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für > Visehofswerda, Stolpe« und Umgegend. Amtsblatt de» Königlichen Gerichtsamte» und des Stadtrathe» zu KischotHwerda. S!tk Zeitschrift erscheint »öchenttich zwei Mal, Mittwoch« »Md Sonnabends, und kstrt einschlte-Lch »«Sonn, abend« «scheinenden „belletristischen Leiloge" vierteljSbrlich IS Na'. Inserate «erden di« Dienlra-t imd zreita«« früh S Uhr angenommen und kostet die gespaltene Sorpu«i«le »d« deren Raum 1 Rgr. A Sonnabend, den 10. Jamrar. 1874. Frankreich'S Zukunftspläne. Es ist sehr natürlich, daß in den politischen Betrach tungen, zu welcher der Jahreswechsel den Anlaß zu neben pflegt, bei uns Deutschen nach dem eigenen Mterlande Frankreich die erste Rolle spielt. Bon fiMer her sind wir ja noch mit einem Respect vor der Uebcrlegenheit der „großen Nation" erfüllt, den selbst die Ereignisse von 1870 und 1871 nicht ganz entwurzeln konnten. Außerdem denken die Franzosen mehr an uns, als wir an sie. Auch läßt sich nicht läugnen, daß ihre Gedanken Rachegedanken sind und daß ihre Phantasie Tag und Nacht beschäftigt ist, die Weg« ausfindig zu machen, die dem jüngsten Kriegsunglück zum Trotz doch noch nach Berlin führen. Im gegenwärtigen Augenblicke sind es nament lich die Reichstagswahlen, die ihre Hoffnungen in dieser Richtung beleben. Von jeher mit der Fähig keit, sich Illusionen zu machen, im hohen Grate aus gerüstet, erblicken sie in den Ultramontanen in Baiern, Schlesien, Posen und am Rhein ihre Bundes genossen und glauben fest, die Wahlen würden die selben in den Stand setzen, das junge deutsche Reich, wo nicht schon vollständig zu sprengen, so doch in solche innere Wirren zu stürzen, daß es nur einer kleinen Nachhilfe von Außen bedürfte, um das stolze Gebäude über den Haufen zu werfen. Die freund lichen Nachhelfer würden natürlich die Franzosen, selbst sein. So erklärt sich die fieberhafte Hast, mit der in Frankreich Alles, vom Präsidenten Mac Mahon an bis zum letzten Nachtwächter herab, die Vollendung der Milnärorganisation herbeischnt; so erklärt sich auch, daß- die französische Regierung ihren ultramontanen Bundesgenossen im eigenen Lande — den Bischöfen — es nicht ernstlich wehrt, in Hirtenbriefen gegen das deutsche Reich zu Hetzen; so erklären sich endlich die kindischen Weihnachts demonstrationen der Pariser gegen die Deutschen und für die Elsaß-Lothringer. Glücklicherweile ist dafür gesorgt, daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Im deutschen Reichs tage werden die Ultramontanen noch lange nicht die Majorität habe» und die Vollendung der fran zösischen Militärresorm wird, insofern eS sich dabei um Ebenbürtigkeit mit der deutschen Militärmacht handelt, so unendlich viel Zeit in Anspruch nehmen, chaß die Revanchegcdaoken wegen 1870 und 1871 Rtuaundjwaajigster Jahrgang. sich ebenso stark abkühlen können, wie die Revanche- gevanken wegen Waterloo, die bekanntlich am Ende zu einer in Frankreich selbst belächelten Posse wurden. Daß die Franzosen in der Zwischenzeit noch einmal deutsche Hiebe provoziren sollten, wäre wohl möglich, ist aber doch nicht wahrscheinlich, und zwar einfach darum, weil sie in den nächsten Jahrzehnten zu viel mit sich selbst zu schaffen haben werden, als daß sie sich ernstlich in auswärtige Händel einlafsen könnten. Das sonst so hochbegabte Volk ist in po litischer Beziehung einer Zerrüttung anheimgefallen, die es in völlig spanische Zustände zu führen droht, und jedenfalls seine Actionskraft nach Außen ver nichtet. Ueber dem Wohl des Vaterlandes steht in Frankreich das Parteiprogramm und so wird die Frage der Regierungsform das Unglück vollenden, welche die Kriegserklärung des dritte» Napoleon über das Land gebracht. Republik und Monarchie werden einander allem Anschein nach abwechselnd verdrängen und jere Con,olidirung der Verhältnisse unmöglich machen. Bei diesen Aussichten können uns die französischen Zukunftspläne sehr kalt lassen, und wir, wenn wir unser Pulver für unvorhergesehene Fälle trocken zu halten verstehen, uns ^ruhig der Bewältigung' des inneren Feindes widmen, die verhältnißmäßig nicht allzuschwer sein dürfte, sofern man nur die richtigen Mittel in Anwendung bringen und nicht den Teufel durch Beelzebub aus treiben will. /X Deutsches Reich. Nach dem Vorschläge der Finanzveputation der zweiten Kammer soll die Civilliste des Königs Albert auf950,000 Thlr.,das Chatoulleugeld der Königin auf 30,000 Thlr. festgesetzt, dagegen der bisher auf die Staarscasse übernommene Bauaufwand für die Hofgebäude, 15,000 Thlc. für'S Jahr, in Wegfall gebracht werden. Die bisherige Apanage für den Kronprinzen, 61,667 Thlr., erledig: sich, da Prinz Georg lediglich nach wie vor die sogenannte Secund- ogenitur bezieht. In der Sitzung der zweiten Kammer am 8. d. wurde obengenannter Vorschlag ohne weitere Debatte mit allen gegen 3 Stimmen ange nommen. Die zweite Kammer bat in ihrer Sitzung am 7. d. mit 36 gegen Äi Stimmen die Forderuüg