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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 10.07.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190207103
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19020710
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19020710
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-07
- Tag 1902-07-10
-
Monat
1902-07
-
Jahr
1902
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Md faßt dabei erstelle werden g eine-Fleisch- vecke ist statt« Legiums hierzu »«sprengen de- einen noch zu iersteuerkassen. en Besuch der elSschule. seinen Urlaub rlaub. iche Beschlüsse r Volksschulen Bauausschuß uersachen und erloschencu schweigend von ihnen, Gesicht zu zigjährigen die eigen- etränke ist, h, Zöllner, Rendant, wesen, um ; gehotscn, der Mann genommen Revisionen der einen wenn ich Mark her- «ollen wir « als der leiiigfteuS. «lebt, um hnung zu Leutnant aber sie «inen Sie, «de sinken, r mir gar oll, Herr ich werde iommissar «e Schuld stallen — ehen Sic Er hat offenen Christen- > schnellt, -tadtrath .«rbrechen, .-r," sagt ich habe iben ein g ich an erlor ich, loch aus -ie durch wüßten ni letzten anderes chtungen es war es dem !ath und hinein, in dem lch Recht n, wenn tlehntcn :« wieder nn aber f «ehe» ammteu iler die Oh - t Ehren ne «Ver- « tragen — der soll die «en, die >enn ich s oder, er Hefe > rauS- aor den rnteste» ich yin- sie mich hinausgeivorfen — nun füttere Du mich, bis ich sterbe, nun fluche Du die Menschen, weil sie mit Fingern auf Dich zeigen werben um meinetwillen; und wenn sie Dich ansehen, so erröthe ob meiner Schuld, Pfui, Herr Stadtrath, das rächen Sie mir — ä — bas ist schlecht von Ihnen, das ist gemein!" „Beruhigen Sie sich, Zöllner, sich zu erhitzen ist in unserer Situation lächerlich. Ich werde mich erschießen — und Sie — thun Sie, was Ihnen gut dünkt." Damit schritt er zu einen, Wandschrank, entnahm dem selben einen Revolver und lud alle sechs Kammern ruhig und langsam, „Was mir gut dünkt!" jammerte der Kleine — „nichts dünkt»mir gut, es ist mir alles entsetzlich. Aushängen ist mir zu gemein — wollte ich mich erschießen, so würden mir die Hände zittern. Gift brächte ich nicht über die Zunge — und ins Wasser, Vas dauert zu entsetzlich lange — haben Sie mich ins Unglück hineingebracht, so bringen Sie mich auch wieder hinaus. Sie haben sechs Kugeln geladen, davon ist eine für mich und eine für Sie." — „Zöllner, Sie sind verrückt." — „Durchaus nicht. Rehmen Sie bitte einen Briefbogen und schreiben Sic." Der Stadtrath sah den Kleinen verwundert an, aber dessen Benehmen war so bestimmt, daß er fast mechanisch gehorchte. „Also schreiben Sie," wiederholte der Kleine und diklirte dann: „Ew. Hochwohlgeboren theilc ich hierdurch gehorsamst mit, daß der Rendant Zöllner heute Nachmittag bei mir war und mir gestanden hat, daß seit Jahren in seinen beiden Kassen ein Defizit von 50000 Mark besteht. Ich habe dem Manne völlig vertraut und bei meinen Re visionen habe ich immer nur die eine geprüft, die er mir zuerst vorlegte — aus der andern hat er immer das Defizit gedeckt und ich habe ihm dann auch immer bestätigt, daß auch diese zweite in Ordnung sei, jedoch ohne sie zu revidircn. Dadurch habe ich mich einer schweren Pflicht verletzung schuldig gemacht, die eine exemplarische Strafe nach sich ziehen würde. Als ehemaliger Korpsstudent und Landwehroffizier bin ich aber nicht in der Lage, diese Strafe auf mich zu nehmen. Ich habe mir daher den Tod gegeben — aber den Urheber meines Unglücks mit hincingenommcn ins Jenseits." „So — und nun die Unterschrift und die Adresse des Herrn, der morgen unsere Kasse revidiren wird — wir werfen das in den ersten besten Briefkasten — und dann ans Werk." „Ja, aber —" „Weigern Sic sich, so bleibe ich leben, theile aber vor Gericht den wahren Sachverhalt mit — Vas wird die Ihrigen dauernd unmöglich machen." Der Stadlrath versank in langes «Nachdenken. Endlich richtete er sich entschlossen auf. „Es sei — das Mädchen mag den Brief besorgen. Und nun wollen wir gehen — wir gehen zum Fluß hinunter und nehmen ein Boot seien sie ruhig — Sie sollen keinen Schmerz ausstehcn, ich werbe ordentlich zielen und Sie dann ins Wasser werfen; und dann werde ich die zweite Kugel verwenden und Ihnen zu gleicher Zeit nachspringen." — „ES ist gut! Ich bin zufrieden, das ist sicher." Sie gingen. Nach einer Viertelstunde schallten zwei Schüsse über den Fluß und das Mondlicht fiel auf schäumende gurgelnde Wellen, auf denen ein leerer Nachen trieb. Purchgefochten. Novelle von L. Haidhei »I. <1. Fortsetzung.! „Darfst Dich keiner Menschensecle zu erkennen geben, lebst nur vom Ertrage Deines Fechten«, darfst Dir nur für die Ueberjchüsse desselben Deine Garderobe ergänzen und die Stiesel flicken lassen, und weder mit List noch Gewalt Dich Deine« Fechtbruderstandes auch nur auf Stunden entäußern, cs sei denn, daß ein Abenteuer Dich zur Veränderung Deiner Rolle zwingt, die aber nicmal« die Sphäre de« Arbeiter« verlassen darf!" „Mein Golt, welcher Wahnsinn!" stöhnte Mentor. Sic standen schon auf der Straße. Die beiden allgemein bekannten Studenten mit dem Wanderburschen, der im Hellen Morgensonnenschein noch etwa« schäbiger aursah, al« oben auf seinem Zimmer. „Ich schäme mich, bei Golt, mit Dir zu gehen! Solche Kinderei!" knurrte Mentor. „Laß Dich nicht stören! Ich will nun einmal noch meine Freiheit genießen —" „Und auf dem grünenden Teppick der Wiesen, Prüfen den leichten, beflügelten Schritt!" stimmte Eckbert zu. „Halt'« Maul, verwünschter Schwätzer!" fuhr« Mentor ihn mit unterdrückter Stimme an. Die Begegnenden sahen erstaunt auf die beiden Studenten, die mit dem Handwerksburschen in so sonderbarer Gemeinsamkeit dahinzogen; übrigen« hielt dieser sich bescheidcntlich etwa« hinter ihnen, ohne aber seinen Platz darum aufzugeben. „Die ganze Stadt erkennt Dich! Da« wird 'ne schöne Geschichte!" seufzte Mentor. „Fällt keiner Seele ein! —" beruhigte gleichmüthig Stürmchen. Endlich waren sic am Thore, hier mußten sic sich nach der Abrede trennen. So aufrichtig bekümmert Heinrich Pauli auch war, so hatte ihm doch diese Promenade kalten Angstschweiß ge kostet und ganz erleichtert atbmete er auf, al« Stürmchen still stand und ihnen die Hand zum Abschiede bot. — Zum ersten Male flog etwa«, wie ein Wölkchen, über da« hübsche, offene Antlitz de« Fechtbruder«. Wider seinen Willen und unabweislich drängte sich plötzlich da« Gefühl auf, daß Mentor im Grunde Recht habe, und daß er eine Thorhcit begehe. Aber nun war e» zu spät, — der Trotz regte sich; — mit einem erzwungenen Lachen sagte er: „Weine nicht, Mentor, Du könntest mich wahrhaftig rühren! „Trockne die Thränen trauernder Trübsal, trostlose Trina!" accompagnirte der blonde Eckbert. „Leb wohl! Ich habe —" „Meine Schuldigkeit gethan." „Thun Sie die Ihre!" fuhr der Unverwüstliche fort. Mentor hatte längst erkannt, daß heute gegen den Theologen gar nicht auszukommen war, er zuckte resignirt die Achsel und sagte nicht« mehr. Schweigend kehrte er neben ihm in die Stadt zurück, schweigend ließ er ihn dort allein und verbarg seinen Acrger aus seiner Bude. Schweigend wanderte Stürmchen die Chaussee entlang. Er hatte zehn Groschen Reisegeld ausbedungen und mußte, wollte er nicht heute noch in Noth gerathen, fördersamst fechten gehen. Zwei Wochen waren seitdem vergangen, eine ununterbrochene Reihenfolge sonniger, heißer AugusNage mir mondhellen, thau- frischen Rächten und köstlichen Sonnenaufgängen. Auf den Feldern wurde die reiche Ernte eingeheimst, die Wälder standen in tiefem, sattem Grün ihrer Laubkroncn, kaum bewegt von dem sanften Abcndwinde, der lose und leicht über die Blätter dahin fuhr. — Der ungestörte Frieden ländlicher Einsamkeit herrschte überall in dem weiten Thale, da», von einem Fluß durchzogen, von Bergen ring« umschlossen, eine Welt für sich zu bilden schien, denn nirgend sah man noch eine Eisenbahnlinie, nirgend die Spur regen Verkehr«. E« war, al« sei die moderne Cultur jenseits der fernen bewaldeten Berge zurückgehalten. Die Land leute trugen allesamt noch die schöne, farbenreiche Bauerntracht jener Gegend, ihre Häuser und Gehöfte, die au« den umgebenden Bäumen gar sauber und schmuck hervorleuchteten, hatten voll ständig das Gepräge einer von Alter« her immer wieder ge wählten Bauart, und auch die Sprache, die Sitten und Gebräuche, Alle» war in derselben Weise eigenartig und fremd für den jungen Wanderer, welcher sichtlich ermüdet dem Dörfchen zustrcbte, dessen spitzer Kirchthurm, mit moosbewachsenen Schindeln bedeck«, au» einem dichten Gehölz hervorragte. Wiesen und Aecker in bunter Abwechslung trennten den Reisenden noch ziemlich weit von dem ersehnten Ziele. Der Weg war ein einfacher Landweg; seit dem Mittag hatte er die Chaussee verlassen und nun schon so viele Stunden lang eine andere nicht wieder gefunden. — Er war nur ein armer Handwerksbursche und sah gar müde und mißlaunig darein; der Fuß that ihm abscheulich weh, die Stiefel drückten ihn, die Hitze war unerträglich gewesen, und wenn Stürmchen, denn er war e», ehrlich gegen sich selbst sein wollte, so mußte er sich eingeftehen, daß e« mit dem Wandern doch eine eigene Sache war, daß e« sich merkwürdig ander« durch die Welt pilgerte mit Geld im Beutel, al« mit der fatalen Nothwendigkeit, bei jedem Hause die Hand auSzustreckeii, um im besten Falle den unvermeidlichen Pfennig zu empfangen. Am ersten und zweiten Tage hatte da« Fechtengehen den kecken Musensohn höchlichst belustigt, aber bald genug hatte er angefangen, die Geschichte langweilig zu finden, sich zu ärgern und schließlich hatte ein ganz gründlicher „Moralischer" sich seiner bemächtigt und ihm diese unsinnige Wette im rechten Lichte er scheinen lassen. Aber selbst während de« „Moralischen" mußte man doch leben und, um zu leben, für seinen Unterhalt arbeiten, d. h. fechten gehen, und so hatte sich denn da« Blättchen in kurzer Zeit vollständig gewendet, da« übermüthige Stürmchen mußte nicht nur da« tägliche Brod im Schweiße seine« Ange sicht« essen, sondern auch noch dabei einen steten Kampf führen gegen die Dorfhunde, die sein einzige« Paar Beinkleider mit wüthendem Gebell bedrohten, sowie auch gegen da« schwache Herz, da« ihm beständig zuflüsterte: „Gehe heim, Stürmchen, fetz' Dich hinter Deine Compendien-Hefte und werde ein ordent licher Mensch!" Was hals'« dem armen Jungen nun, daß die Well so wun derschön war, daß die Quellen und Bäche ihm lachend zuriefen: „Da« Wandern ist die rechte Lust!" — daß die Vögelein sangen: „Komm mit, komm mit!" — daß die blauen Berge au« der Ferne ihm winkten mit ihrem geheimnißvollen Duft — daß die summenden Bienen ihm zuflüstern: „Hurtig, hurtig, wir sammeln für den Winter!" Ganz erschöpft und in tiefstem Herzen unglücklich, hatte da» lustige Stürmchen stundenlang an einem Quell neben der Chaussee gesessen, wo dem müden Wanderer eine Steinbank zum Ruhen bereitet war, und hatte dort in sich überlegt und wieder überlegt, ob er heimkehrcn solle oder weiter gehen. Endlich aber halte der Trotz doch gesiegt. Die Furcht, auSgelacht zu werden, war die unsichtbare Geißel, die ihn weiter trieb. „'Wenn'« nur nicht so gräulich langweilig wäre," dachte er, „wenn man nocb ein Abenteuer erlebte, dann hätte die Geschichte einen Sinn — aber das ist alle Tage dasselbe, höchstens, daß mal ein gutmüthig Bauernweib einem umsonst einen Teller voll Mittagbrod giebt! — Jndeß, Courage, — es stirbt sich nicht daran, und wenn man die Sache mit gutem Humor durchführt, so hat sie doch auch einen Reiz, ich bin nur dumm gewesen, daß ich mir gleich die gute Laune verderben ließ." Mit neuem Muth und wiedererwachtem Humor ging e« weiter, aber wenn etwa ein unfreundlicher Hausvater oder eine keifende Hausfrau den Fechtbruder hart anließ und ihn mit groben Worten au« dem Hau« jagte, dann hielt der zartfühlende Humor nicht Stich, und so eine schroffe, verächtliche Abweisung machte da« leichtlebige Stürmchen dann so wüthend, daß er sich beinahe schon einmal mit solch' einem Hartherz geprügelt haben würde, wenn nicht die treue Ehegattin desselben ihn am Rock- schooß zurückgehalten und mit einem tüchtigen Knuff in den Rücken, als ein Zeichen der werkthätigen «Nächstenliebe, au« der Thür gestoßen hätte. Aber so ärgerlich da» war, wer konnte umhin, sich dennoch zu freuen über die Sommernacht und den Sternenhimmel, über die lustigen, treuen Augen der vielen kleinen, schmutzigen Kinder, die in ungezählten Schaaren vorhanden zu sein schienen und den Fechtbruder auf allen Straßen begrüßten. Und über die selteneren guten Herzen, die dem hübschen Burschen mit freundlichem Lächeln statt Le» Pfennig« ein derbe« Butterbrod in die Hand steckten. — Ja — „freudvoll und leidvoll," mit dem blonden Eckbert zu reden, war die Wanderschaft, und jetzt waren erst zwei Wochen vergangen, und so eine Fußtour durch da« liebe Vaterland machte sich, von Weitem angesehen, eigentlich doch angenehmer, al« mit drei Hemden und einem Paar Stiefel bei dreißig Grad Hitze wirklich ausgeführt. Da« waren die Betrachtungen des Herrn Studiosus Karl von Strack, al» er in etwa« desolatem Aufzuge endlich die Dorf straße betrat. — ES war um die Abendzeit, aber noch die ganze Bevölkerung draußen auf den Feldern bei der Ernte. Durch die offenen Hausihüren sah er, wie auf jedem Herde ein Helles Feuer unter einem mächtigen Topfe flackerte, ein — gar angenehmer Duft von gebratenem Speck und Pfannkuchen erfüllte die Luft und ries in Stürmchen « Herzen ein glühende« Sehnen wach nach einem ordentlichen konsistenten Souper —, wobei er seufzend eine wahre Fatamorgana von Hummer-Salat, Rehbratcn und sonstigen Delikatessen an seinem geistigen Auge vorüberschweben sah. Ach, nur ein ordentliche« gute« Beefsteak!" — Aber, Du lieber Gott, da« waren schöne Gedanken für einen Fechtbruder — sein ganze« Baarvermögen bestand au« dreiundsünzig schmutzigen Pfennigen. Da redeten die Leute immer von „schnödem Gold" — wenn sie die« schmierige Kupsergeld noch „schnöde" nennten —! „Ach, und wie leichtsinnig habe ich mit meine» Alten Goldstücken gcwirthschaftct!" seufzte Stürmchen. Da war da« WirthShau«. — Drinnen ging e« anscheinend gerade so lebhaft am Herde zu, wie bei den Bauern; natürlich, der Schankwirth hatte ja neben der Wirthschaft einen ordentlilben bäuerlichen Besitz und Betrieb. Dreiunrfünszig Pfennige, und morgen war Sonntag! Stürm- chcn war noch so wenig geübt in seinem neuen Fach, daß er gar nicht bedacht hatte, wie der Schöpfer weirlich den siebenden Tag zum Ruhen angesetzt, unter der schweigenden Voraussetzung, daß man in den sech« andern Tagen sich fleißig zusammenfechte, wa« zur Leibesnahrung und Nothdurst gehöre. Da« war eine schöne Geschichte! Mit dreiundfünfzig Pfennigen konnte auch da« bescheidenste Gcmüth nicht seinen «Reise hunger am Sonnabend stillen und noch für den Sonntag«braten zurücklegen, nicht zu gedenken, daß zwei Schlafstellen auch noch bezahlt werden mußten. — Da saß er nun auf der Holzbank neben der Thür und suchte in allen Taschen nach dem schnöden Mammon, vergeblich hoffend, daß sich ein oder der andere Pfennig dort vielleicht ein beschaulich Ruhepiätzchen ausgesucht. Wie ihm die Füße weh thaten! Und wozu seine hübschen Pantoffeln von braunem Leder, von Clotilden« Händen gar zier lich mit Goldfäden benäbt, nun wohl in aller Ruhe hinter seiner Kammerthür standen? Wenn er sie doch hier hätte! — Au! Wie da« brannte und weh that! Richtig, eine große Blase am Fuß! Na, La« war nett, nun konnte er nicht mal gehen! Der Wirth trat heraus. — „Guten Abend, Herr Wirth!" begrüßte Karl von Strack ihn. „'nen Abend!" sagte der dicke Mensch lakonisch. „Schönes Erntewettcr!" fuhr Stürmchen fort. „Geht so an!" Offenbar hatte der dörfliche Hotelbesitzer keine besondere Hochachtung vor reisenden Handwerksburschcn, den er befliß sich in der That nicht gerade auSerwählter Höflichkeit, da er einfach seinem Gast den Rücken zuwendete und sich einem eifrigen Stu dium de« Abendhimmcl« hinzugebcn schien. „Der Esel! Warte Du, nächsten« komme ich mal wieder, dann sollst mir aber dienern bi« auf die Erde; Du Schubbejack!" wüthete Stürmchen in seinem Innern, äußerlich schwieg er aber in Anbetracht der drciundfünfzig erfochtenen Pfennige ganz still und beschäftigte sich mit seinem kranken Fuß. Da trat die Wirthin heraus und ein mitleidiger letzter Sonnenstrahl fiel auf des Fechtbruder« Gesicht und zeigte dem guten Weibe, daß er ein gar hübscher Bursch mit prachtvollen braunen Augen war. „Haben Sie einen wehen Fuß?" trat sie ohne Weitere« zu Stürmchen heran. Der gutmüthige Ton, das saubere Aussehen der noch jungen Frau hatten diesen so wohlthuend berührt, daß er, ganz au« seiner Rolle fallend, rasch ausstand, und mit dem Anstande eines Kava lier« den Hut zog. — Die Frau hatte da« mit Wohlgefallen be merkt, ihr gefiel der höfliche junge Mensch, der gewiß guter Leute Kind war. Stürmchen hatte sich wieder niedersetzen müssen, der Fuß that in der That sehr weh. „Aber da« ist ja wohl ganz schlimm? Warten Sie, den Strümps können Sie gar nicht darüber ziehen, — ich hole Ihnen weiche« Linnen und Salbe!" rief die Wirthin und eilte in« Hau». Bald kam sie zurück. „Sie sind sehr gütig, Madame, ich danke Ihnen vielmals!" hatte Stürmchen gesagt und die Frau so dankbar und freundlich angesehen, daß diese ihre Thcilnahmc nur wachsen fühlte. Und wie manierlich der junge Mensch war, — c« setzte ihn offenbar in Verlegenheit, sich in ihrer Gegenwart den Fuß zu verbinden! „Werden Sie mir einfache« Abendessen geben können?" fragte Stürmchen. Die Frau sah ihn forschend an. „«Wenn der Herr fürlieb nehmen will?" sagte sie dann plötzlich. Stürmchen wurde glühend roth. — Sie hatte ein scharfes Auge, sie harre erkannt, daß er nicht war, wa« er scbien; — wie ihn das beglückte! Aber dann, er halte ja kein Geld! — (Fortsetzung folgt.) Vermischte Machrichten. — Die Dauer eines Blitzes kann nur äußerst gering sein. Da« Bewußtsein dieser Thatsache prägt sich ja sogar in mancherlei Sprichwortcn und «Redensarten aus. Es ist aber die Frage, ob die Geschwindigkeit de« Blitze« nicht so groß ist, daß sie für die menschliche Beobachtung überhaupt unmeßbar wird. Die Vorstellung, die unser Auge von dem Zucken de« Blitzes durch eine Wolke hin giebt, könnte sehr wohl eine Täusch ung sein. ES ist nun sehr schwierig oder vielleicht ganz unmög lich, mit einem Blitz zu experimentircn, dagegen hat der «Mensch einen «Miniaturblitz leicht zur Verfügung, wenn er eine kräftige Elektrisirmaschine besitzt. Man kann sich dann auch ein «Mittel auSdenkcn, um die Geschwindigkeit eines solchen Blitze« zu ver folgen und zu messen, wenn cS eben möglich ist. Da« Mittel ist sehr einfach. Man denke sich ein «Rad, da« um eine feste Achse mit großer Geschwindigkeit beweglich ist und eine hinreichende Zahl von Spitzen aufwcist. Ein solches Rad werde in einem völlig dunklen Raum durch eine «Maschinerie in sehr schnelle Drehung versetzt. Jetzt lasse man von der Elektrisirmaschine eine sehr starke Entladung erfolgen, wobei also ein Miniaturblitz zwischen zwei Flächen überspringt. Wenn die Dauer der Entladung überhaupt wahrnehmbar wäre, so müßte sich da« an jenem «Rade bemerken lassen, indem man dessen Bewegung während der kurzen Zeit der Belichtung müßte sehen können. Da» ist nun aber nicht der Fall. Wie schnell da« Rad auch gedreht werden mag, immer scheint es während der Daner des Blitze« völlig still zu stehen. Durch ähnliche Experimente hat man festgcstellt, daß ein Blitz höchsten« eine Millionstel Sekunde währt, und in dieser Zeit kann für da» Auge eine Bewegung unmöglich bemerkbar sein. Demnach ist also da« scheinbare Zucken de« Blitzes durchaus eine Augen täuschung. — Versicherung gegen Zwillinge. Bei Gelegen heit der Erkrankung de» König« Eduard wurde der verschiedenen merkwürdigen, auf dem Kontinent nicht üblichen Versicherungs zweige Erwähnung gethan, die in England kultivirt werden. Die originellste unter den originellen Versicherungen, die man bei einzelnen Londoner Assecuranzgesellschasten abschlicßen kann, ist, so schreibt da« „N. Wien. Tagbl.", die Versicherung gegen — Zwil linge! Sic ist von erfinderischen VersichcrungStechnikern für jene Familienväter erdacht worden, die c« gerade nickt al» Segen betrachten würden, wenn der Himmel sie mit Zwillingen beschen ken würde; ein Mann in kleinen Verhältnissen, selbst wenn er über ein weite« liebende« Vaterherz verfügt, brauchte e« ja auch thatsächlick nicht al« angenehme Uebcrraschung zu empfinden, wenn er neben da« schon parat stehende Kindcrwägelchen plötzlich und unvermuthet noch ein zweite« stellen muß — ein solches Ereigniß kann für einen bescheidenen Hau-Halt zu einer den Geldbeutel in schwerer Weise gefährdenden Katastrophe werden. Und so haben manche englische Versicherungsgesellschaften auch für besorgte Familienväter eine Art „Katastrophenversicherung" in ihr Programm ausgenommen; man kann sich für eine geringe Prämie bei ihnen gegen da« Erscheinen von Zwillingen versichern,
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