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für ' - - Bischofswerda, Stolpe» und Umgegend. Amtsblatt de» Königlichen Gerichtsamte» »u- de» Ktadtrathr» zu Ltlscvosswerda. 'Stele Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Ma«, Mittwoch» «ad Snnnadrnvt, und teiiet einschlirslich »er Sonn« «den»« erscheinenden „belletristischen Beilage^' vierreljilhrlich 1b N«r. Inserate »erde» bi« Dienstag« und Kreita«« früh 0 u-r aagenonunea und kostet dir gespalten« Corpus»»«« «der deren Rau« t Rgr. , . 21. ! Sonnabend, den 1L. Mär». 1874. Der Orient. Bor Kurzem machten einige Zeitungen, welche die gegenseitigen Beziehungen der Kaiserreiche Deutsch land, Rußland und Oesterreich zu beleuchten unternahmen, durch ihre darüber geschriebenen Artikel ziemlich allgemeines Aufsehen. Nicht der innere Werth, sondern vielmehr die Dermuthung, daß jene Auslassungen von Berlin aus inspirirt seien, gab -ihnen den Nimbus, als solle die Welt auf eine neue Wendung der deutschen und russischen Politik vor bereitet werden. Der Gedankengang jener Artikel war nämlich in Kürze folgender: Deutschland und Rußland können nichts Besseres thun, als sich über die orientalische Frage zu verständigen, um die Ber- hältnisse auf der Balkanhalbinsel nach ihrem beider seitigen Interesse ohne jede Rücksicht auf Oesterreich, mit welchem Staate sich Rußland über diese Frage Lberhaupt niemals vereinbaren werde, zu regeln und zu ordnen. Dies der Hauptinhalt jener Betrachtungen. Ihre Tendenz aber war offenbar — und dies läßt es geradezu unbegreiflich erscheinen, wie man den Ursprung derselben in politischen Kreisen Berlins hat suchen können — Deutschland mit Oesterreich und womöglich auch mit England zu veruneinigen. Hn Oesterreich nahm man diese Enthüllungen von Anfang an kühl und ungläubig auf, weil man von Her Aufrichtigkeit der beiden Kaiserhöfe in Berlin und Petersburg zu sichere Beweise hatte, um sich Lurch ein paar Sensations-Artikel, deren Tendenz auf der Stirn zu lesen war, außer Fassung bringen Zu lassen. In England aber, wo man bezüglich der orien talischen Frage noch immer etwas empfindlich ist, wenn auch bei Weitem nicht mehr in dem Maße wie vor einigen Jahren, nahm man die Sache ernster und gab wenigstens die Möglichkeit zu, daß am Ende doch wirklich etwas dahinter stecken könne. Indessen überzeugte sich auch die englische Presse sehr bald, daß das Ganze nichts weiter sein könne al» eine tendenziöse Flunkerei oder die müssige Spe kulation eines unbeschäftigten Phantasiepolitikers. Die jüngsten Auslassungen der offiziösen russischen und österreichischen Presse haben schließlich die Sorgen ängstlicher Gemüther gänzlich verscheucht. Ls ergiebr sich au» ihnen da» volle Einvrrständniß der drei -Kaiserhöfe hinsichtlich der orientalischen Frage, e» Skeunundzwaazigster Jahrgang. ergiebt sich ferner aus ihnen, daß weder Rußland noch Oesterreich daran denkt, mit Gewalt in die Verhältnisse der Türkei einzugreifeo und irgend et was zu thun, um die Krisis und den Zerfall de in der Auflösung begriffenen TürkeureicheS zu be schleunigen. Aber allerdings wird Oesterreich nicht länger eine Macht mehr unterstützen, an der Rath und That nutzlos verschwindet ist. Man wird die Türkei sich selbst überlassen und es wahrscheinlich nicht ungern sehen, wenn nach nnd nach die christlichen Staaten an der unterem Donau selbstständig und kräftig erstarken. Denn gerade von ihrer Erstarkung ist die friedliche und natürliche Lösung der orien talischen Frage bedingt. Ob in Zukunft Rußlands Blick sich wieder be gehrlich nach dem Bosporus wenden wird, wer vermag das vorher zu sagen? Weder der gegen» wärrige Czaar noch sein Thronnachfolger scheinen Neigung zu verspüren, sich zu Vollstreckern de» Testaments Peter des Großen zu machen. Kaiser Nicolaus mußte diese Lieblingsidee durch den Krimm- krieg sehr schwer büßen und dies ist wohl eine Warnung auf viele Generationen hin. Augenblicklich liegen die Ziele russischer Eroberungspolitik weiter nach Osten, im Tieflande von Turkestan und in dem Hochlande, welche» Sibirien von dem chinesischen Reiche scheidet. Hier sieht es sich auf eine Bahn der Eroberungen gedrängt, auf der es nicht eher Halt machen kann, bis daß es feste Grenzen ge wonnen haben wird, die namentlich in Strppey- gegenden schwer zu ziehen sind. Auf diese Eroberung aber können wir neidlos blicken; ja wir müssen sie als einen Gewinn für die Menschheit betrachten. Denn diesen Gegenden kann nach Lage der Dinge nur Rußland die Segnungen der Civilisation bringen. Wer wollte ihm einen Borwurf daraus machen, daß e» hier seinen civilisatorischen Beruf mit Kraft z« erfüllen strebt? Deutsches Reich. Se. Majestät der König hat sich mit Sr. Königl. Hoheit dem in Dresden zum Besuch weilenden Grafen von Flandern am 11. d. Vormittag nach Moritzburg begeben, um im Königl. Thiergarten daselbst eine Jagd abzuhalten. Bei Besprechung der EommisfionSverhandluage» über die Militärfrage hat sich der „Schl. Ztg." zu-