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Amts- M Anzeizebliltt für deu Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. des „Jllustr. UnterhaltungSbl." u. der Humor. Beilage »Seifen blasen' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Gchrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltigc Zeile 12 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 30 Pf. LAOS Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. 4g Jahrgang. Sonnabend, den 23. August Bekanntmachung. Mit Genehmigung des König!. Finanzministeriums soll das Wasser, das sich in dem in den Abtheilungcn 50, 51 und 52 des Wildenthaler Forstreviers vorhandenen sogen. Hohlbauer - tkunftgraben sammelt und von dem Ortstheile Sauschwemme aus ebenso wohl dem Thalc der Großen Bockau wie dem des Schwarzwassers zugeführt werden kann, an den Meistbietenden, unter Vorbehalt der Auswahl unler den Lizitanten und des Wider rufsrechtes für den Fall des Zuschlages, verpachtet werden. Zu diesem Zwecke wird Termin für Sonnabend, den 13. September dss. Is., Uormittags 10 Mr im Restaurant Waldfrieden zu Steinbach anberaumt. Die sonstigen Bedingungen werden im Termine bekannt gegeben werden, können aber auch schon vorher in der unterzeichneten Obersorstmeisterei und bei den Revierverwaltungen Wildenthal und Johanngeorgenstadt eingesehen werden. König!. Obcrsorstmkisterci Eibenstock, am 9. August 1902. In Vertretung: Wehre. Aas Keichs-Defizit. Da« (bekanntlich mit dem l. April d. abschließende) Reichs- Rechnungsjahr 1901 Hal nach den endgültigen Berechnungen der Reichshauptkassc einen Fehlbetrag von 48,« Millionen Mark ergeben. Damit ist der ungünstige Eindruck nur verstärkt, den der gegenwärtige Stand der Reichsfinanzen schon aus Grund der vorläufig festgestellten Ergebnisse des vorigen Rechnungsjahres Hervorrufen mußte. Die „Tägl. Rundsch." schreibt dazu: Es ist nur ein schwacher Trost, daß die endgültigen Desizit- zahlcn hinter den schätzungsweisen Annahmen der ReichS-Finanz- Vcrwaltung um ein paar Millionen zurückgeblieben sind. Stei gende Ausgaben und sinkende Einnahmen, das ist das Bild der derzeitigen Finanzlage des Reiches. Gekennzeichnet wird die Lage durch den EinnahmeauSsall bei den Stempelabgaben im Betrage von 29,« Mill. Mk., bei der Post- und Telegraphen verwaltung im Betrage von 6,» Mill. Mk. (gegenüber einer Mehrausgabe von 9,s Mill. Mk.), bei der Berwaltung der Reichs- Eisenbahnen im Betrage von 9,s Mill. Mk. (gegenüber einer Mehrausgabe von I,< Mill. Mk.) und bei der Zuckerstcuer im Betrage von 5,- Mill. Mk. Trotz des MchrauskommenS aus den Zöllen und der Tabaksteuer in Höhe von 1b,, Mill. Mk. bleiben die den Einzclstaaten zuslehenven Ueberweisungen um 15,, Mill. Mk. hinter dem im Etat vorgesehenen Betrage zurück, während der Fehlbetrag im eigenen Reichshaushalt sich aus 27,« Mill. Mk. beziffert. Da die Mehrausgaben die Summe von 21,« Mill. Mk. erreichen, so ergiebt sich ein Fehlbetrag von 48,« Mill. Mk. Das ist indessen „euphemistisch" gerechnet; denn mit Fug und Recht ist auch die geringere Summe der Ueber- wcisungen in Betracht zu ziehen, und dann ergiebt sich ein Reichsbefizit in Höhe von 03,6 Mill. Mk. oder von rund 04 Mill. Mark. Daß angesichts einer solchen Finanzlage des Reiches ernste Besorgnisse für die Zukunft wach werden müssen, ist selbstverständ lich. Die erste Mahnung, welche sich aus der derzeitigen Sachlage ergiebt, ist die zu einer strengen Sparsamkeit. 'Roch sind die Schwierigkeiten, die sich der Finanzirung des Etats für da« lau fende Finanzjahr entgcgenstellen, in frischer Erinnerung. Die Ausgleichung de« Etat« ohne Zuschußanleihe wurde bekanntlich dadurch ermöglicht, Laß die Einzelstaaten, ungeachtet ihrer eigenen bedrängten Lage, sich freiwillig znr Uebernahmc von 24 Millionen ungedeckter Matrikularbeiträge erboten, und auch das reichte noch nicht. AuS den Aeußerungen der RcgicrungSverireter in der Zolltarifkonnnission ist überdies bekannt, daß die Ausstellung und Finanzirung des nächstjährigen Etats „noch größere Sorge" bereitet, und daß dieser Etat „voraussichtlich einen nur mit den allergrößten Schwierigkeiten zu deckenden Fehlbetrag ergeben wird". ES liegt un« fern, grau in grau zu malen, aber wir meinen doch, daß gespart werden muß, wo immer gespart werden kann. Daß dadurch das Gleichgewicht in den ReichSfinanzcn er zielt wird, halten wir natürlich für ausgeschlossen. Ohne Er schließung neuer Einnahmequellen für da« Reich wird das Defizit nicht zu beseitigen sein. Die muthmaßlichen Ergebnisse de« neuen Zolltarif« schon jetzt in Rechnung zu stellen, ist au« verschiedenen Gründen nicht angängig. Anderseits können wir e« nicht al« unsere Aufgabe betrachten, der Regierung neue Stcuerqucllen nachzuweisen; wir zweifeln nicht daran, daß in dieser Richtung von der ReichSfinanzverwalung nicht« versäumt ist und nicht« versäumt wird, um im gegebenen Augenblick scstgegründetc Vor schläge machen zu können. Nur eines möchten wir betonen: Eine Besserung der Reichssinanzen kann und darf nicht erfolgen ohne eine feste Regelung der finanziellen Beziehungen zwischen dem Reich und den Einzelstaaten, mit einem Worte, nicht ohne die RcichSfinanzrcform! Mögen die Ansichten über die Mittel und Wege, wie eine solche Reform durchzuführen ist, heute noch weit auScinandergehen, der Grundgedanke drängt sich nachgerade allen politischen Richtungen, die an einem gedeihlichen Verhältniß zwischen Reich und Einzelstaaten ein Interesse haben, mit zwingender Nothwendigkeit auf. Der jetzige Finanzabschluß der Neichshanpt- kasse kann nur weiter zu einer solchen Reform antreibcn. Tagesgeschichte. — Deutschland. Der Kaiser wohnte am Mittwoch Vormittag der Enthüllung eines Denkmal« für Kaiser Friedrich im Thalgrund zwischen der Stadt Eronberg und Schloß Fried- richshof bei. Al» die Hülle gefallen war, schritt der Kaiser unter den Klängen de« Präscntirmarsche», während die Truppen da« Gewehr präjentirten, allein zum Denkmal und legte einen Kranz nieder. — Beim Kaiserbesuch in Posen sind »ach der „Pos. Zrg." zur persönlichen Sicherheit de« Kaiserpaarcs die weitgehend sten Vorkehrungen getrosten. Bei den Ausfahrten wird fast immer Militär Spalier bilden, während aus beiden Seiten der Straßen sowohl hinter al« auch vor dem Publikum Schutzmanns posten aufgestellt werden. Die Fremdcnlisten de« Hotel« unter ziehen Polizeibcamtc einer regelmäßigen Revision, wobei streng daraus geachtet wird, daß Fremde sich hinreichend legitimircn können. — Der preuß. K r i c g S m i n i st e r v. Goßler soll, wie die „Tägl. Rundsch." an« sicherer Quelle erfahren haben will, nach den Manöver» zurücktrctcn wollen. (Herr v. Goßler steht im Alter von til Jahren. Er ist seit dem Rücktritt de« General« Bronsart v. Schellcndors im August 1896 Kriegs minister. Ein Rücktritt des Minister« ist vor einigen Jahren in einem kritischen Augenblick in Frage gekommen. Ein Grund, der gegenwärtig den Minister veranlassen könnte, sein Abschieds gesuch cinzureichen, ist in der Ocsfentlichkeit bisher nicht bekannt geworden.) — Von liberaler Seite wird heute schon die Behauptung ausgestellt, die H a n d w e r k e r g c s c tz g e b u n g habe ganz und gar ihren Zweck verfehlt. Die „Post" bemerkt hierzu: Und warum da«? Weil die ZwangSorganisationcn sehr wenig Sympathie finden und weil die übrigen JnnungSformationen noch sehr wenig geleistet hätten. Selbst wenn man das letztere zugiebt, wird man immer noch nicht der ganzen Gesetzgebung da« Urthcil sprechen können, denn eS ist einfach unmöglich, daß sich heute schon die Erfolge einer Gesetzgebung zeigen können, deren wesent lichste Aufgabe die Heranbildung eine» tüchtigen Handwerker standes ist, deren bedeutendste» Ziel sich also erst in der Zukunft erfüllen kann. Die heutige Handwcrkergencration ist sich vor allem über eins noch nicht klar geworden — über die Noth wendigkeit der Solidarität, nicht allein dem Kapitale, sondern auch der Kundschast gegenüber. Das wird in Zukunft weit mehr der Fall sein als heute, weil von der Lehrlingszeit an bis zur Meisterschaft der werdende Handwerker durch das Gesetz genöthigt ist, Fühlung niit seines gleichen zu nehmen. Sodann wird auch die theoretische BerusSerziehung ihre Wirkungen geltend machen, denn diese erstreckt sich auch auf die Erwerbung kaufmännischer Kenntnisse und vermittels dieser auf die Wcrthschätzung einer raschen Kontobegleichung. Hente ist cS geradezu der Krebsschaden des Handwerkers, daß er für seine Rohmaterialien nur einen vierteljährlichen Kredit höchstens in Anspruch nehmen kann, seine Arbeitskräfte aber sofort entlohnen und dennoch an seine Kund schaft Jahre und Jahre lang Geld verborgen muß. Dadurch vertheucrt er sich den Betrieb, der Handwerker ist, weil ihm liquide Mittel fehlen, völlig außerstande, die Konjunkturen der Rohstoffe auSzunützcn, und zur rechtzeitigen Aneignung von Be- IriebSverbesserungen fehlen ibm auch vielfach die Mittel. Da« Publikum aber dankt ihm diese Nachsicht sehr schlecht. Es nützt seine unmoderne Betriebsweise aus, indem eS den Kleinkaufmann und den Handwerker in Anspruch nimmt, sobald es Kredit braucht, während e« gegen Kasse in Waarengeschästen und Handelshäusern kauft. Durch die langen Borgfristcn sind auch die Handwerker außerstande, sich gegen allgemeine Geschäftskrisen sicher zu stellen. Sie sind jede« Mal, wenn Zahlungsstockungen und Produktions rückgänge eintretcn, mit unter den Leidtragenden. — E« wäre schon ein wesentlicher Erfolg, wenn die neuen Handwerkskammern in ihren Gebieten die Mitglieder zur Solidarität im Kredit gewähren veranlaßten und auch von Zeit zu Zeit hierüber sta tistische« Material veröffentlichen würden. Jedenfalls wäre die« eine Aufgabe, deren Erfolge nicht erst von einer fernen Zukunft erwartet zu werden brauchten und die auch die liberalsten Zweifler von der Zweckmäßigkeit der Handwerkskammern überzeugen würden. — Frankreich. Die französische Gedenkfeier auf dem Schlachtfelde von Mar« la Tour führte zu verschiedenen chau vinistischen Kundgebungen. Anwesend waren mehrere Generale und höhere Offiziere, darunter der kommandirende Ge neral Driant au« Troyes, ferner sechs nationalistische Dcputirte. Der Bischof Turins; von Nancy wandte sich an die Elsaß-Lothringer, welche zur Theilnahmc an der Feier die Grenze überschritten hätten, um trotz der Kanonen der Deutschen, «rotz de» Unglück«, da« noch immer ihr Land gefangen halte, hier auf französischem Boden ihre unerschütterliche Treue zum alten Vaterland zu be zeugen und durch ihr Erscheinen die stumme und doch so beredte Frage zu stellen: „Wie lange sollen wir auf Euch noch warten? Wann kommt Ihr, um un« zu befreien?" Nach der „Metzer Zeitung" wurden drei weitere Ansprachen gehalten, so von dem Deputirten Lebrun, der aus die Rede de« Deputirten JauröS in der Kammer anspielte und sagte: „Als man un« aussordcrte, zu vergessen, da riefen die Abgeordneten aller Parteien: „Nie mals!" Rein, solange Frankreich Helden zählt, wie einen 'Mar chand, einen Gcntil, einen Foureau, braucht es nicht zu verzagen." General Cuny schloß sich mit einer vorgelescncn Rede an, die mit den Worten endete: „Die Mitkämpfer von 1870 sind hicr- hergekommen, um über die Mosel und Vogesen hinweg denen, deren Seele französisch geblieben ist, ihren Brudergruß zu senden und ihnen zu sagen, daß die Hoffnung auf eine Zukunft, welche die Niederlagen der Vergangenheit wieder wett machen soll, nie mals ersterben wird." — England. König Eduard empfing am Mittwoch in Plymouth den Vormittag« ans London cingelroffencn Schah von Persien und begab sich dann mit ihm an Bord der königlichen L)acht. — Weshalb die Burengenerale sich nicht interviewen lassen, darüber soll sich General Botha kurz vor seiner Abfahrt von Kapstadt einem Vertreter des „Daily Expreß" gegenüber wie folgt ge äußert haben: „Ich bin fest entschlossen, meine Ansicht für mich zu be halten, und kein verständiger Mann wird mich deshalb tadeln. Ich bin sehr ost interviewt worden — oft mit, ost gegen meinen Willen — und meine Aussagen wurden stark entstellt. Es liegt mir fern, zu behaupten, daß diese Entstellungen böswillige gewesen seien, aber sie haben mir trotzdem großen und ernstlichen Verdruß be reitet. Man hat alle möglichen, merkwürdigen »nd unlogischen Aussagen mir zugeschrieben. Ich bin Patriot nnd Soldat, und kein Mensch kann sich elender gefühlt haben, als ich an dem Tage, wo der Frieden unterzeichnet wurde. Ich glaube, daß mein arnies Volk nach seinem heroischen Kampf, nach allen Opfern, die c» gebracht und nach den Leiden, die es für seine Unab hängigkeit getragen hatte, von einein großmüthigen Reiche, welches es Lurch seine Uebermacht erdrückte, als Anerkennung wohl die kleine Gabe der Unabhängigkeit verdient hätte. Dieses Zuge- ständniß hatten wir selbst vom Sieger erwartet, aber die Aner kennung wurde uns verweigert. Wir haben un« in das Un vermeidliche geschickt, aber unsere Herzen waren natürlich traurig, als un« die Verhältnisse zwangen, das Dokument zu unterzeichnen. Nichts lag uns ferner bei dieser Gelegenheit als Freude, und doch stellte man mich als einen Mann dar, der in der Zeit de« heftigsten Kummer« und de« tiefsten Bedauerns sich übcrmüthig freut. Diese mir angedichtcten Gefühle hat man nicht nur in Südafrika, sondern in der ganzen Welt bekannt gegeben. Ich glaube nicht den Vorwurf verdient zu haben, den mir eine solche Nachricht cinbringcn mußte. Ich will nicht, daß unser Volk unter sorgloser oder auch beabsichtigter Entstellung der Thatsachen zu leiden hat. Unsere Stellung ist eine sehr schwierige, und die Selbstverthcidigung verlangt von uns, daß wir schweigen." Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Am Donnerstag Vormittag fand seitens der hiesigen Bürgerschule in der Turnhalle eine Nachfeier des Geburtstage« Sr. Maj. des Königs Georg statt, bestehend in Gesängen, Deklamationen und Festrede. Herr Lehrer Gutzschhahn gab in derselben ein erschöpfende» Lebensbild unsere» Königs, welche« zu der Gewißheit berechtige, daß nach dem schweren Verluste, den da« Sachscnvolk durch da« Hinschcidcn des unvergeßlichen König« Albert erlitten, dasselbe doch nicht verzagen brauche, sondern sein Schicksal vertrauensvoll in die Hände de« hohen Bruder« de« Entschlafenen legen könne, welcher ganz in dessen Sinne wciterzuregieren versprochen habe. — Dresden, >9. August. Von einem eigenartigen Miß geschick wurde vorgestern ein Herr betroffen. Zum Zwecke der Besichtigung einer soeben eingctroffenen Sendung Orchideen hatte sich der Betreffende in die Wohnung eine» Freundes begeben. Diese herrlich blühenden Pflanzen, deren Kultur von Liebhabern auch bei un» in größerem Umfange betrieben wird, sind in den Tropen heimisch, wo deren Wurzeln gesammelt und in getrock netem Zustande zur Versendung gelangen Kaum hatte sich der Herr in da» eingehende Studium der Gewächse vertieft, al« er plötzlich an dem Daumen der rechten Hand einen heftigen Schmerz verspürte, dessen Ursache zunächst unerklärlich blieb. Bei näherem Zusehen gewahrte man indessen al« unwillkommene Beigabe der au« Südamerika stammenden Sendung einen — Skorpion! Der Gestochene begab sich sofort in die Behandlung eine« Arzte«. Der Fall mahnt aus « neue, beim AuSpacken von Sendungen au« heißen Zonen Vorsicht walten zu lassen. — Dresden, 20. August. Der Kaiser sandte an die Wittwe de« verstorbenen KriegSministerL ein au« Homburg v. d. Höhe datiric« herzliche« Beileidsschreiben. Auch die Königin- Witlwe Karola sprach ihr Beileid au». — Leipzig, 20. August. Ein hiesiger Geschäftsmann war in dem Glauben, daß ihm ein Geldbeutel mit 1300 Mk. gestohlen