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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 16.10.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190210166
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19021016
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19021016
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-10
- Tag 1902-10-16
-
Monat
1902-10
-
Jahr
1902
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„Burenhilse" für den I. Juli d. I., woran« hervorgeht, daß auf leine verschiedenen Aufrufe von 348 i Gebern 1 18270,.: M, gesandt worden sind. Davon wurden verausgabt 58 043,». M,, sodaß am l, Juli noch 00226,!, Di. verfügbar waren. Bon der Ausgabe sind 7213,», M. zum Ankauf von Stossen für Kleider, Schürzen und Unterkleider, ferner von fertigen Hemden, Hosen, Jacken und Kitteln, von Garn und Nadeln, Schuhen, Bürsten, Kämmen und Spielsachen verwendet worden. Alle diese Sachen wurden in große Kisten von je '/, Kubikmeter Inhalt verpackt und zum größten Theil durch den Burenhilfsbund in Hamburg nach Südafrika befördert. Bon dem Geld sind außer nach Süd afrika auch Summen an die gefangenen Buren nach Ostindien und St. Helena abgcsandt worden. Fünf Dankbriefc, die zugleich ein Bild der Berhältnisse in Südafrika geben, sind dem Rechen schaftsbericht beigefügt. — Zu den 3481 Gebern zählt auch die Expedition diese» Blatte«, von welcher, wie sich die Leser wohl noch erinnern werden, seiner Zeit beträchtliche Summen für die Buren gesammelt wurden. — Schönheide. In der Nacht vom Montag zum Diens tag wurde in der Wohnung de« Schutzmanns G. eingcbrochen. Derselbe befand sich zu der Zeit im GambrinuS, um dort an läßlich des Kirchweihfeste« seinem Dienst zu obliegen. Die Thäter haben mittels Steines ein Fenster eingcworscn und sämmtliche Kleidungsstücke mitgehen heißen. Die Frau ist zwar bei dem Geräusch erwacht, hat aber geglaubt, ihr Mann komme nach Hause. Der Einbruch ist als ein Racheakt anzusehen. Zwei Personen sind verhaftet, ob dieselben in Beziehung zu der That stehen, muß erst nachgewiesen werden. Die Wohnung des Schutz mann« ist im Krankenhause. — Zwickau, 11. Oktober. Strafkammer II. Am II. Au gust d. I. früh in der I. Morgenstunde wurde der Kaufmann Richard Paul K. in Eibenstock, der vorher im Schlltzeiihause da selbst zu Tanz gewesen war, auf der Straße von zwei jungen Burschen ohne allen Grund angehalten und von diesen mit ihren Spazierstöcken dermaßen geschlagen, daß er bewußtlos zusammen brach und mehrere Tage lang arbeitsunfähig war. Wegen dieser Schlägerei waren der an, 24. Januar 1880 geborene und gegen wärtig hier in Untersuchungshaft befindliche Ichuhmachergehilfe Andreas H. in Schönheide und der am 14. September 1882 geborene Bäckergehilfc Julius Z. in Schönheide zur Hauptver handlung verwiesen worden. Gegen Z., der unentschuldigt auS- geblieben war, erließ das Gericht Hastbcsehl, während e« wider H. unter Anrechnung von einem Monat Untersuchungshaft auf k> Monate Gesängniß und aus Einziehung des von demselben zum Zuschlägen benutzten Stocke« erkannte. — Plauen i. V-, 12. Oktober. Die 6 stündige Ent- ladefrist, die durch eine Berordnung der Königl. Betriebs inspektion Zwickau vom 7. Oktober am hiesigen oberen Bahn hose eingesührt worden ist, wird binnen wenigen Tagen beseitigt fein. Da« ist der Erfolg de« Vorgehens der hiesigen durch die maßgebenden Behörden unterstützten betheiligten Kreise. Der gestern Abend im Prater abgehaltcnen zahlreich besuchten zweiten Versammlung, die in dieser Angelegenheit abgehalkcn wurde, haben auch Oberbürgermeister Ilr. Schmid, Stadtrach Flößner, Stadt- baurath Fleck und mehrere Stadtverordnete bcigewohnt. Ober bürgermeister I)>. Schmid berichtet über die Verhandlungen, die eine Kommission mit dem Generaldirektor der sächsischen Staats bahnen v. Kirchbach-DreSden und dem Vorstand der Königl. Be- triebSdircktion Zwickau, Eisenbahndirektor Hempel, am Sonnabend gepflogen hatten. Als den Hauptgrund zum Erlaß der frag lichen Verordnung haben die beiden hohen Eisenbahnbeamten den Umstand bezeichnet, baß es in letzter Zeit nicht mehr möglich gewesen sei, alle Wagen nach Plauen hcranzubekommen, weil die Zahl derjenigen Wagen, die nicht entladen wurden, sich immer vergrößerte. Man sei gezwungen gewesen, sür Plauen bestimmte Wagen auf anderen Stationen zurückzuhalten. Dem wurde ent- gegcngehalten, daß die erwähnte Erscheinung im wesentlichen in der gänzlichen Unzulänglichkeit de« hiesigen oberen Bahnhofes ihren Ursprung habe. Im übrigen wurde bei diesen Verhand lungen von betheiligter Seite immer wieder nachträglich betont, daß c« bei gewissen Gütern gar nicht möglich sei, mit einer sechsstündigen Entladefrist auszukommen. Generaldirektor v. Kirch bach, der eigen« zu dem Zwecke nach Plauen gekommen war, die in Frage kommenden Bahnhofsverhältnisse zu prüfen, war von der Stichhaltigkeit der gegen die neue Verordnung angeführten Gründe offenbar überzeugt, denn er gab dem Betriebsdirektor die Ermächtigung, sobald e« irgend gehe, die sechsstündige Ent ladefrist wieder zu beseitigen, woraus Betriebsdirektor Hempel der Hoffnung Ausdruck gab, daß man jedenfalls schon in etwa drei Tagen so weit sein werde, um zur 12siündigen Entladefrist zurückkehren zu können. Diese Mittheilungcn de« Oberbürger meister« wurden von der Versammlung mit großer Befriedigung ausgenommen und ihm sür sein erfolgreiche« Eintreten gedankt. — Einer späteren Nachricht zufolge gilt vom 15. Oktober ab wieder die tarifmäßige 12stündige Entladefrist. — Reichenbach. Eine bittere Enttäuschung erlebte eine hiesige junge Fabrikarbeiterin, die willen« ist, demnächst in den Stand der Ehe zu treten. Da» Erbtheil, da« dem Mädchen von großmütterlicher Seite zugefallen war, war in Höhe von ca. 1200 Mark bei der hiesigen Sparkasse eingelegt und da» darauf lautende Sparkassenbuch der Frau ihre» Onkels, der Schuhmachers ehefrau Hillmann zur Aufbewahrung übergeben worden. Al» da» Geld jetzt von dem Mädchen abgehoben werden sollte, um damit die Ausstattung bestreiten zu können, mußte die Aermstc zu ihrem großen Schrecken erfahren, daß da« Geld von der oben genannten Ehefrau bereit« entnommen war, die e« für sich ver wendet hatte. Den Fall brachte man zur Anzeige, und die Ehr lose sitzt jetzt im Amtsgericht hinter Schloß und Riegel. — Mylau. Am Freitag Morgen ereignete sich am Bahn bau nabe der Göltzschthalbrücke ein Unglück. Eine au» den Schienen entgleiste Lowrh sollte wieder in ihre alte Lage zurück versetzt werden, kippte aber um und fiel auf einen Arbeiter, dem dabei ein Bein zerquetscht wurde. Auch soll derselbe sonstige Verletzungen erlitten haben. Der BcdauernSwerlhe ist dem hie sigen Krankenhause zugeführt worden. — Meerane, 14. Oktober. Da» »Meeraner Tageblatt' schreibt! Der Streik der hiesigen Weber nimmt seinen Fort gang. In einer gestern Nachmittag stattgefundenen Versammlung der Vorarbeiter wurde die allgemeine Situation besprochen. Die Arbeiterschaft ist fest entschlossen, ihre Forderungen unbedingt aufrecht zu erhalten, im Höchstfälle soll Punkt 7 der Forderungen (Freigabe de» l. Mai) fallen gelassen werden. Der Streik hat sich nunmehr auch auf die Glauchauer Lohnweberei, welche nach Meerane arbeitet, ausgedehnt. An UnterstützungSgeldern sind pro Woche ca. 30 000 Mark erforderlich, welche der Textilarbeiter verband vertheilt. Im Allgemeinen führen die Streikenden den Ausstand mit großer Ruhe und Besonnenheit, sodaß Ausschreit ungen noch nicht vorgekommen und auch nicht zu befürchten sind. Da mit der Dauer de« Streik« die Aufträge don den Webereien sür die Appreturanstalten, Färbereien und Druckereien auSblciben, dürsten auch diese Branchen in Mitleidenschaft gezogen werden und damit allgemeine Arbeitslosigkeit in unserer Stadt eintreten. — Aue, 12. Oktober. Eine rasfinirte Frauensperson wurde gestern Nachmittag aus dem hiesigen Marktplätze beobachtet, wie sie einer Frau in die Kleiderlasche griff, da» darin befindliche Taschentuch vorsichtig herauszog, um sich schließlich da» ebenfalls dort untergebrachte, wohlgefüllte Portemonnaie anzueignen. Al» die Taschendiebin sich ertappt sah, iieß sie da« Portemonnaie fallen und wandle schleunigst dem Orte ihrer BetricbSthätigkeit den Rücken. Auf der Kirchgassc wurde dieselbe jedoch nach erstatteter Anzeige ergriffen und nach der Polizeiwache gebracht, woselbst sie sich al« die 59 Jahre alte, vielfach vorbestrafte und unter Polizei aufsicht stehende Stickerin und Handarbeiterin N. au» dem nahen Bockau entpuppte. Dieselbe ist erst im Juli ds«. Jahre» nach Verbüßung einer mehrjährigen Zuchthausstrafe, die ihr wegen wiederholter Taschcndiebstähle zudiktirt gewesen, entlassen worden. Die unverbesserliche Diebin wurde im Laufe de» heutigen Vor mittags an da« hiesige Königliche Amtsgericht eingeliefert und dürste wiederum für längere Zeit unschädlich gemacht werden. — Aue. Durch ein größere« Aufgebot von Gendarmerie wurden vor einigen Tagen bei einem Waldarbeiter in Bockau und bei einem Eisenhobler in Auerhammer, welche mit einander verschwägert sind, polizeiliche Durchsuchungen ihrer Wohnungen nach Gegenständen zur Herstellung falschen Geldes vorgenommcn. Beide sind auf merkwürdige Art in den Verdacht der Falsch münzerei gerathen. Die Haussuchungen sind jedoch ohne Erfolg gewesen, denn die beiden Verhafteten wurden auf freien Fuß gesetzt. Man traut den beiden Verdächtigen in ihrem Bekannten kreise auch ein solche« Verbrechen nicht zu, sie sind vielmehr allgemein als harmlose Alchymisten bekannt, die sich schon seit Jahren in kindlicher Naivität die größte Mühe geben, aus allerhand metall ischen Bestandthcilen Gold oder eine dem Golde ähnliche Masse herzustelicn. Diese Kunst, die bisher noch zu keinem Erfolge geführt zu haben scheint, hat dafür die beiden Alchymisten jetzt in einen bösen Verdacht gebracht. — Au« dem Vogtlanbe, 14. Oktober. Die in den Bezirksarbeitsanstalten untergebrachten arbeitsscheuen Männer suchen sich mit Vorliebe von dem Zwange einer geregelten Tätig keit zu befreien, indem sie zum Brandstifter werden. Der frühere Dienstknecht Louis Leonhardt au« Zwota war am Freitag aus der Bezirksanstalt Sorga entwichen und stellte sich am Sonntag früh in der Wohnung de« Klingenthaler Gendarmeric- BrigadierS ein mit der Anzeige, er habe eben seine Lagerstätte, einen Bodenraum in einer dortigen Jnstrumentcnfabrik, ange zündet, um lieber ins Zuchthaus al« in die Arbeitsanstalt Sorga zu kommen. Leonhardt wurde einstweilen im Klingenthaler AmlSgerichtSzesängnisse untergcbracht und der thatsächlich ange legte Brand noch unterdrückt, ehe er zu weit um sich gegriffen. — In Sachsen liest man hin und wieder, daß die Lehrer schaft sich sür mehr Fachschulaussicht ausspricht. Im Gegensatz Lazu scheint sich die preußische Lehrerschaft zu äußern. Wenigstens schreibt die »Preußische Lehrerzeitung" Folgendes: »Die Be geisterung für die Fach aufsicht hat sich in Lchrcrkreiscn bedeutend abgekühlt, und daran sind schuld zum Theil die Instruktion für die Rektoren selbst, durch die die freie, fröhliche AmtSthätigkcit eingeengt wird, hauptsächlich aber die kleinliche Auslegung der Instruktion durch viele Rektoren und die starke Betonung de« VorgesetztcnthumS gegenüber den Klassenlehrern." Ueber die Vor träge des Rektor« Angschun au« Brombcrg und de« Rektor« Rude aus Nakel aus der ersten Generalversammlung de« ge nannten Vereins werden ihr höhnische Worte aus Posen ge schrilben. Der erstere soll die Rektoren als die Spezialitäten auf pädagogischem Gebiet bezeichnet haben. „Noch interessanter", heißt e« dann, „muß die Rede des Rektors Rude über „die amt lichen Klassenbesuche de« Lehrer«" gewesen sein. Danach ist jeder Rektor von vornherein so reich an Erfahrung, daß er „den Lehrer, namentlich den jüngeren, anleiten muß, daß er gut sehen und hören lerne". Dem schwächeren oder jüngeren Lehrer, der in seiner Gegenwart zuweilen ängstlich wird, müsse der Rektor seine UnterrichtSweisc, seine Resultate zeigen. Ueberall müsse der Rektor ferner den Unterricht des „Klassenlehrer«" überwachen und „nach Bedürfniß" berichtigend, helfend und bessernd eingreifen. Wir sind der Meinung, daß sür Herren von der Ansicht der Vortragenden Diesterweg und die großen Pädagogen der Neuzeit umsonst gelebt haben, die die Persönlichkeit und Selbständigkeit de« Lehrer« so sehr betonten und Revidircn, Reglemcntiren und Schematisiren so sehr haßten." Auch au« Baden wird in der „Evangel. Volksschule" S. 385 geschrieben: „So kühlt sich auch bei un« ähnlich wie anderwärts die Begeisterung für die Fach aufsicht bedeutend ab. Die kleinliche Ucberwachung, die Schablone und die starke Betonung des VorgesctztenthuinS (die übrigens ge rade Geistliche nach der ganzen Art ihrer Vorbildung nie üben werden. Red.) sind daran schuld. Es stimmen auch bei der Fach aufsicht Theorie und Praxis ost sehr schlecht zusammen." Von gewissen Lehrern wird übrigens bei Fachaufsicht ein sehr enger Kreis gezogen: für die Volksschule nur Rektoren und Inspektoren au« den VolkSschullchrern, keiner, der Lehrer an höheren Lehr anstalten gewesen ist. — Greiz, 13. Oktober. Eine furchtbare Feuers brunst hat, wie schon kurz gemeldet, gestern und heute in der Reußenrcstbenz gehaust und 13 Häuser in Schutt und Asche ge legt. Kegen 6 Uhr am Donnerstag Abend brach in dem Hause Marktstraße Nr. 6, der Frau Ruppert-Elsterberg gehörig, infolge Explosion einer Petroleumlampe Feuer au«, da« sich, bevor Hilfe in geeigneter Weise geleistet werden konnte, mit so rapider Ge schwindigkeit auSbreitcte, daß in dem Zeitraum von kaum einer halben Stunde der ganze Dachstuhl brannte. Da die Gebäude eng an einander gebaut sind und keine« mit Brandgiebeln ver sehen, war die Gefahr von vornherein eine große und die Greizer Feuerwehr arbeitete mit verzweifelter Anstrengung, Anfangs auch mit Erfolg. Al« jedoch in der 8. Stunde der Wind sich drehte und das Feuer über die Nachbarhäuser wehte, da war an ein Retten nicht mehr zu denken, denn in wenigen Stunden hatte da« gefährliche Element 6 Häuser erfaßt, die nun lichterloh brannten. Da» Feuer sprang dann immer weiter über und heute Morgen in der 7. Stunde stand der ganze au« 13 Häusern be stehende Straßenblock in lichten Flammen. Ein Glück, daß der Wind wieder umschlug und über die Gräßlitz wehte, sonst wäre auch die linke Straßenfront ein Raub der Flammen geworden. Heule bietet die Marktstraße ein traurige« Bild der Verwüstung. Au« den raulbenven Trümmern ragen die Gebälke, Schornsteine und einzelne Mauern empor, jammernd um ihre Habe trauernde Menschen stehen davor, während im Innern de« morschen, feuer zerfressenen Gemäuer« da» Feuer weiter lodert und von Zeit zu Zeit unter dumpfem Gepolter ein Theil nach dem anderen in sich zusammen und in die Tiefe stürzt. Tausende von Menschen umstehen da» Trümmerfeld, Militär sperrt den Platz ab, da die Gefahr de« Einsturzes eine große ist. Die Feuerwehr arbeitet unausgesetzt und wird auch morgen noch den ganzen Tag mit Ablöschen zu thun haben. Der Schaden dürste rund gerechnet eine Million betragen, wohl ist er theilweise durch Versicherung gedeckt, doch wirb er den Einzelnen noch schwer genug treffen. Einige Geschäftsleute sind ruinirt. BemerkenSwcrth ist, daß genau vor 100 Jahren dieser Theil der Stadt vollkommen niederbrannte, wobei 380 Häuser ein Raub der Flammen wurden. E» hatte hier seit 4 Jahren nicht mehr gebrannt. Für die Geschädigten sind Sammlungen eingeleitet. Ein Theil der jetzt wieder ab gebrannten Häuser wurde nach jenem großen Brande vor 100 Jahren erbaut. Amtliche Mittheilungen aus der Hitzung des Htadtrathes zu Kibeukock vom 6. Oktober 1902. Anwesend: 4 Rathsmitglieder. Vorsitzender: Herr Bürgermeister Hesse. 1) In die Einschätzungscommission für die SlaatSsteuer wählt man folgende Herren: Stadtrath Commerzienrath W. Dörffel, Stadtverordneten»Vorsteher G. Diersch, Kaufmann Bernhard Förster als ordentliche Mitglieder, Apotheker Guido Fischer, Kaufmann Max Ludwig und Kaufmann Hermann Keßler als stellvertretende Mitglieder. Herr Justizrath Landrock hatte eine Wiederwahl als Commissions mitglied abgelehnt. 2) Ein Naturalisationsgesuch wird befürwortet. 3) Dem Bauausschuß wird das Gutachten des Herrn Stadtbaurathes Kretzschmar von Zwickau über ». Anstellung eines städtischen Bausachverständigen und I». Aufstellung von Bebauungs- und Beschleußungsplänen durch einen Privatingenieur zur Kenntnißnahme und zu » mit dem Ersuchen um Abgabe des be reits im April erbetenen Gutachtens bis zur nächsten Stadtverordneten sitzung abgegeben, da die Angelegenheit längst berichtSreif und noch vor Beendigung der Etatberathung entschieden werden möchte. 4) Das Armenhaus soll nunmehr abgebrochen werden. 5) Von dem Gutachten des Herrn Stadtbaurathes Kretzschmar von Zwickau über den Zustand der hiesigen Wasserbehälter wird Kenntniß genommen und die Ausführung der zur dauerhaften Wiederherstellung gemachten Vorschläge beschlossen. 6) Beschlossen wird ferner die Herstellung eines Kiesfußweges mit vor schriftsmäßigem Bordstein vor dem Hause Parzelle Nr. 276. 7) Die westliche Baufluchtlinie der Schneebergerstraße wird nach dem vor liegenden Plane festgesetzt. Den weiteren Vorschlägen des Bauausschusses in dieser Angelegenheit tritt man bei. 8) Ueber die Stellung von Neubauten öffentlicher Gebäude zu den Straßen fluchtlinien sollen besondere Bestimmungen erlassen werden. 9) Hierauf wird die Abänderung einer Bestimmung der alten Ortsbau ordnung über Arealabtretungen zu Straßenzwecken beschlossen. 1V) Von dem erfolgten Abschluß deS Anstellungsvertrages mit dem neuen Nahrungsmittelchemiker Weber-Dresden nimmt man Kenntniß, ebenso 11) a. von dem Prüfungsergebniß der Stadttassenrechnung für 1901, I». von den Verordnungen, Stellung der Heeresverwaltung zur Frage der Einziehung der Offiziere des Beurlaubtenstandes und sanitäts polizeilicher Vorschriften für Hebammen betr. und c. von der Fertigstellung der Brückenverlängerung zwischen Berg- und Brückenstraßc. 12) Das Gutachten der Handelskammer Plauen über Krankenversicherung der Heimarbeiter soll beim Rath in Umlauf gesetzt werden. 13) Vom Beitritt zum Verein der Waisenfreunde siehr man ab. 14) Vorbehältlich der Zustimmung der Stadtverordneten sollen 3 Wahlurnen angekauft werden. 15) Zur Beschlußfassung gelangen hiernach noch 6 Bau-, 4 Steuer-, 2 Straf- und 7 verschiedene andere Sachen. In der Aeichsdruckerei zu Aerkin. Von Kurt von Walfeld. I. Leim Direktor -er Ncichs-ruckerrr In der Oranien und Alien Iakobstraße zu Berlin liegt das mächtige, ein gewaltiges längliches Viereck bildende Ge bäude der Reichsdruckerei, aus dem schon Milliarden Mark an Rcichsbanknoten und Reichs-Kassenscheinen hervorgegangen sind, wo für ungeheure Beträge die verschiedenen Postwerth- zcichcn angefcrtigt werden. Wurden doch allein im Bricf- vertchr des inneren Reichsbezirks 1900 für rund 200 Mill. Freimarken verbraucht. An Banknoten zu loo und 1000 Mark werden jährlich für 300 Millionen, au Kassenscheinen zu 5, 10 und 50 Mark werden für 100 Millionen Mark gedruckt.' Das Reichsdruckerei-Gebäude war bis zum Jahre 1880 noch ei» sehr einfaches und bescheidenes Haus nut etwa 20 Fenstern Front. Man sicht diesen alten Theil noch auf der linken Sette des Hofes stehe». Der viermal größere neue Theil hebt sich vortheilhaft in jeder Beziehung davon ab. Der Neubau, der von der Stragc gesehen, den alten Bau ganz verdeckt, ist ein herrliches Haus im Stile der Früh renaissance. Das gewaltige Viereck wird auf der alte» Jakob straße durch ein altes, beinahe baufälliges Haus mit Vor garten unterbrochen, cs ist die städtische Blindenanstalt. Als die RcichSdruckcrci dieses unscheinbare Haus kaufen wollte, machte die Verwaltung der Blindenanstalt so enorme Forder ungen, daß die Direktion der Reichsdruckerei vom Kauf ab sehen mußte. Als ich dem uniformirten Pförtner der Reichs druckerei meldete, daß ich den Herrn Direktor zu sprechen wünschte, drückte er auf einen elektrischen Knopf, worauf die feste Gitterthür aufsprang, welche unten im Flur die breite steinerne, tcppichbclegte Treppe schließt. Oben empfing mich ein Diener, den ich meine Legitimation, die ich von Ercellcnz Kraetke erhalten, abgab. Die Reichsdruckerci untersteht näm lich deni Staatssekretär des Reichspostamtes. Der Direktor der Reichsdruckerci, Herr Geheimer Regier- uugsrath Wendt, empfing mich in seinem kleinen, mäßig eleganten Arbeitszimmer. Sein Arbeitstisch lag voll von Mustern aller Art. Der Direktor entschuldigte sich mit Ueber- häufunß von Arbeit, stellte mir aber sofort in liebenswürdigster Weise leinen Stellvertreter als Führer durch die sämmtlichcn Räume der Reichsdruckerei zur Verfügung. Der Direktor ist ein Herr von fünfzig Jahren, dabei aber sind Haupt- und Barthaar schon ganz weiß, was einen interessanten Gegensatz bildet mit dem beinahe jugendlich frischen, energischen und geistreichen Gesicht. „Darf ich mir die Frage erlauben, ob der Herr Geheim rath aus dem Iuristcnstaud hcrvorgegangcn?" Der Direktor antwortete lächelnd: „Nein, das wäre hier doch wenig angebracht, an der Stätte der Technik. Ich bin Techniker, ich habe die technische Hochschule zu Charlottcnburg- Bcrlin besucht. Wie sollte hier ei» Jurist fertig werde«, wo beinahe 1800 Angestellte in den verschiedensten Zweigen des Gewerbes arbeiten?" „Achtzehnhundert Arbeiter?" fragte ich beinahe verblüfft. „Arbeiter gerade nicht Alle. Wir haben rund 200 Künstler. 100 Beamte, 1200 männliche und 300 weibliche Arbeiter." „Was machen Sie denn mit dieser Armee von Arbeitern? Sie arbeiten doch gesetzlich nur für das Reich und die ein zelnen Bundesstaateu." Der Direktor lächelte überlegen: „Sie haben wohl keine Ahnung, was eben das Reich von uns verlangt. Sie haben ja die Posteinrichtungen besucht. Sie kennen den gewaltigen Betrieb. Was ist da nicht allein an Wcrthzeichen, Postkarten, Postanweisungen, an Formularen für Depeschen, Zeitungs bestellungen u. s. w. herzustellen.'
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