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302 ? Vie Opposition in der Minorität bleiben wird. 7 Stoff zu allerhand Lombinationen bieten augenblick lich auch die Depesche Andrassy'S an den Cardinal- Stäatssecretär Antonelli und da» eigenhändige Schreiben de» Kaiser» Franz Joseph an den Papst. Beide Dokumente haben natürlich die letzten Aeuße- rungen de» Batican» über die confessionellen Gesetze zum GezenstckM der Erwiderung resp. Erörterung. Obgleich man den Inhalt beider Schriftstücke noch nicht kennt, sagt darüber ein römisches Blatt: „Bei Licht betrachtet, läßt sich keine der als so grausam verschrieenen Maßregeln de» Fürsten Bismark mit diesem Schlage vergleichen, den der katholische Mi nister einer stark katholischen Regierung dem Papste zufügte; allein jeder Unparteiische wird auch aner kennen müssen, daß Graf Andrassh seine Pflicht und Schuldigkeit lhat. Nachdem Oesterreich die furcht barsten Crisen durchgemacht und im Schatten der Freiheit endlich Ruhe und Sicherheit, neue Kraft und neuen Ruhm gefunden, darf e» sich durch den CleruS, der die Axt an den Baum seiner Freiheit legen will, nicht in die frühere Misere zurückdrängen lasten. Der Papst habe, statt daß er, wie man von Wien au» dringend gewünscht hatte, zum Frieden hätte reden sollen, den österreichischen CleruS in seiner feindseligen Haltung gegen die Regierung nur , bestärkt, und es komme die Protestnote Andrassy'S daher gerade zur rechten Zeit, um dem päpstlichen Stuhle zu sagen, wie viel die Glocke geschlagen hat. In Preußen gehe die Regierung unter allgemeinem Beifalle mit verstärkter Energie gegen den Ultra- montanismus vor, das französische Kriegssckiff, das bisher zur Protection des Papste» da zu sein schien, zieht die italienische Flagge auf, die französische Re gierung selbst macht sich aus dem Wust der Vorurtheile los, der bisher auf ihr gelegen, und zwischen Oesterreich und dem Vatikan sei ein vollständiger Bruch eingetreten. Am allerwenigsten dürfe sich der päpstliche Stuhl, wenn es so fortgehe, über das Königreich Italien beklagen, das er einmal über das andere excommuni- cirt und verflucht hat." In der Schweiz haben es die Gegner der neuen Bundesverfassung zu einer Demonstration gebracht, indem zu Nidwalden eine sogenannte Landesversammlung sich für die Ver werfung der Verfassungsänderung im centralistischen Sinne aussprach. Jndeß wird dieser Sieg der schweizerischen Ultramontanen an dem Zustande kommen des Revisionswerkes nichts ändern. Der König von Italien, welcher einige Tage nach der Feier seine« fünfundzwanzigjährigen Re gierungsjubiläums nach Neapel abgercist ist, kehrt auf einige Tage nach Rom zurück und wird sich dann nach Florenz begeben. — Eine zwischen der italienischen Regierung und der kleinen Republik San Marino entstandene Zwistigkeit ist geschlichtet. Der Cordon von Soldaten und GenSdarmen, welche der Unterprüfect von Rimini um die Grenze des winzigen Freistaate« gezogen hatte, ist abcommandirt worden und die Republik schickt Vertrauensmänner nach Rom, um in Verhandlung über den Streitpunkt — Revision des AuslieferungSvertragS — zu treten. Die ganze Republik, bekanntlich die älteste in Eu ropa, umfirßt ein Gebiet von I,«,,, Ouädratmeile mit einer Bevölkerung von 7300 Seelen. S» Frankreich herrscht augenblicklich politische- Windstille ; vielleicht ist dieselbe nur die Ruhe vor: dem Sturme, denn im Stillen rüsten sich die Par» teien, das jetzige RegieruogSsystem über den Haufen: zu werfen. Mac Mahon soll mit seinem eigenen Cabinet in Zwiespalt gerathen und entschlossen sein, mit der Lonstituirung der siebenjährigen Republik vorzugehen. Wir gedenken in nächster Nummer ausführlicher auf die Verhältnisse der augenblicklichen. Situation zurück zu kommen. Trotz der allgemeinen Klagen über den Rückgang der Geschäfte haben die englischen Staatsein» uahmen doch ihre alte Elasticität nicht verloren. Der kürzlich veröffentlichte Bericht über das mir dem letzten März abgelaufene Finanzjahr läßt eine Ver mehrung aller Zoll- und Accise-Einnahmen erkennen, ein Beweis, daß der Wohlstand der mittleren uni» ärmeren Elasten sich gehoben haben muß. Der für das nächste Jahr verfügbare Ueberschuß beträgt gegen 5 Millionen Pfund Sterling. England geräth also noch nicht in finanzielle Verlegenheiten, wenn auch der besiegte Aschanti-König durch eine kindlich- einfache List — die Streichung einer Null — die ihm auferlegte Kriegsentschädigung auf den zehnten Theil herabmindern will. Er behauptet nämlich, eS wären nicht 50,000, sondern nur 5000 Unzen Gold ausbedungen. Auch erklären seine Gesandten Vie verlangte Abschaffung der Menschenopfer für unmög lich. Kurz es scheint, für England wird auf den Aschanti-Feldzug das Sprichwort passen: „Wie ge wonnen, so zerronnen!" Dem politischen Stillleben Hollands droht durch den Krieg mit Atchin eine Unterbrechung^ Man beabsichtigt nämlich den Sturz" des jetzigen Ministeriums. Gelingt dieser Plan, so hätten wir abermals den Zusammenbruch einer europäischen. Regierung infolge begonnener Kämpfe mit außer europäischen Wilden zu verzeichnen. Vom spanischen Kriegsschauplätze sind in dem letzten Tagen keine Meldungen eingetroffen. Re publikaner und Carlisten liegen vor Bilbao einander gegenüber. Daß Serrano das Obercommando ab gegeben und nach Madrid zurückgekehrt ist, um sich mit den übrigen Ministern über die Lage der Dinge zu berathen, läßt kaum einen günstigen Schluß aufi die Stellung der Regierung zu. Die Carlisten sind jedenfalls stärker, als man vermuthct hatte. Mik Spannung darf man daher weiteren Nachrichten, entgegensetzen. Nach der „N.A.Z." hatte das Beglückwünschungs» telegramm, welches Se. Majestät der König von Baiern dem Reichskanzler Fürsten Bismark jüngst zu dessen Geburtstage gesandt hat, folgenden Wortlaut: „Am heutigen Tage gedenke Ich Ihrer, Mein lieber Fürst, mit dem besonderen Wohlwollen, welche» Ich- stet» für Sie im Herzen hege. Möge Ihnen der Frühling das Glück voller Gesundheit wiederbringen t Hierin gipfeln die innigen Glück- und Segenswünsche, welche ich Ihnen zur Feier diese» Tage» sende. Ludwig." Ein Erlaß der baierischen Staatsregierung an- den Bischof vr. Reinken» erklärt, daß sie sich im Anschluß an da» von der betreffenden Commissi»»