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Amts- inid AiUWbktt für den «bonucmrnt viertelj. 1 M20 Pf. einschlichl des »Jllustr. UnterhaltungSbl." u. der Humor. Beilage »Seifen blasen* in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen ReichSpostanstalten. Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. — bl). Jahrgang. - - Vrscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. JnsertionSpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Dienstag, den 20. Januar ISO» Oessentliche Sitzung des Bezirksausschusses zu Schwarzenberg Montag, den 26. Januar 19V3, von nachmittags 3 Mr an im Verhandlungssaale der unterzeichneten Amtshauptmannschaft. Schwarzenberg, am 16. Januar 1903. Königliche Amtshauptmannschast. I. V.: Str. Jani, Bezirksassessor. K. Lateinschule Eibenstock. Anmeldungen von Schülern zur Aufnahme Ostern 181)3 werden baldigst an Herrn Lateinschulleiter Pastor Brinckmann hier erbeten. Für Schüler, welche den Unterricht in Latein und Griechisch entbehren können, tritt der Unterricht in englischer und französischer Sprache ein. Eibenstock, den 19. Januar 1903. Der Vorstand des Lateinschulvereins. Hefte. Die Bewegung der Bevölkerung im 19. Jahrhundert. Da- Kaiserliche Statistische Amt Hal im Anschluß an die Ergebnisse der letzten deuischen Volkszählung die Bewegung der Bevölkerung in den wichtigsten Kulturstaaten während de« 19. Jahrhundert« bearbeitet. Für die wirtschaftspolitische Forschung ist damit schätzbare« Material geliefert worden. Denn die Be völkerung ist die Grundlage der Volkswirtschaft; erst die Be völkerung erweckt da« wirtschaftliche Leben in toten Gegenden und macht die WirtschaftSgüter nutzbar, nm sie drehen sich Er zeugung, Umlauf, Verteilung und Verbrauch der Güter. Von der Größe, Dichtigkeit, Befähigung und Kultur der Bevölkerung hängen die Wirtschaftsform, die Volkskraft und damit die Macht eine» Gemeinwesen« in erster Linie ab. Fast in allen zivilisierten Ländern ist die Bevölkerung schnell gewachsen. In Europa hat sich während de« 19. Jahrhundert« die Einwohnerzahl von 17b auf 37b Millionen, in den Ver einigten Staaten von Amerika von 5 aus 76 Millionen Menschen vermehrt. Da« Maß, in dem die einzelnen Länder an dieser Entwicklung teilgenommen haben, ist freilich verschieden. Frank reich, da« zu Beginn de» Jahrhundert« da« wirtschaftlich und politisch mächtigste Land der Erde war, zählte damals eine Be völkerung von über 27 Millionen, während auf dem politisch zer splitterten Gebiete de« heutigen Deutschen Reiche« nur 24 Mil lionen Menschen wohnten, und Großbritannien und Irland nur 16, Italien ebenfalls 16, Oesterreich >3 Millionen Einwohner hatten. Nachdem dagegen inzwischen die Vorherrschaft Frankreichs an andre Staaten übergegangen war, sah da« Ende de« Jahrhunderts auch feine Volkszahl mit 38 Millionen erst an sechster Stelle unter den Großmächten, hinter Großbritannien und Irland (42 Millionen), Oesterreich-Ungarn (mit 4b Millionen), dem deutschen Reiche (b6 Millionen) und den Vereinigten Staaten von Amerika (76 Millionen) und Rußland <130 Millionen). Auch in den einzelnen Ländern war die Bewegung der Bevölkerung verschieden. Preußen, das jetzt 61 v. H. zur deut schen RclchSbevölkerung stellt, umfaßte beim Beginn des 19. Jahrhunderts nur bb v. H.; seine Vormacht unter den deutschen Staaten hat sich auch seit 1871 in dieser Hinsicht noch gesteigert. Sachsen erhöhte desgleichen seinen Anteil an der Neichsbevölker ung (de« heutigen Gebiete») im Jahrhundert von 4,» auf 7^> v. H. Dagegen ist der Anteil Bayerns fast ständig gesunken, von 14,« aus I I «. H., und ähnlich sind die übrigen großen Bundesstaaten zurückgeblieben. Die Gründe dieser verschiedenen Entwicklung liegen in der beruflichen und zozialen Gliederung de« Volke», in der Mannigfaltigkeit seine» Erwerbsleben», in der verschiedenen Produktivität seiner Arbeit, den Aussichten aus Ge winn u. der Gunst oder Ungunst der LebenS-Berhältnisse. Jedes Gebiet wird dauernd nur soviel Menschen tragen, al» darauf mit lohnender Arbeit versorgt werden können, und je besser, je er giebiger dieser Erwerb ist, umso mehr Menschen wird e» auf nehmen können. Wie in der Bevölkerungs-Zunahme offenbart sich der Zu sammenhang mit der Wirtschaftslage naturgemäß auch in dessen einzelnen Faktoren, nämlich in den Eheschließungen, Geburten, Sterbefällen und Wanderungen. Ihre Häufigkeit bildet brauch bare Gradmesser sür da« Befinden der Nation. Bon allgemeiner Bedeutung Ist der um die Mitte der achtziger Jahre nachhaltig einsetzende Rückgang der Sterblichkeit, der sich in Deutschland stärker al» im Auslände bemerkbar macht und in der Hauptsache durch die Verbesserung der sozialen und gesundheitlichen Ver hältnisse der Bevölkerung, nicht zum wenigsten durch die deutsche Arbeiter-Versicherung und Arbeiterschutz.Gesetzgebung, veranlaßt sein dürfte. Wir sehen hier eine Wirkung der kaiserlichen Für sorge für die Schwachen und Bedrängten, wle sie schöner nicht gedacht werden kann. Der WirtschaftS-Polilik unsrer Regierung Ist e« wohl haupt sächlich zu verdanken, daß In Deutschland da« erfreuliche Wachs tum seiner Bevölkerung namentlich in den letzten Jahrzehnten Hand in Hand ging mit einer noch größeren Zunahme der UnIerhaltungSmittel und einer sozialen Besserstellung der Nation fast in allen, besonder« den unteren Volksschichten. Auch für di« nächste Zukunft ist, dank der Politik de« Schutze» der nationalen Arbeit, eine gleiche Entwicklung der Bevölkerung zu erwarten. Tagesgeschichte. — Deutschland. Man braucht Fürstenbesuche in unserer Zeit keineswegs zu überschätzen, und auch dir in Rußland uns gegenüber vorherrschenden Gesinnungen nicht In zu rosigem Lichte zu sehen, um doch anerkennen zu müssen, daß die deutsch-russischen Beziehungen sich im Laufe der letzten Zeit erheblich weniger ge spannt und freundlicher gestaltet haben, und daß zu diesem er freulichen Ergebnis der nähere Verkehr der Herrscher selbst sehr wesentlich beigctragen hat. In früheren Jahren suchte Zar Nikolaus II., dessen zurückhaltendere» und stillere« Wesen mit dem impulsiven Temperament Kaiser Wilhelm« II. wenig über einstimmt, persönlichen Begegnungen möglichst au« dem Weg zu gehen; e« hat sich Jahre lang eine wohl auch für da» beider seitige Verständnis und politische Einvernehmen nicht ersprießliche, etwas mißtrauische Zurückhaltung de» Zaren gegenüber dem Deutschen Kaiser bemerklich gemacht. Ohne jede Schönfärberei konnte festgestcllt werden, daß bei dem vorjährigen Kaiscrbcsuch vor Reval noch mehr als bei dein vorangegangenen Besuche de« Zaren vor Danzig der letztere in offener, wirklich freundschaft licher Weise sich äußerte, und daß da« Ergebnis der Zusammen kunft ein recht befriedigende» war. Wenn jetzt so bald darauf der deutsche Kronprinz nach Petersburg sährt, so zeugt da« von der Andaucr de« gute« Verhältnisse«, und knüpft hoffentlich das Band noch fester. In diesem Sinne erklärt da» offiziöse »Journal de St. PöterSbourg": »Der deutsche Kronprinz ist am Freitag in Petersburg eingetrossen, wo er Gast de« Kaisers sein wird. Dieser Besuch ist ein neues Kennzeichen der traditionellen FreundschaftSbeziehungcn, welche zwischen den beiden Herrscherfamilien zum größten Wohle der beiden Staaten bestehen." — Mit dem ersten Januar haben bekanntlich die Nickel- zwanzigpfcnnigstücke die Eigenschaft eines gesetzlichen Zahl nuttels verloren. E» sind von ihnen in den letzten Monaten noch ganz beträchtliche Summen au« dem Verkehr gezogen. Man wird annchmen können, daß der noch im Verkehr befindliche Teil der überhaupt zur Ausprägung gelangten (6 Millionen) Nickel- zwanzigpsennigstücke, der gegenwärtig etwa I6"/„ ausmacht, sich noch etwa« verringern wird. Von den übrigen zur Einziehung gelangenden Münzsorten haben in der Zwischenzeit noch die silbernen Zw a nz i gp sen n i g st ü ckc, von denen insgesamt für 36,- Millionen Mark ausgeprägt waren, au« dem Verkehr einen Betrag von etwa 200000 Mk. abgegeben. Sie liefen Ende Oktober 1902 noch in Höhe von 6,r Millionen Mark um und waren Ende Dezember aus 6,s Millionen Mark herabgemin dert. Sie sind demgemäß noch mit I4",„ der ausgeprägten Summe im Verkehr. Bei den letzten zur Einziehung gelangenden Münzsorten, bei den g o l d e n e n F ü n s m a r k st ü cke n, hat sich der noch im Verkehr befindliche Teil nicht geändert. Er be trägt immer noch 3,? Millionen Mark oder von der ganzen zur Ausprägung gelangten Summe in Höhe von 27,» Millionen Mark etwa I3"/y. — In Italien und in Frankreich steht gegenwärtig die Ehescheidung auf der Tagesordnung der Parlamente: in Italien soll sie eingesührt, in Frankreich, wo sie >816 bi« 1884 nicht galt, rcformirt werden. Der italienische Gesetzentwurf ist von der Regierung vorgelegt und enthält nur vier Ehescheidungs gründe: Ehebruch, böswillige« Verlassen, körperliche Mißhandlung oder schwere Ehrenkränkung und endlich Verurteilung eine» Ehe gatten zu zwanzig Jahren Kerker. Andere Ehescheidungsgründe, wie unheilbare Krankheit, unüberwindliche Abneigung, gegen seitige« Einverständnis kennt der Entwurf nicht. Er wird gleich wohl wahrscheinlich scheitern, weil er die heftigste Opposition in klerikalen Kreisen findet. In Frankreich soll da« seit 1884 be stehende Ehescheidungsgesetz nach zwei Richtungen geändert wer den. Es soll die Bestimmung abgeschafft werden, nach welcher, wenn die Ehe w-zen Ehebruch» geschieden wird, die Schuldigen sich nicht heiraten dürfen, und den Ehescheidungsgründen soll ein neuer, da« gegenseitige Einverständni«, hinzugefügt werden. Da« deutsche Bürgerliche Gesetzbuch hat, wie hierzu Justizrat Staub in der ,D. Juristen-Zig." erinnert, die beiderseitige Ein willigung al« Ehescheidungsgrund eben erst abgeschafft. — Oesterreich-Ungarn. Eine Sitzung von 64 stündiger Dauer hat sich da» österreichische Abgeordnetenhau« geleistet. Sie währte von Donners tag mittag bi« Sonnabend abend 6 Uhr, wurde nur einmal auf drei Stunden unterbrochen und hat wohl ihresgleichen nicht In den Annalen de« Parlamentarismus. Auf der Tagesordnung stand zunächst eine große Anzahl DringlichkeitSanträge der ob struierenden Tschechen, bei deren Beratung e» zu wüsten Lärm szenen kam. Am Sonnabend endlich gelang e« dem Präsidenten, den Führer der Obstruktion-Partei zur Zurückziehung der restlichen Dringlichkeitsanträge zu bewegen, wodurch die Tagesordnung frei wurde und da» Hau« die erste Lesung der Brüsseler Zuckcrkon- »ention beginnen konnte. — Schweiz. Wie wir bereit» Sonntag Vorniitlag durch Extrablatt meldeten, hat sich die Kronprinzessin Luise von Sachsen mit Giron am Sonnabend Abend von Genf nach Men tone begeben. Au« welchem Grunde sie diesen Wechsel vorgenommen, ist au« den bctr. Depeschen nicht zu ersehen. Die selben lauten: Genf, 18. Januar. Die Kronprinzessin von Sachsen und Giron haben gestern abend Genf verlassen. Sie begaben sich aus einem Umwege zum Bahnhof und reisten um 7 Uhr 40 Min. ab, ohne ihr Reiseziel bekannt zu geben. In ihrer Begleitung befindet sich eine bisherige Bedienstete ihre« Hotel«. Lyon, 18. Januar. Die Kronprinzessin von Täcksen und Giron trafen gestern abend 10'/, Uhr hier ein und reisten um II Uhr Weiler. Sie begeben sich nach Mentone. — Türkei. Nach Mitteilungen von angeblich gutnnter richteter Seite liegt e« in der Absicht einiger Mächte, an deren Spitze Rußland und Oesterreich Ungarn stehen, nicht nur durch greifende Reformen in Makedonien hcrbeizuführen, sondern auck die gesamten Finanzen der Türkei einer gewissen Kontrolle durch die VertragSmächtc zu unterstellen. Augenblicklich werden in dieser Hinsicht in Konstantinopel Verhandlungen gepflogen, die die türkische Regierung bewegen sollen, dem Vorhaben der Machte entgegenzukommen. Bekanntlich untersteht die cketto >>ui>li,juo bereit« europäischer Aussicht, wa« sich bisher glücklich bewährt hat. Wenn nun die gesamte Finanzvcrwaltung de« türkischen Reiche«, ohne der Souvcränetät de« Sultans nahe zu treten, nach den Grundsätzen geordneter und bewährter finanzieller Wirt schaft den Beistand einer gemischten europäische» Kommission er hielte, so würde die« kräftigend auf den ganzen StaatSkörpcr ein wirken und allmählich eine Gesundung der ungünstigen Finanzlage herbeiführen, die e« der türkischen Regierung auch ermöglickt, ihren Verpflichtungen leichter al« bisher nachzukommcn. — Marokko. Nach einer „Hava«"-Meldung sind vier Kolonnen, von Lenen die eine von Bu Mohamed, die zweite vom Kriegsminister, die dritte von Mulai Mohamed, dem Bruder de« Sultan« befehligt wird, von Fez aufgebrochcn und befinden sich aus dem Marsche nach Tazza. Locale und sächsische Nachrichten. - Eibenstock, 19. Januar. Am 14. dS. Mt«. wurde die hiesige Lateinschule einer unvermuteten und eingehenden Revision durch Herrn Bezirk-schulinspektor l)r. Förster-Schwarzenberg und Herrn Gymnasialrektor Ur. Weinhold-Schneeberg unterzogen. Die Herren haben sich über da« Ergebnis der Revision recht befri cdigt ausgesprochen. — Eibenstock. Wie au« dem Inseratenteile der heutigen Nummer ersichtlich, finden in der Zeit vom 26. Januar bis mit 2. Februar im Hotel Blauer Engel in Aue eine Anzahl Auffüh rungen de« überall mit großem Beifall aufgenommenen patriotischen Festspiele« »Deutschland» 19. Jahrhundert" statt, woraus wir nicht verfehlen hinzuweisen. Nähere« darüber in späteren Anzeigen. — Dresden, 17. Januar. Ueber das Befinden Sr. Majestät de« König« wird dem »Dre-dncr Journal" heule mitgeteilt: Die katarrhalischen Erscheinungen bei Sr. Majestät sind noch nicht vollständig geschwunden, und der Schlaf wird durch Husten noch öfter« gestört, aber die Kräfte nehmen weiter zn, und die Nahrungsaufnahme ist eine recht befriedigende. — Leipzig, 16. Januar. Unter dem Verdachte de» Meineid« verhaftet wurde der Privatmann und Bauunternehmer August Karl Friedrich au« Roitzsch, eine bekannte Leipziger Per sönlichkeit. Er ist Erbauer und Besitzer einer großen Anzahl hiesiger Häuser und Grundstücke. Unter anderem ist er Eigen tümer des früheren »Carola-Theater«", jetzigen »Leipziger Schau spielhaus" in der Sophienstraße. Friedrich soll durch Bau spekulationen viel Geld .gemacht" haben, jedenfalls gilt er für einen sehr reichen Mann. Jetzt ist er von seinem Buchhalter, mit dem er in Differenzen geraten ist, de« Meineid« bezichtigt worden. Die Staatsanwaltschaft verfügte deshalb die Verhaftung Friedrich« und lehnte die Hastcnllassung gegen Stellung einer hohen Kaution ab. Der Fall wird hier allgemein besprochen. — Annaberg, 14. Januar. Ein eigenartiger Konkurrenz kamps zweier Stadtgcmeinden spielt sich gegenwärtig zwischen Annaberg und Buchholz ab. In der bisher schon wenig ge nügenden Verbindung der Telephonämter der beiden Städte haben sich durch Mangel an Anschlußgelegenheit und Mithören mehrerer Gespräche schwere Unzuträglichkeiten herausgestellt, um deren Ab stellung vor ungefähr einem Monat der Kaufmännische Verein Annaberg mit dem Hinweis ersuchte, die Postverwaltung möge auf eine Vereinigung der beiden Fernsprechämter in einer Zen trale zukommen. Nun hat die Stadwertretung von Buchholz