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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 22.05.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-05-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190205223
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19020522
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19020522
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-05
- Tag 1902-05-22
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Monat
1902-05
-
Jahr
1902
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heraus, daß es ein armer Irrsinniger war, der zwar keine Waisen, wohl aber ein Liebesgedicht an die Schwester de» König», Jnsaniin Maria Theresia, bei sich trug, Im übrigen haben sich die KrönungSseierlichkeiten in Madrid programmgemäß abgespielt. Nach der Eidesleistung de« König« sand in der Kirche ein Te- dcum statt Der König betrat die Kirche unter einem Baldachin, der von 6 Priestern getragen wurde und begab sich so zu dem Thronscsscl, gefolgt von L Kardinalen und ungefähr 30 Bischöfen. Dem Tedcum wohnten die fremden Fürstlichkeiten und Gesandt schaften, sowie die Senatoren und Deputirten bei. Dem Publi kum war der Eintritt in die Kirche nicht gestattet worden. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Die am I. Mai d«. I«. vorgenommene Zählung der Fabrikarbeiter hat Folgende« ergeben: In hiesiger Stadt bestehen 64 gewerbliche zählungspflichtige An lagen und zwar: 24 Stickereien, 2 Tambourirereien, l Corsett- fabrik, > Bleicherei, l Brauerei und Mälzerei, l Buchdruckerei, 2 Müllereien, k Gasanstalt, 3 Sägewerke, I Spunddreherei, 4 Holzschleifcreien, > Schlosserei, 14 Bäckereien und 9 Schankwirth- schasten. Gezählt wurden 377 Arbeiter inSgesammt (1897: ö98, 1898: 597, 1899: 675, 1960 : 687 und 1901: 786), nämlich 404 männliche und 473 weibliche. Diese Arbeiter vcrtheilen sich aus die einzelnen Altersklassen wie folgt: 21 Jahre und darüber 297 206 16 bis 21 Jahre 69 196 14 „ 16 „ 3^ 69 13 „ 14 „ I 2 Es waren demnach vorhanden 109 jugendliche Arbeiter 374 minderjährige „ und 503 volljährige „ lieber die in Verbindung mit dieser Zählung vorgcnommene Zählung der vorhandenen Schiffchen und Handstickmaschincn ist da« Nachstehende zu bemerken: Im Stadtbezirke Eibenstock waren am I. Mai 36 Schiffchenmaschinen in 6 Betrieben und 363 Handmaschinen in 174 Betrieben vorhanden. Bon den ersten Maschinen waren 18 von Dietrich (Plauen), 10 von Martini u. Co. (Schweiz), 5 von Voigt (Kappel-Chemnitz) und 3 von Wagner erbaut, während von den letzteren 298 dem System Voigt (Kappel-Chemnitz), 21 dem System Dietrich (Plauen), >6 dem System Martini u. Co. (Schweiz), >4 dem System Horn- bogcn s Auerbach), 6 dem System Hähnel und 5 dem System Lang angchören. Bei 3 Stück ist der Erbauer unbekannt. In der Unterstadt waren 162 Stück (2 Schiffchen- und 160 Hand maschinen) und in der Oberstadt 237 Stück (34 Schiffchen- und 203 Handmaschinen) ausgestellt. — Eibenstock. In dem Bericht über den Scheuncnbrand in der letzten Nummer dS. Bl. muß cs nicht heißen 50 Schock, sondern 5 Schock Stroh sind verbrannt, was hiermit richtig ge stellt sei. — Schönheide. Vergangenen Sonnabend srüh wurde durch Angehörige im Friedrich'schcn Graben an der Mulde der Bürstcnfabrikarbeiter K. von hier aufgesunden. Der Leichnam war am Rechen angeschwommen. Am Rand befand sich Hut und Schnupftabakdose. K. hinterläßt seine Ehefrau und verhei- rathete Kinder. Derselbe hat den deutsch-französischen Feldzug mitgemacht. In letzter Zeit zeigte sich bei demselben geistige Um nachtung. — Schönheide. Der 60 Jahre alte Maler Fl., welcher schon zweimal wegen Wechselfälschungen zu längeren Gesängniß strafen verurthcilt worden ist, stand am vcrg. Donnerstag zum dritten Male unter der gleichen Anklage. Fl. hatte einen Wechsel über 150 Mk. am 15. Oktober v. I. ausgestellt und unbefugt mit dem Acceptvermcrk des Restaurateur« II. in Bockau versehen. Den Wechsel hatte er einem Kaufmann in Lößnitz zur Deckung einer Schuld von 90 Mk. und gegen HeranSzahlung von 60 Mk. baar übergeben. Für diese Urkundenfälschung wurde er von der 3. Strafkammer in Zwickau zu 3 Monaten Gesängniß verurthcilt. — Dresden, 20. Mai. Der Verlustträger jener 70000 Mk., für welche vor einigen Monaten bis zu lo OOO Mk. Findcrlohn ausgesetzt wurden, Herr Rentier Janßen, ist in seiner Villa in Vorstadt Strehlen am ersten Feiertage gestorben. — Dresden. Die Königl. Arsenalsammlung in Dresden hat im Laufe voriger Woche abermals eine äußerst wcrthvolle Bereicherung durch Einverleibung einer Anzahl großer chinesischer Fahnen erhalten, welche gelegentlich der ostasiatischen Expedition theils regulären chinesischen Truppen, theil« Boxertrupps im Kampfe abgenommcn worden sind. Die in grellen Farben, in Leinwand oder in Seide hergestellten, mit Schriftzeichen versehenen, zum Theil auch bemalten Fahnentücher verleihen der in der Ge schützhalle der Sammlung »ntergcbrachten Chinagruppc ein leb haftes Gepräge und machen sie dem Besucher schon von weitem kenntlich. Gan; besonders fällt eine bei Einnahme der Festung Tsang, »in 8. Dezember 19: >0, erbeutete große weiße Fahne aus, die mit einem großen, schlangcnartig gewundenen Drachen und brennenden Granaten in chinesischer Manier bemalt ist. — Großenhain, 16. Mai. Eine angenehme Ver wechslung — so schreibt man dem „Großcnh. Tagebl." — passirtc dieser Tage einem Einwohner im nahen — tz. Als ihn eines Nachts heftige Zahnschmerzen nicht schlafen ließen, ricth ihm seine Frau, die Backen mit Pain-Expellcr einzurcibcn. Die Frau bezeichnete ihm das Fensterbrett der Schlasstube al« den Ort, wo er das Fläschchen finden würde. Und richtig; selbst im Finiter» fand er das GlaS mit dem Erlösung verheißenden Mittel. Er rieb nun beide Backen gehörig ein und konnte dann bald ianst ruhen. Unsanft aber war das Erwachen. Mit nicht« Gute« verheißender Stimme weckte ihn seine früher ausstehende Ehefrau aus süßen Träumen. Sic hatte mehr wie zu viel Grund dazu, zornig zu sein; als ihr Mann die Augen aufschlug, sah auch er die Bescherung. Er hatte in seinem Schmerze in der Dunkelheit die Fläschchen verwechselt und sein Antlitz mit — Tinte eingerieben. Daß die Tinte dann schwer zu vertilgende Spuren auf die weiße Bettwäsche übertragen hatte, war nur zu natürlich. Gegenwärtig ist der Mann damit beschäftigt, sich wieder in einen gewöhnlichen Europäer zu verwandeln, nachdem er einige Zeit als Mohr in stiller Zurückgezogenheit gelebt hat. — Ohorn b. Pulsnitz. Den Flammentod erleiden mußte Hierselbst der Wcgewärter Philipp. Nachts gegen I Uhr brannte das dem Genannten gehörige Wirthschaft«gebäude voll ständig nieder, wobei c« dem im oberen Stockwerke schlafenden Besitzer nicht möglich war, sich zu retten. Man sand später den Bedauernswerthen ziemlich verkohlt am westlichen Giebel des Grundstücke«. — Adorf, 19. Mai. Bei den WaffrrleilungSarbeiten, die zur Zeit in unserer Stadt ausgeführt werden, ist letzten Sonn- abend Vormittag der Handarbeiter Grössel aus Leubetha bei Ldors verschüttet und al« Leiche hervorgezogen worden. Ein anderer in der Nähe beschäftigter Arbeiter wurde leicht verletzt. — Rodewisch. Große« Aufsehen erregte die vor einigen Tagen Hierselbst erfolgte Verhaftung eine« hiesige» angesehenen Einwohner« und dessen 26jährigcr Tochter wegen eine» nach 8 173 de« Strasgesetzbuchc« zu bestrafenden Verbrechen«. Einem umlaufenden Gerüchte zufolge sollen sich dieselben auch der Kinde«- tödtnng schuldig gemacht haben. Lh«attr in Äßenfto«. Bei voll besetztem Hause, in dem nach dem Sprichwort kaum ein Apfel zur Erde fallen konnte, kam am l. Feiertag der mit vielem Beifall aufgenommene „Stabstrompeter" zur Auf führung. Am Montag (2. Feiertag) folgte im Saale der „Union" die Wiederholung von „ES lebe das Leben" und am Dienstag im gleichen Saale das vorzügliche BolkSstück „Mein Leopold". Am Donnerstag werden wir in „Madame Sans Gene" Ge legenheit haben, wieder eine neue Kraft, und zwar Herrn William Gordah aus Leipzig kennen zu lernen, was gewiß Veranlassung zu einem regen Besuch dieses Abends geben wird. LV. Ziehung 5. Ktasse 141. Königs. Sachs. .Landes-Lotterie gezogen am lb. Mai >902. 600 000 Mark auf Nr. 83498. 15 000 Mark auf Nr. 10708. 5000 Mart auf Nr. 38540. 2000 Mark auf Nr. 316 332 11236 12356 13732 21686 22094 23093 24729 28281 31271 32764 33607 35695 40186 43575 47854 56086 58062 59806 62265 69873 76436 77867 84070 84444 85291 88625 88940 94159 96080 97012 98726. 1000 Mark auf Nr. 3062 5008 5900 7352 7643 8736 10347 12073 12266 15335 18210 18818 19623 20092 21355 24697 26427 30261 30571 32069 32260 32543 33366 33531 34238 34623 37713 39248 43724 44732 45899 46669 49074 51240 52975 54132 56105 59199 60300 61609 62384 68752 69413 70075 70387 70529 70885 72767 73182 76895 79512 83318 83432 87981 88559 89763 95134 97426 98163 98222 99528. 500 Markaus Nr. 545 1525 3390 4476 4025 5726 6436 6557 6916 10915 12592 13405 15694 17692 17730 21663 22644 23650 23901 23930 25930 27987 31858 31913 33352 35869 37169 38658 41049 43480 44636 45103 45730 47869 50719 51623 52403 53879 59938 57362 58518 58916 59462 59544 59602 65241 66864 67791 70277 71941 72209 72546 74380 75443 75472 77260 78033 82178 86061 87162 88391 89391 90257 91880 92241 95726 95772 97832 98091 98480. l l. Ziehung, gezogen am 16. Mai 1002. 15 000 Mark auf Nr. 64514. 50 00 Mark auf Nr. 46339 51081. 2000 Mark auf Nr. 5866 6517 13627 17305 19374 19989 22873 30138 30828 33410 35857 40041 49516 51831 57427 57541 60983 61978 65602 71546 72333 75560 76215 81813 83185 94131 95532 95988 97632. 1000 Mark auf Nr. 383 1812 12281 15114 16954 18043 22480 23140 24091 24889 25188 25491 26610 26628 28889 33052 33385 34607 36864 37215 37666 42257 42305 50075 50535 52417 54046 54522 56250 56429 56855 62677 67811 69711 73174 73399 77976 78037 79888 82553 85728 87970 90230 91961 92522 97731 97932 99166 99313. 500 Mark auf Nr. 251 784 1925 2337 2726 2778 3372 3819 4882 6233 7385 8922 9374 9461 9942 10555 12142 12542 21796 22443 22836 23956 29749 32174 32774 34583 35705 35935 38720 39134 45860 47610 5I2I9 51889 52147 57950 58079 60235 60792 62711 68593 7I37I 73319 73700 73750 74308 80205 81426 84515 84597 84889 89147 89421 90035 93658 96390 98317. 12. Ziehung, gezogen am 17. Mai 1902. 15 000 Mark auf Nr. 38648. 5000 Mark auf Nr. 62847 85836. 2000 Mark auf Nr. 2717 3396 3584 8901 10776 11484 24741 26408 26884 28325 29067 33518 39473 40679 46442 47307 48090 51574 52063 54969 57620 58877 59091 59221 62089 67186 69105 76582 77438 79944 81984 83920 84731 88854 97581 98129 98876. 1000 Mark auf Nr. 5372 6642 7576 7921 8603 8766 9041 9287 9470 I02I8 12990 14500 14538 20042 21130 22166 31117 32852 34451 34995 35561 39784 39837 42042 46962 48162 50937 62039 63653 63778 64052 65252 67081 67386 68897 71340 73698 79911 82546 83806 85753 86004 87824 91530 92230 93358 93498 95875 96562 98467 99407. 500 Mark auf Nr. 1563 2877 3487 3757 4942 5131 6229 8534 11339 17925 18888 20577 21759 23499 24362 24957 25470 25996 26596 29589 30554 32475 33646 34056 34334 35395 42366 42536 44913 44970 49527 49837 51746 54020 56694 57168 58396 59398 59876 61049 69860 70384 72995 79690 80892 81210 83749 84669 87323 90018 90842 90918 90970 92544 92965 94654 94699 98258 99163 99819. Aus dem Landtage. In der Landtags-Beilage des „Dresdner Journals" lesen wir über die Genehmigung der Linie Bahnhof Eibenstock - Stadt Eibenstock in der Sitzung der 2. Kammer vom 15. Mai Folgendes: Es folgt die Schlußberathung über den mündlichen Bericht der Finanzdeputation L über das Königl. Dekret Nr. 32, mehrere Eisenbahn-Angelegenheiten, und zwar zu 8, Eibenstock Bahnhof—Eibenstock obere Stadt, an Stelle von Schönheiderhammer — Eibenstock betreffend. Berichterstatter Abg. Gleisberg. Hierzu bemerkt der Berichter st atter: Die Eisenbahnwünsche der Stadt Eiben stock hätten die Kammer schon lange Zeit beschäftigt, und es sei anerkannt worden, das; zur Beseitigung der ungünstigen Verkehrsverhältnisse der vom Bahnhofe weit entfernten Stadt etwas geschehen müsse, nur habe die Aus führung eines geeigneten Projekts Schwierigkeiten verursacht. Man habe sich anfänglich für die Verbindung einer Linie Sckönheiderhammer—Eibenstock entsch eben, da die direkte Verbindung vom Bahnbof nach der Stadt wegen hoher Steigung nicht angängig erschienen sei. Nachdem sich aber heraus gestellt habe, daß bei der Linie Eibenstock—Schönheiderhammer ein jährlicher Zuschuß von 75 000 M. nöthig sei, sei man auf ein anderes Projekt zuge- kommcn, und zwar hätten neuere Untersuchungen ergeben, daß eine Linie vom jetzigen Bahnhofe Eibenstock nach der oberen Stadt ohne wesentliche Kunstbauten mit Anschmiegung an das Gelände angelegt werden könnte. Die Linie müsse allerdings steile Steigung, nämlich I : 20 erhalten, doch sei es möglich, auf einer solchen Steigung unter Benutzung einer Lokomotive derjenigen Bauart, wie sie auf der Linie Chemnitz—Aue - Adorf in Gebrauch sei, das Doppelte des zu erwartenden Verkehrs mit gemischten Zügen und mehr als das Dreifache bei Einlegung besonderer Güterzüge zu bewältigen. Allerdings verlange auch diese Linie immer noch einen Zuschuß von jährlich 40 000 M. Ein Kammerniitglied habe sich in einer Denkschrift gegen die Anlegung der neuen Linie gewendet; in der Stadt Eibenstock seien zwei Parteien, die eine für das alte, die andere für das neue Projekt, auch der Stadt^th und die Stadtverordneten von Eibenstock seien getheilter Meinung, Petitionen hätten sich sowohl für als gegen die neue Linie ausgesprochen. Die Deputation sei bei dieser Uneinigkeit der Interessenten in einer schwie rigen Lage gewesen und habe es daher für nöthig gehalten, sich durch eigene Anschauung an Ort und Stelle zu entscheiden. Nach Besichtigung des Ge ländes sei sie zu dem Beschlüsse gekommen, das frühere Projekt abzulehnen und das neuere zu empfehlen, sofern die Stadt Eibenstock dafür Sorge trage, daß die Erwerbung des Areals am Bahnhofe nicht den Betrag von 1 M. pro Quadratmeter überschreite. Nach längeren Verhandlungen sei die Stadt Eibenstock hierauf cingegangen, spreche aber den Wunsch aus, daß der Bahn Hof etwas verdrückt werden möchte. Die Kosten des Projekts beliefen sich inSgesammt auf 617 000 M. Nach Prüfung des Kostenanschlages und der einschlagenden Verhältnisse beantrage die Deputation, die Kammer wolle beschließen: 1) zur Herstellung einer normalspurigen Nebenbahn von Eibenstock obere Stadt unter gleichzeitiger Bewilligung der EnteignungSbefug- niß Mr diese Linie und für die erforderlichen Zweiggleisanschlüsse das Einverständniß zu erklären und zuzustimmen, daß von den unter Titel 105 des außerordentlichen StaatshauShalts -Etats für die Finanzperiode 1900/01 bewilligten Mitteln der Betrag von 637 000 2> alle eingegangenen Petitionen hierdurch als erledigt zu erklären. Abg Dieterich: Er habe sich selbst an Ort und Stelle von den Verhältnissen überzeugt und gefunden, daß das Projekt Schönheiderhammer- Eibenstock, für das er schon früher eingetreten sei, nicht so schwierig und ungünstig sei, wie es die Negierung jetzt hinstelle. Der Berichterstatter habe die Sache ja sehr anschaulich dargelegt; immerhin wäre bei diesem nicht ganz einfachen Gegenstand ein schriftlicher Bericht zu wünschen gewesen, da man einem längeren mündlichem Berichte nicht so leicht folgen könne. Er bleibe bei dem früheren Projekte stehen und wolle nur motivirt haben, wa rum er gegen den DeputationSantrag stimmen werde. Abg. Boch mann: Für die vorzüglichen Ausführungen deS Refe renten und den Antrag der Deputation sei er dankbar. Auch die Ausführ ungen deS Vorredners hätten ihn befriedigt, weil sie der Vorlage gegenüber sehr glimpflich ausgefallen seien Er bitte, möglichst einstimmig daS Votum der Deputatton zu genehmigen. Der Berichterstatter: Er habe wohl die Absicht gehabt, einen schriftlichen Bericht erscheinen zu lassen. Es sei aber bei der Kürze der Zeit die Drucklegung unmöglich gewesen. Die Deputation habe sich bei der Be> sichtigung der Trace Schönheiderhammer—Eibenstock überzeugt, daß diese Linie, weil viel zu theuer, keinesfalls gebaut werden könne. Der Deputationsantrag zu 1 wird gegen 2 Stimmen, der zu 2 gegen 1 Stimme angenommen. . Durch dick und dünn. Pfingsthumoretke von M a x F l i e d „Erica, Du hast mich also verstanden?" fragte die Mama noch einmal in strengem Tone, „wir machen morgen Nach inittag einen Ausflug nach dein Burgberge -" „Wie bis jetzt jede Pfingsten!" schaltete bas Töchterchen seufzend ein. „Nun ja - ist denn das etwa zu oft?" fragte Mama in gereiztem Tone, „und sage mal selbst, es ist doch der schönste Aussichtspunkt hierherum!" Das Töchterchen verzog bas hübsche rothe kleine Mäul chcn und warf das feine, nut dicken, aschblonden Zöpfen um wunbene und von krausen Locken umrahmte Köpfchen zurück und sagte geringschätzig: „Hierhcnun das ist auch schon was rechtes!" ,^Soll ich vielleicht nut Dir nach Paris fahren", rief Mama schon in Hellem Unwillen. Dann fügte sic ruhiger hinzu: „Funkes kommen auch nut. " „Langweilige Gesellschaft!" seufzte vje rebellische Kleine. Da aber gerieth Mama doch in Helle Wuth: „Erica!" rief sie jetzt, „Du bist ein abscheuliches Ding ein naseweises, ungezogenes Ding! Frau Funke, meine liebste Freundin —" „Pensionsgenossin und Frau des reichsten Grundbesitzers hierherum, ich weist, Mamachen — aber deshalb kann ich mir doch nicht helfen, sie ist eine der langweiligsten Damen, die ich kenne und die Bertha, ihr Töchterchen, ist mir in den Tod zuwider!" „Geschmackiachc!" erwiderte die ältere Dame pitirt, „ich bin ja auch nicht gerade entzückt davon, bas; diese Tochter kein Sohn ist den müßtest Du sonst heirathen!" „Gott sei Dank!" sagte Erica apathisch und gähnend. Mama ignorirte das scheinbar, obzwar sie sich nicht enthalten konnte, dem unbotmäßigen Fungfräulein einen inbignirtcn Blick zuzuwerfen. Dann fuhr sie ruhig fort: „Nun, aber Gott sei Dank, sie hat in anderer Weise für Dich gesorgt. Der gute Fahrenbach! Er ist auch von der Partie -" „Oh weh der Mummelgreis!" rief die Kleine entsetzt. „Was Du für Ausdrücke hast! Ein hübscher Alan» in den besten Fahren „Fa oben durchgewachsen Ansatz zum Schnier bauch, und zwanzig Fahre älter als ich, könnte also fast mein Papa sein - " „Und ist doch erst siebennnddreistig. Daß er gesetzt und ruhig, ist sehr gut, ein'« von Euch must doch den Verstand besitzen. Kein Wort mehr davon ich will's und damit basta!" „Aber ich will nicht, Mama und ich müßte doch eigentlich erst gefragt werden denn ich soll ih» doch heirathen " „Ach was Du schon davon verstehst? Feh werde mich nicht mehr mit Dir darüber streiten. Also richte Dich ein punkt zwei Uhr fährt der Zug, den wir benutzen —" „Wenn wir ihn nicht, wie seither immer, versäumen, weil Tu nie zur rechten Zeit fertig wirst", schaltete Erica ein. „Du nichtsnutziges Ding Du", schalt Mama, „dafür ge bührte Dir ganz ivas anderes, und wenn ich nicht bedächte, daß ich Dich morgen noch als Braut des reichen Guts besitzers sehen wollte verlaß Dich darauf, Du bekommst es. Machst Du nur aber etwa morgen Dummheiten, iveil Dir dieser abgeschmackte Itr. Bergmann im Kopfe spukt, dann sollst Du Dich freue». Wenn er uns begegnet, daß Du ihn, nicht etwa auf seiueu Gruß dankst - ich bitte mir's aus. O Himmel eineu reichen Gutsbesitzer bekommen können und sich dann an einen armen Habenichts von Philologen wegwerfen zu wollen. Also wir fahren bis Nechtebach, dort am Bahnhof erwarten uns Funkes mit dem Wagen und wir haben noch eine halbe Stunde bis zum Burgberge Gute Nacht!" Erica war eine gute Prophetin, obgleich die Medizinal, räthin al» ersten Pfingsttage eine Stands früher speiste als sonst, nämlich punkt zwölf llhr, obwohl sie gleich nach dein Essen begann, sich anzuzichen und obschon der Bahnhof nur zehn Minuten von ihrer Wohnung entfernt lag, versäumten sic doch den Zug und mußten zu Fuße laufen. Es war für einen Maicntag recht heiß, ja die Sonne stach sogar ganz abscheulich. Auch ballten sich am fernen Horizont verdächtige graue Wolken. Aengstllch spähte die Medizinalräthin nach diesen und dann aus ihr seidenes Sonnenschirmchcn. Erica bemerkte es, schmunzelte und schwang ihren kleinen, aber feste» Regenschirm im Kreise. Fhre Mahnung, selber einen Regen schirm mitzunchmen, hatte Mama ivie eine persönliche Be leidigung von sich gewiesen. „Es bleibt heute schön," hatte sic behauptet. Nachdem sie Dreiviertelstunden gelaufen, mußten sie hinter einem Dorfe einen Fluß passiren. Ein Kahn ver mittelte die ttcderfahrt. Aber der Kahn war voll und bereit abzustoßen ein elegant gekleideter junger Mann sprang eben noch hinein - und die Medizuialräthin mit Tochter waren noch fünfzig Schritt vom Ufer entfernt. „Kommen wir jetzt nicht init, so können wir mindestens eine Viertelstunde warten!" jammerte die Medizinalräthin, „denn der abscheuliche Mensch, dieser Schiffer, wartet immer erst bis er wenigstens fünf Fahrgäste beisammen hat. Erica, mein Kind, thu mir den Gefallen, lauf hin und sag, er soll warten, cs werden ja wohl »och zwei Plätze sein!" Die Kleine ließ ein schallendes „Hoi!" hören, schwang ihren Schirin und rannte so schnell sic konnte dein Ufer zu. „Na Fräuleinchen, ein bischeu fix," rief der Schiffer, „ein Platz ist noch" und ehe sie, die außer Athen, war, etwas er widern konnte, hatte er sie ain Arme gepackt, während eine Hand in elegantem Handschuh ihr anderes Händchen ergriff, iin nächsten Aiigenblick befand sic sich im Kahn und nach einer weiteren Sekunde stieß dieser vom Ufer ab, während die Medizinalräthin, die nur zwanzig Schritt vom Ufer ent fernt war, schreiend gegen die Abfahrt protestirte. „Kein Platz mehr!" schrie der Schiffer. „Dann lassen Sie mich wieder raus - zu Mama zurück," schrie Erica laut auf. Die Fnsasscn des Kahnes lachten, aber der Schiffer ries: „FH was — die kommt Vas nächste Mal nach, ein paar Minuten und so lange frißt sie drüben auch Keiner." Der elegante Herr aber, der Besitzer der behand schuhten, hilfreichen Hand rief tröstend zurück:
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