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.bvi Mittwoch, den 4. August W ^L. 'M.^i Nundschau. Die politische Auslese ist heute ziemlich dürftig, besonders soweit sie den norddeutschen Bund betrifft. Während der Schöpfer desselben auf seinem pommerschen Tusculum Varzin Garben bindet, über läßt er Herrn v. d. Heydt die Sorge, das preußische Staatsministerium zu leiten. Für diesen rheinischen Finanzkünstler hat der Ministerstuhl eine ganz be sondere Annehmlichkeit und so tröstet er sich über seine neunfache Steuer-Niederlage, obgleich man dreist sagen kann, daß etwas Aehnliches in der Finanz geschichte noch nicht vorgekommen ist. Aber was thut dies? Der norddeutsche ConstitutionalismuS ist ein so seltsam Ding, daß trotz aller Niederlagen kein Minister an Niererlegung seines Amtes denkt. Es fehlt ja überdies diesen Herren, wenn sie flugs im offensten Widerspruch mit der öffentlichen Meinung stehen, nicht an servilen Lobpreisen?. Selbst einem System Wühler gegenüber besitzt die „Kreuzzeitung" dir edle Dreistigkeit, zu behaupten: „Das System Mühler ist ein sehr altes, es datirt noch vor der neuen Aera de- Königs Friedrich Wilhelm l., sicher lich von derselben an, und mit ihm steht und fällt der preußische Staat." Diese Behauptung spricht das feudale Imker-Organ in einem Athemzuge aus; wahrlich, so viel Worte, so viel Unwahrheiten. Wer die Geschichte kennt, der weiß, wie der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm l. mit den damaligen Mühler's und Knaks umsprang. Unter seinem Regiment hätte es ein vr. Fournier schwerlich gewagt, von der Lttrundzwanzigker-Jahrgang. Nachbestellungen auf den „fLcdfifehe« Grzähler" mit belletristischer Beilage für die Monate August und September d. I. werden zu 8L Ngr. in der Expedition, sowie durch unsere Boten angenommen. vis LxpsäitLoL äsu „süodsisoLsn LrnäUlsrs". Kanzel herab ein gerichtliches Erkenntniß anzugreW. Friedrich Wilhelm I. sorgte mit redlichem Eifer da- für, die evangelischen Confessionen zu vereinigen, in- dem er den Unterschied zwischen beiden evangelischer Religionen (lutherisch, resormirt) als ein Pfaffen- gezänk characterisirte. In die kirchlichen An gelegenheiten der Katholiken mischte er sich gar nicht und wenn andererseits die Katholiken vom Staats dienste ausgeschlossen waren, so geschah es, weil ^ie sich dem Papst mehr als dem Könige durch den ge leisteten Eid verpflichtet fühlten. „Reinlichkeit, Nütz lichkeit, Sparsamkeit" — das waren die Grundsätze seines Lebens. Wir können nicht finden, daß diese Grundsätze auf das System Mühler passen; allen falls noch der Grundsatz der Sparsamkeit, den hungern den Lehrern und Lehrerwittwen gegenüber. Der österreichische Kaiserstaat warf in ver gangener Woche Licht und Schatten zu uns her über. Beschäftigen wir uns zunächst mit dem Schatten. Die Entdeckung der Scheußlichkeiten, welche in einem Krakauer Nonnenkloster getrieben sind, haben einen unbeschreiblich tiefen Eindruck gemacht. Zwar ist eS nur ein einzelner Fall, aber die lange Dauer, während welcher die unglückliche Nonne von ihren zahlreichen > Schwestern gemißhandelt wurde, ferner die zweifel lose Thatsache, daß dies Verbrechen allen Kloster frauen bekannt war und deshalb auch durch die Beichte zur Kenntniß des Beichtvaters, der Geist lichkeit, bis weiter zu dem höchsten Kirchenfürsten ge langt sein mußte und trotzdem fortgetrieben werden durfte, endlich die offene Erklärung des gegenwärtigen Klosterbeichtvaters, wonach der Krakauer Bischof um alle Vorgänge gewußt und sie gebilligt hat — dies Alles zeigt, daß dieser Einzelne Fall nm ein Symptom ist, welches eine allgemeine Corruption in der katho lischen Kirche offenbart. Aufhebung der Klöster r-ck der Männer-, wie der Frauenklöster — wird von jetzt an als der nothwendigste Schritt zur Reform der katholischen Kirche betrachtet. Die Klöster -moch ten einst zeitgemäß nützlich sein, aber jetzt erfWA selbst die Mönchsorden, welche sich dem Unterricht widmen, ihren Zweck nicht mehr. Dasselbe gilt von Nonnenklöstern, die sich mit Krankenpflege vefaffen, - I18M für.rn- iMMofA»ver-a, Ltolpen und Umaeaend. Amtsblatt des Königlichen Gerichtoamtes und des Sftadtrutheo zu Pischosswerda. 7? Vtch Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwoch» und Sonnabends, «ad koket vierteijährlich ILlj, Slgr'MZ Inserate werden bis DienStag« und Freitag« früh 8 Uhr angenommen. , I