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Amts- Mil Mchckatt für de« Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. cinschlietzl. des „Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage »Seifen blasen"' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. « s ch e t n t wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 30 Pf. LAOS ILA Donnerstag, den 25. September Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. ' " 49. Jahrgang. —! Zwangsversteigerung. Das im Grundbuche für Sofa Blatt 326 aus den Namen ttkrtstlao vattliell» V»ix«I eingetragene Grundstück soll am 13. November 1902, Wormittags 10 Mr — an der Gerichtsstelle — im Wege der Zwangsvollstreckung versteigert werden. Das Grundstück, Wohnhaus mit Garten, ist nach dem Flurbuch« — Hektar 9,o Ar groß und auf 8250 Mk. — Pf. geschätzt. Die Brandkasse beträgt 8500 Mk. Die Einsicht der Mittheilungen des Grundbuchamts sowie der übrigen das Grundstück betreffenden Nachweisungen, insbesondere der Schätzungen, ist Jedem gestattet. Rechte auf Befriedigung aus dem Grundstücke sind, soweit sie zur Zeit der Eintrag ung des am 6. September 1902 verlautbarten Versteigerungsvermerkcs aus dem Grund buche nicht ersichtlich waren, spätestens im Versteigerungstermine vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, wenn der Gläubiger widerspricht, glaubhaft zu machen, widrigenfalls die Rechte bei der Feststellung des geringsten Gebots nicht berück sichtigt und bei der Vertheilung des Versteigerungserlöses dem Ansprüche des Gläubigers und den übrigen Rechten nachgesetzt werden würden. Diejenigen, die ein der Versteigerung cntaegenstehendes Recht haben, werden ausge fordert, vor der Ertheilung des Zuschlags die Aufhebung oder die einstweilige Einstellung des Verfahrens herbeizufvhren, widrigenfalls für das Recht der Versteigerungserlös an die Stelle des versteigerten Gegenstandes treten würde. Eibenstock, den 20. September 1902. Königliches Amtsgericht. Wellengkättendes Gel. Der französische Ministerpräsident Combe« führte am Sonn tag Mittag bei einem Festmahl der republikanischen Wähler in Matha den Vorsitz. Dabei hielt er eine längere Ansprache, in der er zunächst die Kirchenpolitik seines Kabine» vertheidigte. Er besprach sodann die auswärtige Politik; er erinnerte daran, daß die Regierung in der ministeriellen Erklärung den festen Willen kundgegeben habe, die guten Beziehungen zwischen Frank reich und den fremden Regierungen aufrcchtzuerhalten und zu befestigen. „Da« Kabinet", fuhr der Redner sort, „hat seitdem durch bedeutsame Handlungen bewiesen, daß cs sein Verhalten mit seinen Worten in Einklang zu bringen weiß. Indessen nehmen seine politischen Gegner die geringsten Vorkommnisse zum Vorwand, um zu versuchen, die auswärtige Politik de» Kabine» zu ver dächtigen, wie sie jeden Tag seine religiöse Politik verleumden. Entschlüpft ein ein wenig sensationelle« Wort den Lippen eines Ministers im Feuer der Improvisation, in der warmen mittheil samen Stimmung eines Banket«, hatte c« auch in dem Geiste dessen, der eS aussprach, nur den Werth einer stilistischen Aus schmückung, eine« rednerischen Bildes — gleich wird es für die Feinde de« KabinclS zu einem Worte der Regierung selbst. Sic bekümmern sich nicht einmal darum, in Erfahrung zu bringen, ob diese« Wort richtig gemeldet und von dem Redner als der authentische Ausdruck seines Gedanken« anerkannt worden ist. Als der Präsident des Ministerraths protestire ich gegen der artiges Vorgehen. "Niemand kann c» unbekannt sein, daß unter dem parlamentarischen Regime die Regierung niemals durch in dividuelle Erklärungen eines Ministers ge bunden wird. Sie wird nur gebunden durch die Erklärungen de« Chefs der Regierung, der allein vor den Kammern und dem Lande für die der Politik ertheilte Richtung verant wortlich ist. Jeder Minister für sich ist nur zuständig und maß gebend für die Verwaltung seine« Ressorts. An diesen Grund satz, der das Wesen der parlamentarischen Regierungsform bildet, erinnern, heißt den von den Gegnern erhobenen Anspruch aus seinen wahren Werth zurückführcn, das ganze Ministerium auf einen Satz festzulegen, der mehr oder weniger ungenau durch irgend einen Berichterstatter wiedergegeben ist. In An gelegenheiten der inneren Politik kann nur der Präsident de« Ministenalhs al« Organ der Regierung haftbar gemacht werden; in Angelegenheiten der äußeren Politik hat nur der Minister de« Auswärtigen die Aufgabe, im "Namen der Re gierung zu sprechen und zu handeln. Hierin besteht in Wahr heit die parlamentarische Regierungsform. Die öffentliche Mein ung in Frankreich und im Auslande hat sich auch kaum durch die Polemik regierungsfeindlicher Blätter beeinflussen lassen. Ich empfinde daher nicht da» Bedürfniß, die öffentliche Meinung über die Absichten der Regierung zu beruhigen, welche bleiben, wie sie an dem Tage waren, an dem sic an« Ruder kam. Bi« heute hat die Regierung noch nicht« an dem Programm geändert, da« in der ministeriellen Erklärung vorgezeichnet ist und da« darin besteht, alle Fraktionen der republikanischen Partei gegen die Dreistigkeiten der klerikalen Reaktion und die Anschläge der Nationalisten zu vereinen und die demokratischen Reformen, welche ieit so langer Zeit vom Lande gefordert werden, zu verwirklichen. Diese» Programm halten wir für ausreichend, um die fremden Mächte davon zu überzeugen, daß wir ebenso sehr, wie sie selbst e» sein können, von dem Wunsche beseelt sind, mit ihnen die aufrichtigsten und ehrlichsten Beziehungen zu unterhalten, und daß wir bereit sind, mit ihnen in dem Bemühen zu wetteifern, unseren gegenseitigen Interessen und Rechten ent sprechend alle Zwischenfälle zu regeln, welche geeignet sind, den bestehenden Frieden zu stören, welcher zugleich da» erste unserer Bedürfnisse und der glühendste unserer Wünsche ist." (Wieder holter Beifall.) Der Ministerpräsident schloß, indem er die republikanische Regierungsform rühmte, die einzige, welche fähig sei, Frankreich die Freiheit zu verbürgen durch da« unbestrittene Uebergewicht der Zivilgewalt und den Frieden durch da« unent- ziehbare Recht, dar die Vertreter der Nation besitzen, in souve räner Weise über Alle«, wa« Ursache eine« Konflikt« sein kann, zu beschließen. Die Rede wurde mit wiederholtem lauten Beifall und Hoch rufen auf Combe« und die Republik ausgenommen. Augenschein lich hat Combe« da« Bedürfniß gefühlt, den unliebsamen Eindruck der rednerischen Entgleisungen de« Marineminister» Pelletan im Auslande zu verwischen. Tagesgeschichte. — Deutschland. Nach der Münchener „Allg. Ztg." schätzt man in BundeSrathSkreisen den Fehlbetrag im nächstjäh rigen ReichShauShaltS-Voranschlag aus gut 150 Mill. Mark. — Dem Reichstag wird in der nächsten Tagung, wie die „B. P. 'N." erfahren, der aus eine parlamentarische Anregung zurückzuführende Gesetzentwurf betreffend da« Recht «ver hält» iß zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer im Handels gewerbe zugehcn. — Wie die „Kreuzztg." erfährt, soll die den einzelnen Be hörden. bisher gewährte Portosreiheit sür Postsendungen, für die derReichSpoft eine bestimmte Pauschsumme zugestanden ist, demnächst fortsallen. E« heißt, daß den Behörden besondere Marken von der Postverwaltung zum Verkauf gestellt werden sollen, da sich so eine bessere Uebcrsicht über die behördlichen Postsendungen darbiete. Die einleitenden Schritte zu dieser Um änderung sollen bereits geschehen sein. — Die Burengcneralc Botha, Dewet und Dela- rey, die sich zur Zeit noch in Holland.und Belgien aufhalten, haben ihre Reise nach Berlin verschoben. Bekanntlich hieß e« in der ersten Nachricht über den Besuch in Berlin, die Generale würden nach Berlin kommen, um Volksversammlungen zu ver anstalten und in großen Reden den an ihnen von England be gangenen Treubruch der Welt enthüllen. Die Nachricht, die von einer dem Burenhilfsbund und dem Alldeutschen Verband nahe stehenden Seite kam, war falsch, Hal aber günstig gewirkt. E« hat sich nämlich herausgestellt, daß die drei tapferen KricgSmänner der Buren besonnener und klüger denken, al« ein Theil der deut schen Burenfreunde, die mit ihnen einen großen Trara gegen die englische Politik anzustellen wünschten, wa« den Interessen der Buren, die nun einmal Unterlhanen de« britischen Reiche« ge worden sind, schweren Schaden zugesügt und die deutsch-englischen Beziehungen auf« Neue unnöthig erschwert hätte. Nach zuver lässigen Berichten au« Amsterdam hat schon der dortige Empfang, bei dem anti-englische Ansprachen gehalten wurden, die Generale selbst nicht angenehm berührt. Dewet hob deshalb in einer Rede hervor, daß er und seine Kameraden sich loyal in da« neue Unterthanenvcrhältniß schicken wollten. Al« die Generale dann von den Vorbereitungen für ihren Empfang in Berlin — Ein zug am Sonntag "Nachmittag durch da« Brandenburger Thor, anti-englische Ansprachen u. s. w. — erfuhren, zogen sie e« vor, den Besuch zu verschieben, bi« sich der ihrer Sache nur nach theilige Uebereifer gelegt hätte. Die« ist nunmehr geschehen. Auch bei den deutschen Burenfrcundcn hat die Einsicht die Ober hand Kwonnen, daß mit großen politischen Demonstrationen da» Bestreben der Generale, von der englischen Regierung Erleichter ungen für ihre durch den Krieg schwer geschädigten Landsleute, insbesondere für die Wittwen und Waisen und für den Aufbau der Farmen, für Schulen u. s. w. zu erlangen, außerordentlich erschwert werden würde. Gegenwärtig ist der Besuch für den Anfang Oktober in Aussicht genommen, und zwar in Formen, wie sie der Amsterdamer Rede Dewc» entsprechen. Die Gene rale werden vermuthlich alsbald nach ihrer Ankunft dem englischen Botschafter ihren Besuch machen, um ihre Loyalität zu bekunden, und dürfen dann auch der freundlichen Aufnahme in den offi ziellen deutschen Kreisen sicher sein, die sie al» geschickte und treue Kriegshelden eine« unglücklichen Volker verdienen. — England. Zwei Milliarden Mark KriegSkosten- Beisteucr sind den beiden neuen Kolonien Englands in Südafrika auferlegt worden. So meldet „Daily Mail" und fügt hinzu, die Minensteucr werde etwa 10 Prozent betragen. Die Emission einer Anleihe von 50 Mill. Pfund sei geplant. — Italien. Die Italiener wollen jetzt mit den andern Nationen im äußersten Osten wetteifern. Der seit dem l. Mai d. in Schanghai funktionirenden italienischen Bank wollen sie jetzt eine italienische Handelskammer folgen lassen. Die Minister de» Aeußercn und de« Handel« stehen beide dem Plan sympathisch gegenüber. Eine direkte Schissfahr»verbindung wird alsdann zwischen Italien und diesem besuchten Hafen gleichfalls neu errichtet werden, da die italienischen Dampfer Schanghai bisher nicht anliefen. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 24. Septbr. Vergangene Nacht wurde unsere Einwohnerschaft abermals durch Feuerlärm erschreckt. Von einem noch unbekannten Thätcr ist früh zwischen und l Uhr ein aus dem Grundstücke de» Herrn Gutsbesitzers Her mann Mühlig (Neuer Hau«) lagernder Reisighausen in Brand gesteckt worden. Derselbe befand sich in unmittelbarer Nähe de« der WolfSgrünerstraße zugekehrten HauSgicbcl«, und würde bei ent gegengesetzter Windrichtung al« der gerade herrschenden ohne Zweifel da« Mühlig'sche Anwesen ebenfalls mit vernichtet worden sein. — Eibenstock. Seit Dienstag befindet sich aus dem Neumarkt Belli'S Sommer-Varivte. Die Leistungen der betr. Gesellschaft sind un« noch von früher her al« sehr gute bekannt, sodaß der Besuch der Vorstellungen wohl empsohlen werden kann. Im übrigen verweisen wir auf die heutige An kündigung im Jnseratcntheile. — Schönheide. Dienstag gegen 4 Uhr entstand in dem neuen Hause de« Tischlermeister« Mildner und zwar in der oberen Etage ein Stubenbrand. Der Raum, welchen eine Mie- therin inne hat, und von derselben wieder an einen Herrn ver- miethel worden ist, dient letzterem al« Schlafzimmer. Da» Feuer ist vermuthlich durch die Esse entstanden, und die Balken an derselben haben jedenfalls schon mehrer« Tage geglimmt. Die Schlafstube ist vollständig geschwärzt, die Fenster zersprungen, die Dielen, Gardinen und ein Reisckorb mit Wäsche sind verbrannt, da« Bett dagegen ist unversehrt. Al« ein Glück zu bezeichnen ist c« wohl, daß der Brand bei Tage sich Luft schaffte. Da« Feuer wurde durch die Hausbewohner und Nachbarn gelöscht. — Dresden, 22. Septbr. In Hellen Schaaren strömte am Montag früh Jung und Alt nach dem Manöverterrain, wo sich seit den frühen Morgenstunden ein interessante» militärische« Schauspiel entwickelt hatte. ES fand das Schlußmanöver der I. Division Nr. 23 unter der Leitung de« auf Schloß Weesenstein haltenden Kronprinzen Friedrich August statt. Se. Majestät der König wohnte gleichfalls der Uebung bei, er war früh 6 Uhr 10 Min. bei der Haltestelle Dohna zu Pferde ge stiegen. Auf den Höhen bei Lockwitz, "Nickern, Kauscha und Goppeln tobte ein heftiger Kampf, dem besonder« da« anhaltende Artillcriefeuer die rechte Stimmung verlieh. Jeder beobachtete mit gespanntester Aufmerksamkeit alle Bewegungen de« Feinde«, um gegen etwaige Uebcrrumpelungen gewappnet zu sein, aber e« geschah dennoch, daß da« Gardereiter-Regiment gegen IO Uhr eine bei Lockwitz ausgefahrene Batterie uinging und sie mit schneidig gerittener Attacke völlig überraschte, wenngleich der Stoß durch einen Flankenangriff der Ulanen auf die anstürmenden Garde reiter sehr geschwächt wurde. Da« Bild mit den beiden in Carriöre dahinfliegenden Regimentern, der überraschten, aber schnell wendenden und nun heftig feuernden Batterie bot einen Prächtigen, die vielen anwesenden alten Militärs sichtlich er freuenden Anblick. Gegen '/,ll Uhr ertönte sodann da« Signal „Dar Ganze Halt!", und nun strömte Alle« nach dem auf Goppelner Flur gelegenen Paradeplatz, wo Se. Majestät der König Georg noch al« Schluß der diesjährigen Uebung eine Be sichtigung der 23. Division vornahm. — Dresden, 22. Septbr. Im benachbarten Kaitz hat der früher in städtischen Diensten beschäftigte Tiefbauarbeiter Franz Mattwich seinen beiden Kindern im Alter von 10 Wochen und l'/, Jahren mit einem Rasirmesser den Hal» durch schnitten. Sich selbst öffnete der unglückliche Mann die Puls ader und brachte sich einen Stich in den Unterleib bei. Seine Frau befand sich gerade im Garten, um Wäsche aufzuhängen und al« sie nach dem Hause zurückkehrte, fand sie die Thür ver schlossen. Al» der Kaitzer Gemcindevorstand, Herr Franz, die Wohnung öffnen ließ, fand man die beiden Kinder todt und den Vater bewußtlos im Blute liegend. Mattwich wurde nach dem Friedrichstädter Krankenhaus- überführt, wo er sich heute bei vollem Bewußtsein und außer Lebensgefahr befindet. Er soll sich seine Entlassung au« städtischen Diensten, sowie eine neuerding» entstandene Krankheit so sehr zu Herzen genommen haben, daß er tiefsinnig geworden war. Die Familie wird allgemein be dauert. Am gestrigen Sonntag war die Unglücksstätte von einer großen Menschenmenge umlagert. — Freiberg, 22. September. Ueber die Ursache de« schweren Unfälle«, dem, wie wir bereit« mitthcilten, ein junge« Menschenleben zum Opfer fiel, berichtet der „Freiberger Anzeiger": Der Gefreite der Gcschutzparkwache war von einem ehemaligen alten Feldartilleristen — einem Bahnarbeiter von hier — gebeten worden, ihm da« neue Feldgeschütz, welche« er noch nicht kannte, zu erklären. Hierbei wollte ihm der Gefreite auch den Mechanismus de» Verschlüsse« und namentlich da» sclbstthätige AuSwcrsen der metallenen Kartuschhülse zeigen. Er