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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 29.08.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-08-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190108295
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19010829
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19010829
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1901
-
Monat
1901-08
- Tag 1901-08-29
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Monat
1901-08
-
Jahr
1901
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spann« sestsiellen. Sobald drei einwandfreie Zeugen eine auf fallende Ueberschreilung diese« Tempo bestätigen, tritt Geldstrafe nicht unter 300 Marl ein. Fahrlässig herbeigeführte Unglücke salle wären durchweg nicht mit Geldstrafe, sondern nur mit Ge- sängnih zu sühnen. E« ist unbedingt nothwendig, daß hier mit Strenge vor beugend eingeschritien wird. Der Verkehr ist sür die Menschen da, nicht die Menschen sür den Verkehr. Am allerwenigsten ober sind diese dazu da, von toll gewordenen Verkehrsmitteln zermalmt »der doch beschädigt zu werden. Wer mit Schnellzuglgeschwindig- keit befördert sein will, der mag gefälligst die Bahnen befahren, die eigen« sür Liesen Zweck erbaut sind. Wie in der Industrie einen Arbeilerschutz, io muß e« im Verkehr einen Schuh de« Publikum« geben. Leben und Gesundheit der Bürger stehen höher, al« irgendwelche geschäftliche oder gar nur sportliche Interessen. Tanesaeschichte. — Deutschland. Prinz Tschun, der Bruder de« chine sischen Kaiser«, der am Montag in Beilin eintreffen sollte, um sich seine« Auftrage«, da« Bedauern de« chinesischen Hose» wegen der Ermordung de» Gesandten Frhrn. von Aetteler au«zusprechen, zu entledigen, ist in Basel erkrankt und hat die Weiterreise nach Berlin aufgeschoben. E« steht noch nicht fest, wann der Empsanq durch den Kaiser erfolgen wird, doch erwartet man nur einen kurzen Aufschub. Den internationalen Bräuchen entspricht e«, daß sich ein derartiger Vorgang, auch wenn e« sich um eine Sühnegesandtschaft handelt, nach einem gewissen, dem Range und den Würden de« Träger« der Mission angepaßien äußeren Zere moniell abspielt. Wir haben schon, so schreiben die „B. N. N.", vor längerer Zeit der Meinung Ausdruck gegeben, daß in Bezug auf Ehrungen über da« nothwendige und übliche Maß nicht hinau«gegangen werden dürfte, damit der Prinz und seine Nation nicht schließlich von der Mission den Eindruck gewinnen, daß er al« Triumphator in Berlin Einzug gehalten habe. Verschiedene andere Organe der Presse haben sich in der Zwischenzeit in ähn lichem Sinne geäußert. E« ist anzunehmcn, daß dem chinesischen Sendling vom Kaiser kein Zweifel über Len Ernst seiner Mission gelassen wird. Zu wünschen ist, daß Prinz Tschun nicht, wie seiner Zeit Li-Hung-Tschang, von privaten Interessenten gor zu eifrig umworben werde, da dergleichen Uebcrschwänglichkcitcn erfahrungsgemäß ganz entgegengesetzte Wirkungen zu haben pflegen, al« beabsichtigt wird. — Berlin, 27. August An maßgebender Stelle wird an der Ueberzeugung festgehallen, daß der „Sühneprinz" Tschun thatsächlich durch Erkrankung oder Uebermüdung ver hindert ist, seine Reise nach Berlin sortzusetzcn und seine Mission zu dem ursprünglich festgesetzten Zeitpunkt zu ersüllcn. Man ist auch nicht abgeneigt, schreibt die „Voss. Ztg." ihm die zur Wieder- Herstellung seiner Gesundheit oder zur Sammlung neuer Kräfte nothwendige Frist zu gewähren, aber wenn Tschun sich der Hoff nung hingeben sollte, daß er und der Zweck seiner Reise in Ber lin darüber in Vergessenheit geralhen konnte, so dürfte er sich denn doch täuschen. Er wird nach Berlin kommen, und fall feine Krankheit nur auf ein abgekartete« Spiel der chinesischen Machthaber zurückzuführen ist, so wird Prinz Tschun diese« Spiel verlieren, denn er wird nicht locker gelassen werden und den Bußegang an den Hof de« Kaiser» machen müssen, der ihn übrigen« nicht in Potsdam, sondern, wie da» vollkommen richtig ist, im Stadtschlcß zu Berlin, in der Reichshauptstadt, in Audienz zu empfangen beabsichtigt. Bei diesem Empfang soll dafür Sorge getragen werden, daß der Prinz sehr deutlich spürt, daß er, als Vertreter seine« Bruder«, de» Kaiser» von China, einen Bitl und Bußcgang nach Berlin unternommen hat und nicht eine Vergnügungsreise an einen befreundeten Hof. General v. Hopfner und der Oberstleutnant v. Lütlwitz, die den Prinzen Tschun in Basel empfangen und nach Berlin geleiten sollten, sind allein hierher zurückgekehrt, denn Krankenwärter zu spielen, war nicht ihre« Amte«. Von deutschen Herren ist General Richter, der den Prinzen au« China nach Europa geleitet hat, in Basel ge blieben. Au« Basel wird un« gemeldet, daß man sich dort er zählt, daß die Hauptursache sür die Unterbrechung der Reise de« Prinzen Tschun in plötzlich entstandenen diplomatischen Schwierig keiten zu suchen sei, über deren Beschaffenheit in der Umgebung de» Prinzen strenge« Stillschweigen beobachtet werde. Vielleicht steht diese« Gerücht in einem gewissen Zusammenhang mit einer in Potsdam in Hofkreijen kursirenden Lesart, wonach der Kaiser sich geweigert habe, den Prinzen Tschun zu empfangen, solange da» Friedensprotokoll die Unterschriften der chinesischen Unter händler nicht erhalten habe. Diese Auffassung erscheint aber nicht recht glaubwürdig, denn hätte die Absicht vorgelegen, den Empfang de« Prinzen Tschun von der Unterzeichnung de« Pro tokoll« abhängig zu machen, so wären in Anbetracht der That- sache, daß diese» Protokoll noch nicht unterschrieben worden ist, General v. Höpfner und Oberstleutnant v. Lüttwitz dem soge nannten Sühneprinzen schwerlich zur Begrüßung entgegengesandt worden und man hätte mit den EmpsangSvorbcreitungcn gewartet, bi» jene Vorbedingung erfüllt worden wäre. Eine Potsdamer Korrespondenz glaubt melden zu dürfen, daß Prinz Tschun dadurch verstimmt worden sei, daß er bei seiner Ankunft in Potsdam von dem Stadtkommandanten General-Major ». Moltke und dem Platzmajor Grafen v. Schwerin empfangen werden sollte, während er auf eine große Begrüßung durch den Kaistr gerechnet hatte. Wenn man dem barbarischen Hochmuth der Chinesen auch noch so hervorragende Leistungen zutrauen kann, so erscheint e« doch unmöglich, daß sich Prinz Tschun und seine Leute mit solchen Erwartungen getragen und sich über ihre Stellung am hiesigen Hose so weit getäuscht haben könnten, derartige Ehrungen sür den „Sühneprinzcn" zu erwarten. — Eine umfangreiche Aenderung der Telegraphen ordnung vom 9. Juni 1897 hat soeben Staal«sekr»tär Kraetke al« Stellvertreter de« Reichskanzler» erlassen. Da« Wichtigste darau« ist Folgende«! Telegramme können nach allen Orten auf gegeben werden. Ist am Bestimmungsorte eine Telegraphen anstalt nicht vorhanden, so erfolgt die Beförderung von der äußersten oder der vom Aufgeber bezeichneten Telegraphenanstalt entweder durch die Post oder durch Eilboten. Der Aufgeber kann verlangen, daß da» Telegramm bi« zu einer von ihm be zeichneten Telegraphenanstalt telegraphisch und von dort bi« zum Bestimmungsort durch die Post befördert wird. — Der Schutzmann Kettlitz und der Handelsmann Libsch in Beilin wurden am Sonnabend vom Kriminalinspektor Braun über ihre Angaben bezüglich te«Krosigk'schen Mord prozesse« vernommen, doch hat die Vernehmung auch nicht« weiter zu Tage gefördert, al« die bereit« bekannten Thatsachen. Der Schutzmann Kettlitz konnte nur wiederholen, daß ihm Libsch von dem Gespräch, da« er mit den zur Schutztruppc gehörenden Soldaten gehabt hat, Mittheilung gemacht hatte, al« die Verui- lheilung de« Unteroffizier« Marlen bekannt wurde. Auch Libsch gab da» Gespräch mit den Soldaten fast ebenso wieder. Man neigt immer mehr der Ansicht zu, daß Libsch von den Soldaten, die jedenfall« renommiren wollten, etwa« erzählt wurde, woran sie selbst nicht glaubten, denn e« hat sich bereit« herau«gestellt, daß von den Unteroffizieren und Mannschaften der 4. Schwadron de« II. Dragoner - Regiment« nach Ermordung de« Rittmeister« v. Krosigk Niemand nach China befördert worden ist. Wie nach dem „Kl. Journ." verlautet, sind die Akten über die Vernehmung de« Kettlitz und Libsch nach Gumbinnen gesandt worden, von dort au« wird zunächst nachgesorscht werden, wer von den Dragonern zur Schutzlruppe nach Südwest-Asrika gesandt wurde und welche j. Zt. de« 17. Juni in Berlin waren. — Türkei. Die „Köln. Ztg." meldet au« Konstanti" nopel vom 26. d. M.: Der französische Botschafter Constan« ist heute mit dem Orientexpreßzug nach Europa abgereist, nach dem um 11 Uhr die französische Flagge aus der Botschaft nieder gezogen war. An Bord de« sranzösischen Kriegsschiff« „Bautour" empfing Constan« noch den Besuch eine« hohen Palastwürden träger«, der ihn zum Bleiben zu bewegen suchte. Thatsächlich sind im letzten Augenblicke, nachdem schon alle« zur Zufriedenheit Frankreich« geregelt war, wieder Schwierigkeiten entstanden. Die Abreise de« Botschafter« ist nicht al« einfacher Urlaub, sondern in der Thal al« ein Druck zu betrachten, der auf die Pforte ausgeübt werden soll. Der zunächst noch zurückgebliebene Bot schaftsrat- Bapst erledigt laut de» von Constan« an da« diplo matische Korps versandten Rundschreiben« nur die laufenden Angelegenheiten privater Natur. — Südafrika. Die letzten Meldungen vom Kriegs schauplätze lauten sür die Engländer wenig günstig. Weder mili tärisch noch moralisch sind sic Herren de« Gebiete«, dessen An nexion schon von Lord Robert« verkündet worden ist. Die Stimm ung der Buren, die im Felde stehen, läßt nicht« von der Ent- muthigung erkennen, mit der englische Berichte die Bevölkerung jenseit« de« Kanal« von Zeit zu Zeit über die Ergcbnißlosigkeil der Kriegführung zu trösten bestrebt sind. Aber auch der greise Präsident de« Burenvolkc« hält sein Haupt aufrecht und will gegenwärtig so wenig wie vor Jahr und Tag von einem anderen al« ehrenvollen Frieden etwa» wissen. Den echten Stempel seine» Geiste« trägt eine Kundgebung, über die der Telegraph berichtet: „Daily Telegraph" meldet au« Hilversum vom 23. August, Prä sident Krüger habe im Lause einer Unterredung erklärt, nicht« mit Ausnahme der Haltung der englischen Regierung habe sich in der Lage der Dinge geändert. Die Buren befolgten die selbe Taktik, die sie bei Beginn de« Kriege« befolgt hatten. Man habe sie früher militärische Taktik genannt, dann habe man sic irreguläre Kriegführung geheißen. E« sei jetzt die Taktik der Vertheidigung. Die Zahl der Buren sei geringer geworden, aber ihr Widerstand zeige auch heute alle wesentlichen Bestandtheile einer regelrechten Kriegführung. Die Burenführcr hätten ihre Mannschaften in der Gewalt, wie auch die Burenrcgierung da« Burenvolk immer noch regiere. Die Proklamation Lord Kit- chcncr« könne nur eine Wirkung aus die Buren haben, die näm lich, ihre Gemülher zu verbittern, ihre Waffen zu stählen und ihren Widerstand hartnäckiger zu machen. Die Behauptung von einer Verschwörung der beiden Republiken wider die britische Herrschaft in Südafrika sei eine häßliche Lüge. Er spreche e« hier vor dem Angesichte de« Allmächtigen Gotte« au», e« sei die» eine Lüge, welche Blutvergießen und Vernichtung erzeugt habe. Gott wisse, daß er die Wahrheit spreche, und seine Zeugen hie- nieden seien Salisbury und Ehamberlcin. Diese wüßten genau, daß da«, wa« er spreche, wahr sei. Niemals habe e« eine ver derblichere und teuflischere Lüge gegeben. Auf der Basis der Unabhängigkeit der beiden Republiken und voller Straflosigkeit der Aftikander der Kapkolonie könne noch immer ein wahrer, dauernder Frieden geschlossen werden. — Ein Telegramm Kitchener« au« Pretoria vom 2d. d. M. meldet: 3 Offiziere und 6d Mann, welche von Lady- brand her auf der Rechten von Elliot« Mannschaften marschirtcn, ergaben sich auf ungünstigem Terrain am Morgen Le» 22. d. M. und wurden von einer überlegenen Streitmacht de« Feinde« ge fangen genommen. Ein Mann wurde gelödtet und vier ver wundet, die Gefangenen wurden al»dann wieder frcigelassen. Kitchener hat eine Untersuchung eingcleitct. — Diese Verlegen- heilSmelbung, welche die schwere Niederlage der Engländer so deutlich zwischen den Zeilen lesen läßt, wird durch folgende Nachricht von burischer Seite in da« rechte Licht gerückt: Au» Kapstadt wird vom Sonntag gemeldet: Die Buren griffen siegreich einen Theil der Brigade Elliot am 22. August nahe Ladybrand im Freistaat an. Die Engländer wurden auf den Caledonfluß zurückgeworfen, sie verloren 3 Geschütze, 17 Todte, 42 Verwundete; 5 Offiziere und 72 Mann find gefangen. — Eine Depesche de« General» Kitchener au« Pre toria vom 25. August besagt: Ich erhielt einen langen Brief von Stcijn, in welchem er die Angelegenheiten der Buren ausführlich darlcgt und erklärt, daß er weiter kämpfen werbe. Ich erhielt ferner ein kurze« Schreiben von Dewet, der sich in demselben Sinne au«spricht und von Botha, der gegen die von mir erlassene Proklamation Einspruch erhebt und ebenfalls seine Absicht kundgiebt, Len Kampf sortsetzen zu wollen. Locale und sächsische Nachrichten. — Hund-Hübel. Der Sächsische Jerusalems verein ist die jüngste der in Sachsen bestehenden Vereinigungen zur Pflege christlicher Liebeswerke. Trotzdem oder vielleicht gerade Lcthalb findet er in unfern kirchlichen Kreisen viel Sympathien, wa« bei Gelegenheit der letzten Landessynode besonder» hcrvortrat. Im Bereich unserer Landeskirche hat er namentlich seit der Ein weihung der Erlöserkirche in Jerusalem, an der auch eine Reihe namhafter Vertreter au« Sachsen theilnahmcn, einen lebhaften Aufschwung genommen. Er unterstützt gemeinsam mit seinen Brudervcreinen in anderen deutschen LandeStheilen die meisten evangelischen Anstalten im heiligen Lande, so da« bekannte Schnellersche Waisenhaus und da» von der Brüdergemeinde unter haltene Au«sätzigcn-Afyl „Jesu«hilse" ,u Jerusalem, ferner da« Waisenhaus in Bethlehem, wo verwaiste armenische Kinder unter gebracht sind u. s. w. Seit kurzem entfaltet er auch eine mehr selbstständige Thätigkeit, indem er die Fürsorge für die arabisch evangelische Gemeind» Bet Sahur übernommen Hal, die auf dem Hirtcnkelde bei Bethlehem im Entstehen begriffen ist. E« ist dem rührigen Pastor Böttcher in Bethlehem zu verdanken, daß sich in der durch die Weihnachl»geschichtc jo bekannt gewordenen Gegend evangelische» Leben regt und nach kirchlicher Ordnung verlangt. Er sammelte die in geistiger und sittlicher Hinsicht verwahrlosten Kinder von Bet Sahur und gab ihnen in dem erprobten Sleman Abudaje, seinem eingeborenen Gehilfen, einen tüchtigen Lehrer. Später soll ein gewisser Michail Jacub an seine Stelle treten, ein junger Perlmutierschneidcr, der seine wissenschaftliche Ausbildung im Syrischen Waisenhaus» empfängt. Mit dieser Schule, die jetzt von 65 Knaben und Mädchen besucht wird, ist ein regelmäßiger Gotle«dienft für die jungen und alten Leute vom Hirtensetde verbunden. Pastor Böttcher behandelt die kleine Gemeind« zunächst al« sein Filial. Um ihr über die Schwierigkeiten der Anfang»zeit hinweg zu Helsen, hat der Säch sische Jerusalem«»erein sie al» sein Pflegekind übernommen. Da neben will er freilich auch den obengenannten evangelischen An stalten die bi»herige Beihilfe fort gewähren. Dazu aber reichen seine Mittel nicht au«. Mil Rücksicht daraus hat ihm di» oberste Kirchenbehördc von diesem Jahre an auch eine Kollekte in allen Kirchen unsere« Lande« bewilligt, die er mit dem Leipziger Lentral- »erein sür Mission unter J»rael thcilen soll. — Johanngeorgenstadt, 27. August. Am vergangenen Freitag um Mitternacht hörte ein hiesiger Nachtschutzmann bei Ausübung seine« Berufe« in der Hospitalgasse einen Gesang, der nach seiner Meinung au« dem Friedhöfe zu kommen schien. 'Nachdem er sich überzeugt halte, daß die« thatsächlich der Fall war, benachrichtigte er seinen Kollegen, und beide gingen nun daran, mit einer Laterne den Friedhof abzusuchcn. Sie fanden da« Thor offen, ebenso die Thür der Friedhofskapelle, konnten aber den Urheber de« Gesänge« beim Absuchen de« Friedhöfe» nicht entdecken. Plötzlich hörten sic da« Lied: „O du himmel blauer See!" singen. Sie begaben sich sofort nach der Stelle, au» welcher die Töne, die von einer rauheu Männerstimme her rührten, kamen und entdeckten zwischen zwei Gräbern einen hiesigen, von seiner Frau getrennt lebenden Handarbeiter, der dem Trünke ergeben ist und im Spittel wohnt. Der gefühllose Mensch, welcher sich so zwischen die Gräber gelegt hatte, daß sein Kops nach dem Fußende der letzteren reichte, wurde natürlich sofort aufgehoben und in da« städtische Arrestlokal abgeführt. — Johanngeorgenstadt, 27. August. Am Sonntag Nachmittag wurde die Familie de« Handelsmann« Mollweide hier von einem bedauerlichen Unfall betroffen. Herr Mollweide war im Begriff, mit seiner Frau und einem Sohne mittelst Ge schirr nach dem Bahnhof zu fahren, um nach Chemnitz weiter zu reisen, al» plötzlich die Kutsche umschlug und alle drei Per sonen unter da« Gefährt zu liegen kamen. Die Frau erlitt hierdurch einen offenen Röhrcnbruch über dem rechten Handgelenk und Herr Mollweide wurde am rechten Bein schwer verletzt. Der Geschirrführer mußte bewußtlos in ein Nachbarhaus getragen werden. Der Sohn de« Herrn M. kam mit dem Schreck davon und konnte die Reise sortsetzen. — Dresden, 26. August. Ein sensationeller Ver- gistungsselbstmord hat hier große« Aufsehen erregt. In der Nähe der Pikardie sand Freitag Nachmittag ein Handwerker auf einer Bank eine schwerkrankc, gutgekleidetc Dame. Die Er krankte starb nach etwa einer halben Stunde in den Armen des Handwerker«. Die Lebensmüde hatte Karbolsäure getrunken. Bei der Todken fanden sich auch zwei Briefe, deren einer eine Photographie enthielt. Die Briefe waren an einen hiesigen Oberarzt der Artillerie bcz. an dessen Frau gerichtet. Die Ver storbene ist nach der bei ihr gefundenen Legitimation die von ihrem Manne getrennt lebende 22jährige Frau de« Bäckermeister- May. Der Mann, der die Verstorbene sand, sah einen Herrn und eine Dame, anscheinend in den 50er Jahren, die wiederholt an der Bank, auf der die Vergiftete saß, vorbeigingen, sich scheu umsahen und flüchteten. — Leipzig. Durch ein unachtsam weggeworfene« brennen des Streichholz war am Sonntag in einem hiesigen Garten lokal einer jungen Dame da« weiße Mullklcid in Brand gerathen. Die anscheinend von heftigen Schmerzen Gepeinigte lies in ihrer Angst mehrfach um einen Tisch herum, bi« ihr einige beherzte Männer beisprangen und den Brand erstickten. Da» junge Mädchen war schwer verletzt und wurde nach dem Krankenhaus« gebracht. Der muihmaßliche Urheber de« Unglück« wurde er mittelt und zur Verantwortung gezogen. — Meerane, 26. August. Ein schrecklicher U »glück«- fall trug sich am Sonnabend Abend in der sechsten Stunde hier zu. Mehrere Arbeiter de« hiesigen Elektrizitätswerke« waren in der Emilienslraße mit Reparaturen de« Leitungsnetze« be schäftigt. Hierbei kam der Arbeiter Liebich, welcher auf einer Leiter an der Spitze de« Maste« stand, einem Lcitung«draht zu nahe, und wurde durch da» bloße Berühren de« Drahte» mit dem Arm vom elektrischen Strom getödtct. Der Unglückliche schwebte ca. Stunde lang in der Lust. Erst nachdem von der elektrischen Zentrale au« der Strom abgestellt worden war, konnte die Leiche de» Bedauern-werthen herabgeholt werden. Liebich stand im 23. Lebensjahre. — Flöha, 26. August. Heute Montag früh brannte» die an der Chemnitz-rstraße aus dem Berge gelegenen zwei größten Bauerngüter, den Herren Förster und Endig gehörig, völlig nieder. Der gejammte Besitz einschließlich de« Inventar«, auch da« de« Gesinde«, war in beiden Gütern versichert. Vier Schweine kamen in den Flammen um. An der Bekämpfung de« Brande» beiheiligtcn sich 12 Feuerwehren. — Aue, 27. August. Wegen ungenügender Wirkung der Luftdruckbremse fuhr gestern Abend der 9 Uhr 50 Min. Abend« von Chemnitz nach Jäger-grün verkehrende Personenzug Nr. 1780 mit außergewöhnlicher Schnelligkeit in Aue ein, kam trotz gegebener Haltesignale nicht an der bestimmten Stelle de« Bahnsteige« zum Halten und stieß auf die zur Weiterbeförderung diese« Zuge« nach Jäger-grün am Lößnitzer Ucbcrgange haltende Lokomotive heftig aus. Hierdurch erhielten 19 Reisende, sowie der Lokomotivführer und ein Schaffner anscheinend leichte Ver letzungen. Der Betrieb erlitt keine Störungen, auch ist der ent standene Materialschaden verhältnißmäßig gering. — Eine Landkarte für 4 Millionen Mark, vielleicht die theuerstc Landkarte der Welt, hat jetzt die Regierung de» Königreich« Sachsen soeben fertig gestellt. Diese zeigt, wie der Boden in Sachsen beschaffen ist, au« welchen Gesteinen oder Verwitterungen er besteht, ob Lehmboden oder fruchtbare Ackerkrume aufliegt, ob da« Erdreich durchlässig ist oder wie sonst der Untergrund beschaffen ist, ob Metallgänge oder Kohlenlager und Bergwerkslager sich unter der Erde hinziehen :c. 123 einzelne Kartenblätter gehören zu diesem einen großen Ganzen, deren jede« etwa zwei Ouadratmeilen umfaßt und eine etwa einjährige Arbeit eine« Geologen erfordert hat. Die Kosten jede« einzelnen dieser Blätter stellen sich im Ganzen auf je 30- bi« 40 000 Mk. Aber auch der Nutzen diese« kostspieligen Kartenwerk« ist seiner Herstellung fast unmittelbar gefolgt. Bei Eisenbahnbauten, bei Bergwerk«anlagen ic. ist diese Uebersicht schon mehrfach von großem Vortheil gewesen. Auch die Wasserbeschaffung sür die Großstädte Leipzig und Chemnitz beruht wesentlich auf diesen Ermittelungen der geologischen Landc«untersuchung. Aber auch für die Land- wirthschaft und zur Beurtheilung der Bodengüte sind die Dar stellungen dieser geologischen Karten von hohem Werthe. — Da« „Letpz. Tagebl." schreibt: Vor einigen Tagen theilte ein Dre«dner Blatt mit, e» stehe eine baldige abermalige Aen- dcrung de« Gewinnpläne« der königlich sächsischen Lande«- lotterie bevor. Dem gegenüber erfahren wir zuverlässig, daß eine solch« Aenderung nicht geplant ist.
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