Volltext Seite (XML)
könnte man ja auch die Strafbarkeit de« Aufruhr« abschaffea. Endlich behauptet man: e« würden viel fach keine Lontracte geschloffen und ein Strafgesetz gegen Contractbruch werde die Arbeitnehmer noch weniger willig zu Contracten machen. Hierbei ist tatsächlich nur zugegeben, daß die Arbeitgeber auf Contractverhältnisse gerade au« dem Grunde wenig Werth gelegt haben, weil sie gar nicht in der Lage waren, deren Haltung zu erzwingen. Führt man aber die Strafbarkeit de« Contractbruch« ein, so steigt der Werth des Contractverhältnisse« und in den weitaus meisten Fällen werden die Arbeitgeber den überwiegenden Einfluß haben, die Arbeiter zur Ueber- nahme fester Contracte zu veranlassen. Schließlich werden diese selbst ihre Lage dadurch mehr gesichert sehen. E« kommt eben Alle« darauf an, daß der Sinn für Recht, Ehre, Sitte und Ordnung durch da« Gesetz vor weiterer Abstumpfung gewahrt und nicht Unrecht zu Recht gestempelt werde. Seit dem Jahre 1871 haben die deutschen Ge werbetreibenden nicht weniger al« 204 Arbeitsein stellungen durchgemacht, von welchen 146 auf die Groß-Industrie und 58 auf die handwerksmäßig betriebenen Gewerbe fielen. In der Groß-Industrie kommen 11 Arbeitseinstellungen auf Bergwerke, 21 auf Maschinen- und Eisengießereien, 39 ans die Textilindustrie (Webereien), 15 auf Cigarren- und Tabacksfabriken, 10 auf Hutfabriken, 10 auf Buch druckereien u. s. w. Unter den Arbeitseinstellungen bei den handwerksmäßig betriebenen Gewerben ent-- fielen allein 30 auf die Baugewerbe. An den StrikeS - der Bergarbeiter in Esten betheiligten sich 7 — 8000' Arbeiter, in Waldenburg 6400, im Zwickauer Re vier 5000. Ueberhaupt kamen 15 StrikeS vor, . bei denen mindestens 1000 Arbeiter theilnahmen, ? 39 mit 200 bis 1000 Betheiligten. In 48 Fällen setzten die Arbeiter ihre Forderungen völlig durch, -- in 52 Fällen theilweise, in 83 Fällen wurden sie - zurückgewiesen, wobei nicht ausgeschlossen war, daß sie zum Theil später ihren Zweck erreichten, weil sich die Arbeitgeber an den Consumenten schadlos halten konnten. / Wo solche Erfahrungen vorliegen, da muß man wohl einverstanden sein, wenn die liberale Presse und die Gewerbtreibenden die Flinte nicht in'S Korn werfen, sondern den Reichstag bombardiren, damit j «r nicht seiner Commission, sondern der Regierung«- / Vorlage zustimme. Findet man die Fassung der letzteren- nicht ganz genau, nun so kann man sie verbessern. , Die Gewerbtreibenden aller Orten sollten im Augen blicke nicht Unterlasten, durch Petitionen an den Reichstag das Gewicht ihrer Stimme mit In die s Waagschale zu werfen. Bekanntlich hat die Novelle drei Lesungen zu durchlaufen. Deutsches Reich. Dresden, 24. März. Unser Königspaar ist heute Nachmittag au« Berlin wieder hier eingetroffen. Es ist dort sehr ausgezeichnet worden, am meisten Lurch da« ihm zu Ehren gestern im Weißen Saal de« königlichen Schlosses gegebene große Galadiner, bei welchem Kaiser Wilhelm einen Trinkspruch au«- brachte, in dem er, zur Königin Carola gewendet, daran anknüpste, daß er zum ersten Male so glück lich sei, die Königin von Sachsen inWerlio zu se^str und für diesen Besuchleinen Dank »»«spreche, indem er zugleich auf da« Wohl de« König« Albert und der übrigen anwesenden hohen Gäste trank, worauf König Albert mit einem dankenden Trinkspruch auf den Kaiser erwiderte. Außer dem Reichstag hat König Albert in Berlin noch das Gewerbemuseum besucht, wo der Lüneburger Silberschatz sich befindet-, und da« Siegesdenkmal auf dem Königsplatze besich tigt, Königin Carola aber in Gemeinschaft mit der Kaiserin das AugustahoSpital und die Augustastiftung in Charlottenburg besucht, auch einer Sitzung de« „Vaterländischen Frauenverein«" in Berlin beige wohnt. Ein Dresdner Blatt brachte vor einigen Tagen die Nachricht, Se. Majestät der König habe be schlossen, in Strehlen ein neues „Residenzschloß" erbauen zu lasten. Diese Nachricht ist vollständig unbegründet. Se. Majestät haben, noch al« Kron prinz, di: Absicht gehabt, einige Erweiterungsbauten an der Billa zu Strehlen vornehmen zu lassen; ein von einem Dresdner Architekten deshalb entworfener,, über die ursprünglichen Intentionen hinausgehender Plan ist aber nicht genehmigt und seit dem Regie rungsantritte Sr. Majestät ist, mit Rücksicht auf die königl. Sommerresidenz in Pillnitz, die Idee einer Erweiterung der Strehlener Villa überhaupt ganz aufgegeben worden. (Dr. I.) Bischofswerda, 27. März. Das königl. Ministerium de« Innern hat dem Werkführer in der Tuchfabrik von Eckardt und Meißner Friedrich Gottlob Aster und dem Kardensetzer und Ober packerin der Herrmann'schen Tuchfabrik hier Frie drich Rennau als Auszeichnung für langjährige, treue Arbeit in einem und denselben Etablissement die große silberne Preismedaille mit der Aufschrift „Zur Belohnung des Fleißes" bewilligt und diese Medaillen nebst den dazu gehörigen Verleihungs- decreten durch die kgl. KreiSdirection zu Bautzen au den Stadtrath allhier gelangen lasten. In den Vor mittagsstunden des heutigen Tages hat nun Herr Bürgermeister Sinz mit den Herren Senatoren j Böhmer und Kletzsch sich in die gedachten Fabriken > begeben und den ebenso überraschten als hocherfreu ten beiden Werkführern die Medaillen nebst den dazu gehörigen Berleihunzsdecreten in Gegenwart der Chefs ihrer Fabriken überreicht. Die Fabrikanten ^Meißner und Eckardt, welche die feierliche Ueber- reichung in Gegenwart de« ganzen Fabrikpersonals geschehen ließ, fügten für ihren Werkführer Aster nach vorheriger an denselben gehaltener kurzer An sprache eine mit werthvollem Inhalt versehene silberne Dose bei. - q. Umschau in der Lausitz, 26. März Der zum DiaconuS an der Petrikirche zu Bautzen erwählte Catechet Kanig au« Leipzig wird den Sonn tag nach Ostern ordinirt, confirmirt und eingewiesrn- werden, wird aber seine Antritt-Predigt erst 8 Tage darauf zu halten haben. — Der landwirthschaftl. Verein zu Klein-Welka hat den Antrag gestellte „Der Kretsverein de« Markgrafthum Oberlaufitz wolle dahin wirken, daß auf der Versuchsstation Pommritz ein Winter-Cursu« für junge Landwirthe eingerichtet: