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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 30.09.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-09-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190209309
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19020930
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19020930
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1902
-
Monat
1902-09
- Tag 1902-09-30
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Monat
1902-09
-
Jahr
1902
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Marsala und Chianti und fährt mit Mucio Hoscolo von Frascati nach Rom und von Rom nach FraScatl, aber allein geht sie nicht auf Vie Straße, denn sie muß da allerhand Reden hören und die Buben greifen nach Steinen, um damit nach ihr zu werfen. Es ist auch dumm, daß Signor Mucio just' in einen großen Erbschaftsprozcß mit entfernten Ver wandten verwickelt ist und daher noch nicht an die Hochzeit denken kann. So ein Prozeß dauert lange, das weiß Frau Filanda, Lucettas Mutter — und sie wartet — sie hat ja warten gelemt in ihrem Leben! Jetzt kommt wieder ein Gefährt daher die Straße von Frascati nach Rom — aber es ist keine Kutsche — es ist das neue Automobil, das Signor Mucio sich gekauft hat — und darin sitzt er mit Lucetta, Es ist ein herrlicher Abend und in der Oper war's herrlich. Sie sind beide vorzüglich bei Laune und lachen und scherzen. Da theilt sich das Gebüsch zur Seite des Weges, ein Mensch läuft dein Gefährt entgegen, springt hinein, da es nur mäßig rasch fährt, Mucio fühlt eine Faust an seiner Kehle, ein Stilett blitzt in der Luft und steckt im nächsten Augenblick bis ans Heft in der Brust Lucettas, die sich init einem Angstschrei dazwischen geworfen hat. Lautlos haucht sie ihre Seele in Mucios Armen aus. Der Thäter aber ist !m Gebüsch verschwunden und das Gefährt jagt in rasendem Tempo nach Frascati. Einige Tage später ist es wieder gewaltig unsicher in der Gegend — in den Macchien (Buschwäldern) Hausen wieder Räuber — lange fahnden die Carabinieri (Gendarmen) nach ihnen. Da — nach Monaten — schieße» sie einen nieder, der vor ihnen flieht. Als man sich über ihn beugt, erkennt man den Tobten — es ist Felice. Smaragden und Saphire. Erzählung von Maurus Jokai. «Schluß.! Ferner wurde die Klage gegen den König erhoben, er wäre ein Zauberer. Damals war es Brauch, die Magier zu verfolgen und zu vernichten, so daß der Sultan bereit war, ein Heer gegen den Zauberer auszusenden. Gegen Hussein war besonders vor gebracht, daß er ein aus Marmor und Elfenbein gemachtes Götzenbild in seine Behausung berge, dessen Augen Saphire seien, welches er durch seine Zaubersprüche belebe, und das sich dann wie ein weibliches Wesen benehme. Abermals wurde eine Untersuchung eingeleitet. Die Rechtsgelehrten erschienen im königlichen Palaste und befahlen im Namen des obersten Priesters, daß der König jene« Götzenbild zeigen solle, dessen Gliedmaßen aus Elfenbein, Zähne von Perlen, Lippen au« Korallen und Augen aus Saphiren be ständen. Naomer Bch brachte persönlich die Anklage vor. Hussein Muleh führte selbst seine Gattin vor und nahm eigenhändig den verhüllenden Schleier von ihrem Kopfe. Die alten Gelehrten blickten ganz betroffen auf dieses Wunder von Schönheit. „DaS kann kein menschliches Wesen sein!" riesen sie. „Das ist eine Zaubererscheinung." „Erkläre Dich!" sagte Hussein zu seiner Gattin. „Mein Name ist Zara," begann diese. „Ich bin in Bal- Assur vor neunzehn Jahren geboren. Vor vier Jahren wurde ich die grau Hussein MulehS. Naomer Bey war aber damit nicht zufrieden. Die Gelehrten begannen sich unter einander zu bcrath- schlagen. Da stellte die Königin folgende Fragen an sic: „WaS für ein Blut besitzen die Feen?" „ Der Eine sagte, „ durchsichtig weiß!" Der Andere dagegen: „Blau!" während der Dritte die Behauptung ausslcllte, daß die Feen gar kein Blut besäßen. Da riß plötzlich die Königin den Säbel ihre» Gatten aus der Scheide und zwei Finger ihrer Linken aus den Marmortisch legend, trennte sie dieselben mit einem Schlage von der Hand ab. Dann erhob sie die verstümmelte Hand, au» deren Wunde das Blut in Strömen herabschox und sagte mit fester Stimme: „ Seht her, mein Blut ist roth, wie dar eines jeden anderen Menschen! Es möge auf Euren Kleidern trocknen, al« Zeuge meiner Unschuld." Erbebend ob dieses Auftrittes, machten sich die Gesandten auf die Sohlen und liefen eiligst davon, denn mit Blut ist nicht zu spaßen. Der gezähmte Löwe, wenn er Blut sieht, wirv wild, und man konnte ja gar nicht wissen, ob Hussein Mulch ge zähmt sei. Naomer Bey hob Zara« kleinen Finger, der ihm vor die Füße gerollt war aus und nahm ihn mit sich. Als er denselben Ali Pascha bei seiner Rückkehr übergab, schwur derselbe. Laß er da», wa« noch zu dem abgeschnittcnen Finger gehöre, besitzen wolle, und sei der Preis ein Königreich. Hussein Muleh wurde nun von der Anklage der Zauberei sreigesprochen, und es schien nun jeder Vorwand zu neuen Ver wickelungen verschwunden. Aber Naomer Bey erinnerte sich plötzlich eine« Vorfälle». Al» nämlich Hussein Mulch auf Bcfchl der Priester da» Antlitz seiner Gattin entschleierte, da verbarg diese, au« Scham erröthend den Blicken so vieler Männer auSgesctzt zu sein, einen Augenblick ihr Gesicht an der Brust ihre« Manne«, dessen dichte lange schwarze Haarlocken den Kopf seiner Gattin verhüllte. Naomer ließ sich noch einmal von Ali zu Hussein Muleh senden. „Der Befehl des Viceköniges lautet," sagte er, „daß die Gläubigen sich von den Ungläubigen unterscheiden sollen. Nur die Abtrünnigen tragen lange«, lockige« Haar. Die Gläubigen rasiren ihren Kops und überlassen e» den Frauen, lange» gelockte» Haar zu tragen. Von diesem Tage an also muß jeder männliche Bewohner de- Laude« sich den Kopf rasiren lassen, widrigenfalls Ali Pascha ihnen mit den Haaren auch die Köpfe abschneiden lassen wird." Huffein Muleh hörte diese» mit jener Ruhe an, mit welcher er jede Botschaft Ali Pascha» entgegen nahm. Seine Antwort war schon längst bereit. „Höre, Naomer Bey!" sprach er zu ihm. „Seit Jahren besuchst Du mich al» Gesandter, al« Spion, al» Narr und al» Ver leumder. Von innen und von außen erkenne und durchschaue ich Dich und Deinen Herrn, al« ob ihr von Krhstall wäret. Euren Herzen thut e« wehe, dicht in Eurer Nähe in einem glück lichen Lande glückliche Menschen zu wissen, und ihr trachtet nur nach einem Vorwande, unser Glück zu zerstören. Ihr wolltet mich mit glänzenden Versprechungen locken. Euch dienstbar zu werden — ich dankte. Ihr habt mich mit doppelter Steuer be lastet — ich bezahlte dieselbe und murrte nicht. — Ihr klagtet mich der Abtrünnigkeit an, ich vertheidigtc mich mlt meinem Ber- stände und griff nicht zum Schwerte. Ihr wolltet da« Antlitz meiner Gattin sehen, — ich ertrug die Schwach. Ihr wolltet ihr Blut sehen — ihr Blut benetzte Euch. Ich weinte, doch ich klagte nicht. Doch mit diesen Blutstropfen war der Kelch voll, e« durfte nur ein Haar hineinsallcn, um ihn fließen zu lassen. Bei Allah schwöre ich, daß ein Haar genug ist. Nicht allein da» Haar der Männer meine« Volke« werde ich Euch nicht zum Opfer bringen, nein, ich opfere Euch kein Haar mehr. — Gehe zurück. Du niedriger Sklave eine« Schakal«, und sage Deinem Herrn, daß vom heutigen Tage er von mir weder schöne Worte, noch Steuern mehr erhalten wird. Will er dieselben jedoch holen, so wird er ein scharfe» Schwert finden, und wenn er e« erobern kann, ein Land, in welchem nicht« weiter zu finden sein wird al« Wüste, Ruinen und Gräber!" Da« war aber eben Naomer« Absicht gewesen, Hussein Muleh dahin zu bringen, daß er der ewigen Plagcreien müde, sein gebeugte« Haupt erhebe, damit der Mächtigere sich seine« Landes und seiner Schätze, der Smaragden und Saphire, be mächtigen könne. Bo» dieser Stunde an wußte Hussein Muleh, welch ein Schicksal ihm und seinem Lande bevorstehe. Man hatte nach einem Vorwande gesucht und man hatte ihn gefunden. De« Volke« Glück, sein freie« Leben, seine Schätze reizten die Habsucht der Mächtigen, sie wollten e« ihm rauben. Mit der türkischen Herrschaft würde auch die Armuth ein- ziehen. Da« Volk würde geknechtet werden und verdummen. Die Frauen würde der Harem, die Männer die Janitscharen verschlingen. Die Weisheit würde au« dem Lande vertrieben werden, und wo würden die Richter sein, die Recht sprechen soll ten in einem kleinen Lande, da« nicht einmal einen Namen mehr besaß? War c« da nicht besser zu sterben und unterzugehen mit Volk und Land, Wegen und Stegen, Wäldern und Wiesen, so daß das Roß des Eroberer« nicht grasen konnte auf den Gräbern der Besiegten? Hussein Mulch berief die Weisen seine« Volke« vor sich und theilte ihnen mit, wa« ihrer aller harre. Sie waren mit dem, wa« er ihnen vorschlug, einverstanden. Zuerst wurde zu der Vernichtung der Smaragdgruben ge schritten. Die zwölf Bergleute, welche unter dem Schwur der Geheimhaltung die Gruben ausbeutetcn, wurden vor den König berufe», und drei Tage später fanden die Fischer ihre Leichen, welche das Meer an das Ufer gespült hatte. Da« Meer plau derte ihr Gehcimniß nicht au«. Am folgenden Tage ließ Hussein Muleh den Befehl ergehen, daß die Einwohner de« Lande« ihre sämmtlichen Kostbarkeiten auf die öffentlichen Plätze der Städte bringen sollten, um dieselben zu verbrennen. Ihre Kleinodien und ihr Gold- und Silbergcräth mußten sie unter den Felsen vergraben und sammtlicheS Getreide in das Wasser werfen. Alle« geschah wie der König befohlen. Am dritten Tage zerstörte man die Dämme, welche die Kanäle einengten, und da« Wasser ergoß sich vernichtend über die fruchtbaren Pflanzungen. Am fünften Tage wurden die Palmenwälder bi« zur Wur zel ausgerodet, die Blumenhaine zerstört, die gegen den heißen Samum da« Ländchen beschützten. Der Samum konnte frei über da« Land dahin ziehen, nicht» setzte seiner Wuth mehr Wider stand entgegen. Am sechsten Tage kam endlich die Nachricht, daß da« Heer der Mameluken sich an der Grenze de« Ländchen« zeige. Jetzt geschah da« Letzte. Im ganzen Lande tödtcten die Männer ihre Frauen, Mütter und Kinder. Die Wittwen stürzten sich von den Felsen herab und die Greise warfen Pechkränze in ihre Häuser und von den brennenden Dächern derselben herab ermunter ten sie die Jugend, deren Hände noch Schwert und Lanze führen konnten, zum Kampfe. Der König war der Erste, der zu dieser That der Ver zweiflung da» Beispiel gab. Da« erste lebende Opfer war Zara, die glänzenden Saphire folgten den Smaragden nach in da« Grab. Die Häuser und öffentlichen Gebäude wurden bi« auf den Grund niedergebrannt und dann, noch triefend von dem Blute der ihrigen, zog die männliche Bevölkerung au» zum Em pfange Ali Paschas und Naomer BehS. E» war kein Kamps, cS war ein Morden ; — eher bereit, selbst den Tod zu empfangen, al« zu tödtcn, boten diejenigen, denen nicht« mehr auf Erden geblieben war, ihre Brust den feindlichen Waffen dar. Naomer Beh trachtete danach, den König lebendig zu fangen der schon von Weitem an seinem langen glänzendschwarzen Haupt haar kenntlich war. Schon war die ihn umgebende Leibwache gefallen; nur Hussein Muleh kämpfte noch, al« aber der Letzte seiner Treuen getödlet, warf er den Säbel von sich, zog eine Pistole au« dein Gürtel und schoß sich durch da« Herz. Seine Feinde konnten nicht einmal seinen Leichnam mit sich nehmen, denn da seine Kleider in Naphta getaucht waren, entzündeten sich dieselben bei dem Schüsse, und er verbrannte vor den Augen der Sieger zur Asche. Es war ein trauriger Sieg für Ali Pascha. In dem ganzen eroberten Lande fand er nicht« wie ver nichtete Wälder, niedergebrannte Städte und unbeeidigte Todte. Unter den Todtcn erkannte Naomer Bey die Besitzerin der Saphiraugen, die Königin Zara. Warum verbrannte Hussein Muleh den Leichnam seiner Gattin nicht, wie er sich selbst ver brannte? Vielleicht wollte er dem Feinde ihren Verlust bei dem Erkennen de« Leichnam« noch schwerer machen. Die einzige Hoffnung, welche Ali Pascha noch verblieb, war, die Smaragdgruben entdecken zu können. Aber alle« Suchen war erfolglos. Nach einem Jahr war da» ganze Ländchen so öde und elend, daß sich kein Mensch dort nicterlassen konnte. Ali Pascha verlor über den Sieg fast den Verstand, aber besaß dennoch soviel orien talische Verschmitztheit, um Naomer Bey bei dem Sultan die Schuld an der schmachvollen Heldenthat aufzubürden, durch welche der jährliche Tribut an Smaragden sein Ende erreicht hatte. Naomer Bey wurde geköpft und seine abgezogene Haut wird noch jetzt in dem siebenthürmigen Kastelle als Merkwürdigkeit gezeigt. Die vernichteten Smaragdgruben werden seitdem noch immer gesucht, sind aber bi« jetzt noch nicht wieder aufgefunden worden. Da« kleine Land, da« unter seinen eigenen Kindern nicht glücklich sein konnte, blieb wüst und öde. Vermischte Nachrichten. — Eisenbahnkatastrophe. Au« Arra«, 27. Septem ber, wird gemeldet: Der von Lille nach Pari» gehende Eilzug entgleiste heute früh, al« er mit großer Schnelligkeit den Bahnhof von Arleux durchfuhr, wo er nicht anzuhalten hatte. Sechlundzwanzig Personen sind todt und etliche zwanzig wurden verwundet. Da« Unglück ereignete sich auf einer Weiche. — Ein Komet mit bloßem Auge sichtbar! Der neue Komet, der am Morgen de« l. d. M. durch Professor Perrine auf der Lick-Sternwarte entdeckt wurde, ist seiteem an so vielen Orten (darunter an der Urania-Sternwarte zu Berlin, in König«- kcrg, Greenwich, Kopenhagen) beobachtet worden, daß sich schon etwa» Genauere« über seine Eigenschaften und seine vermuthlich weiteren Schicksale sagen läßt. Bei der Entdeckung befand er sich im südöstlichen Theil de» Sternbilde« Perseu« und bewegte sich in nordwestlicher Richtung gegen den bekannten Stern Algol hin. Au« den vorläufigen Bestimmungen seiner Bahn, die Prof. Perrine vorgenommen hat, würde er seine größte Sonnennähe am 24. November etwa» nach Mitternacht erreichen. Die Nei gung der Bahn de« Kometen gegen die Erde betrügt 156 Grad, so daß sich die Ebenen beider Bahnen unter einem spitzen Winkel von 24 Grad schneiden würden. Ein höchst interessante« Schau spiel würde die Beobachtung de« Kometen gewähren, wenn man sich dazu etwa nach Münchhausenschem Vorbild von unserer Erde sortbegcben könnte. Wer dann die Bahn de« Kometen von oben her verfolgen könnte, würde den sonderbaren Anblick haben, daß da« Gestirn im nächsten Monat auf seinem Wege gegen die Sonne scheinbar über die Erdbahn hinweg oder die Erde unter ihm durchginge. Erde und Komet bewegen sich nämlich in ent gegengesetzter Richtung, letzterer im Sinne de« Gang« eine« Uhr zeiger«, erstere umgekehrt. Zu jener Zeit werden beide Himmels körper einander sehr nahe kommen, und da sich der Komet gleich zeitig auf die Sonne hinbewegt, so wird seine Helligkeit noch sehr beträchtlich zunehmen. Sein Licht hat sich seit seiner Entdeckung, al« er einem Stern neunter Größe entsprach, bereit« verdoppelt und wird nach der Schätzung von Professor Perrine binnen einer oder zwei weiteren Wochen auf da« Siebenfache der ursprüng lichen Helligkeit anwachsen. E» ist daher anzunehmen, daß er auch für da« unbewaffnete Auge sichtbar sein wird. Leider muß der Komet freilich, noch bevor er seine größte Sonnennähe er reicht haben wird, für uns Erdbewohner wieder verschwinden, da er zwischen Erde und Sonne tritt und so in deren Strahlen untergeht. Dennoch ist allen Freunden der Himmelskunde anzu- rathcn, vom Ende diese« Monat« an die bezeichnete Gegend de« Firmaments aufmerksam zu beobachten. — Ein unerwarteter Erfolg. Der Professor Sch. am Gymnasium in G. war — so erzählt ein Leser der „Tgl. Rdsch." — ein rechtes Original, und mit Vorliebe erzählte er im Unterricht Ges—chichten, kleine Züge au« seinem Leben. Fast in jeder Stunde hörte man ihn sagen: „Hab ich Ihnen s—chon die Ges—chichte erzählt?" Worauf wir, obwohl wir noch gar nicht wußten, was er erzählen wollte, einmülhig riefen: „'Nein, Herr Professor, bitte erzählen Sie!" Die meisten „Geschichten" waren uns übrigen« bereits bekannt, denn der Herr Professor pflegte sich in diesem Theil des Unterricht« etwa« zu wiederholen. Professor Sch. war ein echter Westfale, und als solcher sprach er auch das sch, wie man es in Südens-chcid und Mes—chede hört. Da unser alter Professor, der übrigens sehr schwerhörig war, un« mit seinen Ges—chichten so viel Spaß machte, so suchten wir gelegentlich ihm auch eine Freude zu machen. Zu dem Zwecke verabredeten wir Primaner uns einst, uns Allen da« Haupt rattenkahl scheren zu lassen und so mit „Stifteköppen" folgenden Tage« in der Schule anzutreten. Mit Spannung sahen wir der Wirkung diese« „Witzes" auf unseren Professor entgegen. Dieser erscheint, sehnlichst von un« erwartet, bleibt beim Anblick so vieler Glatzen verdutzt in der geöffneten Thür stehen und ruft mit freundlich gewinnendem Lächeln: „Mein Chott, ich dachte, die S - chass chur wäre erst im Juli!" Eine solche Wirkung unseres Geniestreiches hatten wir nun doch nicht erwartet und machten zu der Aeußerung de« Herrn Professors gerade nicht die intelli gentesten Gesichter. — See- und Bergluft fabrizirt ein Pariser Gelehrter in Pastillenform. Man legt eine solche Pastille in ein Gla« Wasser und alsbald entwickelt sich ein Sauerstoff. Die so erzeugte frische Zimmerluft soll nach Angabe de» Erfinder« der See- und Berglust an Güte nicht nachstehen. Jedenfalls aber kann man sich wohl denken, daß die Erfindung zur Verbesserung der Luft in Krankenzimmern rc. willkommen sein wird. — Ein neuer amerikanischer Frauenberuf ist der der Brautjungfer. Dieser Beruf soll Denen, die ihn au«- üben, ganz schöne Einnahmen bringen. Bei einer Hochzeit, die kürzlich stattfand, waren fünfzehn solche Ehrenjungfrauen gemiethet worden, und jede erhielt außer ihrem Kleid noch ein Geschenk von zwanzig Dollar. Eine junge Dame, die al« eine große Schönheit bekannt ist, hat bereit« über 200 Hochzeiten als Braut jungfer mitgcmacht und herrliche Geschenke für die Ausübung ihres eigenartigen neuen Berus« erhalten. Ein junge« Mädchen, da« 200 Hochzeiten mitmacht, ohne selber Lust zum Heirathen zu bekommen, besitzt offenbar ein erzgepanzertc« Herz. Standesamtliche Nachrichten von Schönheide vom 21. bis mit 27. Sepie,nber 1902. Geburtsfällc: 303) Dem Geschirrführcr Karl Emil Fickel hier I. S. 304) Dem ans. Bürstenfabrikarbeiter Friedrich Albin Heinz hier IS. 305) Dem Handarbeiter Georg Josef Schnöbt hier 1 T. 306) Dem Maurer Eduard Emil Fuchs hier 1 S. 307) Dem Kürschnermeister Carl Paul Windisch hier I S. 308) Dem Handelsmann Gustav Hermann Fuchs hier I S. 309) Dem Bürstenfabrikarbeiter Gustav Adolf Krauß hier 1 S. 310) Dem Herrschaft!. Diener Gustav Hermann Schicker in Schönheiderhammer 1 S. 3N) Dem Ciseleur Carl Emil Nestmann hier 1 T. 312) Dem Schuhmacher Ernst Gustav Lenk hier 1 T. 313) Dem Eisengießer Louis Emil Schlesinger hier IS. 314) Dem Eisengießer Karl August Hermann Seidel in Schönheider- Hammer I T. 315) Dem Schlosser Louis Friedrich Oehme hier I S. Aufgebote: a) hiesige: 70) Herrschaft!. Diener Johann Ferdinand Rudolf Unger in Falkenstein mit Marie Mehnert hier. 71) Handarbeiter Eduard Queck in Unterstützcngrün, Wittwer, mit Näherin Auguste Wilhelmine verw. Thümmel verw. gew. Möckel geb. Leistner hier. k) auswärtige: Vakat. Eheschließungen: 61) Bürstenmacher Franz Wilhelm Then hier, Witt» wer, mit Bürstenemzieherin Ida Marie verw. Mothes geb. Heinz hier. Sterbefälle: 145) Johanne Gertrud, T. des ans. Handelsmann- Christian Eduard Schlesinger in Neuheide, 5 M. 146) Willy Emil, S. deS Bürstenfabrikarbeiters Heinrich Ludwig Männel hier, 4 M. Kirchennachrichten aus Schönheide. Mittwoch, den 1. Oktober 1902, Vorm. 10 Uhr: Wochen kommunion, Herr Pastor Wolf. vhemnltzer Marktpreise am 27. September 1902. Weizen, fremde Sorten, 8 Mk. 40 Pf. bis « sächsischer, — , — , , « - neuer, 7 « 65 « - Roggen, nieder!, sächs.— — neuer, 7 « 35 - « 3 7 8 7 6 .7 ' - ausländ, alter, — Kocherbsen 10 Mahl- u. Futtererbsen 8 Heu, alte» - neue» - preuß. neuer, 7 « hiesiger neuer, 6 - fremder, Braugerste, fremde, - sächsische, Isuttergerste Hafer, inländ., neuer 35 , 90 , 60 , 25 ! 25 , 25 , 50 - 50 . 60 - « « verregnetes 2 Stroh, Fleaeldrusch, 3 - Maschinendrusch, l Kartoffeln 2 Butter 2 50 - 90 « 20 «
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