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8S4 sind neun ihre Ver- zu lassen, Baden. Karlsruhe, 21. November. Der Landtag wurde heute Vormittags 11H Uhr durch den Groß herzog in Person eröffnet. In der Thronrede ge denkt der Großherzog zunächst der großen Ereignisse des letzten Jahres und fährt sodann fort: „War es mir auch als unumgängliche Pflicht erschienen, auf wesentliche Kronrechte zu Gunsten des Vaterlandes zu verzichten und dadurch für meinen Theil dazu bcizutragen, daß des deutschen Reiches Ansehen und Kraft gehoben werde, wir selbst aber dabei jene Stärkung erfahren, welche aus der einheitlichen Führung des Heeres und der Politik erwachsen muß, so wird es fortan in erhöhtem Maße mein Bestreben sein, die selbstständige Entwickelung der geliebten Hesmath in freiem, unabhängig zu erhaltenden inner» .St, ThrochttdeWÄMH» lagen an Md schließt mit fügenden W politische Einigung Deutschlands hat, wie^ie günstige finanzielle Lage des Landes zeigt, demselben keine neuen Opfer auferlegt, vielmehr hoffen wir von der Kraft des Reiches, welche den glorreichsten Friedm errungen hat und ihn schützen wird, einen »MM Aufschwung alles materiellen und geistigen Lebens, wie in dem ganzen deutschen Vaterlands, so auch in der theuren badischen Heimath. Das walte Gott!" Karlsruhe, 22. November. Der Großherzog ertheilte heute den Vertretern von Italien, Baiern, Würtemberg und Hessen-Darmstadt, welche sämmtlich von ihren Posten abberufen sind, Abschiedsaudienzen. Oesterreich. Aus Wien nichts Neues. Der Kaiser Franz Joseph hat sich in seine Jagdgründe bei Reicherzau begeben, die Krisis „schwebt" also ruhig weiter. Graf Beust wird sich Ende dieser Woche auf seinen neuen Posten nach London begeben. Dänemark. Kopenhagen, 20. November. „Berlingske Tidende" nieldet: Der Telegraph nach Japan ist gut. Auf eine Sonnabend Abend abgegangeue Depesche war schon Sonntag Abend eine Rückantwort da. Eine schadhafte Stelle zwischen Shanghai und Nangasaki wurde aufgefunden. Italien. Die Regierung hat den Beschluß gefaßt, für jeden Orden nur ein Kloster zu bewilligen. Frankreich. Die Kriegsgerichte haben seit letzter Woche ihre Thätigkeit beschleunigt. Die vierzehn- Kriegsgerichte zu Versailles, Fontainebleau, Rambouillet, St. Germain und Chartres haben in acht Tagen über etwa 1200 Insurgenten abgeurtheilt. Viele Frei sprechungen sind erfolgt..- Es wird demnächst noch rascher gehen, da die Zahl der Kriegsgerichte auf 23 gebracht werden soll. Die Zahl der Petitionen um Auflösung der National-Versammlung und Wahl einer constituirenden Versammlung beläuft sich auf mehr als 500. Vor dem Assisenhofe von Meulan (in der Cham pagne) stand vor zwei Tagen ein gewisser Berlin, ein Gärtner, der am 10. August d. I. in der Nähe der genannten Stadt den preußischen Unteroffizier Kraft, der im Freien schlief, anfiel und ihm fünf Stiche beibrachte. Kraft kam mit dem Leben davon, er bleibt jedoch für immer ein Krüppel, da einer seiner Arme verstümmelt wurde. Vor dem Gerichte gestand der Mörder zu, daß er die Absicht gehabt, den Mann zu ermorden. Der Vtrtheidiger des Mörders suchte darzuthun, daß der Berlin nur aus Patriotismus sich zu seiner Thal habe hinreißen lassen, und daß er, als er sie ausführte, nicht zu rechnungsfähig gewesen sei. Der Gerichtshof ging auf die Ansichten des Vertheidigers ein und sprach den Mörder frei! Wie man aus Paris unterm 19. Nov. schreibt, ist der deutsche Soldat, welcher in Epernah ermordvt wurde, mit allen militärischen Ehren begraben worden E^Kber^ Der Rekchstag schte heute die dritte Berathung des LkcichSmünzgesetzeS fort. Der ReichScanzleramtspräsident Staatsminister Delbrück erklärt, die Rcichsregierung sei mit den bisherigen Beschlüssen des Hauses im Allgemeinen eknverstMVe», betont jedoch die Zweckmäßigkeit auch eines Dreißigmarkgoldstückes und empfiehlt die Wiederherstellung der Regierungsvorlage in diesem Sinne. Der königl. preußische Bundcscommissar Finanzminister Camphausen befürwortet gleichfalls die Beibehaltung des Dreißigmarkstückes. Hierauf würden die 881 und 2 der Gesetzvorlage angenommen, ebenso die 88 3 bis 13 nach den in der zweiten Berathung gefaßten Beschlüssen, womit das.Dreißig markstück definitiv beseitigt ist. Ebenso werden die in zweiter Lesung genehmigten Resolutionen Bamberger's und Delcamp's angenommen, sowie die Resolutionen Braun's, den Reichskanzler zu ersuchen, baldthunlichst durch eine Vorlage die Einziehung von Staats- casseoscheinen zu regeln. In letzter Zeit lief durch verschiedene Blätter die Nachricht, daß die vormalige Königin von Hannover zur römisch-katholischen Kirche übergetreten sei, wurde aber von dem „Hannoverschen Tageblatt" und der „Hannoverschen Landeszeitung", zwei Wclfen- blättern, dementirt. Jetzt meldet indessen auch die „Voce della verita", ein in Rom erscheinendes Jesuitenblatt, daß der Uebertritt der Königin zur katholischen Kirche wirklich erfolgt ist. Coblenz, 19. November. Infolge der Explo sion beim Entladen von Sprenggeschossen an der Neuendorfer Fleche find bis zum Sonntag früh ge storben zehn Mann. Schwer verwundet Md einige nur leicht. Baiern. Die Baiern haben beschlossen, durch treter im Reichstag den Antrag stellen der Tag des Friedensschlusses solle in Zukunft dem deutschen Volk als Nationalfcsttag bezeichnet werden. W ü r t e in d e r g. Bon sämmtlichen würtembergischen Infanterie- Regimentern, mit Ausnahme des achten in Straß burg stehenden Regiments, gehen je 16 Unteroffiziere demnächst nach Preußen, um sich dort als Instruktoren auszubilden.