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Amts- M AUiBktt für deu MM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Hlrngebung rr Abonnement viertelj. 1 M. SO Pf. einschliehl. des »Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage »Seifen blasen-' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. «Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. - ' 50. Jahrgang. - Dienstag, den 17. Mürz Das am 1. April 1903 in Kraft tretende Regulativ über di« Erhebung einer »emeindegewerbefteuer von «rohbetrieben und Filialen von Grobbetrieben in der Gemeinde Schönheide liegt im hiesigen Gemeindeamte — Zimmer Nr. 3 — während der gewöhnlichen Geschäftsstundcn zur Einsichtnahme für jedermann aus. Schönheide, am 10. März 1903. Der Gemeindcvorstnnd. Bekanntmachung Nachdem die Ergebnisse der diesjährigen Gemeindeanlagenschätzung den Beitrags pflichtigen bekannt gemacht worden sind, werden in Gemäßheit der Bestimmung in 8 29, Absatz 4, des hiesigen Gemeindeanlagenregulatios vom 16. Juli 1902 alle Personen, welche hier ihre Steuerpflicht zu erfüllen haben, denen aber die Steuerzettel nicht haben behändigt werden können, aufgefordert, wegen Mitteilung des Einschätzungsergebnisses sich bei der hiesigen Gemcindekafsenverwaltung anzumelden. Gleichzeitig wird darauf hingewiesen, daß am 15. März lSV3 der 1. Termin der diesjährige« Gemeindeanlagen und Gemeindegrundsteuer fällig wird und daß nach Ablauf der zur Zahlung nachgelassenen achttägigen Frist gegen etwaige Restanten im Wege der Zwangsvollstreckung vorgegangen werden wird. Schönheide, am 10. März 1903. De-r Gemeindcrat. Bekanntmachung, die Weihe der renovierten Kirche betreffend. Mit Gottes Hilfe kann nun die Kirche ihrer heiligen Bestimmung wieder übergeben werden. Am Sonntag Lätare, 22. März, soll unser liebes Gotteshaus mit den heiligen Geräten geweiht werden durch Herrn Kirchenrat Ino. tkeol. Noth, Königlichen Superinten denten zu Schneeberg. Der Festgottesdienst beginnt '/,10 Uhr, die Kirche wird 9 Uhr geöffnet und 9 Uhr 35 Minute» geschlossen. Das erste Lied wird ohne Orgelbegleitung gesungen. Die liebe Gemeinde ivird ersucht, die Liturgie von nun an stehend zu begehen. Mittag 12 Uhr findet ein Mittagessen statt im Hotel zum Rathaus. Anmeldungen zur Teilnahme nimmt Herr Hotelier Lorenz bis Donnerstag, den 19. März mittag, entgegen. Nachmittags 6 Uhr soll ein Kirchenkonzert unter Mitwirkung des Herrn Gerhardt, Organisten an der Marienkirche in Zwickau, stattfinden. Die Kirche ivird './! Uhr geöffnet und 6 Uhr 10 Minuten geschlossen. Die Preise der Plätze sind: 1 Mk. — Ps. für Altarplatz, — , 60 „ „ Schiff, — » 30 » » Emporen. Im Vorverkauf: 1 „ — , „ Altarplatz, — „ 50 , „ Schiff, — „ 20 „ „ Emporen. Die Sitze auf dem Altarplatz werden nur im Pfarramt verkauft, für die übrigen Plätze sind die Vorverkaufsstellen: Pfarramt, Wohnung des Herrn Schuhmachermeister Winkclmann Nr. 431, des Herrn Ludwig Männel Nr. 168 13, des Herrn Schulhaus mann Steinert, des Herrn Gemeindevorstand Poller, Schönheiderhammer, des Herrn Klempnermeister Sippach, Neuheide. Der Vorverkauf wird Sonntag 4 Uhr geschlossen, von 4—6 Uhr werden Programms nur noch im Pfarramt zum Eintrittspreis abgegeben. Die Programms, aus denen die Eingangstüren für die Plätze verzeichnet stehen, gelten als Eintrittsschein. Der Reinertrag fällt der Choradjuvantenkasse zu. Der Herr der Kirche gebe seinen Segen zum Fest! Schönheide, am Sonntag Ocnli, den 15. März 1903. Der Kirch en Vorstand. Hartenstein, Pfarrer. Schlagwörter. Die linksstehenden Politiker arbeiten gern mit Schlagwörtern. Bom Standpunkte der Partei au« betrachtet, ist dieses Verfahren nicht unpraktisch; denn die Schlagwörter sind ein Appell an die Gedankenlosigkeit: die Staatsbürger sollen davon abgehalten wer den, über politische und wirtschaftliche Fragen selbst nachzudenken. Darum werden diese ihnen, auf die Ansichten der Partei zugc- fchnitten, in Form eine» Stichwort« vorgesetzt. Es ist erstaun lich, daß solche Schlagwörter fast immer auf fruchtbaren Boden fallen. Sehen wir sie uns einmal genauer an! Darnach sind in Deutschland die Steuern unerschwinglich, die Militär- und Marinelasten unerträglich, die Staats- und Reichsschulden er drückend, nähren sich die Unternehmer von dem Schweiße der Arbeiter, während diese durch eine »verbrecherische Zollpolitik" an den Rand de« Verderben« gebracht werden. Kurz, wenn die Schlagwörter bare Münze wären, müßten die Zustände in un serem Valerlande grauenvoll sein. Seltsamerweise nimmt man in der Oefsentlichkeit nicht« da von wahr. Millionen und Abermillionen leben im Deutschen Reiche in behaglichen Verhältnissen, ja, sie haben dank der Für sorge und Tatkraft der kaiserlichen Regierung eine bessere und sorgenfreiere Existenz al« ihre Väter, die derartige Klagen nicht haben hören lassen. Sogar die meisten Agitatoren, welche die beängstigenden Schlagwörter so laut wie möglich in» Land hinein schreien, befinden sich in einer recht angenehmen Lage. Sic sehnen schwerlich die früheren Zeiten zurück, wo in Deutschland noch die Steuern und Schulden geringer, die Militärlasten kleiner nnd die Lebensmittel billiger waren. Ebenso wenig tun die» die Arbeiter, die in der Regel am leichtesten geneigt sind, den Schlagwörtern Glauben zu schenken. Wie stark hat sich gerade ihre Lage seit einem Menschenalter ge hoben! Die Löhne sind gestiegen, die Wohnungen sind besser ge worden, die Ernährung hat sich reichlicher und zweckmäßiger ge staltet, für die Bildung und Gesundheit wird ungleich mehr ge tan. Gegen die Folgen von Krankheit, Unfällen, Alter und In validität ist der Arbeiter durch die in keinem Lande auch nur. annähernd erreichten sozialpolitischen Gesetze geschützt, wa« früher nicht der Fall war. Selbst im Auslände wird anerkannt, daß in Deutschland für die Arbeiter am besten gesorgt ist. Auf dem im Jahre 1900 in Pari« abgehaltenen internationalen Kongreß für die Arbeiter-Versicherung wurde auf diesem Gebiete Deutsch land unbestritten die Palme zuerkannt. Eine einflußreiche und in französischen Arbeiterkreisen geschätzte Pariser Zeitschrift, die »Revue de Paris" schrieb damals: »Es ist gewiß, daß zur Stunde der deutsche Arbeiter unter allen Arbeitern derjenige ist, welcher der Zukunft mit der geringsten Sorge cntgegensehen kann." Es kann also in Deutschland lange nicht so schlimm aus sehen, wie die Erfinder und Verbreiter jener Schlagwörter glauben machen wollen. Ja, man kann sogar mit Recht behaupten, daß die Deutschen in bessern Verhältnissen leben als die Ange hörigen anderer Nationen. Und trotzdem wird geklagt! Unzufriedene hat es stet» gegeben und wird es geben, so lange Menschen auf der Erde sind. Die Zahl der Unzufriedenen künstlich zu vergrößern, ist der Zweck der Schlagwörter; denn die Unzufriedenen sind sichere Rekruten der demokratischen Parteien. Namentlich vor den Reich»tag»wahlen sollte nicht vergessen wer den, daß die Schlagwörter lediglich erfunden sind, um die Wähler anzulocken und zu politischen Zwecken zu mißbrauchen. Darum heißt e» jetzt doppelt ausgepaßt! Ueberlege e» sich jeder, ehe er auf die demokratischen Köder anbeißt. Mit einer kleinen Dost» gesundem Menschenverstand wird or bald die Haltlosigkeit der Schlagwörter erkennen, die von Brotwucher, Militarismus, MariniSmuS, Absolutismus, Reaktion, hohen Steuern u. s. w. reden, und er wird dann sicher den demokratischen Agitatoren nicht die Freude machen, daß sie einen Unerfahrenen in ihre Netze gelockt haben. Tagesgeschichte. — Deutschland. Zu der nicht kontrollierbaren Meldung, die Beschlußfassung im Bundesrat werde aufgeschoben, weil sich der zeit wahrscheinlich dort keine Majorität für die Aushebung de« 8 2 de» I e j u i t e n g e s e tz e S ergeben werde, verlautet, auch Bayern wolle dagegen stimmen. Ist das richtig, so würde die bayerische Regierung nur streng ihren eigenen alten Traditionen treu blei- bci; denn aus dem zu mehr al« zwei Dritteln katholischen Bayern waren schon durch König Ludwig I. die Jesuiten ausgewiesen, lange bevor 1872 da« Reichsgesetz Niederlassungen und Tätigkeit des Jesuitenorden« im ganzen Deutschen Reiche verbot. An dererseits droht die Zentrumspresse, der Bundesrat müsse nach der Ankündigung de« Grafen Bülow, daß die preußischen Stim men im Bundesrat für Aufhebung des 8 2 abgegeben werden sollen, nun — schon aus Rücksicht auf das mächtige Zentrum — baldigst die Entscheidung herbeiführen. Die „Bert. 9!. Nachr." sind der Ueberzeugung, daß das nicht der Fall sein wird. Denn e« muß neben der Stimniung in weiten evangelischen und libe ralen Kreisen, doch auch gebührend in- Gewicht fallen, daß, ge mäß seiner ganzen guten Tradition, der Bundesrat die Ent scheidung nicht gegen eine starke Minorität fällen darf. ES ist, ander« al« im Reichstage, in der Vertretung- - Körperschaft der deutschen Fürsten und Regierungen von jeher llebung gewesen, bei Sachen von Wichtigkeit und zumal nationaler Bedeutung nicht mit wenigen Stimmen die Andersdenkenden zu majorisieren. — Rußland. Den Geburtstag Alexander» III., seine» vor neun Jahren verstorbenen Vorgänger« aus dem Zarenthron, hat Kaiser Nikolaus II. von Rußland zum Anlaß genommen, in einer feierlichen Kundgebung seinem Volke und vor allem seiner Regierung neue Wege für die Wohlfahrt und für eine glückliche Entwicklung de« gewaltigen Reiche« zu weisen. Da« Programm umfaßt sowohl da« geistige Leben wie die materiellen Interessen der russischen Nation und scheint dazu bestimmt zu sein, die Grenzen für die frei: Mitarbeit de« Volke« an den wichtigsten und schwierigsten Aufgaben des Staate» etwas weiter zu stecken, als da« bisher der Fall war. — Frankreich. Wie lebendig der Rache Gedanke in Frankreich noch immer ist, zeigen folgende Ausführungen de« nationalistischen Abgeordneten Millcvoye in der Kammerdebatte über die auswärtige Politik Frankreich«. Millevohc sagte, die sozialistischen Ideen über Entwaffnung seien Träumereien. Da beste Unterpfand de« Frieden« sei stete Kriegsbereitschaft und da« französisch-russische Bündnis. Rußland sei es gewesen, welche« im Jahre 1875 Deutschland verhindert habe, Frankreich endgültig den Garaus zu machen. Daß der Friede in Europa erhalten worden sei, verdanke man dem Kaiser Alexander III. Da» Recht Frankreich» auf Elsaß Lothringen sei unbestreitbar, und eine Ent waffnung sei unmöglich, bevor diese Frage gelöst sei. — Da« ist deutlich genug und gibt wenigsten« über die aus chauvinistischer Seite bestehenden Hoffnungen hinreichenden Aufschluß. — Italien. Am 2. Mai werden die Römer den Deut schen Herrscher in den Mauern ihrer Ewigen Stadt mit festlichem Jubel begrüßen und der herzlichen Aufnahme, die im vorigen Jahre König Victor Emanuel in Berlin gefunden hat, nicht« schuldig bleiben wollen. Die damaligen deutsch italienischen Kundgebungen für die unverminderte Geltung des erneuerten Dreibundes erhalten durch den Gegenbesuch de« Kaiser« eine Ergänzung auf italienischem Boden, die angesichts der ununter brochenen Anstrengungen Frankreich«, die Sympathien der Italiener für die republikanische Schwcsternation zu gewinnen, nur erwünscht ist. Die zwischen Preußen und der Kurie schwebenden Streitigkeiten können voraussichtlich beim Beginn de» aus vier Tage berechneten Aufenthalt« Kaiser Wilhelms in Rom soweit beglichen sein, daß die Stimmung de« Deutschen Herrschers für seinen Besuch beim Papst durch keinen politischen Mißklang getrübt oder gar verdorben wird. - Holland. Die Sozialdemokraten haben die Aussichts losigkeit des Streiks eingesehen. Das Komitee der Eisenbahn arbeiter hat beschlossen, den sofortigen Au-stand nicht auSzurufen, da die gegenwärtige Lage die« nicht gestatte nnd der Ausstand doch aussichtslos sei. Die Eisenbahn-Arbeiter wollen sich darauf beschränken, auf gesetzlichem Wege das Einbringen de« Gesetz- Entwurf« der Regierung zu verhindern. — England. Wie da» Reutersche Bureau meldet, wird der König Ende de« Monats auf der Königlichen Nacht eine Kreuzfahrt unternehme« und im Laufe derselben dem Aönig von Portugal in Lissabon einen Besuch abstatten. — Am vergangenen Sonnabend hat der englische Kolonial minister Chamberlain den heimatlichen Boden wieder be treten, von dem er vier Monate durch seine südafrikanische Reise getrennt gewesen war. Al« der Dampfer »Norman" vor Sout hampton eintras, legten die Schiffe Flaggenschmuck an und die Mannschaften brachten Hurra« au«. Auch bei der Landung wurden dem Minister enthusiastische Huldigungen dargebracht. In seiner Antwort auf eine Adresse sagte Chamberlain, er hoffe, viel gelernt zu haben in Südafrika, dessen Geschichte infolge der entgegengesetzten Ideale der Holländer und Engländer stürmisch gewesen sei. Er glaube aber, daß nunmehr ein dauernder Friede hergestellt sei. Er warnte vor einer Uebcrschätzung der tatsächlich erzielten Resultate seiner Mission. Der Fortschritt müsse langsam aber sicher sein. Man könne ruhig die Versicherungen der Buren führer annehmen, daß sie in Zukunft ihren Platz al« Mitglieder de« großen Reiche«, dem sie angehörten, loyal «»«füllen würden. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 16. März. Gestern nachmittag nach 3 Uhr verwahrlosten halbwüchsige Burschen auf dem städtischen Areale oberhalb der Bahnhofstraße (am sogenannten Steinselsen) einen nicht unbedeutenden Brand. Da die Fläche mit jungen Fich ten bepflanzt ist, dürfte da» leichtsinnige Gebühren der hoffentlich einer exemplarischen Strafe nicht entgehenden Rüpel nicht ohne Schaden für unsere Stadt abgehen. Wie hoch sich derselbe be läuft, konnte noch nicht festgestellt werden. — Schönheide. Seit einiger Zeit sieht man täglich spaziergehendc« Publikum nach dem Eisenbahntunnel zwischen den Bahnhöfen Eibenstock und Schönheiderhammer wandern. Auf der Muldenscitc ist jetzt wieder ein brennender Meiler zu sehen. Dieser ist bereit« seit Weihnachten der fünfte. Dar Holz haben die Köhler aus Hundshübler Revier dem Forstsisku« abge kauft. Man hat den Meiler nicht auf der Waldhöhc de« Winde wegen angelegt. Die Stöcke oder Scheite werden zu cineni Haufen ausgeschlichtet, der die Gestalt eine« Kegel» Hal. Zu dem Innern desselben führt ein Kanal, durch welchen da« lrockenc