeklärte Weise ein Brand au». In der Wohn ung besanden sich ohne Aussicht die vier Kinder de« Arbeiter«. Die alsbald eingetrofsenc Feuerwehr fand beim Betreten der Brandstelle die vier Kinder in anscheinend leblosem Zustande vor. Dieselben schienen in dem Rauch, der den ganzen Raum dicht erfüllte, erstickt zu sein. Unter Leitung de« Brandmeister« Müller wurden sofort durch künstliche Athmung Wiederbelebungsversuche an den vier Kindern «»gestellt. Diese Versuche wurden von der inzwischen cingctroffenen 2. Sanität«wache unter Anwendung de« Sauerstoffapparate« weiter geführt. Den vereinten Anstrengungen gelang c«, drei der Kinder wieder zum Bewußtsein zurückzurufen, während bei dem vierten die Bemühungen resultatlo« verliefen. — Chemnitz, l. November. Auf einem Neubau an der verlängerten Palmstraßc fanden in den letzten Tagen Arbeiter beim Grundgraben wiederholt Menschcnschädel, Röhrenknochen und Sargreste. Die Annahme der Finder, al« seien diese Reste mir Schult von anderer Stelle früher dorthin gebracht worden, hat nicht viel Wahrscheinliche«; vielleicht aber hat man c« mit einem Massengrab au« den Befreiungskriegen zu thun, denn wie bekannt, hat >813 ein größere« Gefecht bei Hilbersdorf staltgcsunden. Zu bedauern ist, daß dieser Fund nicht in geeignete Verwahrung genommen wurde. — Meerane. Zur Lohnbewegung der Fabrikweber haben nun auch die Hausweber Stellung genommen. In einer Versammlung wurde einstimmig beschlossen, nochmals eine Eingabe an die Fabrikanten zu richten, in der außer einer Lohn erhöhung auch eine Vergütung für Vorrichten, Zulage für Stick arbeit u. s. w. erbeten werden soll. Außerdem soll der Vorstand de« Industrievcrein« ersucht werden, seinen Einstuß geltend zu machen, um eine Besprechung der Fabrikanten mit dem Vorstand der Weber-Innung hcrbeizuführen, damit eine Besserung der Lage und de« Nothstankc« der HauSweber erzielt wird. — In den am Donnerstag Nachmittag in drei Lokalen stattgefundenen Versammlungen nahmen die Streikenden eine Resolution an, dahingehend, daß sie sich mit dem Vorgehen de« CentralkomitecS einverstanden erklären, indem sie den Streik in unveränderter Weise sortsetzcn werden. Die Resolution spricht weiter au«, daß die Arbeiterschaft über da« Verhalten der Fabrikanten sehr erregt sei. — Auerbach, I. 'Novbr. Jedenfalls, um in« Zucht- Han« zu kommen, verübte am Dienstag der ehemalige Teppich arbeiter Loui« Sachs au« Rodewisch, der im April au« der An stalt in Sorga entwichen war und sich seitdem umhergetrieben hat, mehrere Slrasthalcn. Er kam in die Wohnung seiner Frau und stach diese mit einem Messer in den Unterschenkel, ihr damit eine schwere Verletzung zufügcnd. Darauf zündete er eine dem GuISpächter Müller gehörige Feldscheune an und stellte sich dann selbst dem Gericht. — Schlettau, I. Novbr. Gestern früh in der 7. Stunde ist da« unweit der allen Poststraße stehende Sicgcrt'schc Anwesen Lurch Feuer zerstört worden. Der Besitzer de« Gute« ist bei den Bergungsarbeiten leider in den Flammen um gekommen und wurde al« verkohlter Leichnam aufgesundcn. Ferner sind dem Feuer eine Anzahl Thiere zum Opser gefallen. — Beiersdorf bei Neumark, I. November. Die eng lische Spitzenfabrikation ist hier eingerichtet worden. Die Rohwaarc wird hier hcrgestcUt und nach Plauen versandt, von wo au« da« Unternehmen geleitet wird. Fünf große englische Matchinen sind in Betrieb. Drei weitere dergleichen ü 2> 000 M. werden roch ausgestellt. Ein Werkführer und sieben Familien au« England sind bei dieser Fabrikation thätig. — Zur Fleischnoth-Frage. In einem Bericht, den der engere Ausschuß re« Vandc« - Kulturrathe« im Königreich Sachsen zur Frage der Fleischnoth an da« Ministerium de« Innern auf Grund von Erhebungen erstattet Hal, wird u. A. auSgcführt, die Behauptung eine« Schlachtviehmangcl« al« Ursache der FleischprciS-Erhöhung stehe im Widerspruch mit der amtlich sestgestcUtkn Zunahme de« Schlachtviehbestandc« im deutschen Reiche. In den ersten neun Monaten de« laufenden Jahre« seien Ueberstände zu verzeichnen gewesen in Dresden und Leipzig bei Rindern an 70, bei Schweinen an 78 von 80 Markttagen, bei ersteren im Ganzen 3838, bei letzteren 5034 Stück. In Chemnitz seien die ausgetricbencn Rinder an 14, die Schweine dagegen nur an drei Markttagen vollständig auSvcrkauft worden. Da« lasse darauf schließen, daß c« an Nachfrage mangle, weil der Fleischverbrauch zurückgegangen sei ; falle doch auch der Rück gang in der Zahl der Schlachtungen zeitlich mit der industriellen Krisi« zusammen, infolge deren unzweifelhaft die Kaufkraft der Konsumenten eine Beeinträchtigung erfahren habe. ES könne danach nicht zugegeben weiden, daß die gegenwärtige Lage de« Fleifchmarkte« eine Folge de« Mangel« an inländischem Schlacht vieh sei. Ebenso wenig könnten dafür die Grenzsperr-Maßregeln verantwortlich gemacht werden, da sich au« der amtlichen Statistik ergebe, daß gerade im laufenden Jahre sowohl die Einfuhr von Rindern al« auch von Fleisch und Fleiichwaaren im Vergleich zu den vorangegangencn Jahren erheblich zugenommen habe. Die Prei«steigcrung erkläre sich vielmehr unschwer au« dem Zu sammenwirken anderer Faktoren. In den Monaten Juli, August und September trete regelmäßig eine mehr oder weniger erheb liche Erhöhung der Schlachtviehpreise ein, weil gegen den Som mer hin die Vorräthe an den für Mastzwecke erforderlichen Futtermitteln erschöpft seien, die Mästung in der warmen Jahres zeit überhaupt mit einem größeren Risiko verbunden sei und dadurch die Rentabilität derselben leicht in Frage gestellt werde. PreiSsteigernd wirkten unzweifelhaft auch die au« der Beschickung der Schlachtvichmärkte entstehenden Unkosten. Ganz besonder« aber dürfte PreiSsteigernd der Umstand gewirkt haben, daß sich in andern Ländern in den letzten Jahren die Vieh- und Fleisch preise aufwärt« bewegt und einen hohen Stand erreicht haben. Diese Aufwärts - Bewegung stelle sich also al« eine internatio nale Erscheinung dar. Bei solcher Sachlage könne die Oeffnung der Grenzen die erhoffte Ermäßigung der Fleischpreise auf die Dauer nicht herbciführen, wohl aber berge sie die große Gefahr der erneuten Verseuchung der deutschen Viehbestände in sich. In der Aeichsdruckerei zu Wertin. Von Kurt von Walfeld. V. Zm Eießsaal und in ter fremdsprachlichen Zitflhtilimg. Die weltbewegende Erfindung Gutenberg« bestand darin, dah er an Stelle der festen, auf einem Stück Holz oder Metall hergestelltcn Lettern die beweglichen setzte. Die Herstellung dieser beweglichen Lettern war früher eine sehr umständliche und beschwerliche Sache, heute besorgt da« Alles die Maschine. Die ersten Maschinen waren noch mangelhaft; die Buchstaben verlangten nach dem Guß noch gründliche Bearbeitung. Es mußte zunächst der am unteren Ende sitzende Anguß, das heißt das überflüssige Stück Schrift metall, das sich in der trichterförmigen Eingußmündung bildet, abgebrochen und dann die Lettern auf einem Sandsteine oder einer Schleifmaschine an ihren beiden Seiten glatt geschliffen werden. Mit dieser Bearbeitung waren in der Gießerei der Rcichsdruckerei Tag für Tag mehrere Mädchen beschäftigt, ich habe es leider unterlassen zu fragen, warum das heute noch geschieht, da die einfachen Maschinen durch die Komplett maschinen ersetzt worden sind, welche die Lettern vollkommen fertig und tadellos liefern, so daß gar keine Nacharbeit inchr nöthig ist. Die alte Maschine warf mittels einer Pumpe, die den Gießlöffel ersetzt, einen Strahl flüssigen Metalls in die Gieß form. Die Maschine gab nach kurzer Zeit den erkalteten, mit Anhängsel versehenen Buchstaben heran«. Bei diesem Spritzen oder Werfen des flüssigen Metalls in die Gußform kam oft Luft in die Metallmasse und die Letten, zeigten nach her hohle Stellen. Dieses und die Anhängsel beseitigt die Komplengicßmaschine. Dieselbe besteht aus zwei miteinander kombinirten Haupttheilcn, dem Gicßapparat, welcher in einer Gießform die Letten, automatisch gießt, und dem Zuricht apparat, welcher die Seiten und Endflächen der Lettern so zurichtet, daß die Buchstaben die Maschine in vollkommen fertigem Zustande verlassen. Man sicht auf einer schmalen Leiste die einzelnen Lettern herausmarschiren und sich von selbst auf der Leiste lagern, indem sie automatisch fortgcschoben werden. Zn der Rcichsdruckerei sind niehrcre Koniplettgießmaschinc» stets in Betrieb, außerdem aber auch einige Gießmaschinen. Warum Vas geschieht, weiß ich nicht, und kann ich keinen Grund dafür finden, als nur eben den, daß die vorhandenen Maschinen aufgebraucht werden sollen. TaS wäre allerdings eine sonderbare Ansicht und eine kostspielige, denn so eine alte, schlechte Maschine liefert im Tage etwa 20—25 000 Lettern, während eine gute.Komplettgießmaschine deren bis zu einer halben Million täglich liefern kann. Zn dem großen Gießraum der Rcichsdruckerei wird stets fleißig gearbeitet, denn alle Lettern, von den einfachsten bis zu de» komplizir- testen, werden in dieser Gießerei hergestellt. Auf meine Frage, woraus das Schriftmetall bestehe, erhzelt ich keine Antwort. Ich fand das auch ganz selbstverständlich, denn jede Schrift gießerei lcgirt, mischt sich, nach eigenen Erfahrungen ihr Merall und hält die Zusammensetzung geheim; obwohl es eigentlich überflüssig ist, denn die Wissenlchaft kennt doch ge nau die Mischung. Diese besteht gewöhnlich aus 50 Theilen Blei, 40 Theilen Antimon und 10 Theilen Zinn. Will man die Masse weicher haben, setzt man etwa« mehr Blei und weniger Antimon hinzu. Söll sie härter sein, nimmt man etwas mehr Anti,non oder setzt noch etwas Kupfer hinzu. In der Reichsdruckerei wird das Schristmctall vom Ober saktor in einem besonderen, kleinen Raum legirt. Diese Le- girung wird dann nachher an die Arbeiter, die Gießer, vcr- theilt, die sie in großen Tiegeln dann nach Bedarf zum Schmelzen bringen. Diese Schmelzöfen stehen in der großen Gießerei und geben dem mächtigen Raum oft eine mehr al« gcmürhliche Temperatur. Während meiner Besichtigung war ein Gießer damit beschäftigt, Druckersarbe hcrzustellen, eine besonders feine Sorte. Das war etwas Außergewöhnliches, denn die Herstellung der Druckerschwärze und der Drucker farbe ist längst aus den Buchdruckereien in die Fabriken ge wandert, wo sie besser und billiger hergestellt werden. Be sonders werden in den Fabriken die festen Bestandtheile der Schwärze oder der Farbe besser verrieben. Gewöhnliche Druckerschwärze besteht aus Leinöifirniß und .Kienruß. Man hat Druckerschwärze der verschiedensten Arten Die einfachste kostet rund 3 Mark das Pfund, die beste aber 30 Mark. In früheren Zeiten war das Aufertigcu der Drucker schwärze ein Festtag für die Buchdrucker. Da gab es noch öffentliche Firnißküchen, wo die Schwärze bereitet wurde. Da zog das ganze Personal hinaus, und neben dem Leinöl zur Schwärze floß auch da« Bier in großen Mengen durch die durstige» Kehlen. Im Gießsaal der Rcichsdruckerei werden auch die wich tigsten Stereotypplatten hcrgcstellt und, wenn nöthig, oer- stählt. Es liegt auf der Hand, daß inan bei Herstellung von Stereotypie-Platten große Vorsicht anwenden muß, denn wenn man auch einen fehlerhaften oder falschen Buchstaben ausgraben und einen neuen einsctzen kann, so ist diese« doch eine höchst mühselige und zeitraubende Arbeit, besonders bei den Platten für die Rotationsmaschinen, die wegen der runden Walze der Maschine ebenfalls eine entsprechende Rundung haben müssen. Die Erfindung der Stereotypie wird verschiedenen Män nern zugeschricben. Tie Deutschen sagen, der Prediger Jo hannes Müller in Leyden habe sie erfunden gegen Ende des 17. Jahrhunderts. Die Franzosen nennen Firmin Didot als den Erfinder. Didot druckte die Logarithmen-Tafcln de« Eallel. Bei diesem Druck mit beweglichen Lettern aber kamen so viele störende Druckfehler vor, daß die Noch und Ver zweiflung den Firmin Didot zwang, auf Abhilfe zu sinnen. Nach langem Probircn gelang c« ihm, daß er die au« be weglichen Buchstaben und Zahlen zusammengesetzten und aufs genaueste korrigipten Seiten auf ganze Taselu abgießcn ließ. Diese so verbundenen Letten, nannte Didot Stereo typen, von dem griechischen stcreos, fest, steststehcnd, und typos, Form, Gestalt. Im Jahre 1795 druckte er zuerst mit diesen festen For men, die heute eine so wichtige Rolle in der Buchdruckerkunst spielen, daß man sie gar nicht mehr entbehren kann. Der Sctzcrsaal für die fremden Sprachen ist ein sehr großer, schöner Raum, wo die intelligentesten Setzer der ReichSbruckerci beschäftigt sind, 48 an der Zahl. Der Ober faktor selbst ist au« dem Setzerstand hervorgegangen. Mit großer Liebenswürdigkeit zeigte mir der Herr eine ganze Reihe von Büchern, die hinter seinem ArbeitSpult in einem mächtigen Glasschrank standen. Ich hatte leider wenig Ge nuß von dem Gezeigten, denn mir waren die Buchstaben völlig fremde Gestalten. Es waren Bände angefüllt mit Hieroglyphen der alten Aegyptcr, mit der Zendiprache der heiligen Bücher der Perser, Bücher, welche chinesische und japanesische Schriftzcichen aufwiesen. Ich konnte nur meiner Bewunderung Ausdruck verleihen über die Geschicklichkeit der ca. 50 Setzer, welche solche, ihnen doch auch nicht verständ liche Zeichen so druckfertig zu letzen vermochten, mit derselben Schnelligkeit, wie andere Hetzer in ihrer Muttersprache ar beiten. Freilich sind als Korrektoren gründliche Sprach gelehrte vorhanden. Fortlaufend gesetzt werden in dieser Abtheilnng die „Mitthcilungen des Seminars für orientalische Sprachen", dann die .Jahresberichte der Preußischen Akademie der Wissenschaften". Auch russische, türkische, ja selbst abessi nische Bücher und Schriften werden hier gesetzt und in der Druckerei gedruckt. Und alle diese Schriftzcichen werden in der Gießerei der Reichsdruckerei hergestellt, mit Hilfe von zehn Komplettgießmaschinen. Damit wäre der Rundgang durch die Reichsdruckerei beendet. Er hat gezeigt, welche iinponirenbc Mannigfaltigkeit die Rcichsdruckerei in ihren Arbeiten hat und welche sie mit einem Heere von fast 2000 Beamten, Gelehrten und Arbeitern bewältigt. Wit sollen Wirst« brhandrlt werde«, «m HSchst- «rträg« liefe»« zu könnt«? (Fortsetzung.! Fragt man nun, wie denn die Düngung der Wiesen zu geschehen habe, so tritt hier selbstverständlich die Düngung mit Stallmist zurück. Der Stallmist gehört auf den Acker, indem er da am besten zur Geltung kommt, auf den Wiesen wird derselbe besonders durch Compost in bester Weise er setzt. Wirklich guter Compost eignet sich ganz vorzüglich zur Wiesendüngung, und in guter Beschaffenheit und ausreichenden Mengen rechtzeitig im Herbst — nicht erst im Frühjahr — aufgebracht, zeigt er fast überall die vorzüg lichsten Erfolge. Leider aber ist guter Compost nur schwer in ausreichen den Mengen zu schaffen, und müssen deshalb geeignete künstliche Dünger an seine Stelle treten. Deren richtige Benutzung, in Verbindung mit der Regelung der Feuchtigkeitsverhältnisse der Wiese, bat auch überall die glän zendsten Erfolge gezeigt, und gelten dieselben deshalb heute auch als eins der wichtigsten und sichersten Mittel, höhere, zugleich werthvollere Futter massen zu erzielen. — Wie beim Acker, so gilt es nicht weniger auch bei der Wiese, durch die Düngung vollen Ersatz für die in den Ernten entzoge nen Pfianzennährstoffe zu liefern und geschieht dies in bester Weise durch die Düngung mit Kainit und Thomasschlacke, die beiden Dünger, welche Kali, Phosphorsäure und Kalk, also gerade die Nährstoffe, welche den Wiesen durch die Ernten hauptsächlich entführt werden, in der geeignetsten Form und zugleich in billigster Weise wieder zuführen. Bei der Benutzung dieser Dünger ist zuerst daran festzuhalten, daß die fortgesetzte Zufuhr nur eines der genannten Dünger nicht ausreicht, um dauernd reiche Ernten zu erzielen. Die Wiesenpflanzen bedürfen zu ihrer vollen Ausbildung verschiedener Nähr stoffe. sowohl Phosphorsäure wie Kali und Kalk. Wohl zeigt in man chen Fällen die Zufuhr von Kainit oder auch von Thomasschlacke allein guten Erfolg, doch sind dies nur Ausnahmen und bleibt der Rückschlag sicher nicht aus. — Die Nothwendigkeit der öfteren kräftigen Düngung mit Kainit ergiebt sich schon aus dem hohen Kaligehalt des Wiesenheues, und ist der Boden von Natur aus schon arm an Kali, wie z B. der Moor- und Sandboden, und wird demselben nicht durch Bewässerung Kali zugeführt, so muß das Entzogene selbstverständlich durch die Düngung ersetzt werden. Hier wird es sich empfehlen, die ersten 2 oder 3 Jahre sehr stark mit Kainit zu düngen, bis zu 5 und 6 Centner pro Morgen, um so einen Vorrath an Kali im Boden zu schaffen; für die Folge genügen dann als regelmäßiger Ersatz des im Heu entzogenen Quantums 2—3 Ctr. pro Morgen. — Da die Wiesenpflanzen weniger Phvsphorsäure als Kali nöthig haben, zudem der Prozentgehalt an Phosphorsäure in der Thomasschlacke höher ist, als der Prozentgehalt an Kali im Kainit, so bedarf es zur Düngung mit Tho masschlacke geringerer Mengen, wie von Kainit. Immerhin aber wird es sich als richtig erweisen, die Düngung nicht zu sparsam zu bemessen, in dem einmal die meisten Böden sehr arm an Phosphorsäure sind; das Be- wäfferungswasser den Wiesen keine Phosphorsäure zuführt; außerdem aber die in der Thomasschlacke zugeführten Quanten nicht sämmtllch von den Pflanzenwurzeln berührt, also auch nicht ausgenommen werden. Man gebe deshalb auch bei chr Thomasschlacke während der ersten Jahre eine Düng ung von 3 bis 4 Centner pro Morgen, man kann dann später das Quan tum auf die Hälfte verringern. — Man kann eine sogenannte Vorraths düngung auch um so unbedenklicher geben, als die Phvsphorsäure sowohl wie auch das Kali vom Boden absorbirt, festgehalten werden, also eine Gefahr vor Verlusten nicht vorliegt. — Für die kräftige Düngung mit Thomasschlacke auf Wiesen spricht aber auch noch der Umstand, daß dieselbe reiche Mengen von wirksamem Kalk enthält, deshalb nicht nur durch ihren Gehalt an Phosphorsäure, sondern auch durch ihren Kalkgehalt wirkt. End lich berücksichtige man auch wohl, daß durch die Düngung mit Kainit und Thomasschlacke der im Wiesenboden meist massenhaft vorhandene Humus zersetzt, dadurch der Stickstoff desselben löslich und wirksam wird. Hierdurch und zugleich durch die befördernde Entwickelung von Klee und Leguminosen, überhaupt der sogen, stickstoff - sammelnden Pflanzen, wird die Zufuhr des theuren Stickstoffs in Form von Stickstoffdüngern meist überflüssig, trotzdem werden die Ernten verdoppelt. (Schluß folgt.) Der Spuk im alten Kerrenyause. Eine Erzählung nach Familienpapicren von Adalderl Reinold. (IS. ForOetzung., Ich vermeinle zu träumen, ich fühlte klar und deutlich, daß mein geistige« Leben in einen Zauberbann gcrathen sei, au« dem ich mich gewaltsam zu befreien suchte. Ich fuhr im Bett empor, ich fühlte, wie das Blut mit fieberhafter Hast »om Herzen zum Gehirn und zurück pulsirte, ich griff mit meiner warmen, rechten Hand nach der eisig kalten Linken, die da« gespenstische Wesen lo«gelassen halte, da« jenem Bilde in dem Tafelsaal so ähnlich sah, als sei e« au« dem finstern Goldgrund herausgetreten. Da« gespenstische schöne Mädchen trug in ihrer Linken einen silbenien Leuchter, nur der Stumpf eine« Lichte« steckte auf dem selben. Ich sah, wie da« Gespenst den Leuchter aas die Marmor fläche eine« kleinen, vor meinem Bette stehenden Tische« setzte, ich hörte da« Geräusch dieser Bewegung. Ich hörte und ich schau derte, hörte da« Wort hauchen, klagen, seufzen, e« war eine un beschreiblich schaurige Tonart, die erklang: „Rasch erhebe Dich! Laß uns fliehen, man will Dich und mich tödten!" Ein unbeschreibliche« Gefühl durchzuckte meinen Körper, mir war'« in diesem Augenblick, als wäre mein leibliche« Auge zurück gedrängt in meine Seele; nicht sah ich da« Gespenst, nein c« stand vor mir, meinem geistigen Auge sichtbar, nicht hörte ich die Worte, nein ich la«, ich empfand sie; mir war'«, al« fei diese» gespenstische Wesen und ich ein« geworden, und dennoch fühlte ich wieder einen eisigen Hauch, der mich bi« in« Mark erschauern ließ, zuckte ich zusammen, al« die bleiche schöne Tobte sich zu mir neigte. Ich versuchte mich aufrecht zu halten, ich vermochte e« nicht, gelähmt sanken meine Arme, gelähmt sank ich selbst in die Kiffen zurück. Entsetzlich, jetzt setzte sich da« Gespenst auf den Bettrand; e« schloß mich in seine Arme, jene« Hauchen, Klagen, Seufzen, schaurig, wehmüthig und süß zugleich vernahm ich, so hört und horcht da« Kind dem Wundermärchen, der Schauersage au« dem Munde der alten Erzählerin. Wie lange dieser Zustand gedauert, ich weiß e« nicht. Plötz lich war e« mir, al« wirbelten viele tausend Flämmchen durch einander, die schwächer und schwächer wurden, graue Schatten huschten dazwischen und bleiern schwer sank e« aus mein Gehirn, dann umgab mich tiefe Nacht, und jeder Sinn, jede« Gefühl schwand mir. Heller Tag war e«, al« ich erwachte, ich wollte mich rasch erheben, aber mein Kops schmerzte, eine nie gefühlte Schwere hatte sich all meiner Glieder bemächtigt, ich vermochte zuerst kaum die Arme zu bewegen. Wie nach lang durchträumter Nacht dämmerte e« auf und trat dann in klaren Bildern vor meine Seele da« schöne Jung- frauenbild, da« al« Spukgcftalt vor mir, neben mir geweilt, die mich mit ihren eisigen Armen umschlungen gehalten, die zu mir gesprochen, deren Geschichte plötzlich klar und deutlich in meincr Erinnerung aufwachte. Ich schüttelte den Bann der Schläfrigkeit von mir und griff nach meiner Repetiruhr, welche ich nach meiner Gewohnheit vor dem Zubettgehen aufgezogen und auf den kleinen Tisch vor meinem Bett hingelegt hatte. Die Uhr stand still, der Zeiger wie« aus die Mitternacht«- stunde, aber in demselben Augenblick, al« ich diesen seltsamen Umstand gewahrte, glaubte ich noch von dem nächtlichen Zauber-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)