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Telegramm Dresden, 3. Nov., Mittags 1 Uhr. Unter großartigem Jubel der Bevölke rung und dem Geläute aller Glocken zog soeben das fieggekrönte k. f. Schützen regiment Nr. 1V8 in unserer Stadt ein, die erlauchten Prinzen, unsere ruhm bedeckten Königsföhne Albert und Georg und die gesammte hiesige Generalität an der Spitze. Preußen. In Berlin soll demnächst eine permanente deutsche Centralmesse für Tuch und Wolle als Aktiengesell schaft in großem Maßstabe errichtet werden und zwar in Verbindung mit einer Disconto- und Lombard- Bank für beide Branchen. Aus dem Verein der Woüinteressenten Deutschlands hat sich ein Curatorium gebildet, welches von deni auf l 4 Millionen Thaler normirten Acttencapital bereits einen beträchtlichen Theil gezeichnet bat. Mittelst Cabinets-Ordre des Kaisers ist der Gesellschaft die käufliche Erwerbung eines an der Jannowitz - Brücke belegenen, 18,000 OMcter großen Terrains gewährleistet und sollen auf demselben circa 600 Comtoirs und Lager- localitäten, 1 Postbureau, 1 Telegraphenstation, Restaurationslocale, sowie 90,000 OFuß große Woklspeichcr errichtet werden. Die letzteren, sowie die ausgedehnten Hofräume dürften Gelegenheit bieten, die Frage wegen Verlegung des WollmarkteS zur Erledigung zu bringen. Haben die Besitzer von rumänischen Eisenbahn- couponS gedruckte Formulare benutzt, , um gegen Vr. StrouSberg klagend aufzutreten, so hat auch er jetzt sein« Klagebeantwodtung lithograpbiren lassen, damit die Klageprocedur einheitlicher und prompter 842 vor sich geht, gericht das Wege vervielf eigenes findli ihmi>ft , Auf rem Leipziger Bahnhofe daselbst rannten Tags darauf zwei Lokomotiven gegeneinander, wobei glücklicherweise nur die eine ziemlich starke Be schädigungen erlitten Hst, —..An demselben Tage vM*»aUMGLch«HLstrÄMbet D«Sdw , im sogenannten Schwedenlochc, der Leichnam eines er hängten unbekannten Mannes aufgehobeu. < . In der Fabrik von Strubcll und Müller in Meerane fiel am 27. October eine 20 Jahre alte Arbeiterin durch eine nicht verschlossene Lucke in den untern Raum, wo sich die Transmission befindet, kam dort- in das Getriebe und wurde buchstäblich gerädert, so daß sie nach 10 Minuen infolge der gräßlichen Verstümmlung ihren Geist aufgab. Es ist, so viel bekannt, der erste Fall in Sachsen, in dem das Haftpflichtgesetz in Anspruch genommen werden kann, da hier „durch Fahrlässigkeit erfolgter Tod" wohl bewiesen werden kann. In Stollberg hat am 1. November ein bedeuten der Brand stattgefunden, bei welchem die vier Ge bäude der dortigen Schiefermühle und zwei Häuser abbranntcn. 'k lls wird, nun Wiß 'auf irgdnb ein- -lassen. ' übrigens (wie die Gerichts-Zeitung lullt keineswegs mehr die alte, vielmehr hat die Klage beantwortung ganz neue Gründe zur Bertheidiguug des Verklagten aufgestellt und ist, übchchauv», wie nicht zu verkennen , qine bei weite« aömramie rM sorgfältigere Arbeit, als die gedruckte Klage, deren Verfertiger es sich wahrscheinlich mit Rücksicht auf die bereits ergangenen Berurtheilungen etwas leicht gemacht hat. Es ist gar nicht unmöglich,- daß hie Klagen jetzt ein ganz anderes Resultat haben, als bisher. Bedauerlich ist und bleibt es übrigens, daß nicht auch die übrigen Concessionäre der rumänischen Eisenbahnen, als da sind der Herzog von Ujest, der Herzog von Ratibor und der Graf Lehndorf mit Zinsklagen heimgesucht werden, da diese Herren wenigstens gleiche Verpflichtung mit ihrem bürger lichen Genossen., dem Doctor StrouSberg , zur Be friedigung der Couponbesitzer haben. Sächsische Fürstenthümer. . Wie wenig die Bürgerschaft der Residenz Gotha, sich um ihre eigene Vertretung durch Stadtverordnete kümmert, davon gab die am 28. October borge-' nommene Ersatzwahl eines Stadtverordneten ein eclatantes Zeugniß. Von 3500 Wahlberechtigten' gaben nur 38 Stimmberechtigte Stimmzettel ab. Elsaß und Lothringen. Außer der stärkeren Bewehrung und Befestigung der Waffenplätze Metz, Straßburg und Mainz soll an die Vollendung und Anlage der zur Verlheidig- ung und zur Offensive nolhwendigen Eisenbahnen gegangen werden. Oesterreich. „Das Ausgleichsministerium ist todt; es lebe der Ausgleich !" so kann die deutsche Verfassungs partei in Oesterreich ausrufen, denn der Kaiser hat das Entlassungögesuch des gesammten Ministeriums Hohenwart angenommen. Den beiden Reichsministern Beust und Andrassh gebührt das Verdienst, an dem Sturz der Hohenwart'schen Politik einen vollen An- theil zu haben. Aber was nun? Nachdem die CrisiS über 14 Tage gedauert hat, sollte doch die neue Regierung in Wien fertig dastehen und nicht erst in allen vier Winden nach Ministern herumgesucht werden. Neue Männer! Das ist das einzige Schlagwort, welches bis jetzt in die Oeffentlichkeit gedrungen ist. Allein dieses Versprechen thut eS nicht, es kommt vielmehr zunächst an auf eine neue Politik: andere Ziele und andere Mittel müssen ge steckt und bewilligt werden. Zuerst der Gedanke, dann seine Vollstrecker. In maßgebenden Kreisen wird nun eine doppelte Möglichkeit besprochen: ent weder es kommt ein strammes Regiment als feste Stütze des Berfassuugsrechts, oder man entschließt sich, den Ausgleichsfaden etwas schwächer fortzuspinuen und die seitherige Strömung in ruhigerem Tempo sortgleiten zu lassen. So ist man halb warm, halb kalt, streng und gemäßigt, stark und nachgiebig' mW wir müssen es eben abwarten, ob Schiller auch ft» diesem Falle recht behält, wenn er sagt : Wo b«»