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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 01.08.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-08-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190108018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19010801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19010801
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Text schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1901
-
Monat
1901-08
- Tag 1901-08-01
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Monat
1901-08
-
Jahr
1901
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sür Spanien bedeutung-voll sei, da- sei die Bildung einer Armee und Atolle und die Reorganisation der Verwaltung. Bon wem der Minister die Anregung zu dieser Erklärung empfangen, und wo er sie abgegeben Hal, verschweigt der Telegraph. Jedenfalls war sie, soweit Deutschland in Betracht kommt, nach jeder Richt ung überflüssig. Der Hafen von Cadiz ist al« Station für da» Geschwader gewählt worden, weil diese« ihn, ohne unterweg« Kohlen aufzunehmen, noch erreichen konnte. Da» Begrüßungs telegramm, da« Prinz Heinrich an die Königin-Regentin beim Anlaufen de» Hasen» gerichtet hat, war lediglich ein Akt der Höflichkeit, hinter dem mehr zu suchen nicht die geringste Ver anlassung vorliegt. Deutschland bat zu Spanien stet» freundliche Beziehungen unterhalten, die selbst durch den Karolinenhandel der achtziger Jahre nur vorübergehend haben getrübt werden können. Weitcrgehende praktische Pläne sind bezüglich Spanien» dcutscherseit» niemal» gehegt worden. — China. Ueber einen bedauerlichen Unfall, dem drei Menschenleben zum Opfer gefallen sind, meldet Generalleutnant v. Lessel am 28. ds». Mt». au» Tientsin: .Oberleutnant v. Heynitz 1. Ostasiatischen Infanterie-Regiment» am 27. auf Patrouillenritt bei Schanhaikwan im Schiho ertrunken bei Rettungsversuch von zwei ebenfalls ertrunkenen Musketieren." — Südafrika. Lord Kitchener soll, wie die .Liverpool Post" meldet, im Herbst nach England zurückkehren. Als sein Nachfolger wird der General Lyttleton genannt. Lyttleton ist ein Nesse des verstorbenen Gladstone und hat sich kürzlich in einer Rede dahin geäußert, die Ausgabe der nächsten Zukunft in Südafrika bestände darin, die Buren und Briten in den Stand zu setzen, friedlich zusammen zu leben. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 31. Juli. Der Borsland de« hiesigen Kgl. Hauptzollamtes, Herr I)r. jur. Dietze, ist unterm I. Oktbr. ds». I». zum Oberzollinspektor in Bautzen, desgleichen Herr Zoll assistent Lincke hier unterm I. August ds». IS. zum Oberkonlroll- assislenten in Döbeln befördert worden. — Eibenstock, 31. Juli. Gestern Vormittag erlitt auf der äußeren Auerbacherslraße ein hier zur Sommerfrische aufhält licher Radsahrer infolge Zusammenstöße» mit einem anderen noch nicht ermittelten Fahrer einen Armbruch. Die Schuld daran ist falschem Ausweichen seilen» de» Unbekannten zuzuschreiben. — Eibenstock. DerAuSsichtSthurmaufdem AuerS- berg hat jetzt eine wesentliche Verbesserung erfahren, indem auf ihm eine neue Plattform mit Geländer angebracht worden ist. Der Thurm erhält dadurch eine Erhöhung von ca. 2 Mieter. Der Plan, auf dem AuerSberge ein Unterkunftshaus zu er richten, ist nicht aufgegeben worden; der hiesige ErzgebirgSvercin verfolgt ihn vielmehr weiter. Da« Bau-Areal ist bereit» abgesteckt. — Johanngeorgenstadt, 30. Juli. Die am Sonn tag in hiesiger Stadl abgehaltene Bczirksversammlung de« Ver bandes der Feuerwehren der AmtShauptmannschast Schwarzen berg war von Wehrmännern au» fast allen Orten de» Vcrbande» und von fast ebensovielen au» den benachbarten böhmischen Städten, nebst ganzen Schaaren von Angehörigen und Gästen besucht. Die Stadt war festlich geschmückt. Da» Fest selbst wurde durch eine Reveille eingeleitet. Nachdem die einzelnen Wehren von halb zehn Uhr an hier eingezogen und begrüßt worden waren, begannen um 11 Uhr iw RathhauSsaale die Verhandlungen der Bezirksversammlung. Im Verlaufe derselben wurde von dem an wesenden Vertreter der Königlichen AmtShauptmannschast Schwar zenberg, Herrn Assessor Ur. Barnewitz, den Herren Hauptmann Körner von der freiwilligen und Hauptmann Schuster von der dienstpflichtigen Feuerwehr da» ihnen verliehene, von Sr. Maj. dem König gestiftete Ehrenzeichen für längere al« fünfundzwanzig jährige treue Dienste bei der Feuerwehr nebst Diplom überreicht. Au» dem Jahresbericht ging hervor, daß sowohl die Kasse al» auch die Rcgistrande sich im abgelaufenen Jahre vermehrt haben. Der Verband besteht au» 34 Wehren mit über 2600 Mitgliedern. Die in diesem Jahre abgehaltene» Inspektionen einzelner Wehren waren im großen und ganzen nach dem hierüber erstatteten Be richte zufriedenstellend verlaufen. Nach erfolgter Wahl einzelner Ausschußmitglieder wurde al» nächstjähriger Festort Oberstätzen grün bestimmt. Der am Nachmittag ausgeführte Festzug wie» eine ansehnliche Länge auf. Er führte sechs Musikchöre außer verschiedenen kleineren Signaliftenabtheilungen mit sich. Die vor- geführien Hebungen der hiesigen Wehr im SteigerhauSgarten, wie auch der Sturmangriff aus da» AmtSgerichtSgebäude auf dem Marktplatz« sanden allenthalben Anerkennung. Ein Festball im RathhauSsaale, sowie fröhliche Vereinigung im Henriettenhof bildeten den Abschluß de» schön verlaufenen BerbandStage«. — Dresden. Die Verwaltung der Sächsischen Handelsbank hat beschlossen, einer sür den 27. August ein- zuberusenden außerordentlichen Generalversammlung vorzuschlagen, da» Unternehmen zu liquidiren. Da» an der Waisenhausstraße und Johanni»allee gelegene prächtige Bankgebäude, welche» etwa vor Jahresfrist bezogen wurde, geht durch Kauf für 700,000 M. an die Deutsche Bank über, welche hier bekanntlich eine Filiale errichtet. — Für weniger Eingeweihte sei zur Vermeidung irgend welcher Unruhe bemerkt, daß diese Liquidation mit den Katastrophen, die über andere Banken in letzter Zeit hereingebrochen sind, nicht« zu thun hat. Einerseits sind die Aktien der Sächsischen Handels bank an keiner Börse eingeführt und befinden sich daher aus schließlich noch in erster Hand, d. h. der Gründer, andererseits versichert da« Kommunique- der Verwaltung, daß nach Lage der Verhältnisse schon in kurzer Zeit die Hälfte de» Aktienkapital» in Baar bereit liegen und da» Gesammtcrgebniß der Liquidation keinesfalls wesentlich hinter dem Nennwerth zurückbleiben dürfte. — Leipzig, 28. Juli. Ueber den Bau eine« Zentral- Bahnhose» in Leipzig sind in der letzten Zeit vielfach Mit theilungen verbreitet worden, welche sich mit den Einzelheiten der Anlage und Gestaltung desselben beschäftigen und bereit« fertige Plane erörtern. Demgegenüber betont die amtliche .Leipziger Zeitung", daß die Angelegenheit sich gegenwärtig noch in einem Stadium befinde, da« irgendwelche bestimmten Schlüffe noch gar nicht zulasse. E» wäre vollständig verfrüht, wollte man da» ge- »altige Projekt, zu dessen Ausarbeitung eine große Summe Zeit gehöre, schon jetzt zergliedern und spekulative Konsequenzen dar aus ziehen. — Hohenstein-Ernstthal, 20. Juli. Ein beachten»- werthe« Urtheil fällte da» hiesige Schöffengericht. Bon der AmtShauptmannschast Glauchau ging dem Kaufmann L. in Ober lungwitz eine Strafverfügung in Höhe von 20 Mark zu, weil er hinreichend überwiesen war, am 10. Mai d. I. mit einer Logelflinte in der Nähe bewohnter Gebäude nach Singvögeln geschossen und dabei eine Schwalbt getroffen zu haben. Zu seiner Bertheidigung bemerkte der Beschuldigte, der auf die Strafver fügung gerichtliche Entscheidung beantragt hatte, daß er nur nach Sperlingen geschossen hätte, keinesfalls aber eine Schwalbö ge troffen haben könne. Dar Gericht stellte sich jedoch auf Grund der belastenden Zeugenaussagen auf den Standpunkt der Amt»- Hauptmannichafi und erkannte au- 20 Mark Gelottra-e, sowie Tragung der Kosten. — OelSnitz i. B„ 28. Juli. In den letzten 4 Jahren hat der hiesige Restaurateur Hermann Hopf, Pächter der »Walv- mühle", eine« dick» an der Elster gelegenen Gasthofe», 3 Kinder durch Ertrinken verloren. Gestern, Sonnabend, Nachmittag ist abermals ein 2'/, jährige» Söhnchen Hops'» in die zur Zeit hoch- angeschwollene Elster gestürzt und kur; darauf am nächsten Wehre entseelt den Fluthen entrissen worden. — Schneeberg, 28. Juli. Bei Gelegenheit eine« ver gangenen Freitag in einem hiesigen Cafe zwischen einem al» Gast dort verkehrenden Mechaniker au« Aue und der dortigen Kellnerin auSgebrochenen Streite» wurde letztere jo wüthend, daß sie zunächst ein Weinglas, einen sogenannten Römer, und dann einen großen gläsernen Weinkruz ergriff und damit auf ihren Gegner dermaßen loSschlug, daß derselbe au» 10 bi» 12 Wunden heftig blutete und sich infolgedessen sofort in ärztliche Behand lung begeben mußte. Die Thäterin kam zur Haft. — Markneukirchen, 29. Juli. Der hiesige.Oberoogtl. Anzeiger" stellt fest, daß in Markneukirchen allein mindestens 1000 Siück Aktien der Leipziger Bank im Besitze von Bür gern sind und daß ein Barverlust von mindesten» 1,500,000 M. für hiesige Einwohner zu befürchten steht. Auch Aktien der Kasseler TreberlrocknungS-GejeUnbaft befinden sich in den Hän den von Markneukirchener Kapitalisten. — Mit dem 30. September d. I. läuft die Frist ab, bi» zu welcher die kleinen goldenen Fünfmarkstücke, die im öffentlichen Verkehr zwar nur selten verkommen, bei den Reick»- und Landerkaffen zu ihrem gesetzlichen Werthe in Zahlung genommen, wie auch gegen Reicksmünze umgetauscht werden können. — Ueber eine neue „Sparsamkeitsmaßregel" der sächsischen StaalSbahnrerwaliung wirr dem ,L. T." folgende» berichtet: Bisher waren auf den iächsifchen Bahnen die Zugführer bahnseitig mit einer guten, richtig gehenden Uhr ausgestattet. Ab 1. August werden diese sogenannten KurSuhren cingezogen und haben die Zugführer von diesem Zeitpunkte ab, wie die anderen Bediensteten der StaatSeiienbabn-Verwaltung, richtig gehende EigenthumSuhren selbst zu beschaffen und im Dienste bei sich zu führen. Die Dienstuhren werden an kauflustige Eisenbahn bedienstete, in erster Linie an Zugführer und Schaffner, bestmöglich veräußert. Amtliche Mittheilungen ans der Sitzung »es Stadtratkes zu Eiben stock vom 26. Juli 1901. Anwesend: 3 RatbsrrütgliederVorsitzender: Herr Stadtrath Justin rath ^androck. 1) Man nimmt Kenntnis von dem Ergebnisse der von dem Verbandskaisenreoiser vorge- jahr 1t»0I. .. V 1. von der Verordnung betreffs der Bestätigung der Herren Stadt' rätbe A. Meichßner be;. Eugen Dörffet und des Herrn Bürger meisters von Schoneck als Vertreter des Herrn Bürgermeisters Siegler verlesen. Das Aathskollegium schließt sich dem vom Stadtver ordnetenkollegium ausgesprochenen Danke für die Tbätigkeit des Herrn Siegler im Interesse der Stadt an. schastlichen Sitzuna zur Berathung des nächstjährigen Etats Vorbehalten. 6) Die Mieth- von 5 Mark für das Nacbaichungslokal wird verwilligt 7) Bevor man über die Vergebung der Prüfungsarbeiten der Sparkassen theil nochmals auszuschreiben. 10) Die Bestätigung der Wahl des Handelsschullehrers Herrn Zügen in Plauen zum Handelsschuldirektor hier befürwortet man. e Außerdem kamen noch 8 Bau , 4 Steuer, 4 Straf« und 3 Schank, Zwischen den Jahren. Skizze von Werner Mohr. Eine wunderbar schöne klare Sommernacht liegt über dem hessischen Hügelland« und dem Grunde der Schwalm. Wie Silber erglänzen die schlanken, hier und dort leicht ge neigten, weißen Stämme der Birken im Bollmondscheine. Ueber den Halmenmyriaden der weiten Saatfelder de« fruchtbaren Gelände» und den Wiesen im Thale schwebt ein leichter, schimmernder Duft. An einer Geröllsenkung, wo au» niedrigem, dichten Brom- beergeranke die hohen, straffen Stengel der Königskerzen mit den gelben Blüthen emporragen und da« Heidekraut und die Wald platterbse da« Gestein umwuchern, sitzen im schattenreichsten Winkel de» Seklüfte« und Gesträuche» zwei junge Menschen und schauen in stummer Liebesseligkeit hinaus in die glanzdurchflossene Ferne der Mondnacht. Der Bursche, der die dunkelgrüne Uniform de- zweiten Hessen-Darmstädtischen Dragonerregiment« trägt, hat seinen rechten Arm um den Nacken de« Mädchen« geschlungen, da« sich fest an ihn schmiegt und seine Liebkosungen leidenschaftlich erwidert. Beide sind ganz im Banne der märchenhaften Stunde. Plötzlich blitzt e« in den Augen Le« Soldaten auf wie lachender Trotz: »Grethe, wenn un« jetzt Dein Alter erwischte, da« gäbe einen Mord«krach," flüstert er neckend. »Ja, Fritz, wenn er wüßte, daß Du auf Urlaub in der Näh« wärest, dann hätte er allerding» keine ruhige Nacht. Er war heute so wie so schon wüncsch und wüst. Heute Morgen hat ihm ein Pferdehändler einen Schimmel gebracht, der am Nach mittag bereit« lahmte und heute Abend ist ihm von Treysa ein Strafbefehl zugestellt worden, der ihn erst recht erboste undgiftig machte. Ein Gentdarm, der »orige Woche an unserer Mühle vorbeikam, den Vater hereinries, um ihn etwa« zu fragen, der tüchtig mit Schinken, Wurst und Schnap« traktirt wurde und einen Thaler Trinkgeld erhielt, hat un« angezeigt, weil wir da mal« dor der Herdfeuerthüre, die au« Versehen offen stand, so daß man die Äluih sah, Hobelspäne liegen hatte» und «un müssen wir für die Gastlichkeit auch noch Strafe bezahlen." »Na, so ein Kerl, da« ist stark. Aber GenSdarm könnt' ich auch werden, wenn ich kapitulirte. Gefreiter bin ich glücklich, die Gemeinheit hab' ich hinter mir, bi« zum Äen»darmen ist'« nicht besonder« weit. Nur höchsten« neun bi» zwölf Jahre. Soll'n wir so lange warten, Grethe ?" »Ach geh', Dummkopf, Bachmüller wirst Du. Und zwar so bald al» möglich. Vater müssen wir herumkriegen, wenn Du nur im Herbste erst einmal den bunten Rock au» hast. Er ist ja gut. Du weißt e« von früher, wenn er auch manchmal schimpft und wettert. Doch jetzt muß ich heim, Fritz. E« ist die höchste Zeit. E« könnte sonst alle» schief gehen, wenn e» gemerkt würde und herauSkäme, daß ich heute Nacht fortgeschlichen bin und hier bei Dir war." Noch eine letzte Umarmung, dann schreitet da» junge Mädchen den schmalen Pfad zwischen den Saatfeldern vor dem Birkenbestande am Hange hinab seinem Elternhause, der Mühle drunten im Thale zu, indes der Bursche ihr von der Halde de» Sandstcinbruch» au« stumm und ernst nachschaut. Da» Mädel ist ihm an » Herz gewachsen wie sonst nicht« auf der Welt. Doch so viel Muth und Selbstvertrauen er be sitzt, noch sind e» bergehohe Schranken, die sie beide trennen, di« schranken de» menschlichen Unverstände» und Vorurtheil«. Fritz Werkmann ist der Sohn ärmerer Leute drüben in Amöneburg. Ihm pfiff der Wind der Leben»kälte, der Almuth früh um die Ohren. Doch herrschte in seiner Familie eine freudige Tüchtigkeit und Arbeitsamkeit. Alle Hände, auch die der Jüngsten, waren stet» in Bewegung. War der Verdienst noch so gering, Ver bitterung und Verzagtheit gab c» bei Werkmann» nicht. ES war ein fröhlicher, regsamer Menschenschlag, der sich zu helfen wußte und mit wenig auSkam. Nach Beendigung seiner Schulzeit, schon am Tage nach der Konfirmation, wurde Fritz in die Bachmühle zu dem Müller Freihold gebracht, der itramme» Regiment führte, aber in Bezug auf Beköstigung und Bezahlung seiner Dienstleute in sehr gutem Rufe stand. »Jetzt hast Du bessere« Essen, jetzt kannst Du doppelt schaffen", sagte der alte Werkmann beim Abschied zu feinem Jungen. Und Fritz nahm sich die Mahnung zu Herzen. Er war früh morgen» der erste und Abend» der letzte in dem Mühlenbetriebe und immer froh und willig. Der Müller hatte seine Freude an dem arbeitsamen aufge weckten Burscken Freihold war Wittwer. Er halte nur ein einzige» Kind, sein Töchterchen, seine Grethe, deren Mutter seit langem unter der Erde ruhte. Grethe schloß sich gleich dem nur wenig älteren Fritz Werk mann an. Die beiden wurden unzertrennlich. Wenn e» irgend möglich war, steckten sie zusammen. Alle Streiche, die in der Müble ausgeführt wurden, kamen ihnen auf» Kerbholz. E» waren zwei kernfrische, sonnige Naturen. Fünf Jahre war Fritz in der Mühle. Au» Kindern wurden junge Leute und au» der Kinder freunoschaft Jugendliebe. Al» der Müller merkte, wie e» um Fritz und Grethe stand, kündigte er dem Burschen den Dienst. War er doch ein Schwälmer Bauer, stolz auf seinen Besitz. Und nicht» wird in der Schwalm so hoch geschätzt, wie Wohlhabenheit und Reich thum. Die» zeigt sich schon in der prunkvollen Tracht der mit Geld und Feld gesegneten Landbevölkerung. Vor dem Scheiden erklärte Fritz offen: »So gewiß Ihr Martin Freihold heißt, so gewiß lasse ich nicht von Eurer Tochter." Dann ging er. Nur ungern sah der Müller ihn gehen. Doch e» mußt« sein. Die Armuth Le» jungen Menschen verdunktelte seine Tüchtigkeit. Fritz Werkmann, der sicher war, Soldat werden zu müssen, trat al- Freiwilliger in Butzbach bei den Dragonern ein. Nun dient er bereit» im letzten Sommer. Noch einmal bat er drei Tage Urlaub erhalten und im Herbste nach den Manöver» kommt er lo». Wa» dann werden mag? fragte sich der allein in dem Steinbruch Zurückgebliebene, dem der Abschied und die feierliche Ruhe der Nacht da» Herz schwer machen. — Da« WeihnachtSfest ist in der Bachmühle unter den üblichen Veranstaltungen vorbeigegangen. Nun ist e« zwischen den Jahren und heute der 28. Dezember, und zwar auch ein Festtag für Len Müller und seine Leute. E« ist heute Schlachtfest in der Mühle. Am Morgen haben mehrere fette Vierfüßler au« der Gattung üus äoinesticu, de» zahmen oder Hau»sckwein», unter blanken Messern ihrem Schlaraffendasein ein Ende gesetzt bekommen und am Nachmittag ist der Müller nach der Dorfschenke gegangen, um für den Abend noch etliche Bestellungen zu machen. Freihold befindet sich auf dem Heimweg. E» war ein trüber, kalter Wintcrtag. Jetzt durchziehen be reit« die Nebel der Dämmerung die Ei«- und Schneelandschaft. Auf den blätterlosen, bereiften Weidenruthen am Ufer der Schwalm zirpen noch spät ein paar Meisen. Wie eine bange Klage hallt der zarte Laut der Vogelstimme durch die öde Stille de» Thale». Al- der Müller den zum Ueberschreiten abgeplatteten Baum stamm betritt, der hinter der Mühle etwa» oberhalb der Räder den Uebergang über den Bach nach dem Hose vermittelt und unter dem da« Ei» zum Legen der Fischreußen eingeschlagen ist, gleitet er plötzlich au« und schlägt hinab in da» Gemenge von Ei« und Wasser. Ein SchreckenSruf au» einem Frauenmunde. In demselben Moment stürzt ein zweiter Körper an der gleichen Stelle dem ersten nach. Mit ungeheurer Anstrengung bringt Fritz Werkmann den bereit« bewußtlosen Müller au« den Einnässen der durch die Stauung hier tiefen Schwalm in die Höhe und an'» Ufer. Mit Hilfe der herbeigerufenen Burschen wird der Ohn mächtige in da» Hau« getragen. Al» Freihold dort in der Wärme de« Wohngemach» au» seiner Betäubung erwacht, sich schnell erholt und Fritz Werkmann sieht, findet er rasch seinen sarkastischen Humor wieder. »Na, natürlich bist Du e». Al» einer sofort neben mir hineinplatschte in die Ei«fluth, war mein letzter Gedanke, al» mir ein dicke« Schollenftück wider die Schläfe fuhr, daß mir die Besinnung schwand: wenn da» der Fritz Werkmann nicht ist, dann soll mich jetzt der Teufel holen, Gott verzeih« mir die Sünde. Von meinen Eseln von Müllerburschen merkt natürlich keiner, wenn e» ihrem Herrn an den Kragen geht. Selbstver ständlich warst Du wieder im geheimen bei meinem Mädel, Satanlkerl nichKnutziger. Na, da» Leben hast Du mir gerettet. Da« war sehr selbftlo»; denn war ich hin, dann hattest Du hier freie Hand. Abzuschütteln bist Du ja doch nicht. Nimm sie denn, die Greth', da» Mädel giebt auch keine Ruh'. Junge, Du
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