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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 23.09.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-09-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190209232
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19020923
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19020923
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-09
- Tag 1902-09-23
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Monat
1902-09
-
Jahr
1902
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die zweile, Prinzessin Stephanie, die Gattin de» verstorbenen unglücklichen Kronprinzen Rudolf von Oesterreich war und jetzt in zweiter Ehe mit dem Grafen Lonhah vermählt ist. Die jüngste Tochter, Prinzessin Klementine, ist noch unvermählt. — Norwegen. Die Polarexpedition Sverdrup» ist am Freitag nach 4jähriger Abwesenheit in Ulsirc eingetrofsen. (Sverdrup war bekanntlich al« Kapitän der „Fram" der Be gleiter Nansen» auf dessen Nordpolar Expedition, nach deren Be endigung er am 27. Juni 1898 die neue Reise antrat.) — Amerika. Für den Empfang de» Präsidenten Roosevelt bei feinem Besuche in Chikago im Oktober wird in Folge der Entdeckung, daß mehrere Mitglieder de« ersten Empfangs-Komitee» Anarchisten waren, ein vollständig neue« Programm aufgestellt werden, dessen Einzelheiten vorläufig geheim bleiben sollen. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, >8. Septbr. Vor 8 Tagen veranstaltete die „Erholung" ein Picknick; gestern war sie vereinigt zum edle» Genuß für Geist und Gemülh. Sie hatte die Gelegenheit, eine» vorzüglich empfohlenen Recitator auftrclen zu lassen, erfaßt, obgleich man in Eibenstock nicht die besten Erfahrungen in dieser Beziehung gemacht hatte und obgleich kaum eine Woche seit dem letzten Vergnügen verstrichen war. Und sie hat e» nicht zu be reuen. Herr Zahr, der allgemein mit dem unvergeßlichen Vor tragsmeister Heinrich PalleSke verglichen wird, leistete tatsächlich Vorzügliches. Er ist nickt ein Mann der Rcclamc und hascht nicht nach äußerlichem Esscct. Seine Kunst, die Liebe und Be geisterung für unsere deutschen Dichtungen stehen ihm obenan. Deshalb hörte man auch von ihm nicht humoristische Gedichte, bei denen nur die Pointe wirkt. Mit tiefer Empfindung, feinstem Poetischen Gefühl, ausgezeichnetem Organ und sicherster Technik bot er die Forumscenc aus Julius Eäsar (Shakespeare), die „Königin von Aragon" (Romanze von Therese Dahn), „Wenn Du noch eine Mutter hast" (Wilhelm Kaulisch), ein Märchen von Leander und schließlich einige Scherze und Humoristika von Baumbach. Wer bi« dahin von seiner Meisterschaft noch nicht überzeugt war, der wurde cs durch seine Zugabe „Der Erlkönig" (Göthe). Diese« Gedicht, da« Allen bekannt war, hörte man hier in ganz eigen artiger Auffassung, durch welche Herr Zahr bewies, daß er eine ebenso seltene, als interessante und selbstständig schaffende Persön lichkeit, daß er gleichbedeutend al« Interpret ernster, wie heiterer Dichtungen ist und versteht, jedem Dichter gerecht zu werden und ihm die gewaltigsten, wie die zartesten HerzenStöne nach- zucmpfinden. — So Hal die „Erholung" ihren Mitgliedern einen Abend geboten, der besonders für Litteraturfreunde außerordentlich genußreich und anregend verlies. Alle trugen die Ucberzeugung davon, baß die Poesie, wie die Kunst überhaupt, doch etwa« Erhabenes und Herrliche« für ein empfängliche« Gcmllth sein kann ; und da der Mensch beim Genuß der Kunst weniger egoistisch ist al« sonst, hörte man wohl dem Bedauern Ausdruck geben, daß Herr Zahr nicht vor einem größeren ZuhörcrkreiS sprach. Die „Stimmgabel" und ein Streichquartett, welche zur Abwechs lung ihre freundliche Unterstützung gewährten, umrahmten das Ganze mit ihren vortrefflichen Leistungen so stimmungsvoll, daß auch ihnen die vollste Anerkennung zu Theil wurde. — Schönheide. Ein würdiges Brüdcrpaar sind die beiden Eisengießer Robert und Theodor Schönherr. Beide kehrten am Sonnabend in später Abendstunde in dem Feldschlößchen aus dem Weber»bcrge ein. Hier war unter Anderen ein Gast an wesend, welcher erst kürzlich gegen beide als belastender Zeuge in einer Strafsache ausgetreten war. Die beiden hatten sich thätlich an dem Schutzmann zu Schönheiderhammer vergriffen. Damals erhielten dieselben mehrere Monate Gcfängniß, wobei sie sich aber nicht beruhigten, sondern Berufung cinlegten. Um sich zu rächen, fingen beide Krakehl an und wurden auck handgreiflich. Der Pächter, Herr Lenk, verwies ihnen sein Lokal; da sic sich weigerten, wurden sie hinausbcförderl. Au« Wuth warfen nun die Störenfriede mit großen Steinen die Fenster ein, zertrümmerten Biergläser, sowie auch die Lampe. ES tollte aber noch viel schlimmer kommen. Die rohen Patrone holten sich eine Hacke und ein Rcisigmesser, und nun demolirten sie die verschlossene Hausthür und zerhackten auch die Thür der Gaststube. Es ist unbeschreiblich, wie die gefährlichen Menschen gewülhet haben. Die WirthSleute, sowie Gäste brachten sich durch eiligste Flucht in Sicherheit. Ein Gast au« Stützengrün soll verletzt sein; im übrigen kann man sich nur wundern, daß die Anwesenden mit heiler Haut davongekommcn sind. Die Unholde wurden von dem geholten Schutzmann auf der Wiese liegend angetroffen. Der jüngere wurde arretirt, der ältere dagegen floh, mußte aber auch am Sonntag früh in« Ortsgefängniß wandern. Am Montag erfolgte die Ablieferung ins Amtsgericht Eibenstock. Der ältere der beiden Brüder ist verheirathet. — In Ober stützengrün brannte am Freitag früh das dem ehemaligen Schutzmann Brückner gehörige Wohnhaus nieder. — Leipzig, 20. September. Gegenwärtig macht durch die Presse eine Notiz über eine neue wasserwirthschaftliche Vorlage die Runde. Nach derselben soll der sächsischen und der preußischen Regierung ein Entwurf zur Herbeiführung eine« Groß schifffahrtsweges Elster und Saale (Elbe) zugegangen fein. Diese Fassung der Notiz könnte leicht zu der irrthümlichcn Annahme verleiten, als handle e« sich um ein im Auftrage der Dresdner und der Berliner Regierung ausgearbeitete» Projekt. In Wirklichkeit haben wir eS aber nur mit einem Entwürfe zu thun, der von den König!. Bauräthen Havestadt und Contag in Wilmersdorf Berlin im Auftrage eines Interessenten-Komitee», welche« sich unter tcm Vorsitz de« König!, preußischen Landrathe« Grafen Clairon d'Haussonville zu Merseburg im Oktober 1900 gebildet hat, auSgearbeitct worden ist. Diesem Komitee, welches die Herstellung einer Schifffahrtsstraße von der Saale bis zur Stadt Leipzig erstrebt, gehören u. a. auch die Städte Leipzig und Halle an. Die Bemühungen, für die größte Stadt de« König reichs Sachsen eine Kanalverbindung zu schaffen, reichen weit zurück. ES sind bereits vier Projekte ausgearbeitet worden, ohne daß es gelungen wäre, die Angelegenheit über da« Stadium un verbindlicher Vorcrörierungcn hinauszubringen. Bisher wurden folgende GroßschifffahrtSkanälc in Vorschlag gebracht: Lcipzig- Wallwitzhafen (Kosten 32,» Mill. Mark), Leipzig.Aken (Kosten: 33,> Mill. Mark), Leipzig-Torgau (Kosten: 28,< Mill. Mark) und Leipzig-Riesa (Kosten: 47 Mill. Mark). Neuerdings wird nun der Vorschlag gemacht, die Luppe bi« zur Saale schiffbar zu machen und gleichzeitig hiermit die Verbesserung der Hochwasser abführung in der Elster- und Luppen-Aue zu verbinden. Nach den örtlichen Verhältnissen in Leipzig wird e« al« wünschens- werth angesehen, die zu schaffende Schifffahrtsstraße mindesten» an zwei Stellen in der Stadt Leipzig endigen zu lassen. „Ein mal liegt e« nahe, den neuen Kanal an den bestehenden Kanal der Westendbaugescllschaft zu Plagwitz-Lindenau anzuschlicßen, wo bereit» ein geräumige» Hafenbecken Iheilweise au»geschachtct ist, Gleisanschlüsse vorhanden und mit Leichtigkeit zu ergänzen sind. Sodann erscheint e» bei dem Umfange der Stadt im allgemeinen Interesse nothwendig, aus dem städtischen Gelände zwischen der Luppe und dem Kuhburger Wasser nördlich der Franksurterstraße eine größere, erweiterungsfähige Hafenanlage vorzusehen." Trotz dem der Mittellandkanal und die neu geplanten Großschifffahrt»- kanäle in Preußen Abmessungen für Schiffe von 600 Tonnen Tragfähigkeit erhalten sollen, ist da« engere Jntercssentenkomitcc für den Luppckanal der Meinung, e» genüge, Le» Schifffahrts weg von der Saale nach Leipzig zunächst nur für Schiffe von 400 Tonnen Tragkraft einzurichten, seine ErweiterungSsähigkeit aber im Entwürfe vorzusehen. Zur Begründung diese» Vor schläge» wird angeführt, neuerding« gelange man in maßgebenden Kreisen immer mehr zu der Ansicht, daß da» Kanalschiff der Zu kunft ein solche« von 400 Tonnen Tragkraft sein wird und daß größere Fahrzeuge zu Ausnahmen gehören werden, zumal ihre Manövrirfähigkeit mit zunehmender Größe bedenklich abnimmt. Die Länge de» Kanals von Leipzig bi» zur Einmündung in die schiffbare Saale beträgt 27 Kilometer. Die Kosten sind auf 27 Mill. Mark berechnet, davon sollen auf preußischem Gebiete 12,7 Millionen und auf sächsische» Gebiete 14,» Millionen verbaut werden. Mit der Ausführung diese« Projekte» würde Leipzig die schon lang ersehnte Verbindung mit der Elbe erhalten. Trotzdem eine derartige Wasserstraße in wirthschastlicher Beziehung für Leipzig von unschätzbarem Wcrlhc wäre, so ist, wie der „Wasser spiegel" ausführt, jetzt ebenso wenig wie früher Aussicht auf Verwirklichung der diesbezüglichen Pläne vorhanden ; denn bei dem gegenwärtigen ungünstigen Stande der Staatsfinanzen ist gar nicht daran zu denken, daß der sächsische Staat Millionen für Kanalbauten auswendel. — Löbau, 17.Septbr. Ein reuiger kleiner Sünder ist ein Knabe au» der Oberlausitz, der gelegentlich eine» Schul- auSfluge» vor der Gastwirthichast am Thurm auf dem Löbauer Berge sich vergnügte und der Versuchung nicht widerstehen konnte, den taielbst ausgestellten Automaten um ein Täfelchen Chokolade zu berauben. Da« Gewissen hat dem kleinen Sünder aber keine Ruhe gelassen, er sühnte die böse Thal jetzt nach Wochen dadurch, daß er dem Pächter der Thurmwirthschast, Herrn Kahl, in einem Briefe die Tbal unter dem Ausdruck der Reue eingestand, ihn um Verzeihung bat und ihm den schuldigen Nickel in diesem Briefe übersandte, e» jedoch unterließ, da» Porto für diesen Brief zu bezahlen. Wie froh mag die junge Seele gewesen sein, als sie den Brief mit dem schuldigen Nickel in den Händen der Post wußte; daß damit Herr Kahl um weitere 20 Ps., die dieser gewiß gern gegeben hat, belastet wurde, daran hat der kleine Mann sicherlich nicht gedacht. Der mit Unterschrift versehene Brief lautet wörtlich: „An die zweite Resteration aus dem Löbauer Berge, in Sachsen. Thurmbesitzer. Bei Löbau. Bitte um cntschuldigung, sein sie nur so gut und vergeben sie mir» ich werde c« nicht mehr machen, ich habe au» dem Domaten eine Tafel Chocolade herauSgcmacht, da bin ich so Erlich, und schicke ich den lO Pfg. Sein sic nur so gut und vergeben sic mir» noch einmal, ich werde c« nicht wieder machen." — Schwarzenberg, 19. September. Der 16 Jahre alte Pflegesohn de« Gärtners Wiegand von hier wurde gestern bei 'Neuwelt von einem schwerbeladenen Wagen, dessen Pferde scheuten, überfahren. Noch am Abend erlag er seinen schweren Verletzungen. Der Geschirrführer hat ebenfalls starke Verletzungen davongetragen. — Die im nächsten Monat zum Militär eintreten den Personen, welche der JnvaliditätSversicherungS- pflicht unterliegen, seien daraus ausmerksam gemacht, daß nach dem neuen, am t. Januar 1900 in Kraft getretenen Jnvaliden- versicherungSgesctz vom 13. Juli 1899 die O-uittungSkartc nur eine Gültigkeitsdauer von 2 Jahren hat, vom Tage der Aus stellung an gerechnet Vielfach wird die Bestimmung de« 8 135 des genannten Gesetzes noch nicht genügend beachtet. Diese lautet, daß eine Karte, falls sie nicht innerhalb zweier Jahre, vom Tage der Ausstellung an gerechnet, der betreffenden Polizei behörde zum Umtausch oder zur Verlängerung vorgelcgt ist, ihre Gültigkeit verliert. Die zum Militär eintretcnden Personen thun gut, ihre Jnvalidenkarten vor dem Eintritt in den Stadt- oder AmtsbureauS abzugeben. Nach ihrer Entlassung vom Militär erhalten sic denn eine neue Karte. Sirver aus Lehm. Von vr. A. Jngwersen. „Silber aus Lehm" nannte man früher gerne und oft das Aluminium, dieses Metall, welches in den letzten zwanzig Jahren einen so gewaltigen Aufschwung in der Verwendung erfahren hat. Im Jahre 1880 betrug die Aluminiumprobuk- tion der ganzen Welt kaum hundert Centner. Im Jahre 1895 betrug sie schou 4 Millionen Kilogramm und heute wird sie das Doppelte wohl schon übersteigen. Im Jahre 1880 kostete eiti Kilo Aluminium- noch beinahe tausend Mark, heute kostet dieselbe Menge kaum drei Mark. Der Ausdruck „Silber aus Lehm" ist zwar eine Art dichterische Ucbcrtrcibung, aber doch nicht ohne Begründung. Aluminium gewinnt man thatsächlich aus Thonerde. Diese aber ist Aluminium mit Sauerstoff, genannt Aluminiumoxid. Thonerde aber mit Kieselsäure verbunden bildet den bekann ten Thon, und dieser verunreinigt mit Sand und Eisenoxid ist unser Lehm. Also der Ausdruck: „Silber aus Lehm" ist schon berechtigt. Es läßt sich also denken, das; dieses silber ähnliche Metall in ungeheuren Mengen auf unserer Erde vor handen ist. Man hat ausgerechnet, daß unser Erdball vier mal so viel 'Aluminium enthält als Eisen. Trotzdem die Menschheit schon seit Tausenden von Jah ren die Thoncrde, also das Alunüniumoxid, kannte, kam doch erst bei Beginn des verflossenen Jahrhunderts der französische Chemiker Dary auf den Gedanken, daß der Grundstoff des Thons und des Lehms ein Metall sein müsse. Im Jahre 1807 machte Darp seinen ersten Versuch, das Aluminium aus seinen Verbindungen abzuscheiden. Es gelangen ihm aber seine Versuche nicht, trotzdem er den elektrischen Strom anwandte, mit dessen Hilfe heute die Chemie leicht die Ab scheidung des Aluminiums bewerkstelligt. Es war einem Deutschen, Wöhler mit Namen, vorbehalten, zuerst sehr kleine Mengen des Aluminiununetalls rein darzustellen und zwar im Jahre 1817. Größere Mengen des Metalls gewann erst im Jahre 1854 der Franzose Deville zu Paris. Seine Er folge veranlaßten den Kaiser Napoleon III., ihn zu seinen weiteren Versuchen vicrzigtausend Francs zu bewilligen. Die damalige Gewinnung des Alumininms, welches, wie schon ge sagt, heute pro Kilo nur höchstens drei 'Mark kostet, war eine so kostspielige, daß sich damals das Kilo auf zehntausend Francs stellte. Freilich gelang cs Deville, seine Herstellung zu verein fachen, sodaß er im Jahre 1862 das Kilo Aluminium schon für 130 Francs liefern konnte. Man schätzte das Metall damals schon hoch und fand cs sehr wünschciiswerth, cs noch billiger darstellen und technisch verwenden zu können. Die schöne ivciße Farbe des Metalls, seine Beständigkeit an der Luft, sein geringes Gewicht und ganz besonders seine Zähfähigkeit ließen den Wunsch und die Hoffnung aufkommen, daß dieses Metall bei hinreichend billigem Preise berufen sei, das weit seltener auf und in der Erde vorkommende Silber zu ersetzen. Aluminium ist dreimal so leicht als Silber. Dieses geringe spezifische Gewicht ließ in Napoleon III. den Gedanken auf kommen, glänzende Kürasse aus Aluminium Herstellen zu lassen, die eben so widerstandsfähig sein würden, wie die von Eisen und Stahl, nur um ' , leichter. Aber die Hoff nungen, welche damals Frankreich für die Verwendung des Aluminiums an Stelle von edlen Metallen hegte, gingen nicht in Erfüllnng. Die Darstellung eines ganz reinen Me talls im Große» gelang nicht, denn die Kosten der Herstellung blieben zu groß. So beschränkte sich die Verwendung des neuen Metalls auf die Anfertigung weniger Schmucksachen. Eine aus Aluminium kunstvoll ciselirte Kinbcrklapper für den 1856 geborenen Sohn Napoleons war das erste Stück dieser Luxusartikel, welche man aus Aluminium herstellte. Heute macht man die gewöhnlichsten Gebrauchsgcgenstände aus diesem Metall. Eine eben so große Zukunft wie das reine Metall werden die Lcgirungen desselben haben und haben cs bereits znm Theil. Die sogenannte Goldbronze spielt heute schon eine große Rolle und wird in Zukunft noch eine größere spielen. Diese Bronze besteht aus ungefähr 90 Theilen Kupfer und 10 Theilen Aluminium; sic hat eine goldglänzenoe Farbe, ist fest und zähe wie Stahl und luftbeständig. Diese Gold bronze hat die Fähigkeit eine beinahe unverwüstliche Politur anzunehmen, so Vatz man sie von echten« Gold durch das Auge nicht unterscheiden kann. Es kommt sehr auf die rich tige Mischung der Legirung an. Es gicbt in Frankreich Fabriken, die herrliche Bronzen darstellen, aber die Mischung als strenges Geschäftsgehciinniß wahren. Eine andere wichtige Legirung ist die von nngefähr 95 Prozent Silber und 5 Prozent Aluminium. Diese Legirung ist härter, glänzender und zäher als das reine Silber. Zum Eisen hat das Aluminium eine große Zuneigung, während es vom Blei nichts wissen will. Die Vorliebe zum Eisen ist so groß, daß schon bei der bloßen Berührung der beiden Metalle das Eisen einen leichten Aluminiumschimmer an nimmt. Ein ganz kleiner Zusatz von Aluminium macht das zäheste Schmiedeeisen so geschmeidig und leichtflüssig wie Messing. Die Technik hat sich in den legten Jahren des Alu miniums und seiner Legirungen in außerordentlicher Weise bemächtigt, so daß nicht nur Luxus- und Haushaltungsgegcn- stände, sondern auch Glocken und Kanonen daraus gefertigt werden. Nächst dem Diamant sind die kostbarsten Edelsteine solche, welche Aluminium enthalten, natürlich nicht in reiner Form, sondern als Thoncrde, als krifftallisirte Thonerde. Diamant ist krystallisirte Kohle, der kostbare Rubin und werthvolle Saphir sind krystallisirte Thonerde. Diese und alle anderen Aluminium enthaltenden Edelsteine sind nach den« Diamant die härtesten Körper. Die verschiedenen Far ben der werthvollen Aluminium Edelsteine rühren von che mischen Verbindungen her. Die rothc Farbe des Rubins stammt von einer Spur Chromverbindung her, während die blaue des Saphirs durch eine ganz kleine Menge eines Ko baltsalzes verursacht wirb. So wie man es versucht hat, Diamanten künstlich aus kohlcnhaltigen Stoffen, wie Zucker, darzustcllen, so hak man auch die Thoncrde in Edelsteine umzuwandeln versucht. Be sonders sind in Paris zahlreiche Versuche gemacht worden; bis jetzt allerdings nur mit wenig Erfolg. Die kostbarsten Aluminium - Edelsteine finden sich in Indien, und zwar in losen, mnden Krystallen im Sande der Flüsse oder nn auf- ausgcschwennntcn Land. Wo der Schuh drückt. (Fortsetzung.» „Er wird morgen kommen. Aber besser wäre e«, er wäre vor der Zeit zu mir gekommen und hätte um Aufschub gebeten. Ein Mann von Wort ist er doch nicht." ES kam der Dienstag, e« schlug wieder vier von allen Thürmen, der Schuhmacher kam nicht. E» kam der Mittwock heran, und kein Schuhmacher meldete sich. Der General hätte gern in seine Wohnung geschickt, aber er wußte sie nicht, auch hatte er den 'Namen de« Mannes nicht ausnotirt, und der Obrist war über Land. Am Sonntag nach der Wachtparade winkte der Gouverneur den Obristen bei Seite: „Eine schöne Empfehlung, Herr Obrisl! Einen sehr zuver lässigen Mann haben Sie mir geschickt. Morgen sind e« acht Tage über den Termin, und Ihr Schützling hat sich nicht einmal bei mir gemeldet." Der Offizier hörte mit Verwunderung, fast mit Unglauben, was ihm der General mittheilte. „Entschuldigen Sie ihn nicht. Die Sache ist nun abgemacht. ES ist einer wie der Andere. Kein Verlaß auf diese Ouvrier». Vcrmuthlich hat ihn die gute Bezahlung verlockt, sie zu ver trinken, und da er einmal beim Trinken war, hat er gleich auf Rechnung de« Künftigen sortgctrunken; nur hat er die Rechnung ohne den Wirth gemacht." „Ew. Excellenz, der Mann trinkt nicht, er ist einer der nüchternsten und fleißigsten Männer." „Gleichviel, er hat sein Wort nicht gehalten, und da« ist, wa» mich verdrieß«, da ich endlich Einen hoffte gefunden zu haben, der auch in diesem Stande weiß, was „ein Mann ein Wort" heißt." „Ew. Excellenz sind aufgebracht, und mit Recht aufgebracht, und ich bekenne Ihnen, daß mir da« Benehmen meines Protege» selbst unerklärlich ist, da ich ihn seit Jahren in allen Verhält nissen al» den gewissenhaftesten und pünktlichsten Menschen kennen lernte. Ich wollte sagen, er sei vielleicht krank, aber ich sah ihn gestern auf der Straße. Er wich mir scheu au». Vergönnen mir Excellenz eine Vermuthung, und wenn sie sich bestätigt, erscheint der Mann doch vielleicht vor Ihren Augen, wenn auch nicht ge rechtfertigt, doch wenigsten« sehr entschuldigt." „Was kann Jemand entschuldigen, daß er sein Wort bricht?" „Die absolute Unmöglichkeit. Der Mann ist arm und Hot keinen Credit bei den Kaufleuten. Ich schoß ihm zuweilen vor, um da- Leder zu meinen Stieseln zu kaufen. Ew. Excellenz haben drei Paar zugleich bestellt; da» ist ein Fall, der ihm wohl in seinem Leben noch nicht vorkam." „Dann hätte er zu mir kommen, e» mir sagen sollen. Ich hätte ihm auch »orgeschossen, wa» er bedarf. Gute Arbeiter muß man unterstützen." Der Offizier lächelte: „Ew. Excellenz kennen unsere Bürger
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