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Amts- M AiWiBlatt für deu Abonnement viertelj. 1 M. 2V Pf. einschließl. des »Jllustr. Unterhaltungsbl.' u. der Humor. Beilage »Seifen blasen' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. LS GeM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. !L»m— " 49. Aayrga u g. -> - - Donnerstag, den 22. Mai «»scheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Ps. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeil- 30 Pf. LASS Oessentliche Sitzung des Bezirksausschusses zu Schwarzenberg Wontag, den 26. Wai 1902, von Machmiltags 3 Mr an im Verhandlungssaale der unterzeichneten Amtshauptmannschast. Schwarzenberg, am 17. Mai 1902. Königliche Amtshauptmannschast. «rüg von Nidda. Beschaffenheit der Baumaterialien betreffend. Es ist wiederholt wahrzunehmen gewesen, daß die zu Neu-, An-, Um- oder Auf bauten im hiesigen Stadtbezirke verwendeten Baumaterialien nicht immer den im In teresse der Festigkeit, Dauerhaftigkeit und Wetterbeständigkcit zu stellenden Anforderungen entsprechen. Unter Hinweis auf 8 111 des Allgemeinen Baugesetzes vom 1. Juli 1900, ivird hiermit angeordnet, dah bei Ausführung von Baulichkeiten aller Art nur gute geeignete Baustoffe, welche mindestens den der Ausführungsverordnung zum Allgemeinen Baugesetze angesügten Tabellen bis bi bez. der Geivichts-, Besländigkeits- und Festigkeits verhältnisse zu stellenden Anforderungen entsprechen, zu verwinden find. Dem Stadtrathe bleibt jedoch unbenommen, in besonderen Fällen weilergehende For derungen zu stellen. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu 60 Mark oder im Unvermögens falle mit Haftstrafe bis zu 14 Tagen geahndet, außerdem kann die Niederlcgung der betr. Bauwerke verfügt werden. Gleichzeitig ivird noch darauf aufmerksam gemacht, daß nach § 105 des obenerwähn ten Gesetzes für die taugliche Beschaffenheit und Tragfähigkeit der beim Bauen und bei den Gerüsten zur Verwendung kommenden Baustoffe die Bauausführenden verantwortlich sind. Eibenstock, den 5. Mai 1902. Der Rath der Stadt. Hesse. Müller. Bekanntmachung. Die diesjährigen Sfientliche« unentgeltlichen Impfungen und Nachschauterminc finden in der Turnhalle Hierselbst statt und zwar in nachstehender Reihenfolge: 1. Zur Erstimpfung kommen Wittwoch, den 28. Wai 1902, Machmiltags 5 Mr diejenigen impfpflichtigen Kinder, deren Namen mit bis «, Donnerstag, den 29. Wai 1902, Machmittags 5 Ahr diejenigen dergleichen, deren Namen mit I' bis L anfangen. Aus der Woche. E« giebt Leute, die die aUcreinfachstcn Dinge mit der denk bar größten Umständlichkeit betreiben und sich dennoch nicht fürchten, dadurch lächerlich zu werden. Herr Loubet ist so einer. Er befindet sich gegenwärtig auf der Reise nach Petersburg, um dem Zaren den fälligen Gegenbesuch zu machen. Der kürzeste, einfachste und bequemste Weg von Paris nach Petersburg geht per Eisenbahn durch Deutschland, auf dem man die Reise in zweimal vierundzwanzig Stunden zurücklegen kann. Aber für Herrn Loubet schickt es sich nicht, durch das verhaßte Deutschland zu fahren und darum wählte er den Wasserweg. Hier wäre nun wieder nichts natürlicher und einfacher, als daß er den Kaiser Wilhclmkanal benutzte, denn dadurch würde die gefährliche und zeitraubende Fahrt um Jütland herum durch das Skagcrag und das Kattegat erspart. Aber Herr Loubet kann doch nicht einen deutschen Kanal befahren! Frankreichs Freund, der Zar, ist tvcniger zimperlich. Der fuhr zur Zeit in denselben Reisekleidern, die er aus der Danziger Rhede trug, nach Havre. Wa« wollen die Franzosen eigentlich? Kaiser Wilhelm sammelt geradezu feurige Kohlen auf ihr Haupt. Bei jeder erdenklichen Gelegen heit giebt er den Franzosen Sympathiebeweise; er hat die Gebeine Earnot« mit militärischen Ehren von Magdeburg nach Frankreich überführen lasse», er spendete für die Bahre Mae MahonS einen Kranz; beim Tode EanrobertS, der der preußischen Garde bei St. Privat so entsetzliche Verluste beibrachte, schickte er eine Bci- leidSvepcsche; am Tage von EarnotS Begräbnisse begnadigte er zwei französische Spione; zur Pariser Ausstellung sandte er fran zösische Meisterwerke an» der Zeit Friedrich« des Großen; der Pariser Kunstakademie kondolirte er au« Anlaß des Tode« de» großen Meister« Meissonier; für die unglücklichen Opfer von Martinique wie« er sofort lO 000 Mark an, während e« Freund Zar bei einer MitleidSdcpeschc bewenden ließ. Die Franzosen sind eben unverschämt; wenn man ihnen Elsaß-Lothringcn zurück gäbe, würden sic noch einige gewonnene Schlachten dazu verlangen. Daran ist natürlich nicht zu denken. Wie Kaiser Wilhelm schon bei seinem Regierungsantritte verkündete, will er auch die äußeren Errungenschaften seine« Großvater« mit kräftiger Hand festhalten. lind daß auch der innere Erwerb Fortschritte gemacht hat, daß auch die Elsaß-Lothringer trotz ihrer zweihundcrtjährigcn Zuge hörigkeit zu Frankreich sich wieder lebhafter ihre» Dcutschthum« bewußt werden, drückt sich in der endlichen Aufhebung de« Diktatur paragraphen au«, die so unvorbereitet und überraschend angc- kündigt wurde, daß die böse Kritik wegen der Gründe de« hoch herzigen kaiserlichen Entschlusses fast zu spät gekommen wäre. Frankreich, dessen Bewohner so ungemein sensationS- und neuig- Jmpfpflichtig in diesem Jahre sind alle bis zuin Jahre 1902 etiva von den Impfungen auf Grund ärztlicher Zeugnisse befreiten, soivic alle im Jahre 1901 geborenen Kinder. Bemerkt wird hierbei, daß nicht nur die vorstehend benannten hier geborenen, sondern auch Vie hierher verzogenen 1801 und früher geborenen und noch nicht ge impften Kinder in diesem Jahre impfpflichtig find. Sämmtlichc zur Erstimpfung gekommenen Kinder sind Donnerstag, den 5. Juni 1902, Machmittags 5 Mr zur Nachschau vorzustcllen. u. Die Wiederimpfung erfolgt Sreitag, den 30. Wai 1902, Machmittags 5 Mr für diejenigen Knaben und Sonnabend, den 31. Wai 1902, Machmittags 5 Mr für diejenigen Mädchen, für welche i>) der Nachweis der Impfung nicht erbracht worden ist, b) welche im Laufe dieses Jahres ihr zwölftes Lebensjahr zurücklcgen. Zur Nachschau sind diese Kinder Sonnabend, den 7. Juni 1902, Machmittags und zwar die Knabe« um 5 Uhr und die Mädchen um s,t> Uhr vorzustcllen. Die Impfungen werden vom Jmpfarzt Hrn. Or. mell. Schlamm hier vorgenommen. Aus einem Hause, in welchem ansteckende Krankheiten, wie Scharlach, Masern, Diphtherie, Croup, Keuchhusten, Flecktyphus, rosenartige Entzündungen oder die natürlichen Pocken herrschen, dürfen Kinder zum öffentlichen Termine nicht gebracht werden. Die Eltern des Impflings oder deren Vertreter haben dem Jmpsarzte vor dec Aus führung der Impfung über frühere oder noch bestehende Krakikheilen des Kindes Mitthcilung zu machen. Die Kinder müssen zum Impftermine mit reingewaschenem Körper, mit reinen Kleidern und reiner Wäsche gebracht werden. Die zur Ausgabe kommenden Verhaltungsvorschriften für die Angehörigen der Erst und Wiederimpflinge sind genau zu beachten. Eltern, Pflegeeltern und Vormünder impspslichtiger Kinder werden unter Hinweis darauf, daß für Unterlassung der Impfung Geldstrafen bis zu 50 Mark oder Haft strafen bis zu 5 Tagen angedroht sind, zur pünktlichen Beachtung dieser Vorschriften «»ermähnt. Eibenstock, den 14. Mai 1902. Der Rath dcr Stadt. Hesse. Müller. Das für iKktllpp I.ean«!«-»- Utotuig«» am 21. April 1897 unter Nr. 47 hier seits anSgcstclllc Arbeitsbuch ist nach erstatteter Anzeige verloren gegangen und wird hiermit für ungiltig erklärt. Schönheide, den 14. Mai 1902. Der Gcmcindevorstand. kcitSlüstcrn sind, hatte in dcr abgelaufenen Woche so viel lieber raschungen, daß e« sich gar nicht verpusten konnte. Die schreck liche Katastrophe von Martinique, die sich auch nach der englischen St. Vincent-Insel fortgcpflanzt hat, gab Stoff in Hülle und Fülle. Seit dem Erdbeben von Lissabon (>7üö) hat eine Katastrophe von ähnlichem Umfange nicht slattgefunden. Auch der Millionen schwindel dcr Madame Humbert hat kaum einen ebenbürtigen Vorgänger. Der für Waldeck-Rousseau so überaus günstige Aus fall der Stichwahl wie die Reise LoubetS nach Rußland sind angesichts der Antillcnkatastrophc und der Humbert - Affäre an Bedeutung ganz verblaßt. Die Loubct-Rcisc in dem gegenwärtigen Zeitpunkt muß dem Besucher wie dem Besuchenden gleich fatal sein. Beide haben den Kops wegen dcr inneren Angelegenheiten ihrer Reiche voll. Die Baucrnunruhen und die Studenten krawalle machen jetzt den Aufenthalt in Rußland unangenehm und wenn auch in Petersburg zu Ehren de« Gastes alle» fein säuberlich übertüncht wirb, wa« die wahre innere Lage des zarischcn RiesenrcicheS verrathen könnte — Loubet weiß doch, wo der Hase im Pfeffer liegt. Zur Zeit, da diese Zeilen geschrieben werden, tagen in Vcrecniging die Burenvcrtretcr zu einer Bcrathnng wegen Friedensschlüsse«. Die Orakclci über den wahrscheinlichen Ausgang hat keinen Zweck; die nächsten Tage schon werden be stimmte Meldungen bringen und e« wird sich zeigen müssen, ob dcr Weg König Eduard« zur Krönung nach Westminster wenigsten« soweit vom Blut eigener LandcSkinder und dcr tapferen Buren reingehalten werden kann,- daß nicht neues nachfließt. Inzwischen haben die schwedischen Arbeiter, inSbesonder« die in Stockholm, die von ihren belgischen Kollegen mit eigenartigem Mißerkolg Hebrauchte Waffe de« allgemeinen Ausstande« ergriffen, um glcich- sall» bei sich da« allgemeine Stimmrecht durchzudrückcn; ob mit besserem Erfolge wie in Belgien, muß abgewartet werden. TageSgeschichte. — Deutschland. Der Kaiser hat dem Präsidenten dcr Vereinigten Staaten, Roosevelt, eine Broncestatue Fried rich« des Großen als Geschenk für da« amerikanische Volk angeboten. Präsident Roosevelt sprach im Namen dcr Vereinig ten Staaten telegraphisch seinen Dank au«. — Die Polenvorlage wird, wie die „Nordd. Allg. Zig." offiziös verkündet, al« .Entwurf eine« Gesetze« betr. Maß nahmen zur Stärkung de« Deutschthum« in den Provinzen West preußen und Posen" dem preußischen Abgeordnetenhaus« unmittel bar nach dem Pfingstfest zugehen. — Rußland. Die Annahme, daß der Mörder de« Ministers Ssipjagin, Balmaschow, der am 9. d. Mt«. zum Tobe durch den Strang verurtheill worden ist, von Kaiser -Nikolaus zu lebenslänglicher Zwangsarbeit begnadigt werden würde, hat sich al« unrichtig erwiesen. Wie amtlich von Peters burg berichtet wird, ist das von Balmaschow eingereichte Kassa tionsgesuch am l2. d. Ml«, zurückgewiejcn und das Urthcil am Freitag vollzogen worden. — Präsident Loubet ist am Dienstag Vormittag in Kronstadt vor Anker gegangen. Zar Nikolaus begrüßte den Präsidenten auf dem französischen Panzer „Montcalm", wo rauf sich beide aus die Kaiscryacht „Alexandra" begaben und nach Peterhof fuhren. Von dort führte sie ein Kaiserlicher Zug nach Zarskoje-Selo. Herr Loubet stattete bald nach der Ankunst dem Zarenpaare einen Besuch ab, sodanu begab er sich zum Be such dcr Kaiserin-Wittwc nach Gatschina und kehrte daun wieder nach Zarskojc-Sclo zurück. — Wilna, l9. Mai. Al« der Gouverneur von Wilna, Generalleutnant v. Wahl, verflossene Nacht gegen 12 Uhr den Zirkus verließ, feuerte ein Mann, dcr sich dem Gouverneur von rückwärts näherte, zwei Revolver schlisse aus ihn ab, durch die der Gouverneur an der linken Hand und am rechten Fuß Verletzungen erlitt. Der Verbrecher wurde von der Polizei mit Hilfe des Publikums dingfest gemacht; er gab, als er zu Boden geworfen war, noch einen dritten Schuß ab. Dcr Verhaftete nennt sich Hirsch Lckert und giebt sich für einen Kleinbürger aus dem Gouvernement Kowno au«. — Einer späteren Meldung zu folge ist Generalleutnant v. Wahl da« Opfer de« revolutionären Ecntralkomitce« geworden, welche« ihn wegen seiner Grausamkeiten gegenüber Personen, die wegen politischer Delikte verhaftet wur den, zum Tode vcrurtheilke. von Wahl hat schon vor > 4 Tagen vom Ecntralkomitce einen Bries erhallen, worin ihm da« Tove«- urtheil angekündigt wurde. Einen ähnlichen Brief hat auch be reit« der neue Minister de« Innern, v. Plehwe, erhalten. — Spanien. Die Krönungsfeierlichkeiten in Madrid sind durch einen Mißton gestört worden. Die Polizei ist einer a n a r ch i st i s ch en Verschwörung auf die Spur gekommen, hat mehrere Personen, bei denen Dynamitpatronen gesunden wurden, verhaftet, und einer dieser gefährlichen Buben hat auSgesagt, daß er beauftragt wurde, aus den königlichen Wagen beim Vorüberfahrcn desselben eine Bombe zu schleudern. Eine andere harmlose „AttcntatSgeschichie" hat gleichfalls Beun ruhigung hcrvorgerufen. Al« der König sich zur Eidesleistung in da« Parlament begeben wollte, näherte sich seinem Wagen ein junger Mann, der seinen Hu« in die Lust wars. E« stellte sich