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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 15.10.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-10-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190110156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19011015
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19011015
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1901
-
Monat
1901-10
- Tag 1901-10-15
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Monat
1901-10
-
Jahr
1901
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wäre . . . und möchte die Nation jetzt bitten, Geduld zu bewahren," — Daß der Krieg zu Ende ginge, wünscht alle Welt, und alle Welt — ausgenommen die Engländer — wünscbt auch, daß die gerechte Sache »er Buren obsiegen möge! — Türkei, MstderBilleumrussischeVermittelung in seinem Eonslikt mit Frankreich, scheint der Sultan aus dem Regen in die Traufe gekommen zu sein. Der russische Bot schafter Sinowjew befürwortet die »om Sultan nachgesuchtc Inter vention bei dem Grasen Lambsdorff, die Frankreich bewegen soll, den türkischen Gegenvorschlag anzunehmen, doch fordert Sinowjew, hierbei, daß die Türkei, ehe Lorando da« Geld erhält, erst eine ältere anerkannte russische Forderung befriedigt, — Südamerika, Caracas, >0. Oktober, Ein Trupp venezolanischer Polizisten, die als solche nicht kennt lich waren, versuchte am Sonntag Abend in Puerto Cabello zwei Unteroffiziere von S, M. S, „Bineta" festzu nehmen, Die Unteroffiziere, die fick keiner Schuld bewußt waren, setzten sich zur Wehr, wurden mit Säbelhieben verwundet, entrissen in der Nolhwchr den angreiscnden Polizisten die Säbel und vertheidigtcn sich damit. Sic wurde» schließlich überwältigt und znni Verbinden ihrer Wunden aus einen in der Nähe be findlichen deutschen HandclSdampfcr gebracht. Aus diesem Wege wurden sic von einem Volkshaufen, in dem sich auch Polizisten und Zollsoldaten befanden, ivcitcr angegriffen. Auf die Offiziere de« deutschen HandclSdainpfcrs wurden Schüsse abgegeben. Zum Schutz des Dampfers schickte der Kommandant S. M. S. „Vincta" 30 Mann an Bord. Die hiesige Regierung hat bei dein deut schen Vertreter wegen angeblicher GebietSvcrletzung Beschwerde geführt. Die Beschwerde ist vorläufig mit einer Richtigstellung de« Sachverhalt« auf Grund de« telegraphischen Berichts des Kommandanten S. Bk. 2. „Vineta" unter Vorbehalt deutscher Anträge auf Bestrafung der Schuldigen und Gcnugthuung zu- rückgcwiesen worden. — Die Verwundung deutscher Seeleute vom Kreuzer „Vincta" durch venezolanische Polizisten und Pöbclhaufe n ini Hafen Puerto Cabello, sowie die Beschießung eines deutschen HandclSdampscrS ebendaselbst, Vorfälle, die sich gewissermaßen unter den Kanonen de« deutschen Kriegsschiffes abspieltcn, lassen erkennen, welcher Unverfrorenheiten die Beamten schaft und die Bevölkerung in den vcrloddcrtcn spanisch-amerika nischen Staaten fähig sind. Schon der Umstand, daß die vene zolanische Regierung den Deutschen „Gcbietsverletzung" vorwirst, ist nicht geeignet, an eine ernstliche Schuld der Deutschen glauben zu machen. Man kennt derartige Manöver, durch die die Re volte ans das diplomatische Gebiet hinübcrgespiclt werden soll, von Port-au-Prince (Hahti) her. Der Verdacht, als hätten die Deutschen in irgend einer Art gegen Venezuela demonstrirt und so für Columbia, da« mit Venezuela halb und halb im Kriege liegt, Partei ergriffen, ist ohne weitere« von der Hand zu weisen. Denn die an Vaud beurlaubten, übrigens unbewaffneten Marine mannschaften haben sich streng nach der ertheiltcn Instruktion zu richten, und diese macht selbstverständlich ein absolut neutrales Verhalten zur Pflicht. Der Zwischenfall wirb ein für Venezuela wenig erfreuliches Nachspiel haben, und, was Deutschland an- betrifst, voraussichtlich zur dauernden Stationirung von mehreren Kriegsschiffen — der Kreuzer „Falke", tritt bereits am 15. d. M. die AuSrcilc an — in den mittelamcrikanischen Gewässern führen. - China. Nach vollzogenem Friedensschluß hat China da« Vertrauen, welche« die Mächte in seine Loyalität hinsichtlich der Ausführung der Fricdcnsbestiinmungen setzten, durchaus ge rechtfertigt. Um so größeres Befremden mußte die bereits er wähnte -Nachricht erregen, wonach Prinz Tsching die Mächte ersuchte, die fremden H a n d cl « n i c de r l a fsu n g c n aus Peking zurückzuziehcn. — Die Angelegenheit scheint indeß von etwa« harmloserer Natur zu sein, als die lakonische Depeschen sprache voraussctzt. Immerhin handelt c« sich um eine Frage von grundsätzlicher Bedeutung und hat deshalb die Mächte zu einem Aollektivschrciben bewogen, um diese Angelegenheit womög lich ein- für allemal zu ordnen. Wir wir hören, gab die Ver anlassung zu dem Wunsche des Prinzen Tsching die Weigerung eines in Peking domilizirten fremden Handelshauses, da« in Peking erhobene Oktroi für cingeführte Maaren zu bezahlen. Dies betreffende Handelshaus motivirte seine Weigerung daniit, daß jene Maaren für die fremden Gesandtschaften bestimmt seien. Die chinesische Verwaltung hielt diesen Einwand für nicht stich haltig, sondern wie« darauf hin, daß solche für die Gesandtschaften bestimmte Maaren aus den Vcrtragshäfen bezogen werden könnten und dann nicht zollpflichtig seien. Auf beiden Seiten scheint eine gewisse Uebercilung vorzuliegen, die aber voraussichtlich durch das cinmüthige Eingreifen der Gesandtschaften bald ausgeglichen und da« Verbleiben der fremden Handelsniederlassungen nach Regel ung der Octroi-Fragc sicher» ivird. — Südafrika. Wenn irgendwo, so war gegenwärtig für die Engländer an der Grenze Transvaals und de« Zulu landes Gelegenheit geboten, einen kräftigen Schlag zu führen. Botha hatte dort einen guten Anfang gemacht. Man kennt allerdings seinen Plan nicht bestimmt, aber nach dem Verlaus der Dinge darf man jetzt vcrinuthcn, daß er von Anfang an beabsichtigte, von dem äußersten Südzipfcl des Transvaalbezirk« Vryheik au« durch da« Zululand in -Natal einzufallcn. Die Falle, die er am >7. September dem Major Gough bei Blood- river Poort legte, war nur ein Streich, dessen Ausführung er sich nicht entgehen lassen ivollle, weil die Gelegenheit dazu so überaus günstig war, der aber geeignet war, seinen Plan zu vereiteln, denn die Engländer wurden so auf seinen bis dahin gut geheim gehaltenen Vormarsch aufmerksam gemacht und in den Stand gesetzt, ihm noch rechtzeitig genug mst großen Truppcnmassen entgegen zu treten. Er machte aber au» dieser Noth, wenn wir seine Handlungsweise richtig beurtheilen, mit großem Geschicke eine Tugend, trat einen Scheinrückzug aus Schurveberg an oder ließ jedenfalls entsprechende Gerüchte ver breiten und erreichte daniit, daß die Engländer bei Dundee aus seinen Einmarsch geduldig warteten. Dann wandte er sich wieder, mit Vermeidung der Nähe der Engländer, nach Süd osten. Die MaSkirung seiner Bewegung gelang ihm vollständig, und al« er am 26. September die britischen Fort« Itala und Prospekt zu gleicher Zeit angriff, waren die Engländer gänzlich unvorbereitet daraus und konnten nichts weiter entgcgcnstcllcn, al« die winzigen Besatzungen dieser Grcnzfcsten. Der Plan war also bi« dahin vortrefflich geglückt, aber er enthielt einen großen Rechenfehler: Botha hatte die Widerstandssähigkeit der kleinen ForlS unterschätzt oder die Ausdauer seiner Leute überschätzt. Die Fort« hielten sich in I Mündigem Kampfe, obgleich der Ansturm der Buren wieder und wieder erneuert wurde, und die Erschöpf ung oder die Entinuihigung der letzteren rettete sie. Der Bor marsch Botha« wurde gehemmt, die Aufmerksamkeit der Engländer aus die bedrohte Stelle gelenkt und somit starker Widerstand zu erwarten. So wird wenigstens Botha gerechnet haben, als er den Rückmarsch antrat. In der Thal warf Lord Kitchcner sofort nach der bedrohten Stelle Verstärkungen: Bruce-Hamilton befand sich am 28. September bereit« in Itala, Littleton erhielt Ver stärkungen und schlug sein Hauptquartier in Dundee aus, von norden rückte Walter Kitchener, der Bruder de» Oberkomman- direnden, gegen Vryheid vor; von beiden Seiten hätte man nur die Truppen vorzuschiebcn brauchen, um Botha in eine gefähr liche, einer Falle verzweifelt ähnlich sehende Lage zu bringen. Aber schon Bruce Hamilton, der dem Gegner am nächsten war, zeigte eine merkwürdige Unthätigkeit, er ließ sich einen Proviant zug wegnehmcn und schien viel mehr bedroht, al« er bedrohte. In gleicher Weise erfuhr man nichts über Kitchener und Litt leton; wahrscheinlich gingen sie in dem überaus schwierigen Gelände mit großer Vorsicht vor und nahmen dadurch ihren Operationen das Uebrrraschendc, da« den Buren gegenüber, die hier zu Hause find, allein wirken konnte. Jo konnte Botha ohne Ucbcrslürzung seinen Rückzug autreten und fick der drohen den Gefahr entziehen. Die Engländer haben somit freilich den feindlichen Plan vereitelt, aber die Gelegenheit, den Gegner zu einer Entscheidung zu zwingen, worin die Kunst des Kriegfllhren« besteht, haben sie sich wieder entgehen lassen. — Lord Kitchener meldet unterm 12. Oktober: Die Ko lonne Frcnch nahm den Kommandanten Schccper« gefangen. In Barkly West wurde ein zum Tode verurtheilter Farmer zu zehn Jahren Zwangsarbeit begnadigt. Bei einem Farmer in Iakobsdahl wurde die Todesstrafe in Deportation umgewandelk. Die über einen Farmer in Vryburg verhängte Todesstrafe wurde in lebenslängliche Zwangsarbeit uingcwandelt. Zwei junge Far mer, welche zweimal zum Feinde übergegangcn waren, wurden heute früh in Vrhburg durch den Strang hingcrichtct. In Wor cester wurde ein Farmer zu einer Geldstrafe von 100 Pfund Sterling, cvent. 9 Monaten Gesängniß verurthcilt, weil er auf seiner Farm Lebensmittel für mehr als 7. Tage vorräthig hatte. - Kommandant Lotter ist heute früh in Middelburg hingcrich- tet worden. Locale und sächsische Nachrichten. - Eibenstock, >4. Oktober. Mit dem diesjährigen Schlußschießcu der Schlltzengesellschasi am gestrigen Tage war auch ein Prcisschießen verbunden. Es wurde» ausgezeichnet auf Meiskerscheibe die Herren: P. Hannawald l. Preis.. H. Horbach II. „ R. Wendler III. „ Aus Punktscheibe errangen die Herren: R. Wendler I. Preis. R. Strobelt II. „ A. Siegel III. Die Preise bestanden aus recht ansehnlichen, für Schützen sehr nützlichen Gegenständen. - Schönheide. In den beiden Heilstätten für Lungcn- kranke Karolagrün und AlbertSberg sind wieder, um Raum für Belegung mit Leidenden zu schassen, verschiedene Neuer ungen im Gange. So erhält erstere eine Dampfwaschanstalt, neue Kohlen- und Wagcnschuppcn. In letzterer werden die alten Baderäumc hcrauSgcrissen und dafür erhält die Heilanstalt ein neues Badegcbäude. — Stützcngrüu. Die Fertigstellung unseres Gottes hauses geht nun ihrem Ende entgegen. Noch aber ist der Raum gehörig auszutrockncn, überdies sind zur würdigen Ausschmückung verschiedene Gaben in Aussicht gestellt,, so daß da« Kirchweihfest auf den 3. u. 4. November verlegt wird. Dann wird zugleich die Weihe vollzogen. Das Aeußere des Kirchleins macht durch den frischen Abputz auf den Beschauer einen freundlichen Ein druck. Ebenso ist das Innere völlig erneuert. Der Boden ist herausgcrissen worden, denn hier hatte der Schwamm sein Zer störungswerk vollführt. An dessen Stelle ist Teracofußboden ge treten. ^ic Sakristei ist erneuert, das Scbülerchor vergrößert, Thürc und Bänke sind neu. Die Kapellen haben die charakter istische Abgeschlossenheit verloren. Die Malerei macht einen wohlihuenven Eindruck. Die Arbeiten führt Herr Baumeister Ungcr in Schönheide au«. — Dresden, II. Oktober. Bei den heute stattgehabtcn Ergäuzungswahlen zur 2. Ständckammcr wurden ge wählt 19 Konservative, I Mitglied de« Bundes der Landwirthe, 8 Nationallibcrale und 2 Fortschrittler. - Dresden, II. Oktober. Die Villenbcwohner der Losch- witzcr Berge wurden in den letzten Tagen durch drei gefährliche Individuen beunruhigt. Sic waren im Besitz von gefälschten Haftbefehlen und betraten als Schutzleute die Wohnungen allein- wohnendcr Damen. Diesen drohten sic mit Verhaftung wegen eines früher von ihnen begangenen Verbrechen«, wenn sic nicht sogleicq Löscgcld zahlte». Als am Donnerstag Nachmittag eincr dieser Gauner wiederum in der Villa der Frau verw. Hofkapell- meister RicciuS erschien und diese eines Verbrechen« bezichtigte, sowie ihr einen von der König!. Staatsanwaltschaft ausgescrtigtcn Haftbefehl präsentirlc, gelang es nach schwerem Kampfe einem Schlossermcister, den Verbrecher festzuhaltcn. Dieser führte einen geladenen Revolver bei sich. Ferner fand man bei ihm einen auf Hartmann in Bautzen lautenden Geburtsschein und mehrere Haftbefehle vor. Seine Komplizen sind noch nicht verhaftet. — Leipzig, II. Oktober. Die neuerdings von einzelnen Zeitungen gebrachten Mittheilungen, »aß ein Haftentlassungsantrag der Direktoren der Leipziger Bank, Exner und Gentzsch, eingcreicht, aber abgclchnt worden ici und daß die Voruntersuchung gegen die sämmtlichcn früheren AufsichtSrathsmitgliedcr der Bank Mitte Oktober zum Abschluß komme, ebenso die Nachricht, daß für die Gläubiger der Leipziger Bank allerhöchsten« 65 Prozent ihrer Gesammtguihaben zur Rückzahlung gelangen, beruhen, wie da« „L. T." aus Grund authentischer Bestätigung von maßgebender Seite erfährt, vollständig auf Erfindung. — Leipzig, >2. Oktober. Wie das „Vaterland" ver nimmt, werde» die Kosten für den Leipziger Hauptbahn Hof auf annähernd 120 Mill. Mark veranschlagt, wovon auf Sachsen und Preußen je die Hälfte entfallen sollen. — Leipzig, I l. Oktober. Wegen Urkundenfälschung ist am 25. April vom Landgericht der Schriftsetzer Richard Mar Ncuhos zu einem Tage Gcfängniß verurthcilt worden. Eine seiner Miethcrinnen hatte die Hau« liste unvollständig aus gefüllt und ihre Unterschrift vergessen. Der Angeklagte hatte dann die Lücken eigenmächtig selbst ausgcfüllt und auch den Namen der Mietherin hingcschrieben. — Seine Revision wurde vom Reichsgerichte al« unbegründet verworfen. > — Chemnitz. Die Chemnitzer Elektrizität«- w erkc haben sich gezwungen gesehen, einstweilen ihre Zahlungs unfähigkeit zu erklären und laden durch Cirkular zu einer Sitzung ihrer Gläubiger und Gesellschafter ein, um über eine Sanir- ung der Verhältnisse der Gesellschaft zu berschen. Die Chemnitzer Elektrizitätswerke hatten kurz nach der Gründung der Gesellschaft die Einrichtung und den Betrieb des Elektrizitätswerke« IahnSdors übernommen und erst in neuerer Zeit die Anlegung einer Kraft station für Abgabe von Licht und Kraft in Augustusburg, sowie den Bau und Betrieb einer Drahtseilbahn von Erdmannsdors nach Augustusburg. Wie es in dem Cirkular heißt, soll eine Sanirung der Verhältnisse nicht mit allzu großen Schwierigkeiten verbunden sein. — Plaue». Am Donnerstag Vormittag ist in Dresden der Privatmann Herr Johann Jakob Friedrich Roth gestorben, ein Mann, der für die Geschichte der vogtlänbischen Industrie von Bedeutung geworden ist. Herr Roth war Schweizer von Geburt und betrieb die M a s ch i n e n st i ck e re i zu DegerSheim bei St. Gallen. Herrn Kaufmann Feodor Sckmorr (der später zum Kommerzienralh ernannt wurde) gelang es, Herrn Roch zur Uebcrsiedelung mit seiner Familie nach Plauen zu bewegen, wo im -November 1857 die ersten, schwer zu erlangen gewesenen Stickmaschinen au» der Schweiz für die Firma F. Schnorr L Stein häuser angclangt waren. So wurde Herr Roth der erste, der in Plauen, ja überhaupt in Sachsen und Deutschland an der Maschine stickte und diese Kunst Andere lehrte. Sein erster Schüler war der Webermeister Kiemen« Albert hier, der es später zum selbstständigen Stickmaschinenbesitzer gebracht hat und eine Reihe von Jahren Stadtverordneter gewesen ist (fi 1886.) Mit Albert begann Roth die Arbeit an der Stickmaschine am 2. Januar 1858, der deshalb ein wichtiger Erinnerungstag für die vogt ländische Stickerei bleiben wird. Beide arbeiteten damals für die Firma F. Schnorr L Steinhäuser. Herr Roth hatte an fänglich schwere Zeiten durchzumachen, da ihn da« Heimweh mächtig gepackt hatte. Er blieb lange Jahre dem Hause Fr. Schnorr L Steinhäuser (später Schnorr <L Söhne) ein treuer Beamter. Als er au« seiner Stellung ausrrar, erbaute er die unter dem Namen „Bienengarten" bekannte Stickerei an der Straßberger Straße. Er besaß einen biederen, offenen Charakter und war in allen Kreisen beliebt und geachtet. — Reichenbach. Eine ungewöhnliche Eheschließung wird künftigen Mittwoch (16. Oktober! hier vollzogen werden. Die einzige Tochter des vorübergehend dort aufhältlichen Mena- geriebesitzers Freese, die Löwenbändigerin „Miß Hellio" (Helene Freese I, reicht dem in Artistenkrcifen bekannten Dompteur Arthur Kreiser die Hand zum Bunde fürs Leben. Die Hochzeit wird mit besonderem Glanze im ersten Hotel der Stadt, im „Lamm" gefeiert. Es nehmen eine größere Anzahl Direktoren zoologischer Gärten, Menagerien und CirkuSbesitzer an dem Feste theil. — Döbeln, II. Oktober. In einem Dorfe bei Döbeln schlug ein Knecht da« Pferd seiner Dienstherrschaft mit einem Gabelstiel auf den Kopf. Das Pferd brach zusammen und fiel dem Knecht auf das Bein, sodaß er den Unterschenkel brach. — Aue, II. Oktober. Bei der heute slattgefundencu Wahl eines Abgeordneten für die 2. Ständekämmer erhielt Herr Vice- Bürgermeister Bochmann Aue (kons.) 58, und Herr Stadt verordneter Riemann-Chemnitz (soz.) 28 Stimmen. Herr Bach mann ist somit gewählt. — Im 42. ländliche» Kreis (Schwarzen berg! wurde Herr Hüttenwerksbesitzer Edler v. Ouerfurth- Schönhciderhammer (Ions.) mit 78 Stimmen gewählt. — Schönberg i. V. Seit kurzem sicht man die Land briefträger der hiesigen Gegend mit dem bei unserer Infanterie eingeführten Seitengewehre ausgcrüstct ihre Bcstellgänge besorgen. Da jüngst in der Umgebung Raubanfällc vorgekommen sind, ist diese zum Gebrauch schnell fertige VertheidigungSwafse für dic Landbricflrägcr, die namentlich in unserer Gebirgsgegend oft recht einsame Wege zurückzulegcn haben, sehr am Platze. — Au« dem oberen Vogtlands Durch den plötz lichen Eintritt naßkalten Wetter« ward der im oberen Vogtlande übliche und bei günstiger Witterung oft bis Ende -November währende Weidegang der Schafe jäh unterbrochen. Da den Fleischern zumeist die Stallungen und auch das Futter für eine größere Anzahl zum Schlachten bestimmter Thierc fehlen, so müssen die Schafe rasch hintereinander abgeschlachtct werden. Infolgedessen wird das Pfund Schöpsenfleisch zur Zeit für 40 bis 50 Pfg. angeboten und von arm und reich fleißig gekauft. Von Rind- und Schwcinefleisckr dagegen kostet das Pfund 75 bis 80 Pfennige. Barbaras Löhne. Hciterr Lilücr aus dem LchuUcbc» cinrs alten Lrllllcriilcn Von Th. Schmidt. (i>. Fortsetzung.) „Donnerwetter! das ist was für mich," meinte Molch leb haft. „Dem Manne kann geholfen werden. Hast Du den Griff noch, Hans?" „Freilich hab ich ihn noch." „Gieb ihn mir, was kostet er?" „Mach keine Dummheiten, Molch. Der Griff ist mir mehr als zwanzig Thalcr werih. Ich trenne mich überhaupt nicht von ihm." „Na zeigen kannst Du ihn mir doch mal." „Jawohl, Han«, da« mußt Du — geh) hol ihn" riefen wir Anderen voll .Neugierde. „Ach was, Ihr khut ja gerade, als hättet Ihr noch nie einen französischen Degen gesehen," wehrte Hans unserm Drängen. „Ja, aber mit diesem Griff ist das 'was Anderes. Mach doch nicht so viele Umstände damit." „Alberne Kerls," brummte Han«; ging aber doch in da« Schlafzimmer, schloß seine „Fultcrkiste" aus und brachte seinen Fund zum Vorschein. Wir Alle waren ihm gefolgt und betrachteten bald den Griff. Es war ein wcrthwolle« Andenken für den Besitzer. Ab gesehen von deni bedeutungsvollen Moment, in welchem er in die Hände de« Gegner« seine« Herrn übergegangcn war, rcpräscntirte auch da« zu seiner Anfertigung verwendete Edelmetall einen nicht unbedeutenden Werth. Ein Stück von der aus dem feinsten Stahl gefertigten und sauber cisclirten Klinge stak noch in den, eigentlichen Griff. Wer hatte ihn geschwungen, al« der wuchtige Hieb de« PreußcnfäbclS ihn vernichtend traf? — Konnte nicht Mac-Mahon Besitzer desselben in Wirklichkeit gewesen sein? „Und den läßt Du so zwischen Deinen „Brocken" liegen," rief Molch in Extase, und mit vorwurfsvollem Blick auf Hans reichte er den Griff einem Obergcsteiten, der „Sachverständiger" war. „Du „Gimpel" (Spottname de» Obcrgefreiten Grimpel.) Du bist ja Goldschmied; was ist da» Ding» werth." „Gimpel" besah den Griff und wog ihn in der Hand. „MassivGold und Silber,nicht wahr?" frugMolch crwartungvoll. Der Andere schüttelte den Kops. „Nein, da« ist es nicht, aber trotzdem hat er einen reellen Werth von mindestens dreißig Thalcrn." „Tausend! Da« sind ja neunhundert, hörst Du, Hans, neunhundert Schoppen Bier," fiel Max, der immer Durstige, ein. „Himmel! was wird da« für Brummschädel setzen," accom- pagnirte Molch entzückt. „Für Jeden achtzehn Schoppen — der reine Ozean Bier." „Ja, so 'ne kleenc Rölekuhle »oll wärd cs wohl Wern. Eiherrchese« und der Schbitz Hernachen«," bemerkte mit schmunzeln dem Gesicht unser „kemiethlichc" Sachse. Allen Anwesenden wässerte schon der Mund nach den Ge nüssen eine« grandiosen Kneipabend».
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