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Amts- Mil AWMblatt für den Abonnement viertclj. 1 Mi. 20 Pf. einschlietzl. des .Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage »Seifen blasen"' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. MM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Vrscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspallige Zeile 12 Ps. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 30 Pf. ISA Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. 49. Jahrgang. - -nss ' Dienstag, den 21. Oktober LAOS Wegen Reinigung der Geschäftsräume bleiben diese am 24. «nd 25. dsS. Mts. für nicht dringliche Angelegenheiten geschlossen. Eibenstock, am 9. Oktober 1902. Königliches Amtsgericht. Die Expeditionen des Gemeindeamtes, der Sparkasse und des Standesamtes sind Mittwoch und Donnerstag, den 22. u. 23. dss. Ms. wegen vorzunehmender Reinigung geschlossen. Unaufschiebbare Angelegenheiten werden — an diesen Tagen Vormittags 11—12 Uhr — erledigt. Schönheide, am 17. Oktober 1902. Der Gemeindevorstand. Freitag, den 24. dieses Monats werden Vorm. 1l Uhr auf tzalteftell« Wolfsgrü« l5 Stück alte Quer-, 77 «n alte Weichen-, 12 rm alte Brückenschwellen u Brennholz u 8 Stück Cement- sässer; Nachm. - .1 Uhr auf «ahnhos Eibenstock 125 Stück alte Onerschwrllen, 14 Stück Eementsässer und 1 Brennholz öffentlich und gegen sofortige Baar zahlung versteigert. Königliche Eisenlmhn-Baninspektion Adorf. Versteigerung. Donnerstag, den 23. Oktober 1902, Vormittag 11 Uhr sollen im Gasthof zu Blauenthal 64 Flaschen Wein an den Meistbietenden gegen sofortige Baarzahlung versteigert werden. Eibenstock, am 23. Oktober 1902. Der Gerichtsvollzieher beim Königlichen Amtsgerichte. Versteigerung. Donnerstag, den 23. Oktober 1902, Nachmittag 2 Uhr sollen im Gasthaus »Stadt Dresden" hier folgende daselbst eingestellte Ptlzwaaren re. nämlich: 35 Stück Herrenpelzmützen, 36 Stück Damenbarets, 13 Cartons Winterhandschuhe, 29 Stück Damen-, 3 Stück Herren- und 2 Stück Knabenpelzkragen, 1 Bibermust, 1 Kinderpelzgarnitur und eine große Anzahl Herren-, Knaben- und Mädchen-Wintermützen an den Meistbietenden gegen sofortige Baarzahlung versteigert werden. Eibenstock, am 20. Oktober 1902. Der Gerichtsvollzieher beim Königlichen Amtsgerichte. Uor der Entscheidung. Die zweite Lesung de» Zolltarif-Gesetze« hat begonnen. Zu Anfang gab, wie bereit« gemeldet, Graf Bülow eine außerordent lich bedeutungsvolle Erklärung ab, die darin gipfelte, daß die verbündeten Regierungen unter keinen Umständen einer Erhöhung der Mindestsätze für Getreide oder ihrer Ausdehnung auf andere Artikel de« Tarifs zustimmen würden. Diese Erklärung, die an Entschiedenheit nicht« zu wünschen übrig läßt, beseitigt jeden Zweifel, der bisher etwa noch an der Festigkeit der Haltung der verbündeten Regierungen laut wurde, die Parteien wissen nun mehr, woran sie sind. Die verbündeten Regierungen sind also gewillt, an der »Mittlern Linie" festzuhalten, d. h. sie sind noch immer entschlossen, der deutschen Landwirthschast den nothwendigen, aber keinen übertrieben hohen Schutz zu gewähren, ohne dabei die Industrie zu benachtheiligen und ohne sich der Möglichkeit zu begeben, vortheilhafte Handelsverträge abzuschließen. Da« ist im wesentlichen der Inhalt der soviel angcfeindeten »mittler» Linie" des Grasen Bülow. Man begreift kaum, wie cS möglich ist, daß der Reichskanzler gerade wegen dieser seiner vermittelnden Haltung so heftig von vielen Seiten angegriffen wird. Kann c« denn ein vornehmeres Ziel für eine tüchtige Regierung geben, als die Ausgleichung von Gegensätzen im Volke und im Parlamente? Und da« heißt doch nichts andere», als eben eine »mittlere Linie" innehalten! Wenn sich unsere extremen Politiker der Rechten sowohl wie der Linken nur einmal an die Stelle der verbündeten Regierungen versetzen wollten, statt die Dinge lediglich von ihrem Parteistandpunkt au« anzusehcn, sie würden bald merken, daß ihnen gar nicht« andre« übrig bliebe, al« eben auch eine mittlere Linie einzuhaltcn, wenn anders ihnen da« Wohl de« Vaterlandes höher steht als Partei- Interessen. Daß Graf Bülow sich von dieser Mittellinie durch keine Angriffe der Parteien abdrängen läßt, das ist ein Verdienst, da« gar nicht hoch genug angeschlagen werden kann. Er bat seine Agrarpolitik nicht, wie e« von extrem agrarischer Seite ge fordert wird, ausschließlich nach den Bedürfnissen der nordöstlichen deutschen Landwirthschast eingerichtet, sondern hat ebenso die süd liche und westliche berücksichtigt, die unter andern Bedingungen produzier. So gern er selbst wohl höhere Agrar-Zölle bewilligen würde, so machte e« ihm die genannte Rücksicht und ebenso die Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse andrer Erwerb-Zweige wie auch der Konsumenten zur Pflicht, nicht über da« im Tarif-Ent würfe normirte Maaß an Zollschutz hinauSzugehen. E« ist daher ganz ungerechtfertigt, zu behaupten, Graf Bülow läge das Wohl der Landwirthschast nicht am Herzen — sehr im Gegentheil, der Hinweis aus die Einstellung der Mindestsätze für die wichtigsten Getreidearten und da« unerschütterte Festhalten an der für die Landwirthschast überhaupt wesentlich günstigeren Ge staltung de« neuen Tarif« gegenüber den bisherigen autonomen Sätzen sollte genügen, um diese Angriffe al« haltlos zu erweisen. Wenn sich die MehrheitSpartcicn Erwägungen wie den vorstehen den noch in letzter Stunde zugänglich erweisen würden, so müßten sie mit Nothwendigkeit dazu gelangen, die ihnen vom Reichskanzler entgegengestreckte Hand zu ergreifen und sich doch noch zu einer Einigung auf dem Boden der Vorlage bereit zu erklären. Dem Vaterlande und insbesondere der deutschen Landwirthschast würde ein solcher Entschluß nur zum Segen gereichen. Tagesgeschichte. — Deutschland. Im Reichstage Hut am Donnerstag die zweite Lesung de» Zolltarif-Gesetze« begonnen. Noch ehe die Berichterstatter der Kommission ihre« Amte« walten konnten, er griff, wie bereit« gemeldet, der Reichskanzler da» Wort. Klar und bestimmt kennzeichnete er noch einmal in großen Zügen die beiden Hauptzwecke der Regierungs-Vorlage, der Landwirthschast zu helfen und gleichzeitig der Industrie durch Ermöglichung er sprießlicher Handelsverträge ihre ausländischen Absatzgebiete zu sichern und thunlichst zu erweitern. Ferner erklärte er von Neuem, daß die verbündeten Regierungen sich ebenso wenig auf eine Erhöhung der Mindestsätze ihrer Vorlage al« aus eine Aus dehnung de« System« der Mindestzölle auf andere Artikel ein lassen können. Abg. v. Karborff (ReichSP.), der einzige Redner der Kommissions-Mehrheit, der am ersten BerathungStage zu Worte kam, setzte der Erklärung de« Reichskanzler« diejenige seiner Fraktion dahin entgegen, daß diese an den Beschlüssen der Kommissions-Mehrheit festhalten werde. Der Abg. Gothcin (fr. Vg.) behelligte da« Hau« alsdann mit einer selbstgefälligen Auf zählung der abgedroschensten Argumente gegen die Mindestzölle. — Am Freitag leitete die Debatte der Abg. Antrick (Soz.) mit einer nahezu vierstündigen Rede ein, in der sich wohl kaum ein einziger zutreffender Satz befand. Abg. Paasche trat Namen« der Nationalliberalcn für die Regierungsvorlage ein. Abg. Gras Kanitz (k.) bedauerte die Erklärung des Reichskanzlers und er klärte, daß die große Mehrzahl der konservativen Fraktion für die Minimalzölle des Antrag« Wangenheim bezüglich de« Brodgetreide« stimmen werde. Aus den Ausführungen des CentrumSabgcord- neten Herold endlich ergab sich, daß das Centrum, mit alleiniger Ausnahme des Abg. Dr. Heim, an den Kommissions-Beschlüssen zu den Agrarzöllen festhalten wird. — Die augenblickliche Parteistärke der Fraktionen des Reichstage« hat sich folgendermaßen gestaltet: ES zählen an Mitgliedern: Konservative 52, Reichspartei 20, Antisemiten IO, Eentrum 106, Polen l4, Nationalliberale 53, freisinnige Ver einigung 14, freisinnige Volkspartei 26, deutsche Volkspartei 7, Sozialdemokraten 58, fraktionslos sind 36, im Ganzen 396 Abgeordnete. Erledigt ist der Wahlkreis 6, Liegnitz, durch den Tod de« Stadtrath« Kauffmann. — Bis zum 14. Oktober sind beim Reichstag etwa 116800 Petitionen für und gegen den Zolltarif eingegangcn. — In den mit der Vorbereitung des ReichShauShaltS- VoranschlageS betrauten Kreisen wird, wie die »N. L. K." schreibt, angenommen, der Fehlbetrag werde sich niedriger stellen, als bisher mehrfach verlautete, allerdings aber höher sein, al« 100 Millionen Mark. — Der Empfang der Burengenerale durch die Berliner Bevölkerung kennzeichnet sich kurz und gut dadurch, daß allgemein konstatirt wird, eine solche Begeisterung sei seit langen Jahren dahier nicht gesehen worden. Dabei waren die von Herzen kommenden Kundgebungen allseitig durchaus würdig und den gebotenen Rücksichten Rechnung tragend. Jede politische Demonstration ist vermieden worden. — General Dewet reiste am Sonnabend Abend 10 Uhr au» Berlin nach dem Haag ab, während die Generale Botha und Delarch um ll Uhr lO Minuten die Reise nach Brüssel antraten. Den Generalen wurden bei ihrer Abreise von einer ungeheuren Volksmenge stürmische Ovationen dargebrachl. — Im Interesse der dauernden Unterstützung der Buren wird der Gedanke ventilirt, den bestehenden Buren hilfsbund in Permanenz zu erklären! — E« soll schon jetzt al- sicher anzunehmen sein, daß die au« deutschen Händen geflossenen Spenden, soweit sic vorliegen, die französische Sammlung weit überflügelt haben. Man spricht in unterrichteten Kreisen davon, daß die Burengenerale bi« jetzt in Deutschland 260000 Mark erhallen haben, während in Frankreich 90 000 Franc« — 72 000 Mark zusammengekommen sind. — Oesterreich-Ungarn. Die Tagung de« öster reichischen ReichSrathe« ist durch eine Reihe wichtiger Eröffnungen vom RegierungStischc eingcleitet worden. Bemerken« werth ist, daß trotz der ungünstigen allgemeinen Verhältnisse die Finanzen Oesterreich« sich immer noch in vortheilhafter Weise gestaltet haben. Der Schwerpunkt der Session liegt in der Re gelung der Sprachensrage und der Erledigung de» Ausgleiche« mit Ungarn, der solange gefährdet ist, al« nicht die von den Tschechen angedrohte Obstruktion durch eine Verständigung in der Sprachenfrage beschworen wird. Ministerpräsident v. Körber hat seiner Gewohnheit gemäß in vollkommen ruhiger und sachlicher Weise seine Vorschläge einer objektiven Prüfung empfohlen. Die Tschechen aber antworteten gleich am ersten SitzungStage mit plumpen Ausfällen und wüsten Demonstrationen. — Frankreich. In der französischen Deputirten- kammer rechtfertigte am Freitag der Ministerpräsident CombeS die von der Regierung getroffenen Maßnahmen bei der Schließ ung der Congreganistenschulen. Da« Land, sagte er, würde dem Untergange geweiht sein, wenn e« vor den Congregationen zurück wiche. »Wir wollen dem Eindringen de« Mönchthum« Halt ge bieten. Von der Kammer hängt e« ab, daß diese Politik zur Ausführung gelangt." Die Kammer sprach darauf in einer vom Ministerpräsidenten angenommenen Tagesordnung der Regierung mit 329 gegen 233 Stimmen ihr Vertrauen und die Billigung mit deren Vorgehen au». — Serbien. Die serbische Politik ist nach den eigen- thümlichen Ereignissen der letzten Jahre, die mit der Vermählung de« König« Alexander mit Draga Maschin ihren Ansang nahmen, und die politisch zu einer schroffen Abwendung von der Richtung Milan« führten, wieder in den väterlichen Kur« cingelcnkt. DaS EntlassungSgesuch de« Kabine!« Wuitsch ist angenommen und der Auftrag zur Bildung eine« neuen Ministeriums dem General Zinzar-Markowitsch ertheilt worden. Der General gehörte zu den treuesten Anhängern König Milan«, sodaß au« der aus ihn gefallenen Wahl zu schließen ist, daß König Alexander eine Ab schwenkung von der russischen Richtungslinie nach der österreichisch ungarischen hin zu vollziehen entschlossen ist. Die bisher bekannt gewordenen Einzelheiten über die Vorgeschichte der Krisis lassen keinen Zweifel übrig, daß der abermalige Aufschub de« für diesen Herbst bestimmt in Aussicht gestellten Empfange- de« serbischen HerrscherpaarcS am russischen Kaiserhofe die Quelle der Verwick lungen gewesen ist. Wie e« heißt, hat sich Kaiserin Alexandra bisher noch immer geweigert, die Gemahlin des serbischen Königs zu empfangen, und jede« Mal, wenn der Besuch naherückte, er klärt, sie werde unter allen Umständen durch Gesundheitsrücksichten verhindert sein, Königin Draga anzunehmen. Der jetzige Auf schub hat in Serbien um so peinlicher berührt, al« auf bestimmte russische Zusagen hin in Belgrad mit größter Gewißheit auch öffentlich von dem bevorstehenden Besuch in Livadia die Rede gewesen ist. ES war nur folgerichtig, daß da« Kabinet Wuitsch seine Entlassung nahm, als seine Bemühungen, die Legitimirung der Königin Draga durch einen Empfang am Zarenhofe durchzusetzen, wiederum ge scheitert waren. Wie weit der König eine Rußland unfreundliche Richtung wird einschlagen und einhaltcn können, bleibt abzu warten. Angesicht» der finanziellen Bedrängniß Serbien« hat Rußland ein starke» Druckmittel in der Hand, da e« die fran zösische Bankgruppe, durch die Serbien eine größere Anleihe auf- zunchmen sich anschickte, jederzeit in einem für Serbien nach theiligen Sinne zu beeinflussen in der Lage ist. Uebrigcn« fehlt e« Rußland auch nicht an politischen Handhaben, die Serben durch Begünstigung der Bulgaren in Makedonien mürbe zu machen. — Türkei. Konstantinopel, 17. Oktober. Die Blätter veröffentlichen heute folgende amtliche Mitlheilung: Nach telegraphischen Meldungen Ibrahim Pascha«, de« Kommandeur« der 9. Division in Serre«, de» Kommandeurs de» 3. Korps und de» Vali« von Saloniki drangen vor acht Tagen bulgarische Banden bei Razlog und Documbala in Makedonien ein und zwangen die bulgarische Bevölkerung mehrerer Dörfer, sich ihnen anzuschließen. Die Einwohner anderer Dörfer flüchteten au« Furcht in» Gebirge. Hieraus wurde Ibrahim Pascha mit einer ge nügenden Iruppenzahl zur Verfolgung der Banden beordert, welche