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tzehabten, enger» Reichstagswahl gesiegt: im 1. Wahl kreise Möririg mit 10,384, im 2. Wahlkreise Schmidt mit 10,278 Stimmen, beides Liberale; der social demokratische Gegenkandidat Hartmann erhielt im 1. Wahlkreis 6151, im 2. 8246 Stimmen. Wetterkundige Leute in Berlin wollen wissen, daß die Angriffe der Römlinge Mallinckrodt und Schorlemer gegen Bismark nur ein Wetterleuchten gewesen seien und daß das volle Gewitter sich erst im Reichstage emladen werde. Die Reichsregierung sei darauf gefaßt, den Herren gehörig heimzuleuchten und aller Welt ein Licht über das geheime Hetzen und Wühlen der jesuitischen Reichsfeinde, namentlich auch im Elsaß aufzustecken, sie habe viele Pfeile im Köcher und Fackeln übergenug. Ueberhaupt verspricht die Reichstagssitzung in jeder Beziehung interessant zu werden, sie wird zwar nur zwei Monate dauern, aber reichen Stoff für große parlamentarische Kämpfe bringen. Die Hauptvorlagen bilden da« Militär gesetz, das Preßgesetz, die strafrechtliche Verfolgung de« Contractbruches und ein Gesetz über die Jnter- nirung der ungehorsamen Bischöfe. Der BundeSrath hat beschlossen, daß fortan auch Fünfpfennigstücke geprägt werden sollen. Die neue Broschüre de« Mainzer Bischofs v. Ketteler über die Falk'sche Rede vom 10. Decbr. 1873 ist in Trier confiscirt worden. Schweiz. Bern, 28. Januar. Auf den Specialbericht des Berner Regierungs-Commissars Kuhn werden dem Vernehmen nach die noch im Jura anwesenden renitenten Geistlichen unter Anwendung eine« je nach dem Maßstabe ihrer Verschuldung verschiedenen ExecutionSverfahrens im protestantischen Theile des Canton« Bern internirt werden. Oesterreich. Nach einem Telegramme der „N. fr. Pr." ist Feldmarschalllieutcnant v. Gablenz in Zürich am Gchlagfluß gestorben. Italien. Die „Opinione" veröffentlicht ein Schreiben Lamarmora'S auf den bekannten Artikel de« „Deut schen ReichsanzeigerS". General Lamarmora repro- ducirt darin den Text des bekannten Schreibens Usedom's vom 12. Juni 1866 und erklärt: da» Original und der Specialbericht Govone's vom 3. Juni 1866 seien bei einem Notar deponirt. Lamar mora behauptet, alle diese Dokumente seien durchaus privater Natur und könnten sich deshalb in den Archiven des auswärtigen Ministeriums nicht vorfinden. Vermischtes. — Ein Statistiker hat berechnet, daß von den all' de» neuen Münzen, die schon geprägt worden — Gold, Silber, Nickel und Kupfer, alles zusammen gerechnet — doch noch nicht zwei Stück auf jede deutsche Tasche kommen, da bis zum 4. Januar erst "74H Millionen Stück geprägt waren. Dem Werthe «ach betragen die bis j< fertigen neuen Münzen etwa H dessen, was bisher an baarem Geld in Deutschland geprägt war, der Stückzahl nach ist dem Bedürfniß von circa 4 Milliarden Münzen erst zw genügt und man müßte noch 19 Jahre eifrig sortprägen, ehe es befriedigt werden könnte. Da werden die alten, in da» System passenden Münzen (die sächsischen und preußischen) noch einige Zeit aushelfen müssen, wenn auch noch zwei neue Münz stätten (Hamburg und Straßburg) dazu kommen. Die Münzzeichen der vorhandenen Münzstätten sind X Berlin, k Hannover, 0 Frankfurt a. M., 0 München, L Dresden, l? Stuttgart, 6 Carlsruhe, ll Darmstadt; bis jetzt hat X am meisten (40 Mill ), Dresden am wenigsten (14 Mill.) neue Münzen geprägt. — Die Falschmünzerei hat sich des neuen deutschen Goldgeldes bemächtigt. Es circuliren in der Provinz Westfalen falsche Zehnmarkstücke preußischer Prägung, von welchen ein» in Münster genau unter sucht worden ist. Dieselben sind so täuschend nach gemacht, daß man sie kaum von den ächten unterscheiden kann. Der Goldglanz der falschen Stücke ist noch intensiver als bei den ächten. — Das nächste allgemeine deutsche Turnfest wird voraussichtlich erst zur Zeit de» 100jährigen Ge burtsfestes des Turnvaters Friedrich Ludwig Jahn, im August 1878, und voraussichtlich in Breslau, stattfinden. In turnerischen Kreisen werden bereits Veranstaltungen getroffen, um diesen Gedenktag möglichst festlich zu begehen. Vornehmlich soll zu diesem Zwecke eine in sich abgeschloffene und abge rundete, den turnerischen und allgemein wissenschaft lichen Anforderungen entsprechende Biographie Jahn'S herausgegeben werden. — * Die Zahl der Planetriden oder kleinere» Planeten, welche zwischen der Erde und dem Jupiter kreisen, ist bereit« auf 130 gestiegen und davon wurden allein im Jahre 1872 11 entdeckt. — Nach einer statistischen Uebersicht beläuft sich- der jährliche Papierconsum für einen Russen auf 1 Pfund ; für einen Spanier auf j Pfd., einen Mexi kaner und Bewohner Südamerikas auf 2 Pfd., für einen Oestcrrcicher und Italiener auf 3H Pfd., für einen Franzosen auf 7 Pfd., für einen Deutschen auf 8 Pfd., für einen Amerikaner der Bereinigten Staaten aus 10H Pfd., für einen Engländer auf 114 Pfd. Die jährliche Gesammtpapierproduction schätzt man auf 18 Mill. Pfund, von welchen die Hälfte zur Druckerei, ein Sechstel für Schreibpapier, ein Drittel zur Emballage rc. verwandt wird. — Vorsicht ist die Mutter der Weisheit! An dieses Sprichwort wurde ein Steinsetzer, der Diens tag in später Abendstunde mit seiner Schwester die Brunnenstraße in Berlin entlang ging, in sehr unsanfter Weise erinnert. Er spielte nämlich mit seinem in seiner Tasche befindlichen Gelde, wurde infolge dessen von mehreren Strolchen angefallen und erhielt von einem derselben 4 Messerstiche. Auf sein und seiner Schwester Geschrei erschienen sehr bald mehrere Schutzleute und Nachtwächter, bei deren Herannahen die Attentäter die Flucht ergriffen. Dennoch gelang e« den die Bande verfolgenden Beamten, den HaupträdelSführer, d. h. denjenigen,, der die Messerstiche gegen den Angefallenen geführt, zu ergreifen. Derselbe entpuppte sich auf der Wacher als ein schon mehrfach bestrafter Schiffer.