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der Regierung von 345,000Thalern für die Correction de« Elbstrome« innerhalb der Stadt Dresden be willigt. Für die laufende Finanzperiode sollen in dessen nur 145,000Thlr. budgetmäßig eingestellt werden. ' Dresden, 7. Jan. Der König-Ludwig von Baiern hat sich doch noch entschlossen, den Ober kammerherrn von Gersdorff, welcher die Thronbe steigung Sr. Maj. des Königs Albert notificiren soll, in Hohenschwangau zu empfangen. Letzterer ist heute Morgen dahin abgereist. Am 3. Januar erfolgte in Kamenz die Uebergabe der vollendeten Bahnstrecke Kamenz-LandeSgrenze an die Berlin-Görlitzer Eisenbahngesellschaft und wurde dabei die Strecke von den beiderseitigen Vertretern befahren. Die Eröffnung der Linie Kamenz-Senften- berg soll nach den jetzigen Bestimmungen den 1. Februar d. I. stattfindcn. Wie der „LeiSn. A." berichtet, sind am 1. Jan. beim Schlittschuhlaufen auf der nur schwach mir Eis bedeckten Mulde, in der Nähe von Tragnitz, der 17 Jahre alle Stuhlbauer PröSnitz und sein 12 Jahre alter Bruder eingebrochen und ertrunken, Die Leichen der Verunglückten wurden erst am darauf folgenden Tage aufgefunden. In der Stadt Hainichen bei Chemnitz lebt der 80jährige Nadler und Hausbesitzer Richter seit etwa 20 Jahren mit seiner jetzt 66 Jahre alten Frau in einer seltsamen Ehe. Seine Frau, reinlich, fleißig und sanften Naturells, war vor etwa 12 Jahren durch verschiedene zusammenwirkende Um stände geisteskrank geworden. Schon damals hatte ihr Ehemann nichts zur Besserung ihres Zustandes gethan, keinen Arzt, keine Wärterin genommen, sondern dieselbe mit ihrer in demselben Hause wohnenden Schwester, die auch irrsinnig geworden, völlig sich selbst überlassen. Am dritten Weihnachtstage des verflossenen - Jahres fuhren zwei nahe Verwandte der Frau Richter von Chemnitz nach Hainichen mit der Absicht, diese einmal zu sehen. Sie trafen Richter zufällig nicht in dem Wohnzimmer und öff neten nun die Thüre zu, der dunklen, ofcnlosen Kammer, in welcher die kranke Frau lag. Ein schauderhafter, pestilenzialischer Gestank drang ihnen entgegen. Ein Ekel und Grauen erregender Anblick bot sich ihnen dar. In der Tiefe der Bettstelle auf einer zusammengelegenen Strohbucht, aus welcher der schreckliche Gestank hervororang, lag zusammen gekauert die zum Scelett abgemagerte Frau, ohne Hemd, mit dem Ueberrcst einer Pelzjacke bekleidet, die Beine thcilweise bedeckt mit einer Stubendeckc. Von einer eigentlichen Hautfarbe war keine Spur mehr zu sehen, die Haut war dicht mit Schmutz be deckt. Mit wirren Haaren, langgewachsenen Finger nägeln, die eine dunkelbraune Farbe zeigten, ohne Bett oder Kiffen, lag das abgewagerte Jammerbild in dem Strohmorast. Nur das unheimliche Weiß der Augen hob sich deutlich von der dunkel ver schmutzten Gestalt ab. Seit 13 Jahren war die Frau nicht aus dem Hause gekommen; wenn Jemand nach ihr gefragt, hatte der Mann, welcher überhaupt als, vermögend gilt, gesagt, sie habe das Reißen und könne die Kammer nicht verlassen. Die Verwandten haben sofort die Untersuchung eingeleitet. Die Besserung in dem Befinden des Kaisers ifd soweit vorgeschritten, väß derselbe am 8. Jan. eine Ausfahrt unternehmen konnte. Der Reichstag, welcher durch eine Allerhöchste Verordnung vom 29, Nov aufgelöst worden ist und am 10. d. M. neu gewählt wird, muß auf Grund der Reichsverfassung spätestens 90 Tage nach erfolgtem Auflösung, mithin jedenfalls im Laufe des Monat- Februar wieder berufen werden. Der nähere Zeit punkt der Berufung (schreibt di« „Prov.-C.") wird demnächst unter thunlichster Rücksichtnahme auf die angemessene Erledigung der dringendsten Arbeiten des Landtages festgestellt werden. Der „Ostdeutschen Zeitung" zufolge ist in dem. Verfahren, betreffend die Amtsentsetzung des Erz bischofs LedochowSki vor dem Gerichtshöfe für kirch liche Angelegenheiten, der Kreisgerichtsralh Gundcrian in Posen zum Untersuchungsrichter und der Ober regierungsrath von der Gröben zum Vertreter der Staatsanwaltschaft ernannt worden. — Bei einer am 5. Januar vorgenommenen Execation bei dem Erzbischof fand man nichts mehr vor als die nöthigsten Küchcn-Utensilien rc. — Dem Bischof von Trier ist, wie die „Trier Ztg." meldet, am 1. Jan. von der Regierungshauptcasse infolge höherer Weisung, die Auszahlung seines StgatSgehaltS pro 1. Quartal d. I. (2000 Thaler) verweigert worden. Schweiz. Wie verlautet, hat die Schweizer Regierung ihren Vertreter in Paris, Herrn vr. Kern, beauf tragt, von der französischen Regierung Maßregeln gegen den früheren Bischof von Genf, Msgr. Mer- millod, zu verlangen, der von Frankreich aus gegen die Priester Pater Marie Guilh aus TourS, Th. Victor Marschall aus Nancy und Pascherot, die sich in Genf als Geistliche haben anstellen lassen, den Bannfluch ausgesprochen und sie beschimpft habe. l)r. Kern ist beauftragt, darauf hinzuweisen, daß die Schweizer Regierung bisher allen Umtrieben der communistischen Flüchtlinge entgegengetreten sei und deshalb das Recht habe, von Frankreich zn ver langen, daß es nicht dulde, daß aus der Schweiz, gesetzlich ausgewiesene Bürger dicht an der Schweizer Grenze ihre Umtriebe gegey die Schweiz fortsetzten. Dänemark. Kopenhagen, 7. Jan. Auf die an die Krone gerichtete Adresse des FolkethingS ist heute die Er widerung des Königs ergangen. In derselben spricht die Regierung ihr Bedauern aus, daß das Ergebniß der Arbeiten des Reichstages zu der Dauer der Session desselben in keinem Verhältnisse stehe. Sie könne aber den gegenwärtigen Conflict mit der Volksvertretung nicht als den wesentlichen Grund der vorhandenen socialen Gährung ansehen, auf welche die Regierung ihr Hauptaugenmerk richten müsse. Ihr Bestreben gehe dahin, dieselbe durch- eine fortschreitende Entwicklung der Verfassung und durch eine gerechte Rücksichtnahme auf die Bedürf nisse und das 'Wohl aller Volksclassen zu beseitigen. Die Regierung könne sich deshalb nicht veranlaßt sehen, dem Wunsche der Volksvertretung, eine Neu wahl des CabinekS vorzunehmen, zu willfahren.