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Amts- unö Anzchebllitt für den «vonncmcnt viertelj. 1 M. 20 Ps. cinschlietzl. des „Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage »Seifen blasen" in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen R eichspostanstalten. MM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. «rschriul wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltigc Zeile 12 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 30 Ps. . Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. — -i — 4S. Jahrgang. 8N. Donnerstag, den 31. Juli LAOS Bekanntmachung. Die Stathserptditione« bleiben Montag, den 4. und Dienstag, den 5. August 1902 vorzunehmender Reinigung halber geschlossen. Im Ltandesamte werden Anmeldungen von Geburts- und Sterbesällen Vormit tags von 1« bi« lt Nhr entgegengenommen. Eibenstock, den 29. Juli 1902. Der Rath der Stadt. I. V.: Justizrath Landrock. M. Au Bismarcks Gedächlniß. 30. Juli. Bier Jahre sind heule verflossen, seit sich die treuen Augen Otto- von Bismarck, die ohne Unterlaß über des Vaterlandes Wohl wachten, zum ewigen Schlummer geschlossen haben. Da mals sind manchem wetterfesten deutschen Mann die Thränen die Wange hinab gerollt. Im stillen Iachsenwalde, im Schatten de« deutschen Eichenhaines, hat man dann dem Unvergeßlichen eine prunklose Ruhestätte bereitet, die so recht dazu geschaffen ist, das Ziel der Wallfahrt für alle die deutschen Männer zu werden, die fern dem Lärmen und Treiben des Tages mit dem unsterb lichen Geiste des großen Todten Zwiesprache halten wollen. In der Hauptstadt de« Reiche«, das er mit eiserner Hand geschaffen, und an vielen andern Orten hat man ihm Denkmäler errichtet. Das schönste Denkmal aber hat er sich selbst gesetzt in den Herzen Derer, denen der Name Bismarck untrennlich ist von dem Ge danken an die Größe und Herrlichkeit des Vaterlandes. Das verflossene Jahr hat manche Veröffentlichung gebracht, durch die uns die historische Titanengestalt des Staatsmannes menschlich näher gekommen ist, als sie in seiner Bewunderung und Liebe wegen seiner nationalen Verdienste schon stand. In Bismarcks Briefen zeigt sich, daß dieser gewaltige, rastlose Held, der ebenso fähig war, eine politische Welt in Trümmer zu schlagen, wie eine neue au« ihnen aufzubaucn, im innersten Kämmerlein seine« Herzen« etwa« hatte, das nicht von dieser Welt und für sie war. Wie Kaiser Wilhelm der Große, Moltke und Roon und Alle, die ihre Mitwelt überragten, so ist auch Bismarck nicht von moderner Skeptik, von Verstand und Wissen aus gegangen, sondern stand auf dem Felsengrund schlichten, demüthigen GotteSglauben«, der allein wahrhafte Ideale in Kirche, Staat, Familie und Politik erzeugt. Unaufhaltsam rollen die Jahre dahin, der Zeiger der Welt geschichte steht nicht still, er stellt die Lebenden vor neue Auf gaben und neue Pflichten. Und inmitten der lctztern wächst ein neue« Geschlecht heran, das von der Vergangenheit nicht die heißen Kämpfe kennt, sondern nur die Siegessruchl genießt, dem das Elend der alten Bundestags-Verhältnisse eine Legende »nd selbst der Tag von Sedan ein Ereigniß aus nebelgrauer Ferne ist. Fürst Bismarck hat in den letzten Jahren seines Lebens sein Vertraue» in die Zukunft Deutschland«, besonders beim Anblick der deutschen Jugend ausgesprochen, und noch ist in ihr ein starker idealer Zug vorhanden, der dieses Vertrauen rechtfertigt. Möge die deutsche Jugend diesen idealen Zug pflegen, der ihr eine werlhvolle Mitgift für das Leben, dem Vakcrlande aber eine starke Quelle seiner Kraft sein soll. Das würde Bismarcks Andenken am besten ehren; denn Bismarck hatte nur einen Leitstern, nach dem er steuerte: das Wohl des Vaterlandes. Da« Vaterland, nicht die Partei! war «ein Wahlspruch. Im Dienste des Vaterlandes hat er sich ver zehrt, dessen Wohl sein eignes untergeordnet. „Erinnern Sie sich stet« der nationalen Gelübde, darum bitte ich Sic nur", so mahnte er im Jahre 1892 die Tausenden, die ihm in München eine Serenade dargebracht hatten. Sollte er diese deutschen Männer und damit un« alle umsonst gebeten haben? An uns und an den kommenden Geschlechtern wird eS liegen, das Errungene zu erhalten und zu fördern. Da« aber kann nur geschehen, wenn Jeder in seinem Geiste wirkt, sich seiner Pflichten al« Deutscher bewußt bleibt. Jede Ehrengabe, jeder Huldigungsgruß, die heute, sei e« in Wirklichkeit, sei e« im Geiste, an der waldumrauschtcn Grabstätte zu FriedrichSruh niedergelcgt werden, erneuern im Sinne de« großen Todten da« Gelübde: hcrvortreten zu lasse», war unser Volk eint, und zurücktreten zu lassen, was es trennen könnte. Dreibund-Aaveln. Da- Erfinden von Fabeln über den früheren und den jetzigen Inhalt de» Dreibundvertrage« scheint sich Heuer zum journalistischen Sommersport zu entwickeln. Ein schöne» Zeugniß dafür bietet die in den letzten Tagen angeblich aus Wien-Berliner Blättern zugekommene Nachricht, daß Italien durch den früheren Drei» bunbvertrag verpflichtet gewesen sei, im Falle eine« österreichisch russischen Kriege» ein Armeekorps durch Ungarn an die rumän ische Grenze zu schicken, von wo c», unter den Befehl de» König» Karol gestellt, in Bessarabien einsallen sollte. Die gloriose Nach richt war, wie erwähnt, au» Wien datirt. Aber kein Wiener Blatt hatte sie veröffentlicht; die »Neue Freie Presse", aus di« sich die Berliner Blätter beriefen, erklärte auf da« Bestimmteste, daß sie niemal« etwa« Sehnliche« gemeldet habe und an allen Orten, wo man etwa« über die Geschichte wissen konnte oder müßte, verwahrte man sich feierlichst dagegen, diesen Unsinn in die Welt gesendet zu haben. Wer oder welche Absichten hinter diesem Stückchen Preßmache stecken, ist noch nicht aufgeklärt. In Wien wunderte man sich nur, daß die Berliner Blätter so be reitwillig aus den Leim gingen. Denn die Meldung klang doch abenteuerlich genug, um die Marke der Erfindung erkennen zu lassen. Die Leute, welche daran glaubten, scheinen keine Ahnung davon zu haben, wa« e» heißen würde, ein italienische« Armee- korp» von Ankona oder Venedig durch Ungarn bi» an die ru- mänisch-bessarabische Grenze zu werfen. Da« Armeckorp» wäre angestcht« der Entfernung und der Verkehrswege wahrscheinlich einige Wochen nach Beendigung de» Kriege» am Kriegsschau plätze angekommen. Außerdem wird kaum ein vernünftiger Mensch glauben, daß der Dreibundvertrag jemals so lautete, daß er Italien zu einem Offensivkrieg gegen Rußland verpflichtete. E» ist selbstverständlich, daß für den Fall eine» österreichisch-deutschen Kriege» auch Italien gewisse Verpflichtungen übernommen hatte, deren Einzelheiten nicht bekannt sind. Aber man versichert mit Bestimmtheit, daß eine Krieg»erklärung Italien» an Rußland nicht zu diesen Verpflichtungen gehörte, und daß e« sehr unwahr scheinlich ist, daß Italien jemal» eine solche Verpflichtung übernommen hätte. Der Dreibundvertrag habe, sagt man, überhaupt niemal» detaillirte militärische Verpflichtungen de» einen oder andern Theile» enthalten, sondern immer nur im allgemeinen von der militärischen Hilfe gesprochen, da sich detaillirte militärische oder Aufmarschpläne unmöglich jahrelang vor einem Kriege oder für Jahre hinaus machen lassen, sondern erst im gegebenen Moment je nach den Bedürfnissen ausgearbeitet werden können. Ob neben dem Dreibundvertrage zwischen den einzelnen Dreibundmächten auch Militär-Konventionen bestanden, ist unbekannt. Und wenn man nun wieder von einer Militär-Konvention zwischen Oesterreich- Ungarn und Rumänien spricht, so beruht die» wohl auch weniger auf positiver Kenntniß, sondern mehr aus Annahmen, die auf da» allerdings vortreffliche Verhältniß Rumänien» zu Oesterreich- Ungarn gestellt sind. Im übrigen darf man mit Fug und Recht sagen, daß Drei bund und Zweibund heutzutage nur theoretische« Interesse be anspruchen und nicht die entfernteste Aussicht haben, aktiv auf- zutretcn. Nicht nur ist da» FriedenSbedürsniß ein allgemeines, sondern alle Großmächte befinden sich in stetem militärischen Umformen und müßten erst damit fertig werden, um sich mit andern messen zu können. Sic werden aber sozusagen nie fertig, und da« ist auch eine FriedenSbürgfchaft. Tagesgeschickte. — Deutschland. Von einem Besuch de« Kaisers in Cowes ist der „Nat.-Ztg." zufolge in Berlin an unter richteter Stelle nicht« bekannt. Ein angeblich unmittelbar bevor stehender Besuch stehe nicht im Einklang mit den bereit« ge troffenen Dispositionen des Kaisers. — Kaiser Wilhelm wird dem Zaren nach de» bisher vorliegenden Meldungen in den Tagen vom 6. bi« zum 8. August auf der Rhede von Reval au« Anlaß der russischen Flotten manöver seinen Besuch abstatten. Die Kolonie der deutschen RcichSangchörigen in Reval und Estland wird dem Deutschen Kaiser bei dieser Gelegenheit durch die Botschaft in Petersburg eine Ehrengabe überreichen lassen. Diese besteht in einem reich mit Silber verzierten Album mit künstlerisch hergestelltem Titel blatt und sechzehn photographischen Ausnahmen, welche die bc- merkenSwerthesten Sehenswürdigkeiten der Stadt Reval darstellen. — Nachträglich wird bekannt, daß sich am 5. Juni Reichs- tagSabgcordnctc verschiedener Fraktionen zu einer Be sprechung vereinigt haben, um ein Programm der Gast hausreform durch die ReichSgesetzgcbung festzustellen. Die Namen der Bethciligten werden nicht genannt, weil zuerst die Zustimmungen gleichgesinnter Collegen eingeholt werden sollen. Das Programm ist jedoch in dem Organe de» „Deutschen Ver ein« für Gasthausreform," dessen Verwaltung in Weimar geführt wird, bereit« mitgetheilt worden. E« sind einige neue und ziemlich weitgehende Forderungen darin, wie man au« dem aus führlichen Schriftstücke entnehmen kann. Die« sind die wichtigsten Grundsätze: Ausdehnung der Bedürfnißfrage aus alle Gemeinden. In Orten unter 50000 Einwohner nicht mehr al« eine Schank stätte auf 300 Einwohner, in größeren Orten höchsten» l auf 000 Einwohner. Die Konzession gilt allemal nur auf ö Jahre. Sie kann von Erfüllung bestimmter Forderungen abhängig gemacht werden. Die Gemeinden können den Branntweinverkauf und -Schank ganz untersagen. Sic können alle Konzessionen einer gemeinnützigen Gesellschaft nach dem Gotenburgcr System über tragen. Die Konzeisionsnachjuchcr müssen nicht nur in sittlicher, sondern auch finanzieller Beziehung Gewähr leisten. Der Klein handel mit geistigen Getränken in offenen Gefäßen ist nur Gast- und Schankwirthschaften gestattet. Die Konzession kann jederzeit durch Enteignung-verfahren entzogen werden. Alle Schankstätten sind Nacht« von l bi» 5 Uhr und an den Vormittagen der Sonn- und Festtage zwei Stunden lang zu schließen. Personen unter 16 Jahren dürfen alkoholische Getränke nicht erhalten. Auf Borg dürfen diese Getränke nicht verabreicht werden. — Die deiilsche Kolonialgescllschast hat in Berlin eine unter der Oberaufsicht de« Reich« stehende Eentral-AuS- kunftSstellc für Auswanderer errichtet. Die Central- AuSkunftSstellc hat bereit« ihre Thätigkeit eröffnet. Sie erkheilt auf mündliche oder schriftliche Anfragen ausioanberungSlustiger Personen unentgeltlich Auskunft über die in Aussicht genommenen AuSwanderungSzielc. Die Geschäftsräume befinden sich in Ber lin VV., Schillingstraße 4. — Der Gouverneur von Samoa, Ur. Solf, reist in diesen Tagen wieder nach sechsmonatigem Urlaub au« Deutschland ab, um sich auf seinen Posten in die Südsce zu be geben. Zunächst tritt er die Reife nach Singaporc an und wird verschiedene Häfen an der ostasiatischcn Küste besuchen, wie Hong kong, Kanton, Swatau und andere. Auch wird er dem Sunda- Archipel einen Besuch abstatten und dort mebrere Häsen besuchen, um die Frage wegen Uebcrsührung chinesischer Kuli« nach Samoa eingehend zu untersuchen. Diese Unternehmung hak jetzt insofern eine andere Gestalt erhalten, al« die Samoa-Gesellschaft die Sache in die Hand genommen hat und mehrere Hundert (etwa 300 bi« 400) Chinesen nach Upolu bringen wird, während nach der Bewilligung von 15 000 Mark durch den Reichstag die Ueber- führung von nur 50 Chinesen gleichsam als Probe beabsichtigt war. — Oesterreich-Ungarn. Graz, 27. Juli. Zum deutschen Sängerbundesfest find inSgesammt etwa 18 000 Sänger eingetroffen. Der heutige großartige, bei tropischer Hitze abgehalkene Festzug bildete den Mittelpunkt de« Feste«. An dem Zuge, der auf einem drei Stunden langen Wege die Stadt durchzog, nahmen bei 15 000 Sänger theil, darunter 6000 au« Deutschland in zwanzig Festwagen. Die deutschen Sänger wurde» auf dem ganzen Wege mit Heller Begeisterung seitens de« Spalier bildenden, auf 80000 Personen geschätzten Publikum« ausgenommen. Die Sänger fuhren zumeist in Wagen mit Bannern, stürmisch begrüßt und mit Blumen überschüttet. Beim Commcr« fanden sich etwa 30 000 Menschen in der Festhallc zusammen. — Spanien. König Alfons wird die erste der wiederholt angekündigten Reisen nach verschiedenen Provinzen de« Lande« in den ersten Tagen des August antrctcn. Im Verlaufe dieser Reise wird der König die Häfen von Santander, Bilbao, Gijon und Aviles, ferner Oviedo, Trubia, Covadonga und Pamplona besuchen. Die zweite Reise, welche die Küste von Galicien, besonder« Coruna, Ferrol und Vigo zum Ziel haben soll, dürfte Anfangs September stattfinden. Bei einem Theile der ersten Reise wird der König, da er die Wasfenfabriken von Oviedo und Trubia besuchen will, vom KricgSministcr Ge neral Wepler begleitet werden. — In Spanien hat die letzte Volkszählung für 1900 für das Gesammtgebiet einschließlich der Balearen und der ka narischen Inseln eine ortsanwesende Bevölkerung von 18618086 Personen ergeben (also etwa ein Drittel soviel wie das Deutsche Reich), wovon 9 530 265 weiblichen und 9 087 821 männlichen Geschlechts. Das Ucberwicgen de« weiblichen Geschlecht« um 442 444 Seelen ist zum Theil dadurch zu erklären, daß der letzte Krieg über 100 000 Männer hingerasst hat und daß sich vor nehmlich das männliche Geschlecht der AnSwanderung zuwcndct. Bei der Volkszählung von 1897 wurde eine Einwohnerzahl von 18 132 475 ermittelt. — England. Die englischen Blätter widersprechen den vielfacb herrschenden Befürchtungen, daß die Krönung in Folge der Verzögerung in der Genesung de« König« noch einmal vertagt werden könnte. Der Sekretär de« König« bezeichnet alle derartigen 'Nachrichten al« durchaus grundlos. „Daily Mail" meint, wenn der König bis zu dem für die Krönung festgesetzten Tage den Gebrauch seiner Glieder noch nicht wiedergewonnen habe, könnte er in einem Sessel zur Krönung getragen werden. „Standard" sagt, obgleich die Besserung im Befinden des König« stetig sortschreite, sei er doch noch nicht im Stande gewesen, die Füße zum Gehen aufzusetzen. Au» Anlaß der KrönungSseier versammelt sich die Flotte am 7. August in Spithead. Am KrönungStagc legt die Flotte Flaggengala an und feuert Salut schüsse ab. Am Abend werden die Schiffe illuminirt. — Zwischen England und China ist ein Handels vertrag vereinbart worden. — Südafrika. Die früheren Burenführer treten jetzt vielfach mit Mahnungen an ihre Landsleute hervor, die zumeist in der Aufforderung gipfeln, im Lande zu bleiben und sich bei möglichster Wahrung der Eigenart und der nationalen Zukunft zunächst ruhig in die Verhältnisse zu fügen. Nach einem Tele gramm au« Kapstadt hielten in einer Versammlung in Paarl Botha und Delarep Ansprachen an die Anwesenden. Botha sagte: „Ganz Südafrika steht jetzt unter einer Fahne. Müssen wir sagen, wir sind besiegt worden? Nein. Eine dunkle Zu kunft liegt vor un«, aber der Glaube und die Hoffnung wird