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Amts- Wit AlUWbllltt für den «bonne»ext mertelj. 1 M. 20 Pf. einfchliehl. des »Jlluftr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage ,Seifen blasen" in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Rrichspostanstalten. 4? 44. GeM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. 4g, Za-rga»-. -sin, - Dienstag, den 15. April «erscheint wöchentlich drei Mal und zioar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: dir kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 30 Pf. IVOS Zur Abwalzung der Masscnschütlungcn aus sämmtlichcn Staatsstrahen und ver schiedenen Communications- und Forstwegcn des Bezirks werden 2 Dampsstraßenwalzen des Unternehmers Franz Reiher in Reichenbach verwendet werden. Die erste dieser Walzen beginnt ihre Arbeit am Wonlag, den 14. dieses Monats aus Abtheilüng 3 der Schwarzcnberg-Eibenftocker Staatsstraße zwischen Blauenthal und Sofa, während die andere Wonlag, den 21. dieses Monats aus Abtheilnng 2 »er Schneeberg-Eibenstock-Karlsbader Staatsstraße bei Zschorta» in Thätigkeit tritt. Aus den Verkehr dieser Walzen leiden die Bestimmungen der Verordnung, den Ver kehr von Straßenlokomotivcn aus öffentlichen Wegen betreffend vom 5. September 1890 nebst Vorschriften unter O (Seite 146—149 des Gesetz- und Verordnungsblattes vom Jahre 1890) Anwendung. Zur Vermeidung von Unglücksfällen erhalten die Führer von Fuhrwerken Anweisung, sobald die in Betrieb befindliche Dampsstraßenwalze sich nähert, vom Fuhrwerk abzusteigen und die Pferde bezw. sonstiges Zugvieh am Kopfe beim Zügel zu nehmen und zu führen. Zuwiderhandlungen gegen diese Anordnung werden mit Geldstrafe bis zu 60 Ml. — Pf. oder Hast belegt. Schwarzenberg, am 12. April 1902. Königliche Amtshauptmannschast. I. A.: »r. Jani, Bezirksassessor. B. Im Handelsregister für den hiesigen Stadtbezirk ist heute aus dem neuen Blatte 258 die Firma in Eibenstock und als deren Inhaber der Buchdrucker Herr Kdrrard Aikia« Kmik Larmebohu daselbst eingetragen worden. Eibenstock, den 9." April 1902. Königliches Amtsgericht. Hg. Im Handelsregister für den hiesigen Stadtbezirk ist heute aus dem neuen Blatte 259 die Firma in Eibenstock und als deren Inhaber der Kaufmann Herr ^auk Victor Meichßuer daselbst eingetragen worden. Eibenstock, den 11. April 1902. Königliches Amtsgericht. Hg. Im Handelsregister für den hiesigen Landbezirk ist heute aus Blatt 228 eingetragen worden, daß die Firma «oorg: Vr-üg:«»- in Hundshübel erloschen ist. Eibenstock, am 9. April 1902. Königliches Amtsgericht. Hg. Bekanntmachung. Mit Rücksicht auf die in den letzten Tagen vorgekommenen Brandsälle bringen wir hierdurch in Erinnerung, daß nach der Verordnung vom 26. Oktober 1833 auf die Ent deckung vorsätzlicher Brandstifter je nach der Verdienstlichkeit und Wichtigkeit der Entdeckung eine Belohnung bis zu neunhundert Wark ausgesetzt ist. Eibenstock, den 14. April 1902. Der Rath der Stadt. Hesse. Müller. G. Bekanntmachung. Die rückständigen BrandverficherungSbeiträg« für den I. Termin 1902 sind bei Vermeidung der Zwangsvollstreckung bis spätestens zum 21. dieses Wonats an die hiesige Stadlsteuer-Einnahme zu entrichten. Eibenstock, am 11. April 1902. Der Rath der Stadt. Hesse. Bausperre in Eibenstock. Zur Erlangung eines einheitlichen Bebauungsplanes wird nach § 35 des allgemeinen Baugesetzes für das Königreich Sachsen über nachverzcichncle Straßen und daran belcgene Grundstücke hiesiger Stadt die Bausperre verhängt: Haberlrithe, Windischweg, projektirte Oftstratze, projektirte Straße von der Habrrloithe nach der Oftstratze, Tchulstratz« bis an die Muldeu- hammcrftratzc, Nordstratze, projektirte Verbindungsstraße zwischen Schnee- bcrgerstratze und Reugasse, Fortsetzung dieser Straße bis an den Grüner Graben, Sartenstratze, Forftstratze, projektirte Straße von der Horst straße nach der Verbindungsstraße zwischen Schneebergerstratze und Reu gasse, obere und nntere Erottenseeftratze, Mohrenstratz«, Aeldftratze, Funckftratz«, Poftftratz«, RonnenhanSweg, projektirte Tüdstratze, pro jektirte Magazinftratz«, Lohgasse, EarlSseldersteig, Weg nach dem Adler felsen, Reutherweg, Winklerftratze, projektirte Straße zwischen Weg nach dem Adlerfelse« und Winklerftratze, projektirte Straße von der Winkler stratze bis zur alte« Rautenkranzerstratze. Es wird dies init dem Hinweis öffentlich bekannt gegeben, daß trotz der Sperre, welche längstens zwei Jahre vom Tage der Bekanntmachung dauert, auf dem gesperrten Gebiete dennoch Neu- und Veränderungsbauten genehmigt werden können, wenn sie nicht die Durchführung der neuen Planungen zu erschweren geeignet sind. Thcilungcn von Grundstücken im Plangebictc sind während der Sperre nur mit Genehmigung der Baupolizeibchörde zulässig. Eibenstock, den 14. April 1902. Der Rath der Stadt. Hesse. Müller. Das unterm 20. März I90l neu ausgestellte Ortsstatut, die Penstonirung der bernfSmätzigen Gemeindebeamten und deren Hinterbliebenen betreffen», liegt, nachdem cs die Genehmigung der Aufsichtsbehörde erhallen Hal, vom 16. April 1902 ab 14 Tage zu Jedermanns Emsicht in dem hiesigen Gemeindeamte (Zimmer Nr 3.) aus. Schönheide, am 11. April 1902. Der Gcmeindcvorstand. Bekanntmachung. Die Geschäftsräume der unterzeichneten Behörde bleiben wegen Reinigung Areitag und Sonnabend, am 18. und 19. dieses Monats für nicht dringliche Angelegenheiten geschlossen. Eibenstock, am 14. April 1902. Königliches Hauptzollamt. Meyer. Die Wevolten in Belgien wegen der Forderung des allgemeinen Stimmrechts haben sich über das ganze Land auSgebreitet. Die Zusammenstöße zwischen der bewaffneten Macht und zusammengerotteten Volkshausen sind recht zahlreich und überall giebt es Todte und Verwundete. Ebenso ist die Zahl der Verhaftungen groß. Zn der Nacht zum Freitag ist es in Brüssel, wie bereits telegraphisch gemeldet, zu einem regelrechten Kampse gekommen. Nach einer Versamm lung im .Volkshause" durchzogen große Schaaren die Stadt nach allen Richtungen hin. Ein Trupp, welcher in den Vorort Schacrbeck zu gelangen iuchle, wurde von der Bürgergarde mit gefälltem Bajonett daran gehindert. Auf der Place Rouppc fand ein Zusammenstoß der Menge mit der Polizei statt, wobei mehrere Rcvolverschüssc ge wechselt und einige Verhaftungen oorgcnommcn wurden. Auch bei der Avenue Louise kam c» zu Thätlichkeiten, wobei mehrere Personen Verletzungen erlitten. Die Polizei trieb die Menge auseinander, welche sich vor der Shnagoge wieder sammelte und abermals zerstreut wurde. An vielen Häusern im Centrum der Stadt, u. A. am Palast des Senator« Grafen Merode, wurden sämmtlichc Scheiben zertrümmert. Besonders heftig war ein Zu sammenstoß in der Rue des Minime« in der Nähe de« VolkS- hauseS und vor demselben, wo von beiden Seiten mehr als hundert Schüsse sielen und die Menge und die Polizei hand gemein wurden, lieber dreißig Verwundete, unter ihnen auch Frauen und Kinder, wurden in dem in ein Lazarcth umgewan- vclten VolkShausc unlcrgebrachl; andere wurden in Krankenhäuser oder auf die PolizcibureauS geschasst. Als die Menge die Straße zu »erbarrikadiren suchte, machte die Gendarmerie vom Bajonett Gebrauch, wobei sie mit Steinwürfen empfangen wurde. Um Mitternacht schien da« Stadtviertel, in dem da« Volkrhau« liegt, in voller Revolution zu sein. Man hatte dort die Schienen der Straßenbahn lo«gelöst und eine Barrikade vor dem VolkShausc errichtet. Nach wiederholten Bemühungen gelang e« der Polizei, die Straßen und da« VolkShauS, in welche« sich Viele geflüchtet hatten, zu säubern. Um l Ilhr früh schien die Ruhe wieder- hergcstellt zu sein. Bei der Wiederherstellung der Ordnung vor dem VolkShausc wurde die Polizei durch Gendarmerie und Jäger kompanien der Bürgcrgardc unterstützt. Als der Befehl gegeben worden war, das VolkShauS mit Gewalt zu säubern, erboten sich Führer der Sozialisten, die« auf friedlichem Wege zu bewirken. Gleich darauf herrschte auch wieder Ruhe. kDic klerikalen und liberalen Blätter wenden sich mit Empörung gegen die unwür digen Ausschreitungen der letzten Tage. — Bei den Zusammen stößen wurden drei Polizcibeamtc verwundet und eine große An zahl von Verhaftungen vorgenommen, welche sämmtlich aufrecht erhalten blieben. Am Freitag war der Schauplatz der Unruhen in die Kammer verlegt. Die Regierung trat mit der Forderung aus, zuerst die provisorischen Kredite zu bewilligen, worunter sich 100 Millionen für öffentliche Bauten befinden, um dann erst an die Revision der Verfassung heranzutreten. Die Sozialisten vermutheten den Plan, nach Bewilligung der provisorischen sieben Zwölftel die Kammer nach Hause zu schicken. Hierüber entstanden heftige Sturmszencn, die von 4 bi« '/,7 llhr andauerten. Die Sozia listen benutzten die Vorgänge, um zum Fenster hinaus an die zum allgemeinen Ausstand geneigten Arbeiter VolkSreten zu halten. Sie beschworen die Regierung und die Rechte, sich die Größe ihrer Verantwortlichkeit zu überlegen. Vander Velde hielt eine lange pathetische Rede über die Nothwcndigkcit, gerade in gegenwärtiger schwieriger Lage da« Parlament versammelt zu halten. In den Jahren 1893 und 1899 sei durch den Einfluß de« Parlaments die Revolution verhindert worden. Mitglieder der Rechten unterbrachen den Redner und andere Sozialisten in einer herausfordernden Weise, welche beweist, daß die Rechte ent schlossen ist, der Opposition die Stirne zu bieten. Ihre Zurufe veranlaßten ein zweimalige« Heruntersteigen der gelammten So zialisten vor die Ministerbank und die Rechte. Der Sozialist Eavrot faßte den Klerikalen Hoyoi« an, sie umstellten die Minister bank und wollten die Präsivcntcntribünc erklettern. Thätlichkcitcn wurden nur durch 20 Saaldicncr verhindert. Die Erregung war unbeschreiblich. Zum Schluß begaben sich die Sozialisten zum Volkshause, gefolgt von einer großen Volksmenge. Trotz Polizeiverbots wurden Volksversammlungen unter freiem Himmel angesagt. Tagesgeschichte. — Deutschland. In maßgebenden RcichStagSkreiscn wird der Meinung Ausdruck gegeben, daß die Vertagung des Reichstags bereit» Mitte Mai erfolgen werde. Ein fester Beschluß der verbündeten Regierungen ist zwar in dieser Richtung noch nicht gefaßt worden, dürste aber in diesem Sinne auSfallcn. Je früher der Reichstag vertagt wird, um so eingehender kann die Zolltariskommission ihre Arbeiten fördern. E« hat sich schon in dieser Woche gezeigt, daß die Berathungcn des Zolltarifs schneller vorwärts kommen, sobald mehr Zeit an jedem Tage der Kommission zu Gebote steh». Mit der frühzeitigen Vertagung de« Reichstag» würden freilich wichtige Vorlagen unerledigt bleiben. — Berlin, l2. April. Auf Grund zuverlässiger Mit- «Heilungen über die Unterredung de« Grafen Bülow in Venedig und Wien darf angenommen werden, daß derDrcibund er neuert werden wird. Was die Erneuerung der Han delsverträge betrifft, so wird angenommen, daß aus der Grund lage de» von den verbündeten Regierungen im Reichstage ein gebrachten Zolltarif-Entwurf« der Abschluß neuer Handelsverträge erfolgen kann. Die wirthschaftlichen Fragen sind jedoch dem Vernehmen nach in Venedig und Wien noch nicht eingehend er örtert worden. — Der Gumbinner Militärprozeß kommt am 17. d. M. abermal» zur Verhandlung. Wie erinnerlich, war in der letzten Verhandlung am 20. August ». I. Marlen zum Tode vcrurtheilt, Hickel aber sreizesprochcn. Gegen da« llrtheil wurde Revision angemcldet von Seiten de« Angeklagten Marten bezw.