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dahin gebracht, daß Venedig an Jckl^ kack (sonst wäre auch dies nicht geschehen); waS^nun machen? Wenn Italien ein Rechnen-Enspel in die sen Freundschaftsdiensten anstellen wollte, so müßte das Facit allerdings zu Gunsten Preußens ausfallen, welches kein Gebiet von Italien abzwackte, während man hört, erhält Italien nunmehr doch Geld ge borgt und zwar sollen sich Rothschild in Paris und der „Leeäit soupier" erboten haben, 300 Millionen Francs auf die Kirchengüter vorstrecken zu wollen. Auch Belgien schließt sich der Reihe der Borger an und verlangt 8,400,000 Francs für Hinterladmrgs- gewehre und 60 Millionen für diverses Andere. Die Hinterladungsgewchre sind so Mode geworden, daß ein anständiger Mensch jetzt kaum mehr ohne ein solches ausgehen oder bestehen kann. Die orientalische Frage ist keineswegs er loschen, sondern ist nur vorläufig in den Hintergrund getreten. Daß in derselben noch gewühlt wird, be weist die Reise des Königs von Griechenland nach London, Paris, Berlin, Petersburg und Wien, welche er gewiß nicht unternommen hat, um sich schöne Sammlungen anzusehen, sonst hätte er zuerst nach Dresden reisen müssen. Noch könnte für ihn der Augen blick ein günstiger sein, da Candia noch nicht Unter jocht ist, obgleich die Conslantinopolitanischen Blatter dies beständig behaupten. Diesem Letzteren gegen über und dem Ausspruche Omer Pascha's: Den kleinen Rest der Jnsurrection mit Leichtigkeit unter drücken zu wollen, tritt die Thatsache widerlegend entgegen, daß Herr Omer Pascha dazu 56 Bataillone benutzt. Auch soll der Viecekonig von Egypten er klärt haben, daß er seine Truppen zurückziehen würde, wenn die Verhandlungen nicht schneller gingen. Unseren letzten traurigen Blick wollen wir noch kurz auf Spanien verweilen lassen. Spanien kann sich unter der jetzigen Dynastie unmöglich halten. Die Unruhen der Bürger bestehen fast ohne Unter laß und bestätigen sich neuerdings in Catalomm wieder, wenn auch die, spanischen Regierungsblätter es zu dementiren versuchen. Nachtrag. Im Abgeordnetenhaus in Preußen ist's mit der Reichsverfassung nicht ganz glatt abgcgangen; die Fortschrittspartei hat gegen sie wie ein MänN ge stimmt. Sie wurde dazU durch Petitionen aus dem Lande ermuntert, so durch eine aus Königsberg. Diese sagt rundweg: „Die Verfassung des norddeutschen Bundes ist unvereinbar mit den durch die preußisch? Btt- fassungsurkunde uns gewährleisteten Rechten. Wir fordern die Abgeordneten auf, das Verfassungsrecht des Landes zu wahren. ' Nur ein freies Volk ist eiti mächtiges Volk." — Trotzdem wurde dieselbe mit großer Majorität angenommen. In Holland hat die Viehseuche bedeutend uachge- lassen. Die Kammern haben ein Gesetz angenommen, nach welchem alle noch vorhandenen kraiiken 'Thiele sofort getödtct werden sollen; die Entschädigung '« die Eigenthümer wird unter die Gemeinden und den genießt. Aus ^a^ti-Heilen der 'Etbe lieget! Nach-., richten Lotz welche nicht Wichtig MUH sint^ um sötchL einzeln allem zd brsprechift, dir aber doch nicht außer Acht gelassen werden können. Im Vordergründe bleibt zwar auch jetzt noch die lupenchurger Frage stehen, doch ist sie gegenwärtig noch zu unentwickelt, um als bestimmte Jnteresseufrage zu dienen. Die , EoNfermz bezüglich derftlbcn Ht nun in der Dhat Savoyen, da« Stammlaud des italienisches jiöKig^ in LdNLoN StLUde gekotkMlt. lieber die Und Nizza von Frankreich abgerissen würde. Wie Vorfragen, welche zunächst zu erledigen waren, hat man sich bereits geeinigt. Die Ansichten über das Ergebniß der Conferenz-Sitzungen sind sehr verschieden; englische» deutsche und russische Zeitungen halten zum Theil die Conferenz für nichts Andere«, als ein geschicktes Hinausschieben des Krieges bis zu einem Zeitpunkt, wo die französische Infanterie vollständig mit Hinterladern bewaffnet sein wird. Andere versprechen sich wirklich ein friedliches Re sultat. Soviel sicht jedoch fest, daß die Sprache der französischen Zeitungen eine sehr gewählte ist, indem man, — ohne übertrieben mißtrauisch zu sein — zwischen den Zeilen alles Möglicheherauslesen kann, wie's gerade paßt. So ist z. B. der Abend-„Moniteur" sehr erfreut über die Versöhnung Oesterreichs mit Italien, welche beide Länder seit Jahrhunderten in Todtfeindschaft gestanden hätten. „Die Versöhnung, sagt das Blatt, gewährt vom Gesichtspunkte des Fortschrittes und der allgemeinen Interessent) einen großen Vortheil" (das leuchtet uns ein!). Die Rüstungen Frankreichs werden zwar den Zeitungen nach eingestellt, dafür wird aber ein sogenanntes Uebungslager bei Chalons errichtet. Ganz Europa sagt: Wehe dem, der den Frieden bricht! — Jetzt gilt es, daß Bismark den außerordentlich Friedfertigen spielt, dabei tüchtig rüstet» die Rüstungen aber keck vcrläugnet und dann zu Europa sagt: Ich bin so un schuldig wie ein neugeborenes Kind! Beginnt also Frankreich den blutigen Reigen, gleichviel ob jetzt oder später, so dürfte es doch bei anderen Großmäch ten sehr verlieren, denn Alle brauchen Ruhe und Geld. Als kein gutes Zeichen muß, wenn sich die Nachricht der „Börsen-Z." bestätigt, angesehen werden, daß der König von Preußen nach Petersburg ge schrieben, daß er seine Reise nach Paris zur Welt ausstellung nunmehr sicher aufgäbe. Der König von Preußen gehört doch sicher mit zu den „bestunterrich- tetsten Kreisen" u. s. w. und muß daher genau wissen, ob er trauen darf, ob nicht. Der norddeutsche Verfassungs-Entwurf ist auch, Wie nicht anders zu erivarten war, von den preu ßischen Kammern angenommen worden und zwar mit 226 gegen 91 Stimmen. In Oesterreich giebt sich Herr v. Beust viele Mühe, die der Regierung entgegenstehenden Stimmen zu beruhigen oder zu gewinnen, um somit baldige Ruhe im Inneren zu haben und den Rest von Oester reichs Kraft vielleicht später nach außenhin verwenden zu können. In der luxemburger Angelegenheit scheint es sich mehr den Ansichten des russischen Cabinets anschließen zu wollen, was für Preußen nicht un erwünscht sein dürfte. Italien kommt in große Verlegenheit, mit Wem es halten soll. Frankreich hat ihm die Lombardei