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mit großen Befugnissen ausrüstet. Die Liberalen in der Schweiz find keine Priucipienreittr, sondern praktische Politiker, die recht wohl wissen, daß Rom nicht an einem Tage gebaut ist und die sich daher nöthigenfall« auch mit Abschlagszahlungen auf principiellr Forderungen begnügen. Bei dieser Praxi- ist vie Schweiz seit der Niederwerfung des SonderS- bunde- vortrefflich gediehen. Kein Staat Europa hat ruhigere und geordnetere Zustände, als sie. Und wenn es im Augenblicke der „großen Nation" jenseits de» Jura gefällt, die Schweizer in allerlei Weise zu chicaniren, so beunruhigt sie da- nicht sonderlich, weil sie wissen, für ernstere Verwicklungen einen Schutz und Schirm am deutschen Reich zu haben. Deutsches Reich. Se. Maj. der König geruhten am 21. Jan. von Mittag 12 Uhr an folgende Deputationen zu empfangen: der Lehrercollegien der 12 Gymnasien des Landes, geführt von dem Rector der Fürsten schule zu St. Afra in Meißen, Prof. vr. Jlberg; der zum Gerichtsamtsbezirk Radeburg gehörenden Ämtslandschaft; der Landgemeinden des GerichtS- amtSbezirkS und der Stadtgemeinde Strehla. — Am selben Tage Nachm. 5 Uhr sand bei Ihren kgl. Majestäten unter Theilnahme Ihrer kgl. Hoheiten des Prinzen und der Frau Prinzessin Georg in den Paradesälen des kgl. Schlosses ein größeres Diner statt, zu welchem die Herren Staatsministcr, die Directoren und sämmtliche Mitglieder der beiden hohen Ständekammern und eine Anzahl beim Land tage thätiger RegierungScommissare geladen worden find. Aus Anlaß des Besuches, welchen das königl. Paar der Stadt Leipzig zugedacht hat, bereiten die Studirenden der dortigen Universität einen Fackel zug vor. Die zweite Kammer hat in den von den „Dr. Nachr." gebrachten — übrigens auch nicht genau zutreffenden — Mittheilung über den in der ge heimen Sitzung vom 15. d. verhandelten Gegenstand „eine solche Handlungsweise gefunden, daß sie am 16. d. in einer nicht öffentlichen Sitzung beschlossen hat: der Redaktion der „Dresdner Nachrichten" ihren Sitz auf der Journalistentribüne bis Ende d. M. zu entziehen und jedem Vertreter de« Blattes auf so lange das Erscheinen auf der Journalistentribüne zu untersagen." Die allgemeine Tribüne kann ihm natürlich nicht verwehrt werden. Staatsminister v. Nostitz-Wallwitz hat, wie er zugesagt, die in Bautzen rc. auf ihn gefallene Wahl in den Reichstag angenommen. Durch die am 27. d. stattfindende Stichwahl zum Reichstage im 5. Wahlkreise (Altstadt-Dreöden) ist bekanntlich zu entscheiden, ob Dresden durch vr. Jacoby aus Königsberg, oder durch ihren Mit bürger, vr. Minckwih, vertreten werden soll. Der Aufruf für Minckwitz besagt: „Für alle Diejenigen, welche da« Wohl unsere» deutschen Vaterlandes in der Treue züm Reiche suchen, dagegen dasselbe durch hie Bestrebungen der Socialdemokratie gefährdet er- qchten, ist e« eine heilige Pflicht, ohne Rücksicht auf Ihre sonstige Parttistellung, für rc. Minckwitz zu stimmen", und ist derselbe auch diesmal u. L. von vr. Schaffrath und vr. Wizard unterzeichnet. Leipzig, 21. Januar. Auf die von der hie sigen gemeinnützigen Gesellschaft zum Jahrestage der Gründung de« deutschen Reich« an den Präsidenten Simson gerichtete Beglückwünschung ist von Seiten de- Letzkren, wie da« „Leipziger Tageblatt" meldet, folgende Antwort ergangen: Ich bitte die hochver ehrten Freunde, welche mich im Auftrage der dort zur Erinnerung an den 18. Januar 1871 versam melten Bürger mit ihrem Glückwünsche erfreut und erhoben haben, die Ueberbringer meines innigsten Dankes an ihre Auftraggeber sein zu wollen. Gott sei mit Kaiser und Reich. Der Bau der Görlitz-Zittauer Bahn ist in der Nähe von Zittau schon auf mehreren Stellen in Angriff genommen. Die erste Versammlung der sächs. Realschullehrer soll in die Pfingstferien den 27. Mai in Dresden gehalten werden. Graf Cajus Stolberg auf Brauna, der in Bautzen gegen den Minister Nostitz-Wallwitz candidirte, ist, wie aus den preußischen Wahllisten hervorgeht, in einem katholischen Wahlkreise de» Regierungsbezirks Trier, in Bittburg, für den Reichstag gewählt. Die Dresdner Hofbühne wird in der ersten Hälfte des Monat März die neue Oper „Die Folk- unger", zu welcher der Text von Mosenthal und die Musik von dem Dresdener Hoforganisten Kretschmer componirt ist, zur Aufführung bringen. * Die wendisch - evangelische Gesellschaft zur Herausgabe guter religiöser Schriften hat im letzten Rechnungsjahre 2152 Thlr. 27 Ngr. 3 Pf. eingenommen und nur 340 Thlr. 26 Ngr. 5 Pf. verausgabt. Demnächst soll ein größeres Werk er scheinen, wozu der Casscnbestand benutzt werden wird. In einem Restaurant auf der Victoriastraße in Dresden fand man am 20. d. M. früh ein Dienst mädchen mit vollständig verbrannten Kleidern, in bewußtlosem Zustande auf der Erde liegend. Allem Anscheine nach ist das Mädchen mit dem Lichte einer mit Petroleum gefüllten Kanne, welche ohne Boden neben ihr lag, zu nahe gekommen und hat sich dadurch bedeutende Brandverlctzungen zugezögen. Die Verunglückte wurde in da« Stadtkrankenhaus gebracht und ist daselbst bereit« ihren Brandwunden erlegen. ' Am 22. d. früh hat sich die 23jährige Scheimer aus München, wegen Eifersucht ihres Geliebten, von der Galerie der Centralhalle in Leipzig in den Saal herabgestürzt und dabei ein Bein gebrochen, sowie verschiedene Contusionen erlitten, so daß sie in das dortige Krankenhaus geschafft werden mußte. In der Nacht vom 13. zum 14. d. M. kam in der Stadt Auerbach Feuer au«, und trotz aller An strengungen der Löschmannschaften wurden drei Häuser mit Nebengebäuden, ein Raub der Flamme». Wenige Stunden später find im nahen Rodewisch mehrere Gebäude eine« Bauerngutes ebenfalls durch Brand zerstört werden. . In der Nacht zum 21., genau zur MitternachtS- stunde, brach in dem au« 5 Gebinden bestehenden Gehöfte de« Gutsbesitzers Wächtler in Waldkirchen