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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 13.03.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-03-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190203139
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19020313
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19020313
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1902
-
Monat
1902-03
- Tag 1902-03-13
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Monat
1902-03
-
Jahr
1902
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sichtigung der Crampswerft. — Am Dienstag Nachmittag hat Prinz Heinrich auf dem Schnelldampfer „Deutschland" die Rück reise nach Deutschland angetreten. — Südafrika. Ein sonderbare» Streislicht auf die Haltung der „I m p c r i a l - A e o m a n r y" im Felde wirst eine im Londoner Untcrhanse gestellte Anfrage über eine Ab teilung dieser Elite-Truppen, die fünffach höher bezahlt werden, al» die reguläre Armee. Wie e» sich herau»stellt, standen sie dreimal den Buren im Feuer gegenüber und ließen sich ebenso ost gefangen nehmen. JedeSmat wurden sic unter Zurücklassung ihrer Gewehre, Patronen, Uniformen, Stiefel und was sie sonst noch Tragbares an sich hatten, barfuß und in alten Burenhemden mit der freundlichen Einladung ins britische Lager zurück geschickt, bald wicderzukommen. Jeder Lseoman kostete somit bereit» die dreimalige neue Ausrüstung, und da die Abtheilung >50 Mann zählt, so verhalf sie den Buren bereit» zu 45t) neuen Gewehren und Khaki-llnisormeu, etwa 2t) (XX) Patronen und anderen wün- schcnswerthen Dingen. Aus Befehl Lord Kitchcner» wurden diese „tapperen Landsoldaten" nicht wieder bewaffnet und befinden sich nun schon seit einigen Wochen weit hinter der GesechtSlinic, auf einer Kopse im Lager. Der Interpellant wollte wissen, ob diese „Ausflügler in Afrika" für die ihnen zugewiescne Rolle noch immer mit einem Solde von 5 Schillingen pro Mann und Tag ent- oder belohnt werden, worauf jedoch der Kriegsminister die Antwort schuldig blieb. — Ehina. Tungfuhsiaug gehört zu den chinesischen Würdenträgern, dessen Hinrichtung die vereinigten Mächte als Sühne folterten und der auch angeblich hingerichtet worden war. DaS muß aber nicht gründlich geschehen sein, denn er lebt noch und macht wieder von sich reden. Er hat ein stattliches Heer um sich gesammelt und will dasselbe trotz gütlichen Zuredens der Kaiserin Witlwc nicht entlassen. Er fühle sich, so ließ er sagen, inmitten seiner (aus Mohammedanern bestehenden» Armee sicherer. Der chinesische Hof befürchtet, daß der General zur Plünderung übergehen wird, wenn ihm andere Mittel zur Unterhaltung seiner Armee ausgehen, und daß dies zu einem Aufstand führen könne. Localr und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. < Eingesandt.) Da« am Jomuag, den !). März von der Gesellschaft „Homilia" veranstaltete Eoneert zu Gunsten hiesiger Kochschulc war durch die Fürsorge obengenannter Gesellschaft zu einem genußreichen Abend erster Klasse geworden. Die wirklich großartigen theatralischen Aufführungen sind von nur guten Kräften gegeben worden. Den geehrten Damen, so wie den Herren einzeln ein Lob auSzusprechcn, würde hier zu weit führen, nur sei erwähnt, daß jeder Spieler sich seiner Rotte zur größten Zufriedenheit aller Anwesenden entledigte. Vor Allem bildete die Aufführung der „Fuchsfalle" die Krone deS Abends. Die natürliche Wiedergabe der Rollen steigerten den Erfolg zu einem förmlichen Beifallssturm. Uni io mehr ist cS zu bedauern, daß da« so herrlich verlaufene Eoneert etwas schwach besucht war, wozu das ungünstige Wetter viel beigelragen haben mag. Da der Verein zum ersten Mal an die Ocfsent- lichkcit getreten ist, wird wohl auch die Ursache des schwachen Besuches darin zu suchen sein, daß die Leistungen der Gesellschaft noch nicht genügend bekannt waren. Daß die Gesellschaft „Ho milia" recht bald wieder einen derartigen Abend veranstalten und guten Erfolg haben möge, wünschen Mehrere C o n c e r t b e s u ck> o r. — Dresden, l). März. Der Umbau der AugustuS- brückc soll noch in diesem Jahre begonnen werden, und zwar stehen für den Umbau des monumentalen, Jahrhunderte alten Verbindungsweges zwischen der Alt--und der Neustadl gegen wärtig weit über 3 Millionen Mark zur Verfügung. Diese an sehnliche Sumine hat sich nach und nach durch die Zollcinnahmen auf der Brücke seil dem Jahre l8V> angcsammclt und bildete den unter der Verwaltung de« Rathcs zu Dresden stehenden Auguftusbrücken - Baufonds. Bei der Begründung wurde dieser ansehnliche Fonds zur Unterhaltung des Unterbaues der Brücke und zur Ansammlung der Mittel für den Neubau derselben ge bildet. 'Nebenher besteht auch neck das sogenannte Augustus- brückenamt, dessen Ursprungsjahr jedoch nicht mehr zu ermitteln ist und welches am Schlüsse de« Jahre« 1900 über ein eigene« Vermögen von 275291 Mark verfügte. Auch dieser Fond« ist zur Erhaltung der AugustuSbrücke und zur Gewährung von Besold ungen und Deputaten an Geistliche, Lehrer und Kirchendiener be stimmt. Der Umbau dieser ältesten Dresdner Elbbrücke, deren gewaltige wuchtige Formen sich dem Dresdner Stadtbilvc har monisch cinfügcn, wird in hiesigen künstlerischen Kreisen lebhaft bedauert, doch bildet die Brücke infolge ihrer engen Bogen ein gefährliches Hiudcrniß für die Elbschifffahrt und oft gelingt cS nur mit größter Mühe, die mächtigen Elbdampfer und Zillen, ohne daß dieselben Schaden nehmen, durch die Brückenbogen hindurch zu bugsiren. Die Entstehung der Brücke läßt sich nicht mehr genau fcftstcllen, Loch wird der steinernen Brücke in Dres den urkundlich zum ersten Male 1287 gedacht. Ferner liest man in einem Begnadigungsbrief des Markgrafen Friedrich vom Jahre 13 U, daß dcni Brückenamle zur Erhaltung, AuSbauung und Ausbesserung der steinernen Elbbrücke (lltpiäei pontis) ver schiedene Einkünfte von den Dörfern Lockwitz, Proles, Panewitz (Pannewitz) und Grumbach zugewendel werden sollen. Die Brücke bestand damals zwar aus steinernen Pfeilern, aber diese waren nicht durch geschlossene Bogen oder Wölbungen, sondern durch hölzernes Hänge- oder Sprcngwerk mit einander verbunden. Durch eine Hochfluth im Jahre >318 wurden mehrere Pfeiler dieser oben steinernen Elbbrücke bedeutend beschädigt und im folgenden Jahre machte man, um ähnlichen Gefahren kräftigen Widerstand zu bieten, den Anfang zum vollständigen steinernen Ausbau der Brücke und zur Verbindung der Pfeiler durch starke Gewölbe und Bogen. Da aber die Kosten des Baues, der ganz aus Pirnaischem Sandstein ausgeführt werden sollte, zu bedeutend waren, so wendete man sich auf Veranlassung ve« LandeSsürsten an den Papst Johann XXII. mit dein Gesuch um einen vierzig tägigen Ablaß. ES folgte hierauf jener von Avignon au« datirte und im Namen des damals kranken Papste« von verschiedenen Kardinälen und Bischöfen auSgefenigte Ablaß (vom September 1319), worin „damit die Vollbringung de« Brückenbaues über den Elbfluß zum allgemeinen Nutzen der darüber reisenden Per sonen durch der Gläubigen frommen Almosen unterstützt werde", nicht bloß denjenigen, welche al» bußfertige Wallfahrer und Beter zum Kreuzfeste und zum Feste Johanni» de» Täufer», der Kirchweih und deren Octaven die Kirche zum dciligen Kreuz besuchen und dieselbe in ihrer letzten Stunde bedenken würden u. s. w., sondern namentlich auch denjenigen, die zur Reparirung, AuSbauung und Verbesserung der Brücke behilflich lein oder da» fromme Werk der Wiederherstellung derselben durch Wort und Thai wirksam fördern würden, die öffentliche Buße während der vieizigtägigen Fastenzeit erlassen ward. Diese bochintcressante Urkunde befindet sich heute noch im Original im Königl. Haupt- staat-arckiv zu Dresden. — Dresden, 10. März. Beim Neubau de» Pulvcr- laboratoriumS in der Albertstadt stürzte ein Theil de» GebäudeS ein. Zwei Manu wurden gctödet, einer schwer und zwei leicht verletzt. — Chemnitz, 10. März. Der kürzlich verstorbene Kom- mcrzienrath Eugen Esche hat, wie das „Chemnitzer Tageblatt" berichtet, durch lctztwillige Verfügung ein Kapital von 300 (XX) M. zur Errichtung einer unter der Verwaltung der Stadt Chemnitz stehenden Stiftung angewiesen mit der Bestimmung, daß dieser Betrag zur Errichtung und Unterhaltung von Häusern verwendet werde, in denen würdigen und alten bedürftigen Leuten Wohnung und Unterhalt zu gewähre» sind. In erster Linie sollen frühere Arbeiter und Arbeiterinnen der Firma M. S. Esche berücksichtigt werden. — Werdau, 10. März. Wie noch erinnerlich sein wird, wurden Anfang Januar in der Nähe de» Nordbahnhofe« Schwellen über die Schienen gelegt. Der Verdacht der Thäterschast fiel damals auf den Streckenarbeiter, der die Schwellen auf den Schienen entdeckt hatte. Die damals eingeleitete gerichtliche Untersuchung gegen den Streckenarbeiter hat, wie jetzt das Wer dauer Amtsblatt mittheilt, irgendwelche Anhaltspunkte zur Auf rechterhaltung de» Verdacht« nicht gegeben. Vielmehr hat e» den Anschein, daß der Streckenarbeiter unschuldigerweise zur Untersuchung gezogen worden ist. — Oberreichenbach. Die gerichtliche Sektion der am Freitag früh ini Wasscrgrabuugsschacht todt ausgefundenen Frauensperson ergab, daß dieselbe beim Sturz in den fast 15 Meter tiefen Schacht zuerst niit den Füßen auftraf, infolgedessen sic schwere innere Verletzungen erlitt und Herzlähmung eintrat. ES dürste sich also um einen UnglückSsall, und nicht um ein Verbrechen handeln. Die Tobte ist al« eine Arbeiterin Meier aus Adorf erkannt worden. Amtliche Mittheilungen über die Hitzung des Hcmeinderaths Schönheide voin 5. März >902. 1) Auf eine diesbezügliche Anfrage der Königlichen Amtshauptmannschaft soll berichtet werden, daß es erforderlich erscheint, den vom Webersberg aus durch den Wald nacb Umerüützengrün führenden Fußweg als einen öffentlichen zu erkläre«, und daß gegen eine etwaige Einziehung des beim schwarzen Teich abüveigenden, in der Richtung nach Neidhardtsthal führenden ^Fahrwegs als öffentlichen von hier aus Bedenken nicht zu ungsweise geneigt. 3) Die Rechnung des Elektrizitätswerk-Eontos wird, da bei der erfolgten Prüfung Erinnerungen nicht zu erheben gewesen sind, als richtig erkannt. 4) Anläßlich des Tuchscheerer'schen Fabrikneubaues an der sogen. Brauhaus gaffe macht sicl' auf eine Strecke von ca. 130 Meter die Verlegung der elektrischen Leitung nöthig. Dem diesfallsigen Vorschläge wird zugestimmt. Wegen der Kosten der Ausführung werden die näheren Verhandlungen dem Bauausschuß übertragen. 5) Mit Abänderung des die Prüfung der Elektrizitätszähler betreffenden H K der Bedingungen über die Lieferung elektrischen Stromes ist der Ge ineinderath einverstanden. Eine hierbei aus der Mitte des Collegiums Pächterin des Elektrizitätswerkes nach 8 1 Nr. 10 Abs. 2 des mit ihr abgeschlossenen Vertrags verpflichtet sei, alle diejenigen Arbeiten, welche aus Anlaß der Umwandelung des Werks in eine Gleichstromanlage zur Umänderung der Hausanschlüsse erforderlich seien, auf ihre Kosten vor zunehmen und daß von dieser Bestimmung, diejenigen Hausanschlüsse nicht ausgenommen seien, welche hiesige Stromkonsunienten seiner Zeit von anderen Installateuren hätten ausführen lassen. 6) Dem Neubau eines Armenhauses soll erst näher getreten werden, nach dem die Königliche Brandversicherungskammer die zunächst noch nachzu suchende Genehmigung zur Mitverwendung der Brandschädenvergütungs gelder für das abgebrannte vormals Rosenyauersche Haus genehmigt übertragen waren, beschließt man zur Abwechselung für 1002 durch Hrn. Baumeister Unger ausführen zu lassen. Hierauf kommen 8) in nichtöffentlicher Sitzung die Reklamationen gegen die Abschätzung zu den diesjährigen Gemeiadeanlagen und 9) eine Sj. arkaffenangelegenheit zur Erledigung. M'echten und Mmorrtzoidcn. Von Oe. nwä. N. Nossen. Wer kemtt sic nicht, diese böse» Gäste: Flechte» mW Hämorrhoide» (5s qiebt mir wenig erwachsene Menschen, die nicht das eine oder andere dieser beiden lästigen Leiden ans Erfahrung keimen. Wie verworren waren noch im »er stoffenen Jahrhundert die Ansichten der Aerzte und Laien über diese beiden Krankheiten. Heute weiß man, daß beide Leiden Blntentmischungskrankhciten sind. Ihre Heil ung muß also von dieser Erkennung aus geleitet werden. Beide Leiden müssen von innen heraus geheilt werden, bloß äußerliche Nüttel helfen da nichts. Das ist beson Vers bei den Flechten zu beachten, die auch heute noch manche Aerzte lind sehr viele Laien durch Salben und Schmicrkuren vertreiben wollen. Unterstützen können solche äußerliche Mittel wohl die Heilung, aber sie können allein sic nicht bewerkstelligen. Das Blut trägt die Schuld, daher muß Vas Blut verbessert werden. Der äußere Ausschlag bei der Flechte ist nur der vom Blure abgelagerte Krankheits stoff, ist die äußere Erscheinung der inneren Krankheit, die so Ausweg und Heilung sucht. Lhatsächlich schwindet man cher Flcchtenausschlag nach längerer oder kürzerer Zeit auch ganz von selbst, ohne irgend eine äußerliche oder innerliche Behandlung. Wenn man den Flcchtenausschlag als eine örtliche Ablagerungsstelle betrachten muß, wo das Blut seine Schärfe oder EntmischunHSstoffe absetzt, so ist es doch leicht verständlich, daß man diese Stelle nicht verstopfen, daß man die Flechte nicht mit Geivalt, also nur durch scharfe, äußer liche Nüttel zurücktreibcn darf. Geschieht das doch, so sucht sich die Flechte eine andere Ablagerungsstelle, sei es außen oder innen. Geschieht aber das Letztere, werden innere Or gane mit dem Ausscheidungsgift getränkt, so können die ge jährlichsten Krankheiten entstehen, wie Nierenleiden, Tuber kulose, Gehirnleidcn, Augenleiden bis zur Blindheit. Also niemals eine Flechte mit Gewalt vertreiben, selbst wenn sic im Gesichte, an den Händen ober sonst einem sichtbaren Kör perthcil sich befindet. Kann inan den Ausschlag durch un schuldige Mittel wie fleißiges Baden entfernen, so schadet es nichts. Gute Hautpflege heilt oft allein den lästigen Ausschlag, dann nimmt das Gift wohl in Gasform den Austritt oder wird wenigstens durch Vic vermehrte Hautausdünstung mit gerissen. Die gänzliche Heilung der Krankheit hängt von der Entstchungsursache ab, die skrofulöser, hämorrhoivalischer, gich tiger und syphilitischer Art sein kann. Die Entstehung« Ursache kann nur ein tüchtiger Arzt ergründen und behandeln. Die vielerlei Flechkenarte» hier zu behandeln hat keinen Zweck. Ei» charakteristisches Kennzeichen jeder Flechtcnart ist das lästige Zucken. Dieses Zucken kann ungestraft durch tägliches Baden, sei es mit lauem Wasser oder Kleicnwasser oder Malvcnthec gelinde« werden. Früher kannte inan eine Menge von Flechtcnthees, Vie auch eine gute Wirkung erzielten, wahr scheinlich durch das viele Wafferrrinken. Unschuldige Thee sortcn, wie den Holzthee der Apotheke, kann man stets trinken. den» auf alle Fälle hat das Wasser eine heilende Kcast. Sind die Skrofeln in der Mehrzahl die Krankheit der arme» Leute, so sind dafür die Flechten und Hämorrhoiden über wiegend die Plagen der reichen Leute. Solange aber der Reichthum täglich Bier, Wein oder Cognac als nothwendige Nahrungsmittel betrachtet, so lange wird er von Flechten und Hämorrhoiden gequält sein. Heilung ist nur möglich, wenn reines, gutes Blut durch die Abern fließt. Und es ist gar nicht so schwer für die Mehrzahl der Menschen, sich solches zu verschaffen; sie brauchen sich nur der Natur wieder zu näher»; sie branchen nur naturgemäß zu lebe», vor allen Dingen nicht mehr essen nnd trinken als sie nöthig haben, so kommt das gejunde, heilende Blut von selbst, denn die Naturhcilkraft im menschlichen Körper ist etwas Wunderbares. Man braucht ihr nur wenig entgcgenzukoinmen und gleich zeigt sic ihre Wunderkrast. So lange aber Ueberstuß und Armuth den menschlichen Organismus schwächen, so lange ist an eine genügende Blutverbesserung nicht zu denken. Die Hämorrhoiden bestehen in sackartigen Erweiterungen der Mastdarm-Blutabcrii und der benachbarte» Bene». Die Hämorrhoiden heißen fließende, wenn infolge Zerreißung von Gefäßen Blut abfließt. Blinde Hämorrhoiden sind solche, wo nur sackartige Erweiterungen vorhanden sind, und kein Btur abflicßt. Schleimhämorrhoiden trete» auf, wenn gleich zeitig ein vorhandener Katarrh schleimig-eitrige Absonderungen bewirkt. Die Hämorrhoiden sind eine uralte Krankheit, die den alten Römern und Griechen schon unter dem Namen „goldene Ader" bekannt war. Sie hielten sogar daraus, diese „goldcswerthe Blutung" im Gang zu halten genau wie noch heute viele unaufgeklärte Leute. Die Hämorrhoidcnkraukheit entwickelt sich wie alle Blut enrmischungskrankheiten mir sehr langsam im Organismus. Sic beruht auf einem llebermaßc von Kohlenstoff im Blute, also auf mangelndem Stoffwechsel, dessen Folgen sich beson dcrs in den Blutgefäßen des Unterleibes, namentlich der Pfortader, die das dunkle Blut in die Leber zu Gallcnabson dernng leidet, kundgcben. Flechten und Hämorrhoidal Anla gen sind erblich, doch werden sie meist nur durch verkehrte Lebensweise ausgebildet. Hämorrhoiden können leichter durch eigene Schuld erworben werden als Flechten. Geheilt können die Hämorrhoiden nur werden, wenn man die Lebensweise gründlich ändert, wenn man also das Blut verbessert und durch viel Bewegung in freier Luft und durch reichliches Wasscrtrinkcn den Pfortader Blutlauf in Ord nung hält. Gegen örtliche Beschwerden, ivic Zucken und Schmerzen, können wie bei den Flechten lauwarme Bäder oder auch lindernde Salben in Anwendung gebracht werden. "Nur bei sehr großen Beschwerden oder Schmerzen dürfen Blutegel in 'Anwendung kommen. Klysticre und Abführmittel bringen auch gleich Linderung. Biele Hämorrhoidarier liebe» drastische Abführmittel, wie Aloe. Zalappe und dergleichen. Diese Mittel sind zu verwerfen. Biel Wassertrmken ist das billigste und heilsamste Abführmittel. In Lieöesketten. Novelle von Adolf Kahle. (5. Fortsetzung.: In liefe« ernste« Sinnen versinkend, ritt er weiter; die höfliche Begrüßung seine« Ober-Inspektor« entriß ihn (einen Träumcrenm. Die Wirklichteit machte ihre Ansprüche jetzt wieder an ihn geltend. 'Mehrere seiner Felder waren vom Hagclscklag getroffen; er begleitete seinen Untergebenen sofort zu den be schädigten Stelle» und berielh mit demselben die deshalb zu er greifenden Maßregeln. Der Baron war zu sehr Landwirth und hatte eine zu kräftige Natur, nm nicht in seinen Berufsarbeiten das beste Hilfsmittel gegen die Grübeleien und Zweifel seine» Innern zu finden. Erst gegen nenn Uhr kehrte er nach Hanse zurück. Er sah kein Licht in der Veranda und auch die Zimmer Frau Lützens waren dunkel. War sie am Ende schon zur Ruhe gegangen? Da« wäre fatal. Hatte er doch die Dame deS Hauses noch gar nicht von ocm morgen zu erwartenden Besuche unterrichtet. Er mußte sich einer große» 'Nachlässigkeit gegen Frau von Lützen anschuldigen, da dieselbe noch unbekannt mildem großen Hauswesen und eine Vorbereitung sür den Bestick unum gänglich nöthig war. „Wo ist Frau von Lützen ?" fragte der Baron die herbei eilende Lisette mit ungeduldiger Hast. „Ich muß sic sogleich sprechen." „Die gnädige Frau ist im Musikzimmer, Herr Baron," er widerte das Mädchen, „soll ich sie rufen?" Der Baron winkte verneinend mit der Hand, schritt selbst den Korridor hinab, der zu dem bezeichneten Zimmer führte. Da« Musikzimmer nahm die mit einem Erker geschmückte rechte Ecke des großen Gebäudes ein, welche dem Garten zugekehrt war. Der Baron Hane für dasselbe diese abgelegene Lage gewählt, da er nicht lieble, beim Musiziren gehört zu werden. Die vollen Klänge de» Flügels, den er sich kürzlich erst aus der Residenz hatte kommen lassen, drangen zu ihm. Mit künstlerisch geübter Hand hörte er da« Präludium zu einem ihm wohlbekannten Schubcrtscken Liede spielen. Jetzt erhob sich eine tiefe, klangvolle Altstimme. Der Baron blieb überrascht und lauschend stehen, dann aber schlich er leise auf den Zehen näher. Die hohe GlaSthiir stand offen, er konnte in da« matt erleuchtete Zimmer blicken. Vor dem Flügel da« zartgeschnittene Profil ihm zugekehri, saß Frau von Lützen, sie war ganz in die Musik, die sie auSübte. versunken, ihre Äugen leuchteten, ihre Hände flogen leicht und doch sicher über die Tasten. Sie sang: Da« Meer erglänzte weit hinaus Im letzten Abendscheine; Wir sahen am einsamen Fischerhaus, Wir sahen stumm und alleine. Der Nebel stieg, das Wasser schwoll Die Möve flog hin und wieder: Aus deinen Augen liebevoll Fielen die Thränen nieder. Ich sah sie sollen aus deine Hand, Und bin aus« Knie gesunken; Ich hab' von deiner weihen Hand Die Thränen sortgetrunken. Seit jener Stunde verzehrt sich mein Leib. Die Seel- stirbt vor Sehnen; — Mich hat das unglückselige Weib Vergiftet mit ihren Thränen. Mit angchaltcncm Athem lauschte der Baron dem künstlerisch schönen und mit tiefer Empfindung vorgetragencn Gesänge. Welch eine wunderbare, mächtig ergreifende Gluth sprach au» dieser Stimme zu ihm; wie drangen ihm die weichen, vollen Klänge derselben tief in die innerste Seele. Da» Lied war zu Ende, der letzte Ton verklungen; die Sängerin erhob sich langsam und trat in den Erker hinaus. Der Baron stand noch immer bewegungslos aus derselben Stelle mir gebeugtem Haupt, die Hand auf da» Kopfende Herz gepreßt.
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