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plötzlich ei» Schadenfeuer au», welche» in kürzer Zeit die sämmtliche» Gebäude, lu Asche legte und bei dem rapiden Umsichgreifen de» Feuer« auch die vorhandenen Getreide-, Stroh- und Futtervorräthe vollständig verzehrte. Gleichzeitig sind dabei 7 Stück Rindvieh, 3 Schweine uud sämmtliches Federvieh in den Flammen umgekommen. Dem Vernehmen nach hat man leider auch am Morgen ein alte« schwer hörige« Frauenzimmer noch vermißt. Eine Verordnung de« Kaisers Wilhelm vom 20. Jan. beruft den Reichstag, am 5. Febr. in Berlin zusammenzutreten. Leider können zu diesem Tage die Vertreter von Elsaß-Lothnugen noch nicht in Berlin sein, weil erst am 6. Februar die officielle Proclamirung der dortigen Wahlresultate vor sich geht. In parlamentarischen Kreisen wird lebhaft darüber discutirt, ob e« überhaupt angehe, unter solchen Umständen die Parlamcntseröffnung schon am 5. Februar stattfinden zu lassen, und dürfte da« Präsidium des Reichstages mit den Plenarsitzungen nicht eher beginnen, al« bissä'mmtliche Abgeordnete in den Besitz ihrer Legitimationen zum Eintritt in da« Parlament gelangt sind. Ueber da« Ergebniß der Reichstagswablen sagt die „Prov.-Corresp.": „Der künftige Reichstag wird unter Zutritt der Elsaß-Lothringer 397 Abgeordnete zählen. - Die 346 Wahlen, deren Ergebniß fcststeht, vertheilen sich so, daß die Eonservativen 17 (statt der früheren 50), die Freiconservativen 26 (statt 38), die liberale Reichspartei 10 (statt 30), die Fortschrittspartei 35 (statt 45 > Stimmen zählt, während die National-Liberalen von 116 auf 130 angewachsen sind, dem gegenüber aber da« ultramon tane Centrum von 58 auf 92, zu welchen 12 Polen und 4 ank-re reicksfeindliche Maeordnete binrutreten. ferner 6 Sccial zunächst etwa 220 bis 240 nationalgesinntc Abgeordnete einer Gesammtzahl von 114 Gegnern der nationalen Po litik gegenüber, und es ist anzunehmen, daß das Gesammtverhältniß sich nach Beendigung der Wahlen auf nahezu 266 National-Gesinnte gegen etwa 140 Widersacher der Reichspolitik stellen wird. Die Re gierung darf hiernach bestimmt hoffen, für die Durch führung ihrer höchsten und entscheidenden Aufgaben an und für sich auch in dem neuen Reichstage eine sichere und bereitwillige Stütze zu finden. Der nächste Reichstag wird hoffentlich einen weiteren Fortschritt in der politischen Erziehung und Ent wickelung des deutschen Volkes reifen lassen, indem das Bewußtsein der politi'chen Verantwortung in dem Verhalten der Parteien immer mehr zur Gel tung gelangt und dieselben immer entschiedener auf die Erfordernisse des praktischen Staatslebens und auf die Nothwendigkeit eine« bereitwilligen uud ge wissenhaften Zusammenwirkens für das Gesammt- wohl de« Volkes hinweist." An Stelle de«, zurückgetretenen Candidaten der elsässischen Partei, Bergmann, ist von letzterer Ad- vocaten-Anwalt Bezirk«rath Ferdinand SchnreganS al» Eandidat ausgestellt worden. Die Elsässisch« Partei ist zu der Aufstellung eine» neuen Candidaten durch da« enge Büudmß der französischen Partei mit de» Ultrauuntam» veranlaßt und entschlossen, den Bestrebungen dieser Heide» Parteien, in welche« sie eine Gefahr für da« Land sieht, den äußersten < Widerstand eotgegenzusetzeo. — Da« deutsche Wahl- comite« hat einen Candidaten definitiv noch nicht bezeichnet, wird aber, dem Vernehmen nach, ebenfalls Schneegan« aufstrllen. Au« Karlsruhe schreibt man unterm 21. Jan.: Nach zweitägiger Verhandlung hat Vie Abgeordneten kammer heute da« Ergänzung«gesetz zum Kirchen gesetze angenommen. Dasselbe fordert für die Be kleidung eine« kirchlichen Amte« und die Ausübung kirchlicher Functionen die Ablegung einer Staats prüfung und enthält ferner Bestimmungen über die Schließung der Convicte für Knaben und Studirende, sowie über die Sicherung des Wahlrecht« gegen kirchliche Beeinflussung. Dem Gesetze sind Straf bestimmungen beigefügt, welche dir Ausführung desselben sicher stellen, und kann darnach gegen einen Geistlichen nach zweimaliger Berufung desselben, durch einen gemeinsamen Ausspruch de« Staats ministeriums und eines au« drei Richtern bestehenden Collegiums auf Entziehung des geistlichen Amte« erkannt werden. Gotha, 22. Jan. Dem vr. Petermann Hier selbst ist ein ausführlicher vom 1. Jan. v. I. datirter Bericht von Gerhard Rohlf« zugegangen. Nach demselben ist Rohlfs mit seiner Expedition (90 Mann und 100 Kameele) in der Oase Farafeh, in der Mitte der lhbischen Wüste, 35 Meilen west lich vom Nil, glücklich angekommen. Oesterreich. Wien, 21. Januar. In der heutigen Sitzung de» Abgeordnetenhauses wurden von der Regierung außer den konfessionellen Vorlagen das ContingentS- gesetz kür 1874 und ein Gesetz, betreffend die Auf hebung der Jnseratensteuer, eingebracht. — Die neu eingetretenen czechischen Deputaten Mährens leisteten zwar das Handgelöbniß, der Deputirte Prazak gab indessen darauf Namens derselben die Erklärung ab, ihr Eintritt in den Reicherath, dessen legale Grundlage von ihnen nicht anerkannt würde, erfolge nur zum Zwecke endlicher Verständigung, könne also, wenn eine solche nicht gelingen sollte, ihre weitere politischen Haltung nicht beeinträchtigen. Der Prä sident Rechbauer sprach demgegenüber die Unzu lässigkeit einer Discussion des Rechtsbestaude« der Verfassung und der Legalität des ReichSrath« au». — Der Abgeordnete Kopp beantragte sodann, eine« Ausschuß zur Vorberathung der kirchlichen Gesetzes vorlagen niedcrzusetzen. In der Sitzung de« Reichstags vom 21. d. M. sind von Seiten der Regierung Gesetzesvorlagen ein gebracht, welche die vollständige Aufhebung des Cou- cordats und die Regelung der äußeren Rechtsverhält nisse der katholischen Kirche, bezüglich der-irchenämter und Pfründen, der Ausübung der kirchlichen Amts gewalt und Seelsorge, bezimlich der katholischen theo logischen Fakultäten, der Heranbildung der Eändi- daten de« geistlichen Stände«, der kirchliche« Corporationeu, de« kirchlichen Vermögensrechte«, der Staatsaufsicht über die kirchenverwalluug uud endlich die gesetzliche Auerkeommg von Religion-geuossea- schafteu bezwecke«