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Amts- M Mcheblatt für den «bonuement oiertelj. 1 M. 20 Pf. einfchließl. d«S »Jllustr. UnterhalümgSbl.' a. der Humor. Beilage »Seifen blasen' in der Expedition, bei unfern Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. GeM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. «»scheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Ps. Im amtlichen Theile die gespaltene Zeile 30 Ps. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. ' --—Hi-- 48. Jahrgang. — 104 Dienstag, den 3. September 1OO1 Oessenttiche Sitzung des Bezirksausschusses zu Schwarzenberg Montag, den 9. September 190t, von Nachmittags 3 Mr an im Verhandlungssaale der unterzeichneten Amtshauptmannschast. Die Tagesordnung ist aus dem Anschläge in der Hausflur des amtshauptmann schaftlichen Dienstgebäudes zu ersehen. Schwarzenberg, am 26. August 1901. Königliche Amtshauptmannschast. «rüg von Nidda. Gesperrt wird vom 2. September d. I. ab bis auf Weiteres wegen Beschotterung und Abwalzens der Kam-Weg Schönheidcrhammer Wilzschhaus innerhalb des «tbenftocker Staatssorstreviers zwischen dem große« Niedcrtthale und dem «öppelsteine. Der Verkehr wird während dieser Zeit aus die alte Rautenkranz - «ibenstocker bez. Wilzschhaus-Schönheider Straße verwiesen. Königliche Amtshauptmannschast Schwarzenberg, den 30. August 1901. «rüg von Nidda. B Der französisch-türkische Konflikt. Für unbefangene Beobachter unterliegt cs keinem Zweifel, daß der bisherige französische Botschafter in Konstantinopel, Constans, allein die Schuld daran kragt, wenn sich die Mein ungsverschicdenhcilcn zwischen der Pforte und Frankreich zu einem so scharfen Konflikt zugespitzt haben, wie er jetzt wirklich trotz aller gegenseitigen Bctheucrungen besteht. Constans ist nahe an die Siebzig und sich seiner Verdienste um Frankreich wohl bewußt. Auf dem von seiner Heimath ziemlich entlegenen Posten in der türkischen Hauptstadt fühlt er seinen Ehrgeiz nicht befriedigt und er beschwor die Absicht herauf, auf sich die allgemeine Aufmerk samkeit seiner Mitbürger zu lenken. Constans konnte cs unmöglich überraschen, daß der Sultan sich sperrte, als man Geld von ihm verlangte. Die türkische Politik des AuSwcichcns ist aus guten Gründen nie hartnäckiger als in Geldangelegenheiten. Das wußte Herr Constans. Trotz dem schlug er sofort die schärfste Tonart an, berichtete auf die erste Weigerung des Sultans »ach Paris, man solle ihn ab- bcrusen. Damit war der Bogen schon überspannt. Man winkte in Paris denn auch ab. lind nun kam die nervöse Zwiespältig keit in den Verhandlungen, die für ihren ganzen Verlauf be zeichnend war. Die Regierung sah sich in einer an sich un bedeutenden Sache durch ihren Botschafter so stark engagirt, daß sic derselben ehrenhalber auch weiterhin viel mehr Gewicht beilegen mußte, als eigentlich ihre Absicht war. Cs war die ganze Zeit über zu erkennen, wie eine nachbesscrnde Hand von Pari« ans zu mildern suchte, was ohne PreiSgcbung des Scheines zu mildern war, während Herr Constans in Kostantinopel die Sache immer wieder auf die Spitze trieb. Dadurch entstand ein Schwanken, das dem Ansehen und den Zwecken Frankreichs nicht förderlich war. Wiederholt mußte Constans, offenbar unter Pariser Einfluß, cinlenken und seinem kaum gefallenen Wort durch die Thal widersprechen. Den Nutzen davon halte natürlich der „arme Mann", der denn auch immer zuversichtlicher und kühner wurde und schließlich einfach am Morgen verweigerte, was er am Abend zuvor zugesagt hatte. Das war e«, was Constans haben wollte. Da« gab ihm die Mittel, seinem Ziel näher zu kommen ; er that den letzten «schritt und reiste scheinbar entrüstet nach Paris. Da« fran- zösischc „Volk" scheint diese Schiebereien hinter den Kulissen nicht bemerkt zu haben. Wie bei allen unangenehmen Ereignissen suchen die Franzosen auch hier nach dem „Feinde", der hinter der Türkei stehen und den Widerstand am Goldenen Horn heim tückisch kräftigen soll. Ebenso natürlich und traditionell ist, daß dieser Feind Deutschland sein soll, das man ziemlich unverhohlen des Doppelspiel« beschuldigt. Unsere Politik hat aber chatsächlich was Bessere« zu thun, al« einen Gegner mit solchen Mittelchen zu ärgern. Denn aus mehr als einen Aergcr, aus eine wirkliche Schädigung könnte e« dabei ja nicht abgesehen sein, da Icder- man klar ist, daß Frankreich in dem ungleichen Kampf, in dem Macht und Recht auf seiner Seite ist, doch schließlich obsiegen muß und wird. ES scheint jedoch, als habe Constans seine persönlichen Zwecke nicht erreicht, al« wolle mau ihn an leitender Stelle garnicht in Pari« behalten. Wenigsten« erklärte er nacb einer langen Unterredung mit dem Minister de« Äußeren, daß er wohl wieder nach Konstantinopel zurückkehrcn werde, was er noch während seiner Reise für ganz ausgeschlossen erklärt hat. Da« bedeutete denn also einen gänzlichen Mißerfolg in jeder Hinsicht. Constan» hätte dann weder sich, noch der Sache gedient. Da seine Person ihm bei der Angelegenheit da« Wichtigste war, so kann man ihn nicht bedauern. Tagesgeschichte. — Deutschland. Als Zeitpunkt der Zusammenkunft Sr. Majestät de« Kaisers mit dem Zaren in der Danziger Bucht ist aus Privakmcldungen der 10. September bekannt ge worden, und man wird diese« Datum al« richtig ansehcn können, wenngieick unsere amtlichen Kreise au« begreiflicher Zurückhalt ung und schon au« Rücksicht gegen Rußland von der Veröffent lichung eine« förmlichen Programm« für die Zweikaiscrbegcgnung abschcn. Die politische Bedeutung de« am Ostsecstrande zu er wartenden Wiedersehen« der beiden Herrscher ist inzwischen da durch verstärkt worden, daß Kaiser Nikolaus II. die .Initiative ergriffen hat, um die Zuziehung de« Reick>«kanzler« Grasen Bü low zu den Danziger Unterredungen hcrbeizusühren. Wir sagen absichtlich Unterredungen und nickt Verhandlungen. Denn eine neue deutsch-russische Abmachung besonderen Inhalt« werden be sonnen urtheilendc Politiker nicht in Aussicht stellen, wohl aber eine Aussprache, die die Ucbercinstimmung der deutschen und der russischen Politik in ihren großen Zügen und ihrer friedlichen Grundrichtung außer Zweifel setzen wird. E« ist befriedigend zu hören, daß neuerdings auch die Thcilnahme de« russischen Ministers de« Acußern an der Kaiserzusammenkunst al« sicher gilt. Graf Lambsdorff wird in persönlicher Fühlungnahme mit dem Grafen Bülow die Ucbcrzeugung gewinnen, daß für ein wechselseitiges Vertrauen zwischen den Kaisern, wie zwischen den Regierungen Deutschlands und Rußlands freie Bahn geschaffen worden ist, und daß gerade der deutsche Reichskanzler zu diesem Ergcbniß bereitwillig und thätig mitgewirkt hat. — Prinz Tschun richtet sich in Basel häuslich ein. In den Verhandlungen scheint eine Ruhepause cingctrctcn zu sei». Am Freitag sand kein Dcpcschcnwcchscl mehr statt. Die Ge sandtschaft hat bei ihrer Abreise von China schon ganz genau ge wußt, unter Beobachtung welcher Formalitäten sic vom deutschen Kaiser empsangcn werden und in welchen Formen die Audienz beim Kaiser sich abspielcn würde. Die chinesische Regierung hatte die Erfüllung dieser Forderungen zugestandcn und versprochen, und erst bei der Ankunft des Sühneprinzen in Basel wurden andere Saiten aufgezogen und die Gesellschaft wurde aufsässig. — Das Gumbinner Tode surt heil zieht immer weitere Kreise, selbst über die Grenzen Deutschlands hinaus. Da cS den Anschein gewinnt, als ob die Revisionsgründe für stich haltig erkannt werden müssen, wird diese sensationelle Angelegen heit voraussichtlich zum dritten Mal ein militärisches Gericht beschäftigen, wie denn auch einzelne Vorkommnisse dabei die Volks vertretung beschäftigen werden. — Oesterreich-Ungarn. Die Beunruhigung über die russische Balkanpolitik ist in Ungarn trotz der vielen Be ruhigungsartikel der Wiener Presse noch nicht geschwunden. Sie wird von Ungarn aus neu genährt. Besonders die Budapester Presse läßt sich in ihrem Mißtrauen gegen Rußland nicht irre machen. Auch kommen ans Bukarest fortwährend neue Nach richten über kolossale russische Truppen-Antämmlungcn längs der rumänischen Grenze. — Frankreich. Nationalistische Drohungen gegen die Regierung werden wegen de« Ausbleibens der Begnadigungen laut. Man glaubt, daß mau der Regierung für diese Begnadig ungen nicht einmal zu Dank verpflichtet wäre, da sie in ihrem eigenen Interesse lägen, falls fie s nicht darauf abgesehen habe, die Thcilnahme für das Martyrium zu einem Meer anschwcllen zu lassen, in dem sie selbst ihren Untergang finden könnte. Wenn die Amnestie wirklich auSblcibe, könne man sich darauf gefaßt machen, während de« Zarcnbcsuch« neben dem begeisterten: »ES lebe der Zar!" auch das minder angenehme: „Nieder mit Loubct!" zu vernehmen. — Spanien. Madrid, 31. August. Die vor einigen Tagen von der hiesigen Presse verbreitete Meldung von dem Ein tritt Spaniens in den Zwcibnnd war verfrüht, ist jedoch, wie cs heiß«, nicht unbegründet. Dem Blatte „Hcraldo" zufolge wird ein Allianzvcrtrag, welcher den Eintritt Spaniens in den Zwcibnnd betrifft, erwogen. Zu diesem Zwecke soll eine russische Mission während des Zarenbcsuche« in Frankreich in Madrid eintresscn. — Nordamerika. Ein sehr schlimmer Ausstand herrscht seit einigen Wochen in San Francisco. Derselbe begann mit einem Ausstand der Hafenarbeiter, welche die Anerkennung ihrer Union verlangen. Darauf folgten die Schiff«heizcr und die Hafcnfuhrleutc und endlich schlossen sich auch die Schiffsköche und Stewards den Streckern an. Es sind dadurch unerträgliche Verhältnisse geschaffen worden. Der gcsammtc Hafenverkchr ruht. Die angckommenen Schisse können nicht auSgsladcn werden und kein Schiff kann Ladung einnchmcn. Ein Gesuch der Rheder, ihre chinesische Mannschaft zum Ausladen der Schiffe zu ver wenden, wurde von der Regierung al« unzulässig abgeschlagen. Da« Chincsengesctz verbietet den Chinesen da« Betreten der Dock«. Der Ausstand der Fuhrleute hat auch zur Folge, daß der Straßcnkehricht nicht abgesahrcn werden kann. Infolge dessen läßt die Stadt die Straßen überhaupt nicht mehr reinigen. Da« GcschäftSlcben leider in der ganzen Stadt. Die Handels kammer verlangt von de» Stadtverwaltung, daß dieselbe den Streik mit Hilfe der Polizei breche, doch der Bürgermeister er klärt, völlig machtlos zu sein, und verweist aus die Thatt'ache, daß sich keine Streikbrecher zur Verfügung gestellt haben. — Südafrika. Weitere Meldungen, die der „Köln. Ztg." aus Kapstadt zugehen, bestätigen, daß sich die dortige Lage für England sehr verschlimmert har. Die Erbitterung sei im ganzen Lande im Wachsen begriffen; nicht allein die holländischen Afrikanderkreise, sonder» auch die englischen Kolonisten seien sehr verstimmt. Die gcsammtc Kapkolonie biete da« Bilv der größten Unordnung. Große Beunruhigung rufe die That- sache hervor, daß cnglischerseits immer mehr Kaisern und Misch linge bewaffnet werden, die sich bereits mehrfach gegen die ihrer Waffen beraubten Einwohner auslehnten. Die Buren behaupteten ihr Operationsfeld zwischen Kapstadt und der Port Elisabeth- Bahn und erhielten von allen Seiten fortgesetzt beträchtliche Verstärkungen. — Kapstadt, 3l. Aug. Burenabtheilungen unter Schce- pcrs und van der Merve sind westlich über Oudkschoorn hinaus vorgcdrungen. Am 27. d. Ak. wurde heftiges Feuern westlich von Oudkschoorn gehört. — Lord Kitchcner meldet aus Pretoria vom 31. August: An der nördlichen Eisenbahnlinie zwischen Wa- tcrval und Hamanskraal wurde heute ein Zug in die 2ufi gesprengt. Eine Abtheilung von etwa 2rü> Buren eröffnete sofort ein Feuer auf den Zug und steckte ihn in Brand. Oberst leutnant Vandelcur von der irischen Garde wurde gelöster. lieber weitere Verluste ist noch nichts gemeldet. Locale und sächsische Nachrichten. — Schönheide. Der hiesige Männergcsangvercin veranstaltete ani >. September ini Saale des GambrinuS ein patriotisches Concerr. Die Veranstaltung sollte in erster Linie dem Zwecke dienen, für die edlen Bestrebungen des Bismarck denkmal Comitec Freunde und Gönner zu werben, llcbcrblicken wir den Verlauf des Abend«, so können wir rückhaltslos der Behauptung Ausdruck geben, daß derselbe in jeder Hinsicht ein wohlgelungcnes Unternehmen bedeutet. Dem Conceri lag ein reichhaltige«, zweckentsprechendes Programm zu Eirunde. Dasselbe wurde eingelcitct mit dem Krönungsmarsch aus der Oper „Die Folkungcr" für Klavier, vorgctragcn von den Herren Lehrern Bönitz und Haase. Im Anschluß daran wurde von Herrn Lehrer Flath der von ihm selbst gedichtete Prolog gesprochen. Er gc dachte mit markigen Worten der stolzen Siege Deutschlands des gewaltigen Krieges von 1870/71, forderte die Vatcrlandsfrennde auf, den großen Koryphäen jener Tage den geziemenden Dankes- tribut zu zollen und beantwortete anschließend die Frage: „Wo liegt Deutschlands Zukunft?" Der Männergcsangvercin hatte sich eine nicht leichte Aufgabe gestellt, welche er aber in muster- giltiger Weise durchführte. Die zum Vortrag gebrachten Lieder machten auf die Zuhörer einen nachhaltigen Eindruck. Ter Sängcrchor zeichnete sich durch Stiunucurcinheit, sicheres Einsetzen, vcrständnißvollcn Vortrag und fast durchgehends saubere Text bchandlung aus. Recht gefällig wurden die gesanglichen Dar bietungen der Herren Wild und Kühn ausgenommen, wie auch die Zithcrvorträge des Herrn Gebhardt ihren Eindruck nicht verfehlten. Herr Studiosus Ak. Lenk stellte die Buren als Vor bild der Tapferkeit hin unv brachte ein dreifaches Hoch auf Kaiser Wilhelm und König Albert au«. Ein fröhlicher Ball hielt die Versammlung noch einige Stunden beisammen. Dem Besuch nach zu urthcilen, ist dem Denkmalfond eine ansehnliche Unterstützung zulhcil geworden. — Dresden, 31. August. Die Privata Theresia Iahncl geb. Neumann, die am Abend de« 20. März d. I. in einem hiesigen Straßenbahnwagen der Linie Schloßplatz Blascivitz den König!. Kammcrmusiku« Adolf Gunkel erschoß und sich deshalb seit dem 19. Juli zur Beobachtung ihres Geisteszustandes in der Irrenanstalt Sonnenstein befand, wurde vor wenigen Tagen wieder der hiesigen Gcsangenenanstalt zugeführt. 'Nach dein ärzt lichen Gutachten ist die unglückliche Frau geistig umnachtet. Ihr Vater war auch geisteskrank. Die Strafverfolgung gegen die Iahncl wird deshalb eingestellt, sic wird nach Oesterreich aus geliefert, um dort von ihren Verwandten in einer Anstalt unler- gebracht zu werden. — Leipzig, 31. Aug. Heute Nachmittag gegen 1'Z Uhr versuchte der Milchhändlcr Mischke mit seinem Fuhrwerk, aus dem außer ihm und seiner Frau noch eine fremde Frau uebst 2 Kindern sich besanden, den Uebergang der Magdeburger Bahn über die Breitcnfclder Straße in Leipzig-Gohli« zu passircn, trotz der Warnung de« Bahnwärter«, der im Begriff war, die Schran ken zu schließen. Da« Fuhrwerk wurde von 2 znsammcngekop- pelten Lokomotiven erfaßt und zertrümmert. Die drei er-