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Feldmärschall-Lieutenant Baron von Langenau, hat Le» Kaiser in feierlicher Audienz feine neuen Akkreditive überreicht. Frankreich. Die Rede, mit welcher der weiland kaiserliche Prinz von Frankreich am 16. März in ChiSlehurst die Getreuen de« Kaiserreichs begrüßt hat, ist — das unterliegt wohl keinem Zweifel — von Herrn Rouher versaßt. Zu erwähnen ist nur, daß Rouher sich mit vielem Geschick in die Ausdrucks- und Denkweise eines sechszehnjährigen Knaben hineinzu finden verstand. Das bonapartistische „Ordre" brachte schon um 2 Uhr die Rede in Paris. Die selbe wurde stark gekauft und gelesen, erregte jedoch vielfach Gelächter mit ihrer Anspielung auf einen rühmlichen Tag für Napoleon HI. Auf dem Bastillenplatze verbrannte man ungefähr 100 Exem plare des „Orde", die man bei Zeitungshändlern gekauft. Bonapartistische Kundgebungen fanden nirgend statt, nur sah man eine gewisse Anzahl mit Beilchek geschmückter Frauen und Männer. Italien. Der zweite Theil von Lamarmora'S: „Etwas mehr Licht", ist die letzte Woche in Florenz ausge- grben worden, erregt aber bei weitem nicht so viel Aufsehen als seinerzeit der erste. Er beschäftigt sich specieller mit der Leitung des Krieges gegen Oester reich und der Politik während desselben. Die ita lienischen Blätter scheinen die neue Indiskretion völlig todtschweigen zu wollen. England. London, 18. März. Die Königin wird die feierliche Eröffnung des Parlaments nicht in Person vollziehen. Spanten. Die Verständigung Castelars mit Gerrano, welche in Angriff genommen war, soll zu einem vollstän digen Einvernehmen geführt haben , allo daß Herr Castelar jetzt selbst bemüht ist , alle patriotischen Elemente um die Regierung zu schaaren. Auf der andern Seite verlautet auch von Verhandlungen Serranos mit einzelnen carlistischen Generalen. Der siegesdurstige Marschall beklagt sich über die Ungunst der Witterung, welche es ihm unmöglich mache, die Carlisle» von der Oberfläche der Erde verschwinden zu lasten. Die Bürger von Bilbao werden also auf unbestimmte Zeit hinaus nur auf die eigene Selbsthilfe rechnen können. Don Carlos hat sein winterliche- Hauptquartier Tolosa verlassen. Amerika. New-Dork, 18. März. Nach eingetkoffenen Nachrichten aus Hawai ist es dort au- Veranlassung der Wahl eines Nachfolgers de» verstorbenen König» Luoalilo zu Unruhen gekommen. Vom Parlamente wurde der Häuptling Salakua zum Könige gewählt. Die bei der Wahl unterlegene» Anhänger der Königin Emma (Wittwe von Kamehamea IV.) machten darauf einen Angriff auf da« Parlaments gebäude und steckten dasselbe in Brand. Erst durch Hilfe englischer und amerikanischer Marinesoldaten gelang e», de« Aufstand zu bewältig«, und die Menge auseinander zu treiben. Iw Mexico ist e- zu einigen Ruhestörungen ge kommen. Di« durch die Priester aufgerrizt« Menge tödtete einen amerikanischen Geistlichen uudplüuderte besten Besitztum; mehrere Priester find infolge dessen verhaftet worden. - Neueste Rachrechten- London, 19. März. Da-Parlament ist heute Nachmittag 2 Uhr durch eine Commission im Namen der Königin eröffnet worden. Die Thronrede hebt die außerordentlich freundschaftlichen Bezüchungea zu allen auswärtigen Mächten hervor und betont, daß England den Einfluß, den ihm diese freundliche Stellung zu allen auswärtigen Mächten gewähre, zur Aufrechterhaltung de» Fnedens und zur getreue Beobachtung der internattonalen Beipflichtungen geltend machen werde. Die Vermählung de« Her zog« von Edinburgh mit der Großfürstin Marie sei nicht nur für die Königin selbst eine Quelle höchsten. persönlichen Glücke», sondern bilde auch ein feste» Freundschaftsbaud zwischen den beiden großen Reichen von Rußland und England. Das Ergebniß des gegen die Ashantees geführten Feldzug», bei dem die englischen Truppen des höchsten Lobe» sich würdig gezeigt hätten, werde hoffentlich zu befriedigenderen Zuständen an der Westküste Afrika« führen, al» die» seither der Fall gewesen. Betreffs der in einem Theile Bengalens herrschenden HungerSnoth sei der dortige Generalgouverneur angewiesen, keine Mittel und Kosten zu scheuen, um di« Calamität zu mildern und derselben nach Kräften zu steuern. Die Thron rede verheißt die sofortige Einbringung de» Budget» und kündigt für die laufende Session die Vorlage mehrerer Gesetzentwürfe an, durch welche erhebliche Erleichterungen in der Uebertragung des Grund besitzes in England, ferner die Ausdehnung der be reits im vorigen Jahre beschlossenen gerichtlichen Reformen auf Irland und Modifikationen der in Schottland gütigen Proeeßordnung herbeigeführt werden sollen; auch wird das Gesetz über die Concession von Schankwirthschaften in denjenigen Bestimmungen, die zu Beschwerden Anlaß gegeben haben, gewissen Abänderungen unterworfen werden. Behufs Prüfung der gesetzlichen Bestimmungen, die sich auf die Regelung de« Verhältnisses zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern beziehen, soll eine besondere Commission niedergesetzt werden. Vermischtes. - - — Die letzten Schneeanwehungeu auf der Busch tiehrader Eisenbahn, ganz besonder» auf der Strecke Weipert-Kommotau, waren doch so bedeutend, daß e», trotz de« eingetretenen müderen Wetter», erst nach viertägiger, angestrengtester Arbeit möglich war, am Dienstag Abend die genannte Strecke wiederum fahrbar zu machen. — Stuttgart, 16. März. Gestern Mittag kam die Kunde hierher, daß die Grabcapelle auf Kem Rothenberg, in welcher König Wilhelm von Würtemberg und seine zweite Vemahliu Katharina von Rußland ruhen, in der Nacht zuvor nach Sprengung der Pforte nut Pulver ihrer kostbaren, von der russischen Kaiserfamilie gespendeten CultuSgegenstäade, einer Prachtbibrl mit masfiiv goldenem Deckel, reich mit Perlen uudBrillauten besetzt, im Werth« von 8O,o0O Rubeln, der kostbaren Altargefäße, russischen Heiligenbilder in goldenen und silbernen Rahmen, mit Perlen und Edelsteinen besetzt, «. beraubt würde.