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m für i» 1869. Mittwoch, den L8. Juni. W -t- 8 l, s- !l e e t Rundschau. Die Spritzwellen schlugen in der letzten Zeit immer höher um das kaiserliche Schiff Napoleons, die Mövm und die Course gingen immer tiefer. Was den ersten Abend Lärm war, wurde den zweiten Aufftand und am dritten beinahe Revolte. Dazu her Umstand, daß die Pariser seit 1851 keinen Straßenauflauf kennen. Jeder derartige Tumult übt auf sie den Reiz der Neuheit aus, Hundert tausend Neugierige finden sich ein, um zu sehen, ob was passiren wird. Inzwischen sind solche Aufläufe keinerlei Acte politischer Bedeutung, keineswegs der Anfang einer Revolution. Dies wird folgender un befangener Bericht bestätigen: Die Physiognomie des Boulevard Montmartre, welchen die Demonstranten zu ihrem'Hauptquartier ausersehen zu haben scheinen, hatte insofern nichts Bedrohliches, als man auf den ! ersten Blick sich überzeugen konnte, daß die große Mehrheit des Publikums aus Spaziergängern und Neugierigen bestand: die Blouse war fast nirgends sichtbar und von politischer Leidenschaft kaum etwas zu erkennen. Da indeß die Menge immer mehr anschwoll, auch hier und da wieder die Rufe: Vive Rochefort! oder eine Strophe der Marseillaise sich vernehmen ließen, so schlossen sich kurz nach 10 Uhr die Cafes und Läden und bald nahmen auch Ge schwader von Stadtsergeanten an der Eckedes Boulevard und des Faubourg Montmartre Posto, um die Cir- culation aufrecht zu erhalten, auch von Zeit zu Zeit eine allzu compacte Gruppe in die benachbarten Straßen zurückzudrängen. Um Mitternacht kam eine Abteilung Cavallerie herangesprengt und nahm an diesem Kreuzwege Stellung, so daß Niemand mehr zwischen der? Boulevards Montmartre und Poiffonniere verehren und Fußgänger und Fuhr werke den Umweg durch Seitenstraßen nehmen mußten. Ein Conflict hat nirgends stattgefunden. In dem Arbeiterviertel Belleville mußte die Polizei schon bei embrecheuder Dunkelheit gegen die Aufläufe ein schreiten; auf dem Boulevard Belleville und in dem Faubourg du Demple wurden alle Gaslaternen ein« M ZeiwngS-Siosk in Brand gesteckt unp Limmdzwanzigster Jahrgang. das Cafe de l'Jndependance ausgeplündert. Um 11^ Uhr war dort, nachdem die Polizei zahlreiche Verhaftungen vorgenommen hatte, die Ruhe wieder hergestellt, desgleichen auf dem Bastille-Platze, wo ähnliche Tumulte stattgefunden batten. In der an Belleville grenzenden Vorstadt Menilmontant wurden auf dem Marktplatze die Eisenstäbe auSgerissen und die Polizei belegte dort einen schmutzigen Fetzen mit Beschlag, welcher, wie die Alarmisten behaupten, eine rothe Fahne vorstellen sollte. Dies dürfte so ziemlich die Geschichte der Begebenheiten sein. Der Hergang war bisher beständig der nämliche. Zu sammenrottungen, mehr oder minder taktvolles Ein schreiten der Polizei und der bewaffneten Macht, Verhaftungen und kein Conflict; in den Arbeiter vierteln allenfalls noch einige Verwüstungen von Privat-Eigenthum als Zugabe. So sah es am ersten Tage aus, am zweiten Tage machte das Kaiserpaar den Ausflug zu Wagen durch die Stadt, ohne Es korte, und wurde von der Bevölkerung freundlich ausgenommen. Man rief „Wir wollen Ruhe und Ordnung". Inzwischen wiederholten sich des Nachts darauf die Zusammenrottungen der Art, daß Cg- vallerie aufgeboten werden mußte. Es wurden über 200 Personen verhaftet, darunter auch mehrere Re dakteure von revolutionären Zeitungen. Inzwischen erfolgte eine Verordnung des Polizei-Präsidiums, welche au dm Ordnungssinn aller „guten Bürger" appellirte und in der Stacht zum Sonnabend warm die Ruhestörungen weniger ernster Natur, obwohl eine Masse Verhaftungen vorgenommen wurdeL Man schätzt die Zahl der Verhafteten auf 600, zü denen jedoch viele Unbetheiligte zu rechnen sind. Die Bewohner mehrerer Vorstädte bewaffneten sich mit Stöcken, verfolgten die Lärmenden und nahmen stthst Verhaftungen vor. Wir glauben, daß sich allmälig nun die Ruhe wieder Herstellen wird, ebenso wie in den Provinzm, wo es allerdings auch in einigen größeren Städten zu Tumulten gekommen ist. Der - Pariser hat durch die Stichwahlen bewiest», daß er entschieden der Pöbelherrschaft abhold istmld.dk ge ringe Unterstützung, welche die mit ehernen Brech stangen gegen fremdes Sigenthmn losgehenden Blouseu- manner bei der Bürgerschaft fand, zeigh, daß dir W Bischofswerda, Stolpen und UmgegendD - E Amtsblatt Les Königlichen Gerichtsamtes und -es SstaLtrathcs zu Aischofswerbn. - - Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich zwei Mal, Mittwochs und Sonnabends, und kostet vierteljährlich 12'j, Rge Inserate werden bis Dienstag« und Freitag- früh 8 Uhr angenommen.