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Czechen halten an den Säulen von Oesterreich. Die in Böhmen und Mähren allgemeine , lungen unter freiem Himmel ab, an welchen sich an geblich an 40—50,000 Menschen betheiligen, die alle die Wiederherstellung der Wenzelskrone fordern. Das große Ereigniß für Norddeutschland ist die Beurlaubung des Grasen Bismark und sein auf mehrere Monate berechneter Aufenthalt in Varzin. Wir schenken gern den Versicherungen der preußischen Regierungspresse Glauben, daß der Gesundheitszustand des Staatsmannes so erschüttert ist, daß ihm eine längere Erholung unentbehrlich geworden. Eigen- thümlich ist aber die Scheidung seiner Geschäfte, welche bei Gelegenheit seines Urlaubs sich vollzieht. Graf Bismark ist nämlich von den Geschäften als preußischer Premier-Minister beurlaubt worden, hin gegen wird er die Bundes-Angelegenheiten nach wie vor leiten. Da zu diesen nicht bloß die Stellung als Bundeskanzler gehört, sondern jetzt auch die ge- sammte Diplomatie und das Ministerium des Aus wärtigen auf den Bund übergegangen ist, so bleibt zwar dem Grafen Bismark seine wesentlichste Thätig- keit noch; aber er sagt sich von den specifisch-preu- ßischen Angelegenheiten los. An seiner Stelle würde jetzt als der älteste College Herr v. d. Heydt ein treten, wenn dieser nicht in's Bad ginge; vielmehr wird der Kriegsminister v. Roon jetzt interimistisch preußischer Premier-Minister werden. Die National- Liberalen sind über diese Scheidung der Dinge in die rosigste Stimmung versetzt. Sie behaupten, Bis mark komme auch zum Landtag nicht nach Berlin, da werde dem Ministerium der Kopf fehlen und es sei in seiner jetzigen Zusammensetzung nicht zu hallen; namentlich würden Graf Eulenburg Und v. Mühler springen müssen. Das letztere ist, möglich, aber ob die Sache besser wird, steht billig zu bezweifeln; denn was wird gewonnen sein, wenn ein paar Minister an ihre Stelle einrücken, welche nicht einen so ver haßten Namen tragen, aber dasselbe System der Re gierung beobachten. Denn daß das System Bis- mark's höchstens nur ein unendlich klügeres, staats- männischeres und zugleich kühneres ist, im Uebrigen aber ganz dasselbe ist, wie das der Herren Mühler und Eulenburg — das kann nur der verkennen, der entweder nicht unter die Oberfläche der Dinge sieht oder der sich mit rosigen Bildern selbst betrügt. stehenden Heeres liegt aver zugleich auch ;em Heu mittel; denn es ist eine arge Täuschung, wenn Marschall Bazaine wähnt, dieses furchtbare Rüstzeug stelle den normalen Zustand eines Staates dar. Denn da die Folge dieser französischen Schlagfertig kell auch die unverminderte Kriegsbereitschaft der unsrigen ist, die unsere aber wieder die der Fran zosen steigert, so werden beide Völker so sehr mit Lasten und neuen Steuern heimgesucht werden müssen, daß sie endlich selbst ihren Bedrängern sagen: Nein, so geht das nicht weiter! Wer sollte von den Marschällen Frankreichs und Preußens erwarten, daß sie ihrem Ehrgeiz Zügel anlegen werden? Sie werden mit immer größeren Anforderungen an die Steuerkrast ihrer Bürger kommen und so lange diese noch Etwas haben, werden jene auf den Besitz dieses Gutes speculireu. Die Rede Bazaine's ist daher auch für uns Deutsche von hoher Bedeutung, denn sie wird es erklären, wenn von Seite Preußens im nächsten Reichstag mit dürren Worten erklärt werden wird: Gegenüber den Rüstungen Frankreichs müssen auch wir jeden Augenblick kampfbereit da stehen. — Der gesetzgebende Körper von Frankreich hat inzwischen über 130 Wahlen geprüft und für gillig erklärt. In den Abtheilungen sind 230 Man date für gillig erklärt worden. Der Pamphletist Rochefort ist als Candidat für die nächsten Wahlen nun definitiv unmöglich gemacht worden. Man hat ihn angeschuldigt, seine „Laterne" selbst nach Frankreich eingeschmuggelt zu haben; er wurde iu contumaciam zu dreijährigem Gesängniß verurtheilt und hat somit die zu einem Abgeordneten nöthige Unbescholtenheit verloren. Rochefort übrigens bezeichnet das Verbrechen, das ihm zur Last gelegt worden ist, als ein Bubenstück der Polizei. Spanien hat zwar eine Regentschaft, aber auch sie ist schon wieder wacklig geworden. Das Ministerium ist in seiner jetzigen Zusammensetzung nicht zu halten; nun bleiben zwar die Säulen des selben, Prim, der die Armee, und Topeto, der die Flotte hat, stehen, aber bei der Abneigung der Re publikaner, für einen der ihrigen ein Portefeuille in Anspruch zu nehmen, bei der immer mehr wachsen den Stärke dieser Partei werden die künftigen Minister nur Strohpuppen sein. In Andalusien Hausen einige Banden, welche man Seitms der Re gierung als Räuberbanden bezeichnet, die aber eine verzweifelte Aehnlichkeit mit Carlisten und politischen Parteien überhaupt zu haben scheinen. Oesterreich kommt, was den Hader seiner Völkerschaften anlangt, noch lange nicht zur Ruhe. Jetzt rumoren die Polen. Nachdem dieselben hundert Mal mit ihrem Austritt aus dem Reichsrath gedroht und nie ihre Drohung ausgeführt haben, haben sie jetzt in Lemberg vor ihren Wählern einen Rechen schaftsbericht über ihre Thätigkeit erstattet. Diese haben aber von ihnen die Niederlegung ihrer Man date gefordert. Die Polen sind und bleiben einmal die unglücklichsten Politiker der Welt. Statt ein starkes Oesterreich zu fördern, das der beste Wall gegen die Tyrannei der Russen ist, die — beiläufig bemerkt — auch jetzt die deutschen Ostsee-Provinzen auf das Niederträchtigste brutalisiren, um sie russisch Sachsen. Bischofswerda, 5. Juli. Zur Wieder besetzung des durch Versetzung des Herrn Diac. A. Otto vacant gewordenen Discounts sind vom Stadt rath zwei Bewerber zu Gastpredigern erwählt worden und zwar Herr Pastor Hilliger in Crostau und Herr Land. Oberlehrer Schubert allhier. — Der an hie siger 2. Bürgerschule zetther angestellte Hilfslehrer Herr Benade geht den 1. August d. I. als Elementar- Lehrer nach Strehla an der Elbe und ist daher abermals eine Lehrerstelle vacant. 1 Burkau, 5. Juli. Heute wurde durch einen Chaussvwärter in der zwischen Burkau und Ram menau grenzenden Waldung ein schon in Verwesung